Zitat von CobraBora im Beitrag #5265Das generische Maskulinum ist doch bereits inklusiv. Nicht explizit, aber im allgemeinen Sprachgebrauch und -verständnis.
Es gibt eine berühmte Studie, in der verschiedene Stellenanzeigen veröffentlicht wurden. Die einen ausschließlich generisch männlich formuliert, die andere mit femininen Erweiterungen. Es hat sich gezeigt, dass sich bei letzterer Fassung signifikant mehr Frauen beworben haben. Ich denke, das belegt ganz gut den ausgrenzenden Effekt des generischen Maskulinums. Ich vermute mal, dass den meisten Frauen, die sich auf die eine Stelle beworben haben, jedoch nicht auf die andere, es nicht bewusst war, dass die Genderform ausschlaggebend war. Daher auch mein Hinweis am Anfang, dass Diskriminierung auch dort stattfinden kann, wo sie als solche nicht bewusst wahrgenommen wird.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #5264Werbedeutsch ist penetrant und will es auch sein. Schön ist das nicht, aber schlaflose Nächte bereitet mir das auch nicht. Meine Empfindlichkeiten liegen da eher bei Verhunzungen, die durch Ignoranz entstehen, wie bei „zumindestens“ oder „das aktuellste“. Bei Werbedeutsch steckt immerhin eine bewusste Handlung dahinter, ob man die nun mag oder nicht.
hier bin ich team - einerseits bewundere ich die werber sogar hin und wieder für besonders gelungene kreationen (immerhin verdiene ich ja mit verwandtem mein brot), andererseits gehts mir furchtbar auf den sack, wenn ein an sich geniales wortspiel wie "unkaputtbar" völlig ironiefrei einzug in den wortschatz deutscher wichtigtuer hält.
womit wir bei "sinn machen" sind, das einerseits ebenfalls den zu kurz springenden wichtigtuer markiert, allerdings auch allzu oft in seiner negation. mir will scheinen, dass dieser ausdruck häufig das weichste ziel distinktionsbedürftiger plusterer ist, die sich ansonsten nicht durch allzu feinnerviges sprachgefühl auszeichnen, und schmerzfrei überall und allerorten "realisieren" sagen und schreiben (dies wäre dann übrigens mein hobby). das argument, sinn könne man nicht "machen", er könne sich nur ergeben, ist m.e. diskutabel. die wenigsten, die es im munde führen, sind aif dem felde der philosophie so gebildet, dass sie es mir fundiert begründen könnten. das bereits lessing den ausdruck so verwendet hat, ist da schon marginalie. (ich selbst verwende ihn übrigens auch nicht, das ist aber berufskrankheit. er stört mich mittlerweile nur noch in ganz bestimmten kontexten, s.o.)
"was geht?" ist jugendsprache, und mir daher schon aus prinzip willkommen.
Zitat von Von Krolock im Beitrag #5261aufoktroyieren (auch ein falsches Wort übrigens)
warum verwendest du es dann? ohne "auf" wärs doch richtig gewesen.
um zum ursprünglichen thema zurückzukommen: beim gender*innen bin ich voll bei quork, der schrob bereits alles, was auch ich zu motivation, zweifeln und innerer zerissenheit zu sagen hätte.
Zitat von CobraBora im Beitrag #5265 Das generische Maskulinum ist doch bereits inklusiv. Nicht explizit, aber im allgemeinen Sprachgebrauch und -verständnis.
das ist das übliche argument, das ich auch bis vor kurzem noch ins feld geführt habe. überzeugt hat mich dann eine reihe von schriften, die im generischen femininum verfasst waren, sowie der gedanke, was gewesen wäre, wenn ich als kind grundsätzlich mit diesem aufgewachsen wäre. ich glaube mittlerweile fest daran, dass sich geschlechterrollen auch über sprache definieren, und die frage, warum so wenig mädchen technische berufe wählen, sich nicht nur mit dem argument der genetischen prädisposition beantworten lässt.
Am Ende des Tages werden wir alle realisieren, dass das Gendern Sinn macht.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat von tenno im Beitrag #5268 ich glaube mittlerweile fest daran, dass sich geschlechterrollen auch über sprache definieren, und die frage, warum so wenig mädchen technische berufe wählen, sich nicht nur mit dem argument der genetischen prädisposition beantworten lässt.
das (und was quork und lumich schon gesagt haben).
"mitgemeint sein" sagt sich halt auch immer einfacher, wenn man in der position ist, die auch offensichtlich gemeint ist. und es schafft, bloed gesagt, eine bringschuld der mitgemeinten.
