Zitat von Lumich im Beitrag #5249Woran machst Du das fest? Bzw, woran würdest Du merken, wenn sie es doch täte?
Ehrlich gesagt nur nach dem Gefühl. Deswegen auch meine Frage nach dem Gefühl von Frauen mit der "alten" Sprache. Ich habe ja kein Problem damit, dass sich Sprache ändert, sie macht es, wie der LFB schon schrieb, einfach. Aber das, was gerade versucht wird passt für mich einfach nicht. Ich würde wirklich warten, bis diese ganze Menge Leute, die da seit Dezember 2018 rummachen, etwas gefunden haben, was passt.
Es wird ja auch zum Glück fast niemand (außer vielleicht Personaler:innen) zu ihrem Glück gezwungen. Ich probiere gerne schon mal mit rum, bis sich eine allgemein akzeptierte Version durchsetzt. Denn „sprachlich Erfolg haben“ geht nur durch Benutzung und Verbreitung.
Zitat von Quork im Beitrag #5230Ich versuche mir auch im gesprochenen Wort den Gendergap anzugewöhnen und schreibe mindestens bei der Arbeit, inzwischen aber auch zunehmend privat mit Gendersternchen.
Mir geht das Gendersternchen auf den Sack. Ich habe mir aber wieder das große "I" angewöhnt, wie ich es in meiner Jugend schon einmal praktiziert habe, weil es sich einfach flüssiger liest. Es ist wirklich nur eine Gewöhnungssache.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von Quork im Beitrag #5252Denn „sprachlich Erfolg haben“ geht nur durch Benutzung und Verbreitung.
Das ist richtig, aber willst du wirklich, was du da machst?
Ja. Bzw. will ich, dass sich eine möglichst schöne, möglichst nahtlose, möglichst inklusive Form einschleift und gesamtgesellschaftlich durchsetzt. Einschleifen geht halt nicht ohne schleifen. Daran will ich mich beteiligen, ja.
Zitat von Quork im Beitrag #5255will ich, dass sich eine möglichst schöne, möglichst nahtlose, möglichst inklusive Form einschleift und gesamtgesellschaftlich durchsetzt.
Volle Zustimmung, mir fehlt im Moment noch z.B. das Schöne.
Das geht mir ehrlicherweise ähnlich. Schönheit ist für mich aber an der Stelle einfach kein ausschlaggebender Faktor. Tatsächlich stört sich mein Ästhetikempfinden zum Beispiel am Gender-Doppelpunkt auch so gut wie gar nicht. Sicher, es gibt da noch mehr als nur ein paar grammatikalische Imperfektionen. Aber die habe ich ertragen gelernt und dafür anderes gewonnen.
Ich finde das gerade auch tatsächlich einfach sehr spannend, wie sich die Gesellschaft mit ihrer Sprache abmüht, um den eigenen, neuen Ansprüchen gerecht zu werden. Und auch spannend, welche Abwehrreflexe das auslöst, in mir selber und in anderen.
Ich muss gestehen, ich kämpfe dagegen, wo auch immer mir das in meinem kleinen Lebensbereich möglich ist. Ich kämpfe dagegen, weil es m. E. ein erdachtes Konstrukt ist, das so in der deutschen Sprache seinesgleichen sucht. Mir fällt in der Tat kein einziges ähnlich gelagertes Beispiel ein. Ich kämpfe dagegen, weil die Umsetzung eben nicht unmissverständlich und eindeutig ist. Ich kämpfe dagegen, weil man mir mit höchst untauglichen Mitteln aufoktroyieren (auch ein falsches Wort übrigens) möchte, wie ich mich gendergerecht auszudrücken habe, ohne das sich auch nur eine einzige Frau in meinem Umfeld, in dem es viele selbstbewusste Frauen und absolute Feministinnen gibt, das wünschen würde.
Meine beiden anderen „Hobbys“ sind übrigens die Verwendung von „macht Sinn“ und von „was geht“, der deutschen Pervertierung von „what‘s up“. Hier gibt’s aber kaum kontroverse Diskussionen. Anscheinend trifft das Gender-Gap einen Nerv, der sich mir nicht richtig erschließt, obwohl ich mir wirklich Mühe gebe. Vielleicht verstört es mich auch, weil ich nie in meinem Leben eine Frau gering geschätzt habe, trotz unkorrekter Sprache.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #5261 Meine beiden anderen „Hobbys“ sind übrigens die Verwendung von „macht Sinn“ und von „was geht“, der deutschen Pervertierung von „what‘s up“. Hier gibt’s aber kaum kontroverse Diskussionen.
Über "Sinn machen" hatten wir im alten Forum schon hitzige Diskussionen. Ich vermeide diesen kompletten Scheißdreck, wo es geht, aber daß das medial schon so seuchenhafte Verbreitung gefunden hat und nun sogar in Übersetzungen ("Vernon Subutex", in dem übrigens drei oder vier kapitale Böcke dieses Kalibers auftauchen, die ich glücklicherweise durch die Entsorgung der Trilogie verdrängt habe) durchgewunken wird, könnte einen verzweifeln lassen. Da braucht mir auch keiner mit dem Argument zu kommen, das "Sprache sich ändert", das macht es nämlich nicht richtiger. Sprache darf sich auch verändern, solange die Veränderung nicht dazu führt, daß sie die Menschheit noch mehr verdummt. Besonders verachtenswert finde ich es , wenn Leute studieren und dann in der Werbung landen, wo sie Geld damit verdienen, irgendein Idiotendeutsch als Slogans zu geflügelten Worten zu machen und das vermutlich noch als persönlichen Erfolg ansehen. "Deutschlands meiste Kreditkarte", fickt euch doch.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Zur Werbung muss man natürlich sagen, dass da sprachlich absichtlich recht wild agiert wird, um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen.
Man denke an Verona Feldbusch/Pooth mit ihrem „Da werden Sie geholfen!“ Und auch „Das König der Biere“ (König Pilsener) funktionierte beinahe ähnlich. Oder „Je Obi, desto mehr.“ (OBI) „Soo! muss Technik“ (Saturn) „Wir können nur billig!“ (Media-Markt) „Je zarter die Milka, desto lila die Pause“ (Milka)
Es entstehen auch neue Verben: "das flenst" (Flensburger Pilsner), "wer swirlt, hat’s leichter" (Swirl) oder ganz klassisch „Haben Sie heute schon geschweppt?“ (Schweppes). Alles kein Problem, denn derweil podden wir ja auch unsere Wäsche, haben genoggert, geriestert, geharzt oder sind eben googelnde Feinsnacker oder als skypende Gourmeggler die Aldisierung hatende Besseresser.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Werbedeutsch ist penetrant und will es auch sein. Schön ist das nicht, aber schlaflose Nächte bereitet mir das auch nicht. Meine Empfindlichkeiten liegen da eher bei Verhunzungen, die durch Ignoranz entstehen, wie bei „zumindestens“ oder „das aktuellste“. Bei Werbedeutsch steckt immerhin eine bewusste Handlung dahinter, ob man die nun mag oder nicht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Quork im Beitrag #5247Sprachliche Effizienz ist eben nicht alles. Es ist eben mir und vielen - manche würden sagen "mehr und mehr" Menschen ein Bedürfnis, besonders inklusiv zu formulieren.
Das generische Maskulinum ist doch bereits inklusiv. Nicht explizit, aber im allgemeinen Sprachgebrauch und -verständnis. Wenn es denn unbdingt seinmuss, würde ich das Binnen-I bevorzugen. Irgendwelche Sonderzeichen zu verwenden, das erinnert mich immer an Asterix-Fluchsymbole.