les amants de montparnasse (jacques becker, max ophüls, 1958)
dieser film entstand aufgrund der initiative von ophüls, musste aber dann aufgrund dessen erkrankung von becker realisiert werden. herausgekommen ist eine ganz und gar nicht akkurate darstellung der letzten lebensmonate von amedeo modigliani - aber darum geht's nicht, sondern um das ringen eines künstlers zwischen den polen liebe, kreativität, erfolg und selbstzerstörung - eins bedingt das andere, aber alles auf die reihe zu bekommen: unmöglich. diese hin- und hergerissenheit wird durch buch, regie und schauspiel (der mir bisher nicht bekannte gerard philippe) toll umgesetzt. unter anderen tun anouk aimee, lilli palmer und lino ventura ein übriges, um ein hervorragendes ensemble zu ergänzen. klasse!
*ächz* hochgradig verwirrend und anstrengend, aber: meisterwerk! zahlreiche personen werden vom flughafen nashville aus bis zu einem tage später stattfindenden country-musikfestival bzw. wahlveranstaltung begleitet, deren wege sich immer wieder kreuzen, die z.t. auch aufeinander treffen - im aufnahmestudio, diversen country-musikclubs, im stau, auf partys, zum sex und um die werbetrommel für den präsidentschaftskandidaten einer neuen partei zu rühren. dabei wird die eine szene zur nächsten oft durch beiläufige kameraschwenks oder wechsel der bildebene überblendet. auch die dialoge überschneiden sich häufig, was es sehr anstrengend macht, zu folgen, aber eben auch sehr authentisch und v.a. ästhetisch (zusätzliche hürde ist der entsetzliche südstaaten-slang einiger protagonisten). und ständig ist musik da und obwohl ich wirklich kein country-fan bin, es hat seine berechtigung und gefiel mir teilweise sehr gut (z.b. der oscar-prämierte song "i'm easy" von keith carradine) - bemerkenswert daran auch, dass die songs fast ausschließlich von den schauspielern selbst geschrieben wurden. das themenfeld, das hier beackert wird ist weitläufig, aber der hauptschwerpunkt liegt auf der verquickung von musik, kommerz und politik, für die die country-szene wahrscheinlich ein paradebeispiel darstellt. die schauspieler-riege ist auch sehr beachtlich, u.a. eben carradine, karen black, lily tomlin, ned beatty, geraldine chaplin (genial als überdrehte klatschreporterin) und jeff goldblum - um nur die bekanntesten zu nennen. angesichts dessen, dass einem aufgrund der komplexität des films so einiges entgeht, muss man ihn natürlich öfter sehen - und da freu ich mich schon drauf.
die geliebten schwestern (dominik graf, 2014)
historisches drama über die nicht belegte, aber wohl in diversen quellen (briefe, tagebücher) angedeutete dreiecksbeziehung der schwestern charlotte und caroline von lengenfeld zu friedrich schiller, welcher dann erstere heiratete. caroline war bereits in einer unglücklichen zweckehe gebunden - aber so richtig kommen die beiden nicht voneinander los. es wechseln sich wunderbar leichte, romantische szenen und augenblicke des glücks und der harmonie mit schicksalsschlägen und krisen ab, aber das knistern zwischen den dreien bleibt immer bestehen und das ist einerseits dem tollen buch und der regie von dominik graf geschuldet, als auch dem brillianten spiel der drei hauptdarsteller_innen henriette confurius, hannah herzsprung und florian stetter. also keine angst vor kostümschinken! dieser film verdient alle aufmerksamkeit.
Auch jemand, mit dem ich mich schon längst ausführlich befassen wollte. Kann mich nicht erinnern, irgendeinen Film außer MASH von ihm gesehen zu haben, und den auch nie ganz, weil er mir bei zwei Versuchen zu anstrengend war. Aber das ist auch schon 30 Jahre her.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
in den 90ern sah ich den - mittlerweile offenbar in vergessenheit geratenen - "the player" und war begeistert. bei erneuter sichtung vor einigen jahren hatte der zahn der zeit etwas genagt, dennoch immer noch sehenswert. "short cuts" ist ja nach wie vor als großartig eingepreist, den hab ich danach leider nur nebenbei im fernsehen gesehen, und nicht so richtig eingeatmet. vor auch schon wieder fast 20 jahren dann "gosford park", der immer noch zu meinen all-time-favorites zählt. zwischendurch kam irgendwann man "quintett" im TV, der war aber eher seltsam als interessant. quintessenz: ich hab immer noch viel zuwenig von dem mann gesehen, da hab ich noch viel, worauf ich mich freuen kann!
ebenso. bisher habe ich neben nashville noch mash, the player, short cuts, pret-a-porter, cookie's fortune, gosford park und a prairie home companion gesehen. pret-a-porter war dabei der einzige, den man sich sparen kann, amüsant zwar, aber a bissel oberflächlich. auf der watchlist stehen auf jeden fall noch mccabe and mrs. miller, a cold day in the park, the long goodbye, buffalo bill and the indians, 3 women und the gingerbread man. jeden anderen, der mir unterkommt nehme ich natürlich auch.
