Zitat von Quork im Beitrag #5230Für Traditionalisten wirkt das dann in beiden Fällen oft wie eine Verrohung, Verhunzung oder schlimmere Wörter mit V (kenne da diverse Zuschriften von Lesern, die recht drastisch werden, was mich in meinem Support für das Gendern ehrlich gesagt sehr bestärkt hat). Ich glaube aber, dass solcher sprachlicher Wandel - auch auf der formalen Ebene - notwendig ist. Sonst hat man irgendwann auf einmal keine Worte mehr für die gesellschaftliche Realität, die sich zeitgleich auch etabliert.
Nein, ich bin kein Traditionalist, ich verwendende eine Menge „neue“ Wörter, die noch nicht lange Einzug in den Duden gefunden haben. Ich will weder ein Geschlecht gering schätzen noch lehne ich etwas ab, weil man „es noch nie gemacht hat“. Man möge mir die Notwendigkeit sagen, anstatt „liebe Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten“ künftig NationalsozialistInnen zu gebrauchen, um mal ein krudes Beispiel zu nehmen.
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #5234Manchen würde das gendern vielleicht leichter fallen, wenn mal eine Zeit lang nur die weibliche Form gelten
Das habe ich hier schon vor einiger Zeit vorgeschlagen, war wohl der Gender Thread. Weil mir persönlich wäre das echt komplett egal, ob ich weiblich angesprochen werde. Herrin ist in Ordung.
Zitat von Quork im Beitrag #5230keine Worte mehr für die gesellschaftliche Realität, die sich zeitgleich auch etabliert.
Ist ein "*innen" die gesellschaftliche Realität? Damit wir uns hier nicht falsch verstehen, ich unterstütze gerne jeglichen Versuch gegen eine Diskriminierung. Ich finde nur, dass dieser Versuch gerade sprachlich in die Hose geht.
Zitat von zickzack im Beitrag #5240Und überhaupt, fehlt mir der Squonk.
WORD!
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von Quork im Beitrag #5230keine Worte mehr für die gesellschaftliche Realität, die sich zeitgleich auch etabliert.
Ist ein "*innen" die gesellschaftliche Realität? Damit wir uns hier nicht falsch verstehen, ich unterstütze gerne jeglichen Versuch gegen eine Diskriminierung. Ich finde nur, dass dieser Versuch gerade sprachlich in die Hose geht.
Ich habe eher den Eindruck, dass es sich mehr und mehr durchsetzt.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Sprache ändert sich, Sprache wird geändert, Sprache schafft sich aber auch ab, wenn sie aus rein ideologischen Gründen (so ehrbar sie auch sind) unnötig verkompliziert wird und das in einer immer mehr auf schnelle Informationsübermittlung angewiesenen Arbeitswelt. Wer mit "teacher" alle meint, aber mit "Lehrern" nicht alle meinen darf (oder sprachlich schlichtweg falsche Formen wie "Lehrende" verwenden soll), der wird doch baldmöglichst direkt auf Englisch kommunizieren. Wenn man die deutsche Sprache "wettbewerbsfähig" erhalten möchte (falls man das möchte, ich finde auch die Argumentation überzeugend, dass wir in einer globalisierten Welt innerhalb weniger Generationen zu einer Weltsprache als Erstsprache wechseln sollten), muss man sie in dieser Hinsicht vereinfachen und das funktioniert m.E. nur mit der Vereinheitlichung auf Grundlage der bisherigen maskulinen Form. Dadurch konserviert sich ja nicht das Patriarchat, sondern man setzt den Anspruch einer Gleichbehandlung und Gleichberechtigung aller Geschlechter auch sprachlich um. Warum nicht einheitlich die weibliche Form? Weil man dann ohne jedweden sprachlichen Nutzen an jedes fünfte Wort ein "-innen" ranhängt, dazu kommen zahlreiche Sonderformen. Das würde das Bemühen um eine Vereinfachung ad absurdum führen, wenn es eine kürzere und leichtere Alternative gibt.
Nichts gegen Hübl, aber erst vor wenigen Wochen habe ich ihn im gleichen 3Sat-Format gesehen, wie er Phänomene wie den Gender-Pay-Gap zum Mythos erklärt hat. Nunja, ich kannte die Argumentation bereits aus anderen Ecken und war doch etwas erstaunt, um es mal vornehm auszudrücken.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Wir müssen ja nicht im Englischen landen. Es gibt so viele schlaue Menschen in Deutschland, sicher auch Sprachwissenschaftler, die etwas cleveres, als diese * oder : Nummer ausbaldovern könnten.
