Randy Shilts - And the Band Played On: Politics, People, and the AIDS Epidemic
Stand lange auf meiner Liste. Die Laune war eh im Keller, da habe ich mich herangewagt. Shilts beschreibt die Anfänge der AIDS-Epidemie in den westlichen Staaten mit Schwerpunkt USA. Es wird ausführlich auf politische, medizinische und medientechnische Gesichtspunkte eingegangen, das alles vor dem Hintergrund der Geschichten von Betroffenen.
Unheimlich spannend und interessant erzählt, hatte fast schon etwas von einem Krimi. Musste mich jedesmal zwingen, mit dem Lesen aufzuhören, aber am Stück durchlesen war illusorisch, denn auf dem Tolino waren es ca. 1.500 Seiten. Tolles Buch, das über weite Strecken gut gealtert ist (die Stellen zu Gaetan Dugas muss man heute etwas anders einordnen)!
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
Ellis mochte ich schon immer gern, denn Geschichten um Sex, Drogen, Nihilismus, Verzweiflung, Einsamkeit und sehr viel Menschenverachtung sind nun mal mein Ding. Hier wird er ein bisschen liebevoller, wenn auch nur in Nuancen. Der Schriftsteller Bret Easton Ellis erzählt von der Figur Bret Easton Ellis, die nur sehr, sehr oberflächliche Gemeinsamkeiten mit ihm hat - die Bücher, die beide Ellise geschrieben haben, hauptsächlich. Der Rest dieser vermeintlichen Autobiografie ist glatt erfunden: Ellis, nach dem sehr frühen Erfolg mit Less Than Zero, The Rules of Attraction und ultimativ American Psycho DER Star der jungen amerikanischen Literaturszene, gibt das übertrieben ausschweifende Leben voller Drogen und Sex auf, um sesshaft zu werden und so vielleicht das eigene Leben zu retten. (Man hat damals schon SEHR exzessiv gefeiert ...) Aber in dem Haus seiner berühmten Schauspielerinnen-Ehefrau mit den nur halb gemeinsamen Kindern (er ist der Vater ihres älteren Sohnes, den sie allerdings alleine aufgezogen hat; ihre Tochter ist von einem anderen Mann) passieren schon bald seltsame Dinge, die sich schnell zu Chaos und schlimmster Bedrohung für Leib und Leben steigern, bis es schließlich zur Katastrophe kommt. Der chronisch unzuverlässige Erzähler kämpft gegen den Unglauben der Menschen um ihn herum, denn im Grunde will er doch nur seine Familie retten, endlich seine Sucht aufgeben, endlich normal leben. Aber das ist ihm nicht vergönnt, steht er sich doch in vielerlei Hinsicht selbst im Weg. Und dann ist da noch dieser myteriöse Typ, der Morde im Stile eines Patrick Bateman aus American Psycho begeht.
Ein eindringlicher, anfangs merkwürdig unsortierter, später überraschend stringenter und actionreicher Roman im typisch-lakonischen Ellis-Stil. Ich hab ihn regelrecht verschlungen und würde ihn jederzeit weiterempfehlen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
@Mory Dann kannst du mit "The Shard" weitermachen, falls du es noch nicht gelesen hast. Größtenteils auch recht gelungen und typisch Ellis. Wobei es schon arg lang ausgefallen ist und mitunter etwas auf der Stelle tritt. Die Highschool-Soap-Anwandlungen nehmen extrem viel Raum ein und teilweise waren mir die beschriebenen sexuellen Phantasien auch etwas zu viel des Guten. Die seltsamen Dinge und Bedrohungen gibt es hier allerdings auch wieder. Ellis ist schon ein sehr guter Erzähler.