Zitat von CobraBora im Beitrag #5265 Das generische Maskulinum ist doch bereits inklusiv. Nicht explizit, aber im allgemeinen Sprachgebrauch und -verständnis.
das ist das übliche argument, das ich auch bis vor kurzem noch ins feld geführt habe. überzeugt hat mich dann eine reihe von schriften, die im generischen femininum verfasst waren, sowie der gedanke, was gewesen wäre, wenn ich als kind grundsätzlich mit diesem aufgewachsen wäre. ich glaube mittlerweile fest daran, dass sich geschlechterrollen auch über sprache definieren, und die frage, warum so wenig mädchen technische berufe wählen, sich nicht nur mit dem argument der genetischen prädisposition beantworten lässt.
Ein generisches Feminimum gibt es aber nicht. Gäbe es das, und wäre ich damit aufgewachsen, wäre es für mich genauso normal wie es das Maskulinum heute ist. Es geht ja nicht nur um die berufliche Seite, da kann ich schon nachvollziehen, warum z.B. Stellenanzeigen möglichst geschlechtsneutral formuliert werden. Es geht auch um den einfachen tagtäglichen Umgang miteinander, und da sehe ich keinen Vorteil darin, das bewährte generische Maskulinum durch umständliche, verkrampfte Formulierungen zu ersetzen. Das gleiche gilt für längere Texte, deren Leserlichkeit darunter leiden würde.
Zitat von CobraBora im Beitrag #5271 Ein generisches Feminimum gibt es aber nicht. Gäbe es das, und wäre ich damit aufgewachsen, wäre es für mich genauso normal wie es das Maskulinum heute ist.
ersteres ist doch aber das problem. und zweiteres stimmt nur, wenn du weiterhin der nicht marginalisierten gruppe angehoerst. was dann wiederum dazu fuehrt, dass der satz immer nur konjunktiv sein kann.
Zitat von tenno im Beitrag #5268 ich glaube mittlerweile fest daran, dass sich geschlechterrollen auch über sprache definieren, und die frage, warum so wenig mädchen technische berufe wählen, sich nicht nur mit dem argument der genetischen prädisposition beantworten lässt.
das (und was quork und lumich schon gesagt haben).
"mitgemeint sein" sagt sich halt auch immer einfacher, wenn man in der position ist, die auch offensichtlich gemeint ist. und es schafft, bloed gesagt, eine bringschuld der mitgemeinten.
Zustimmung. Und allgemein bei dem, was Quork ganz gut mehrfach formuliert hat. In der privilegierten Position zu sagen "Das ist nicht diskriminierend/sexistisch/rassistisch/wieauchimmer.." ist immer mindestens schwierig und deshalb ist es mMn nicht zu viel verlangt, den Wachstumsschmerz der Sprache auszuhalten, wenn er im Gegenzug dafür sorgt, dass sich mehr Menschen gesehen/gehört und angesprochen fühlen.
Ich sehe/lese auch das verkrampfte nicht wirklich. Der stimmlose glottale Plosiv (so nennt man das, oder? Klingt auch nach einer seltenen Eidechsen-Art) geht doch sehr leicht von der Zunge. Unsere Sprache ist da andernorts bedeutend komplexer.
Zitat von CobraBora im Beitrag #5271Es geht ja nicht nur um die berufliche Seite, da kann ich schon nachvollziehen, warum z.B. Stellenanzeigen möglichst geschlechtsneutral formuliert werden. Es geht auch um den einfachen tagtäglichen Umgang miteinander, und da sehe ich keinen Vorteil darin, das bewährte generische Maskulinum durch umständliche, verkrampfte Formulierungen zu ersetzen. Das gleiche gilt für längere Texte, deren Leserlichkeit darunter leiden würde.
Wenn ich mich zwischen einer inklusiveren Gesellschaft oder einer mit kürzeren Sätzen entscheiden müsste, würde mir die Wahl nicht allzu schwer fallen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
tenno ist mir, wie eigentlich fast immer in sprachbezogenen Fragen, gleichermaßen Leitstern wie Bundesgenosse. Und "Deutschlands meiste Kreditkarte" kannte ich bisher noch nicht, ich würde mit dem Erfinder aber jederzeit ein Bier trinken gehen, das wäre sicher interessant.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Zitat von tenno im Beitrag #5267schmerzfrei überall und allerorten "realisieren" sagen und schreiben (dies wäre dann übrigens mein hobby).
Da bekenne ich mich wiederum schuldig. Werde da mal nachrecherchieren und es künftig vermeiden.
dich meinte ich gar nicht, aber natürlich freut mich das auch. ist eigtl ganz einfach - man kann nur "realisieren", was noch nicht real ist, also träume oder pläne etc. für alles andere gibt es: feststellen, wahrnehmen, sich eingestehen, klar werden, erkennen, begreifen, mitkriegen, sich vergegenwärtigen; und alle möglichen anderen schönen ausdrücke, die auf leo.de oder dict.cc für "to realize" ausgespuckt werden.