Zitat von LFB im Beitrag #5243Sprache ändert sich, Sprache wird geändert, Sprache schafft sich aber auch ab, wenn sie aus rein ideologischen Gründen (so ehrbar sie auch sind) unnötig verkompliziert wird und das in einer immer mehr auf schnelle Informationsübermittlung angewiesenen Arbeitswelt. Wer mit "teacher" alle meint, aber mit "Lehrern" nicht alle meinen darf (oder sprachlich schlichtweg falsche Formen wie "Lehrende" verwenden soll), der wird doch baldmöglichst direkt auf Englisch kommunizieren. Wenn man die deutsche Sprache "wettbewerbsfähig" erhalten möchte (falls man das möchte, ich finde auch die Argumentation überzeugend, dass wir in einer globalisierten Welt innerhalb weniger Generationen zu einer Weltsprache als Erstsprache wechseln sollten), muss man sie in dieser Hinsicht vereinfachen und das funktioniert m.E. nur mit der Vereinheitlichung auf Grundlage der bisherigen maskulinen Form. Dadurch konserviert sich ja nicht das Patriarchat, sondern man setzt den Anspruch einer Gleichbehandlung und Gleichberechtigung aller Geschlechter auch sprachlich um. Warum nicht einheitlich die weibliche Form? Weil man dann ohne jedweden sprachlichen Nutzen an jedes fünfte Wort ein "-innen" ranhängt, dazu kommen zahlreiche Sonderformen. Das würde das Bemühen um eine Vereinfachung ad absurdum führen, wenn es eine kürzere und leichtere Alternative gibt.
Sprachliche Effizienz ist eben nicht alles. Es ist eben mir und vielen - manche würden sagen "mehr und mehr" Menschen ein Bedürfnis, besonders inklusiv zu formulieren. Da dürfen es dann auch mal zwei Silben mehr pro Nomen sein. Die spare ich dann im Sinne der sprachlichen Effizienz an anderer Stelle ein, zum Beispiel wenn ich wieder 'nen Artikel verkürz', oder 'n Verb. Kleiner Scherz. Ich glaube kaum, dass ein :innen alle paar Sätze die deutsche Sprache ernsthaft derartig unbrauchbar macht, dass sie auf dem internationalen Sprachenmarkt nicht mehr gekauft wird. Was an der männlichen Form genuin einfacher und dadurch "wettbewerbsfähiger" sein soll, als an der weiblichen mit einem zusätzlichen Satzzeichen (außer dass es ein paar Buchstaben mehr sind) musst man mir nochmal erklären. Meine Vermutung: Einfacher ist diese Form für viele Menschen vor allem deshalb, weil sie Gewohnheit ist. Im übrigen hat sich in meinem beruflichen Kontext gezeigt: Das Gendersternchen spart Buchstaben, ja ganze Silben, denn heute muss ich nicht mehr "Liebe Leserinnen und Leser" schreiben sondern kann "Liebe Leser*innen" schreiben und bin fertig. Ich habe jetzt nicht ausgezählt, wie viel Druckerschwärze das übers Jahr verteilt spart, aber über mangelnde Sprachökonomie darf man sich da nun wirklich nicht beschweren!
@zickzack: Ja, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt haben wir in Deutschland seit Ende 2018 offiziell drei anerkannte Geschlechter. Auch bevor die "divers"-Option offiziell anerkannt war, war die Existenz nicht-binärer Menschen natürlich eine Realität. Aber jetzt ist sie darüber hinaus auch noch rechtlich verbrieft. Arbeitgeber müssen in Stellenausschreibungen bereits m/w/d ansprechen, wenn sie sich nicht den Vorwurf machen lassen wollen, gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz zu verstoßen. Gleichzeitig haben wir keine sprachliche Form als den Gendergap, um in einer Ansprache an eine Menge von Menschen, deren Geschlecht wir nicht kennen, alle drei Geschlechtergruppen gleichermaßen anzusprechen. Für mich ist das durchaus eine gesellschaftliche Realität, der sich die Sprache stellen muss. Das generische Maskulinum ist dabei für mein Verständnis ein denkbar unbrauchbares Werkzeug, denn es erkennt sprachlich genau gar nichts als neue Normalität an.
@Krolock: Ich wollte dir nicht auf die Füße treten mit meinen Auslassungen zu den Traditionalisten. Glaube aber auch, dass man durchaus selektiv Traditionalist sein kann. Ich zum Beispiel halte nichts von so mancher Modeerscheinung, die ich auf Berliner Straßen beobachte, benutze aber täglich zwischen 3 und 30 Gendersternchen. Ansonsten ist ja meine Praxisempfehlug immer, Formulierungen ohne spezifische Geschlechterbenennung zu finden. Wie wäre es, um bei deinem Beispiel zu bleiben, also mit einem schön inklusiven "Nazis"?
Ich bin für jeden besseren Vorschlag offen! Ist aber ja ehrlicherweise auch nicht so, als überlegten da nicht mindestens seit Dezember 2018 (und schon lange vorher) eine ganze Menge Leute parallel dran herum und finden bisher nichts effizienteres, hübscheres oder den status quo weniger umrührendes als *innen, :innen, _innen und wie sie alle aussehen.