"Schande" fand ich auch sehr gut erzählt. Es ist schon wirklich trostlos und stellenweise hart. Ich wollte eigentlich längst bei Coetzee weiterlesen, bin aber noch nicht dazu gekommen.
Ich habe gerade einen guten Lauf. Zuletzt habe ich "Der längste Schlaf" von Melanie Raabe gelesen, das mir gut gefallen und zum Schluss vollkommen fertig gemacht hat. Bisschen zu zeitgeistige Sprache vielleicht, kann man aber drüber wegsehen. Aktuell lese ich "Ein halbes Herz" von Sofia Lundgren, das lässt sich nach 60 Seiten auch sehr gut an. Hat jetzt schon gute Chancen auf den Titel "Bestes Buch, das ich aus einem offenen Bücherschrank gezogen habe".
Patricia Highsmith: Der talentierte Mr. Ripley Wieder eine Lücke geschlossen, ich kannte bisher weder Verfilmungen noch die Serie. Die Geschichte dürfte ja allgemein bekannt sein: Ein junger Mann freundet sich mit einem gleichaltrigen reichen Unternehmersohn an, ermordet ihn und nimmt seine Identität an. Spannende Krimihandlung und tiefgreifendes Psychogramm vor der Kulisse des italienischen Mittelmeers. Geradlinig erzählt, vielleicht ein paar Seiten zu lang. Und der Roman zeigt mal wieder, wie Literatur Empathiefähigkeit unterstützen kann.
Die Schriftstellerin und ihr Mann, die Ehe ist schon am Zerbrechen, adoptieren ein Kind aus Indien. Für sie ist es unter anderem schwer, weil sich das Mädchen in den ersten Wochen von ihnen nicht berühren lässt - dann aber das bei ihrem Mann zulässt und bei ihr nicht. So Herkunfts- und Beziehungsthemen interessieren mich immer sehr. Hier kommt vor allem hinzu, dass Draesner Literatin ist (während solche Bücher ja oft literarisch nur so mittel sind), es ist toll geschrieben. Autobiographisch, aber funktioniert auch als Roman.
Deutscher Buchpreis und es ist ein eher stilles Buch. Eine schon etwas ältere Tänzerin mit einem chronisch kranken Mann chattet nachts mit Love Scammern, mit einem wird der Kontakt etwas enger. Ist leicht zu lesen, aber trotzdem gut.
Und der österreichische Buchpreis hintendran. Kaiser-Mühlecker lese ich immer gern, fällt bei mir unter das Genre "eigentümliche Bergromane". Die Figuren sind nie sonderlich sympathisch und verschroben, und es passieren seltsame Dinge. Hier kommt eine innerlich sehr unruhige Frau, die schlechte Erfahrungen mit Beziehungen gemacht hat und sich für eine Schriftstellerin hält, mit ihrem Stiefvater zusammen und zieht mit ihm wieder in das Dorf, in dem sie aufgewachsen ist.
Nachdem ich meinen gestrigen Beitrag im Molly Bloom - Stil versehentlich gelöscht habe (so toll war der eh nicht), hier nochmal im Klartext: ich bin mittlerweile geneigt, das für einen der größten Pranks der Kulturgeschichte zu halten, was es mir wieder sympathisch macht. Das Buch ist dermaßen voll mit Monty - Python - Humor und noch viel mehr derber Schweinestallkomik, daß ich mir gut vorstellen kann, daß sich Joyce hier ausgetobt und nach Herzenslust experimentiert hat, um sich dann hinterher königlich darüber zu amüsieren, was sich die Kritik dazu hochtrabendes aus dem Ärmel leiert, siehe auch das dieser Ausgabe beiliegende Begleitheft mit ebensolchem Geschwurbel. Es ist ein versiert geschilderter Trip, aber ich kann das beileibe nicht dermaßen ernstnehmen, wie es offenbar ein Großteil der Menschheit tut. Zumindest fühle ich mich nun gewappnet, endlich mal "Zettel's Traum" von Arno Schmidt zu lesen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Nachdem ich meinen gestrigen Beitrag im Molly Bloom - Stil versehentlich gelöscht habe (so toll war der eh nicht)
Sei froh: Seit Erscheinen des Buches gibt es eigentlich nix Unkreativeres, als sich an einem Molly-Bloom-Stream-of-Consciousness zu versuchen, um über das Buch zu schreiben.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Arno Schmidt. Zettel’s Traum. Standardausgabe. Bargfelder Ausgabe. Werkgruppe IV. Das Spätwerk Band 1. Suhrkamp Verlag 2010. 27,5 x 36 x 9,5 cm, 1536 Seiten, Leinen im Schuber. 348,00 € Preis inkl. MwSt zzgl. Versandkosten
Ich glaube, ich greife dann doch zur preisgünstigen Variante im Normalsatz für 140 Euro. Allerdings könnte es etwas schwierig werden, das Buch auf dem Weg zur Arbeit in der Bahn zu lesen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Nachdem ich meinen gestrigen Beitrag im Molly Bloom - Stil versehentlich gelöscht habe (so toll war der eh nicht)
Och, ich fand den ziemlich amüsant.
Sofia Lundberg - Ein halbes Herz
Klassische Belletristik. Eine Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen, Konflikte und Probleme mit den Eltern, eine Suche nach der eigenen Kindheit. Also genau das richtige für mich, ich hab's in wenigen Tagen gelesen. Bisher das beste Buch, das ich aus einem offenen Bücherschrank gezogen habe. Also danke, unbekanntes Menschy, das diesen Roman dort eingestellt hat.
Das war schon verdammt beeindruckend. Auf den ersten Bahnen habe ich etwas mit der Gen-Z-Sprache gestruggelt (höhö), aber nach einer Weile gab sich das und die Figur, die so redet, tritt in den Hintergrund. Die ganzen Markennamen bleiben trotzdem. Egal, die Sprache ist schnörkellos, die Geschichte glaubwürdig und fesselnd und berührend. Sie wird hundertprozentig verfilmt werden, weil man das mit einem kleinen Budget hinbekommen kann, und sie werden es hundertprozentig verkacken.
davor war es vergnüglicher. eine bandbiographie der unaufdringlichen art, in keinster weise herausragend, für fans der band aber durchaus von belang. ich habs gerne gelesen.
ansonsten weiss ich gar nicht mehr so recht, was ich in den letzten monaten alles gelesen habe, ich vergesse immer, hier mal etwas reinzuschreiben.