Nach den beschissenen "Hateful Eight" zur Abwechslung mal wieder ein Tarantino, den ich mag. Zäher Einstieg, aber dann stieg das Spannungs - und Amüsementslevel beträchtlich. Ich war auch ein bißchen stolz auf mich, im Dialog zwischen "Bruce Lee" und Brad Pitts Charakter ein "Good Fellas" - Zitat erkannt zu haben (glaube ich zumindest). Interessant ist es, wie Tarantino mit Sharon Tate umgeht; wie er die Figur dermaßen sympathisch anlegt, daß man umso unruhiger wird, je näher die Morde rücken. Er unternimmt auch nicht den Versuch, die Manson Family anders als geisteskranke Idioten darzustellen, was ich ihm auch nicht unbedingt zugetraut hätte. Daß das Ende natürlich äußerst doppelbödig ist, ist ein hübscher Clou: zum einen natürlich ein Märchen, wie es der Titel besagt, zum anderen irgendwie creepy, wie es der seltsame Soundtrack (ich vermute mal, aus einem alten Horrorfilm ... "Rosemary's Baby" vielleicht) vermuten läßt. Es ist nunmal passiert, was passiert ist; daß Tarantino ein "was wäre wenn" benutzt, um mit uns zu spielen: der Sinn des Ganzen bleibt offen (ich gehe mal von guten Absichten aus, wie erwähnt) und die Methode natürlich auch fragwürdig. Immerhin schafft er es, daß man sich tatsächlich Gedanken über die Manson - Morde macht und verlorengegangenes Mitleid für die Opfer wiederentdeckt, neben all den Referenzen an das alte Hollywood. Und das macht Tarantino ziemlich gut. IMHO einer seiner besten Filme. Mit einem Punkt Abzug für den langweiligen Beginn:
9/10
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Kann ich so unterstreichen. Ich war übrigens von Brad Pitt sehr beeindruckt - auch weil er eben am Ende seiner Ehe mit Angelina Jolie ein paar Probleme hatte. Mich hat hauptsächlich der Fußfetisch von Tarantino ein wenig gestört. Und die eine Kamerafahrt auf den Arsch der Anhalterin fand ich auch schwierig. Das Ende in seiner ganzen Absurdität habe ich aber sehr abgefeiert.
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Ich hab jetzt die letzten vier Tarantinos nicht gesehen und fühle mich sehr gut damit.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #3149les misérables (ladj ly, 2019)
harter stoff, der ein wenig wie ein crossover von "la haine" und "city of god" anmutet. die qualität der reminiszenzen erreicht er nicht ganz, aber er ist straight und spannend inszeniert - und das beste: er hält sich mit wertungen zurück. selbst beim bad cop und beim fundamentalistischsten islamisten wird klar: abgesehen von allen ihren menschlichen schwächen sind sie halt auch produkt des systems und können teilweise gar nicht anders. und das schlussbild ist großartig und wird sich - glaube ich - nachhaltig in meine hirnrinde einbrennen.
Wie war die noch gleich? Ist ja nicht so, dass ich den Film gestern gesehen hätte. (Bei dir auch die 1-Euro-Aktion?) Aber an das eindrückliche Zitat von Hugo erinnere ich mich. Den Film fand ich recht gut, aber ich hätte mir da gewünscht, dass die Figuren besser ausgebaut gewesen wären. Über den Jungen mit der Drohne lernen wir so gut wie nichts, über Issa auch nicht. Ein Problem hatte ich auch mit dem Darsteller des neuen Polizisten, einfach schwach gespielt.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #3149les misérables (ladj ly, 2019)
Wie war die noch gleich? Ist ja nicht so, dass ich den Film gestern gesehen hätte. (Bei dir auch die 1-Euro-Aktion?) Aber an das eindrückliche Zitat von Hugo erinnere ich mich. Den Film fand ich recht gut, aber ich hätte mir da gewünscht, dass die Figuren besser ausgebaut gewesen wären. Über den Jungen mit der Drohne lernen wir so gut wie nichts, über Issa auch nicht. Ein Problem hatte ich auch mit dem Darsteller des neuen Polizisten, einfach schwach gespielt.
ja, das mit den jungs hat mich auch gestört. mmn wurde der fokus zu stark auf die erwachsenen und insbesondere auf die polizisten gelegt. damien bonnard hingegen fand ich super, wie er die unsicherheit und die zerrissenheit zwischen der loyalität zu seinen kollegen und der menschlichkeit und dem gerechtigkeitssinn gegenüber den thugs bzw. den anderen bewohnern des viertels darstellt. schwäche stark gespielt.
immer wieder erstaunlich, ob cineastisch, musikalisch oder sogar kulinarisch, olsen empfindet prinzipiell gegenteilig von mir. der neue polizist war doch genau die am besten gespielte rolle.
Weltkriegs-Nazi-Action/Horror, der campy genug war um Spaß zu machen. Ganz nett. Macht ein bisschen einen auf From Dusk Till Dawn in dem Sinne, dass die erste halbe Stunde noch herkömmlich wirkt, nur um dann relativ schnell zu kippen.