ZitatAls die Leiche einer jungen Frau im Kelvingrove Park in Glasgow gefunden wird, beginnt für Detective Jack Laidlaw ein tödlicher Wettlauf mit der Zeit – er weiß, er muss den Mörder finden, bevor es weitere Tote gibt. Doch sind der charismatische Detective und sein Assistent Harkness nicht die einzigen, die den Mörder jagen, denn in Glasgow regieren mächtige Gangster und skrupellose Geschäftemacher, die ihren ganz eigenen Begriff von Moral haben
Laidlaw, erstmals erschienen 1977, ist der erste Band der Reihe um den gleichnamigen Ermittler und die Blaupause für das, was später "Tartan Noir" genannt wurde/wird, und damit auch ein Vorbild für Ian Rankin und seien Ermittler John Rebus. Ian Rankin hat später auch den nachgeschobenen Band der Reihe "The Dark Remains", der erst nach dem Tod McIlvanneys erschien, zu Ende geschrieben.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werde die anderen beiden Teile der Reihe mit Sicherheit auch noch lesen. Die Geschichte ist spannend erzählt und Laidlaw ist zwar ein eigenwilliger Charakter, aber hat bei weitem noch nicht so viele Marotten, wie das bei anderen Krimiautoren inzwischen gang und gäbe ist. Ein Rezensent bei Amazon bemängelt die häufige Verwendung von Metaphern in dem Buch. Das wäre mir, bevor ich diese Kritik gelesen hätte, gar nicht so aufgefallen. Danach schon, aber ich finde es überhaupt nicht störend.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Ich war doch ein bisschen enttäuscht. Wahrscheinlich eine zu hohe Erwartungshaltung, denn "Unter der Drachenwand" hatte mir vor ein paar Jahren hervorragend gefallen. Aber diese Geschichte, in der ein junger Erwachsener seinen Platz im Leben sucht und vielleicht findet, vielleicht aber auch nicht, die war ein bisschen beliebig. Gut geschrieben aber weiterhin.
...und somit vor dem Prager Frühling erschienen. Macht einem mal wieder deutlich, was für ein absurdes, repressives System der Ostblockkommunismus war. Das Buch ist nicht übermäßig kompliziert geschrieben sondern hat eine klare, aber variationsreiche Sprache; es ließ sich langsam an, hat aber dann einige überraschende und funktionierende Wendungen, so daß ich es gegen Ende hin verschlungen habe. Der Hauptprotagonist, der in seinen Heimatort zurückkehrt, um sich psychologisch durchdacht für einen Verrat zu rächen, der ihn ins eine Strafkompanie gebracht hat, ist trotz allem nicht sonderlich sympathisch und mir teilweise zuwider. Keine Ahnung, ob das Absicht war.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Manche Beiträge sind mir echt zu verquast (zum Beispiel eine ewig lange Auseinandersetzung mit Judith Butler, bei der Geschwafel mit Geschwafel auseinandergenommen wird, oder ein Gespräch von zweien der Herausgeber dieses Sammelbands, deren Soziologengeschwafel ich ebenfalls nur oberflächlich gelesen habe), aber ansonsten wie erwartet ein Buch, aus dem ich seitenweise zitieren und da meine Unterschrift daruntersetzen könnte.
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Irgendwo in Irland bleibt Künstlerin Mina mit dem Auto liegen - an einem Waldrand, ohne Orientierung und nur in Gesellschaft eines Sonnensittichs, den sie eigentlich hätte verkaufen sollen. Was tun? Wie so oft in Horrorromanen entscheidet sich Mina für die wenig sinnvolle Variante, weiter in Fahrtrichtung zu laufen und damit direkt in den Wald. Dort trifft sie in der Abenddämmerung auf ein kleines Häuschen, gerade rechtzeitig, wie ihr die "Bewohner" erklären: Nachts durchstreifen mysteriöse Wesen den Wald, die alles und jeden töten, dem sie begegnen. Nur in einem verriegelten Zimmer des Häuschen ist man sicher, und nur, solange man in Sichtweite der großen Fensterscheibe bleibt, die eine der Wände bildet. Wer will die gefangenen Menschen beobachten und warum schafft es niemand aus dem Wald raus?
