ich stimme dir zwar in allem zu, bin aber gerade irritiert, weil ich keinen beitrag finden kann, auf den du bezug nimmst.
Er hielt mal eine Rede, in der er Montesquieu, Richelieu etc. erwähnte, sich direkt an Macrom wandte und meinte, seine Frau hätte die ja alle noch persönlich gekannt. Was haben wir gelacht. Ich würde das glaube ich ziemlich unlustig finden, wenn jemand öffentlich zu verstehen gäbe, er hielte meine Frau für eine alte Schabracke. Denn das ist der Klartext.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Zitat von faxefaxe im Beitrag #2132Der Anteil der Asylbewerber, die 2014 gekommen sind, und arbeiten, ist zum Beispiel durchaus hoch. Aber die gesellschaftliche Integration/Inklusion ist meiner Meinung nach bislang gescheitert, ich glaube nicht, dass die Kinder der Geflüchteten auch nur halbwegs die selben Chancen haben (ich bin da, das aber nur am Rande, ein Befürworter einer verpflichtenden Ganztagesschule für alle).
Die Ausländerfeindlichkeit bzw unser Inklusionsproblem hat meines Erachtens nichts mit Asylbewerbern zu tun, sondern mit dem ziemlich separierten Aufwachsen, von Kindern einer zweiten oder gar dritten bereits hier geborenen Generation, die sich eben seit Generationen nur in den Kreisen der eigenen Herkunftskultur bewegen.
Ich beobachte das im Park an der Isar direkt gegenüber von meiner Haustüre, der im Sommer die Party-Zone der 12 bis 20-Jährigen ist. Da feiern abends hunderte von Cliquen. Üblicherweise auch ohne jeglichen Trouble zwischen den Gruppen. Die Trennung nach Herkunft ist aber unübersehbar. Kroatische Kids sind in einer anderen Gruppe als türkische, ukrainische Kids sind wo anders als die englischen, deutsche wo anders als die rumänischen. Einzig die Griechen sind hier in München gut in die ortsansässigen Bevölkerung eingebunden - aber das hat in München Tradition.
In dem Zusammenhang nochmal der Verweis auf das Buch von Kreye. Das ist wirklich ein frustrierender Augenöffner, was den Wunschtraum von "Integration" oder "Inklusion" angeht.
Ich habe das Buch von Andrian Kreye (schillernde Person, übrigens) nicht gelesen, aber soweit ich sehen kann, schreibt er über die USA, der man das Bemühen um Integration oder gar Inklusion wirklich nicht unterstellen kann. Aber auch er scheint dabei zu dem Schluss zu kommen, dass die Barrieren durch Armut entstehen. Das wiederrum führt wieder zu meiner Argumentation, dass die eigentlichen Probleme durch rassistische Narrative überlagert werden, und das nicht aus Versehen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #2150schreibt er über die USA, der man das Bemühen um Integration oder gar Inklusion wirklich nicht unterstellen kann
Er schreibt vor allem, dass die einzelnen Gruppen selbst kein Interesse haben, sich inkludieren zu lassen, geschweige denn sich zu integrieren. Und das ist sicher interessant, wenn man das in dem Land beobachtet, dessen Bevölkerung letztlich fast nur aus Migranten besteht. Die Armutsbarriere ist sicher ein Thema, das er als Mitursache darstellt, das aber zB bei der wohlhabenden armenischen Community, die er besucht, definitiv nicht zu trifft.
PS: und ob Andrian Kreye schillernd ist, ist noch die zweite Frage; ich kenne ihn ein bisschen (hab ihn unter anderem mal im Studio als Saxofonist aufgenommen; und unsere Wege haben sich auch sonst ab und an gekreuzt).
Es gibt auch hier das Phänomen von MigrantInnen, die allein durch ihr Arbeitspensum nicht in der Lage sind, sich die Landessprache anzueignen. Das erklärt natürlich nicht alles, aber die Gründe sind schon vielfältiger als „kein Interesse“. Der Vergleich mit der USA hinkt so oder so. Allein die Fläche erlaubt es, dass man in weiten Teilen unter sich bleiben kann. Das tun reiche Menschen übrigens auch, unabhängig von sprachlicher oder kultureller Zugehörigkeit.
Und was das Schillernde an Kreyen angeht, beziehe ich mich auf diesen Artikel.