Ford v Ferrari
Der feuchte Traum eines jeden 45-Jährigen Vaters. Aber im ernst: Das ist schon die Art von Hollywood, die noch geht. Nichts ist öder und sinnloser als Motorsport, aber ich mag eben Stories über Leidenschaft. Der Sound ist irre, aber das CGI? Uff.
ganz nette komödie über eine zwar gefeierte, aber inzwischen abgehalfterte und von der absetzung bedrohte late night gastgeberin, die von einer blutigen anfängerin im comedy-schreiber-gewerbe aus ihrer routine geholt wird. hab ich v.a. wegen emma thompson angeschaut, die auch wirklich klasse als egozentrische business-snobistin agiert. mindy kaling (die auch das drehbuch geschrieben hat) spielt die sympathieträgerin vielleicht eine spur zu süßlich, obwohl sie auch starke momente hat. ich hab mich gut unterhalten gefühlt.
the peanut butter falcon (tyler nilson, michael schwartz, 2019)
herzerwärmende story über zak, einen jungen mann mit down-syndrom, der aus seinem repressiven heim ausbüxt, um wrestler zu werden. dabei gerät er an den loner/loser tyler, der ebenfalls in extremen schwierigkeiten steckt. die beiden freunden sich an und begeben sich auf eine odyssee, damit sich zak seinen traum erfüllen kann. der sentimentale tropf, der ich bin, konnte nicht anders als mitfiebern und am schluss ein bisschen heulen. die tollen schauspielerischen leistungen von shia la boeuf, dakota johnson und vor allem zack gottsagen seien auch noch hervorgehoben. sehr zu empfehlender film.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #3158late night (nisha ganatra, 2019)
ganz nette komödie über eine zwar gefeierte, aber inzwischen abgehalfterte und von der absetzung bedrohte late night gastgeberin, die von einer blutigen anfängerin im comedy-schreiber-gewerbe aus ihrer routine geholt wird. hab ich v.a. wegen emma thompson angeschaut, die auch wirklich klasse als egozentrische business-snobistin agiert. mindy kaling (die auch das drehbuch geschrieben hat) spielt die sympathieträgerin vielleicht eine spur zu süßlich, obwohl sie auch starke momente hat. ich hab mich gut unterhalten gefühlt.
Das passt. Genau auf den Punkt.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
The King Sehr gut! Netflix ist nicht unbedingt für die Qualität seiner Filmproduktionen bekannt, aber dieses Historiendrama von David Michôd kann sich wahrlich sehen lassen. In erster Linie hat er einen tollen Schauspielerfilm gedreht, aber es gibt auch eine extrem dreckig-brutale Schlachtszene und eine durchaus bedrückende Atmosphäre. Das Ende fand ich ziemlich niederschmetternd. Den hervorragenden Score muss ich ausdrücklich preisen und Robert Pattinson erwähnen, der seine (kurze) Arschloch-Rolle mit Bravour meistert. Mit den wahren historischen Ereignissen hat der Film übrigens wenig zu tun, aber das macht mir nichts, denn ein derartig gutes Drehbuch ziehe ich vor. Ach, die tollen Dialoge habe ich noch nicht erwähnt. Schwärm! 9/10
It Follows Inzwischen muss ich mir Horrorfilme tagsüber anschauen, weil sie mich abends zu sehr fertigmachen. Bei dem hier bin ich froh, denn er hat ein, zwei sehr gruselige Momente. Die ruhige Inszenierung gefällt, der Musikeinsatz ist einen Tacken zu dick. Mit dem Schlussteil bin ich nicht ganz glücklich, die Szene im Schwimmbad hätte deutlich spannender sein können. Insgesamt aber ein recht guter Film, weil die Grundidee schon gut ist. (Aber auch etwas abgekupfert beim famosen Kurzfilm “The Horribly Slow Murderer with the Extremely Inefficient Weapon”, den ihr hoffentlich alle kennt. Wenn nicht, auf zu Youtube.) 7/10
Ich seh, ich seh Was für ein fieser kleiner Film. Besonders das Schlussdrittel hat es in sich. Frage mich bei sowas jedes Mal, welche Eltern ihre Kinder für derartige Dreharbeiten freigeben. Zur Hälfte des Films hatte ich mir ungefähr zusammengereimt, was vor sich geht, aber es war dann trotzdem lohnenswert, die eigene Theorie immer wieder mit dem zu überprüfen, was man sieht. Der Schluss erklärt da sogar zuviel, ich hätte es subtiler gelassen. 8/10
Hab mir interessehalber mal eben den Trailer angesehen und eine Kritik gelesen, glaube, es war die FAZ. Weiß nicht, ob ich mich rantraue an "Ich seh, ich seh"...
Zitat von Olsen im Beitrag #3162Aber auch etwas abgekupfert beim famosen Kurzfilm “The Horribly Slow Murderer with the Extremely Inefficient Weapon”, den ihr hoffentlich alle kennt. Wenn nicht, auf zu Youtube.
Haha, also ich kannte den noch nicht. Köstlich, danke! Inwieweit der Pate stand bei "It follows", den ich ja sehr mag, wage ich aber zumindest mal mit einem zarten Fragezeichen zu versehen. Leider hat sich David Robert Mitchell mit "Under the Silver Lake" dann etwas übernommen. Obwohl der auch tolle Szenen hat.