Eine spannende Prämisse, gut umgesetzt. Der Roman ist kurzweilig, die Figuren meistenteils nachvollziehbar, der Autor verzichtet auf Blood & Gore und setzt auf Spannung und das Rätsel der Bestien im Wald. Einzig einige Redundanzen haben mich gestört - ja, ich hab verstanden, dass der Vater eines der Gefangenen ein Arschloch war, danke schön, du musst mir das nicht zwölfmal erklären. Ansonsten durchaus eine Empfehlung. Auch die brandneue Verfilmung des Romans könnte einen Blick wert sein.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
"Ungleich Vereint" von Steffen Mau. Eine sozialwissenschaftliche, distanzierte (soweit man als Deutscher da distanziert sein kann) Analyse, wie es um das Verhältnis West-/Ost-Deutschland steht, und wie es zur jetzigen politische Situation in den aus der DDR hervorgegangenen Bundesländern gekommen ist. Meines Erachtens unbedingt lesenswert - und leider auch erschreckend, weil man merkt, dass da verdammt viel schief gelaufen ist, was kaum mehr geändert werden kann (wobei definitiv gilt, was der Klappentext sagt: "Wer in der Ost-West-Debatte mit Schuldbegriffen operiert, ist schon auf dem Holzweg."). Auf alle Fälle dem geradezu dümmlich affirmativen und Realitäten verkennenden Buch von Dirk Oschmann vorzuziehen; ergänzend kann man aber "Freiheitsschock" von Ilko-Sascha Kowalczuk lesen.
Bei Steffen Mau gilt auf alle Fälle: Kaufen, Lesen!
Zitat von fanwander im Beitrag #2336 und leider auch erschreckend, weil man merkt, dass da verdammt viel schief gelaufen ist, was kaum mehr geändert werden kann (wobei definitiv gilt, was der Klappentext sagt: "Wer in der Ost-West-Debatte mit Schuldbegriffen operiert, ist schon auf dem Holzweg.").
Eben. Im Wissen um Duisburg, Essen, Dortmund, Solingen oder eigentlich fast jedes westdeutsche Stadtzentrum und fast jeden Bahnhof lässt sich der Stab für mich nur schwer über den Ostdeutschen und meisten osteuropäischen Staaten brechen. Vielleicht ist ja auch bei "uns" verdammt viel schief gelaufen?
Ich finde das Thema allmählich zum Kotzen. Menschen, die komplett ohne DDR aufgewachsen sind, sind mittlerweile 34 Jahre alt. Nuff said. Menschen unter 20 haben von der DDR nur noch eine vage Ahnung beziehungsweise null Interesse daran. Wer jetzt noch mit der "Mauer in den Köpfen" kommt, dem unterstelle ich das Aufrechterhalten der Spaltung allein deswegen, weil man mit der Ossi - Wessi - Scheiße noch Geld machen kann.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Zitat von LFB im Beitrag #2337 Eben. Im Wissen um Duisburg, Essen, Dortmund, Solingen oder eigentlich fast jedes westdeutsche Stadtzentrum und fast jeden Bahnhof lässt sich der Stab für mich nur schwer über den Ostdeutschen und meisten osteuropäischen Staaten brechen.
Du musst wirklich das Buch lesen. Genau das ist nämlich nicht das Problem.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #2338Menschen, die komplett ohne DDR aufgewachsen sind, sind mittlerweile 34 Jahre alt. Nuff said. Menschen unter 20 haben von der DDR nur noch eine vage Ahnung beziehungsweise null Interesse daran. Wer jetzt noch mit der "Mauer in den Köpfen" kommt, dem unterstelle ich das Aufrechterhalten der Spaltung allein deswegen, weil man mit der Ossi - Wessi - Scheiße noch Geld machen kann.
Und auch diese Ansicht geht wohl leider an der Realtität vorbei. Ich wäre durchaus vor dem Lesen des Buches Deiner Meinung gewesen. Aber danach weiß ich leider, dass es um ziemlich viele andere Dinge auch geht.
Wirklich: Dieses Buch sollten man lesen, bevor man weiter "Stammtisch"-Lamentos verbreitet.
Ich hab übrigens gestern durch Zufall mit einem Bekannten, der Soziologie-Dozent an der Uni Münster ist, über das Buch gesprochen. Der kennt den Autor als Kollegen und meinte, dass da sauberste Forschungsauswertung dahinter steckt.