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Zitat von Lumich im Beitrag #2152Es gibt auch hier das Phänomen von MigrantInnen, die allein durch ihr Arbeitspensum nicht in der Lage sind, sich die Landessprache anzueignen
Sei mir nicht böse, aber das halte ich für ein herbeigeredetes Problem in Sachen Integration. Wenn Du mal Leute aus der deutschen Kolonie in Rom kennengelernt hast, dann weißt Du, was ich meine: Sprachlich sind sie so drauf, da würde jeder von denen eine Eins im italienischen Abitur schreiben, sie fühlen sich italienischer als die Italiener und trotzdem glucken sie nur untereinander herum und das wichtigste ist der Tipp wo man ordentliches Vollkornbrot kaufen kann (frag sunday - die wohnt da).
Und so glucken die Volksgruppen hier auch rum. Zwei Straßen weiter von hier gibt es einen Wohnblock der einem türkischen Bauunternehmer gehört. Dort wohnen nur wohlhabende Türken (zu erkennen an der Kleidung der Leute und an den Autos), die Leute sind gebildet, sprechen einwandfrei deutsch, sind freundlich aber reserviert - man sieht sie NIE in irgendeinem Lebensmittelgeschäft in der Umgebung, man sieht sie NIE beim Essen in einem Restaurant in der Umgebung (darunter zwei für Münchner Verhältnisse gehobene "Türken"). Zum Einkaufen fährt man mit dem X7 oder Q8 beim türkischen Supermarkt im Bahnhofsviertel (gleicher Salat, gleiches Gemüse, nur das Fleisch ist Halal - der super-schnieke, neu eröffnete Rewe hier, hatte sogar eine Zeit lang Halal-Fleisch im Angebot, bis er gemerkt hat, dass die Zielgruppe nicht kommt), Essengehen geschieht in einer komplett anderen Welt, die ich mal durch Zufall erlebt habe: (leckere) Restaurants in Hinterhöfen im Industriegebiet.
Hier gibt es weder eine Armutsschwelle noch eine Sprachschwelle. Diese Leute wollen sich nicht integrieren - weder die Münchner Türken, noch die römischen Deutschen. Ich behaupte - auch wenn das keine besonders beliebte Meinung ist - dass die Menschen insgesamt nicht besonders scharf darauf sind, sich in eine andere Kultur einzureihen.
Das ist nicht herbeigeredet, es sind einfach unterschiedliche Gründe für unterschiedliche Gruppen von Menschen. Verallgemeinernde Aussagen, warum Integration oder gar Inklusion nicht funktioniert oder funktionieren kann, halte ich für simplifizierend und unseriös.
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PS: ob die Erkenntnis, dass Menschen letztlich einfach nur ihr eigenes Leben ohne die Kultur der anderen leben wollen (egal wo auf der Welt), irgendwelche Auswirkung auf Migrations-Politik haben soll und wenn ja ob diese überhaupt etwas bewirken würde, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wir sind ja von den Ursachen für Rechtswählertum gekommen.
Zitat von fanwander im Beitrag #2153Diese Leute wollen sich nicht integrieren - weder die Münchner Türken, noch die römischen Deutschen. Ich behaupte - auch wenn das keine besonders beliebte Meinung ist - dass die Menschen insgesamt nicht besonders scharf darauf sind, sich in eine andere Kultur einzureihen.
Ja, diese Leute gibt es, genauso wie es die Leute gibt, die sich ganz anders verhalten. Es gibt auch nichtintegrierte Deutsche, die auf Sylt rassistische Parolen grölen. Auch das würde ich nicht verallgemeinern, weder auf eine Volksgruppe, noch auf eine soziale Klasse.
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Zitat von fanwander im Beitrag #2158 Ich fürchte aber auch, dass nicht die Sylter Grölheimer die Unintegrierten sind, sondern wir.
oh mann, was sind das für finstere ansichten? noch leben wir nicht im faschismus und ich fordere jeden dazu auf, was dagegen zu tun und nicht solche resignative statements vom stapel zu lassen.
Zitat von Lumich im Beitrag #2157 Auch das würde ich nicht verallgemeinern, weder auf eine Volksgruppe, noch auf eine soziale Klasse.
Diese kategorische Relativierung von empirisch erwiesener häufiger Integrationsverweigerung bestimmter Zuwanderergruppen (das heißt nie "alle", behauptet auch nie jemand) und aus ihr erwachsender Sicherheitsprobleme (z.B. Messerangriffe +50% in NRW 2023) ist doch nur noch albern. Du hast dir (wie einige hier) ein riesiges Denkverbot mitten in deinen Verstand gesetzt, das jedwede weitere Diskussion über diese Themen überflüssig macht.