Ich wundere mich auch, wie man den als anstrengend empfinden kann.
Mein erster Berührungspunkt mit Robert Altman war ja "Drei Frauen", den ich als Halbwüchsiger im Fernsehen sah. Ich habe keine Ahnung, ob ich damals etwas kapiert hatte, aber fasziniert war ich auf jeden Fall. Ansonsten kenne ich:
M*A*S*H Buffalo Bill und die Indianer Nashville The Player Short Cuts Prêt-à-Porte
Und merke gerade, dass mir noch ganz schön viel fehlt.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
auf jeden fall rate ich dringend zu "gosford park".
trafic (jacques tati, 1971)
so, jetzt habe ich sie also alle durch und was soll ich noch sagen? der film ist ein perfekt choreographiertes chaos, wie schon "play time" (der mir aber noch ein bisschen besser gefällt), lustig und kritisch zugleich, berstend vor ideen und ein ästhetischer genuss sondergleichen. was für ein genie!
va savoir (jacques rivette, 2001)
typisch französischer beziehungskram- und laberfilm - am anfang etwas zäh, aber nach und nach, wenn die verwicklungen zwischen drei paaren (zwei liebes- und ein geschwisterpaar) immer verzwickter und irrwitziger werden, nimmt er fahrt auf und die figuren wachsen einem ans herz. und der schluss hinterlässt einen mit einem breiten grinsen (also, mich zumindest. ich kenne genügend leute, die bei solcherart filmen die krise kriegen).
Und täglich grüßt das Murmeltier (Groundhog Day) (1993)
Ich weiß nicht, warum mir der Film gefällt. Er ist kitschig. Er hat Längen. Ich habe vollstes Verständnis für Bill Murray zu Beginn des Films. Andy MacDowells naives Gequatsche am Anfang nervt nicht weniger wie dieses grauenhafte Hinterwäldlerklientel in diesem Kaff (das ja samt Groundhog Day tatsächlich existiert, erschröcklicherweise). Eigentlich wäre der in seiner Ironiefreiheit zum Schluß ein todsicherer Fall für den Orkus, aber: ich liebe Zeitschleifenfilme, einfach weil ich die Idee faszinierend finde. Schon als Jugendlicher habe ich mir die Zeit mit Gedankenspielen zu Szenen aus meinem eigenen Leben vertrieben, wenn mir langweilig war, darum schaue ich mir das auch immer gerne an.
6/10
In My Skin (2018)
Ein merkwürdig verstörender Film über Entwurzelung, Selbsthaß und Identitätsprobleme:
Die Rezension trifft den Nagel auf den Kopf, denn irgendwie gehen die Veränderungen des Protagonisten zu schnell vor sich, ohne daß man größere Einblicke in seine Persönlichkeit erhält. Dennoch ist das Ganze ziemlich schmerzhaft mitanzusehen, und am Ende dachte ich länger über aufgeworfene Fragen nach. Von daher erfüllt er schon einen Zweck, ohne - wie viele andere Filme zum Thema "Rassismus" - allzusehr in Pathos abzudriften.
8/10
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
"Wenn er aus seiner Höhle tritt und sein süßes Näschen rümpft..." Wenn ich mit einer Frau im Auto säße, die dermaßen daherschwallt, würde ich aussteigen. Vermutlich sogar bei 180 auf der Autobahn.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Color Out Of Space Nicolas Cage ist inzwischen in der Lage, einen Film im Alleingang zu zerstören. Bei seinen ganzen Schauspielmanierismen kann man die Rolle dahinter kaum noch sehen. Highlight dieses Mal: ein Wutanfall im Auto, zum Wegschmeißen. Seine Ehefrau, dargestellt von Joely Richardson, ist ebenfalls nicht gut. Aber was will man bei so einem Drehbuch auch anrichten? Der Film haut oft viel zu dick auf den Haufen. Zunächst habe ich gedacht, mit anderen Darstellern hätte das Ding mehr Chancen bei mir. Hinten raus glaube ich das nicht mehr. Es häufen sich die unfreiwillig komischen Momente, so dass ich im Schlussdrittel nur noch schmunzelnd da saß. Oder halt lachte. Für 99 Cent kann man den Quatsch mal machen (momentan bei Prime), ansonsten rate ich ab. P.S. “Greek islands are the best.” 4/10
the spy who came in from the cold (martin ritt, 1965)
das buch von john le carré habe ich mit 10, 11 jahren geschenkt bekommen und fand es faszinierend, aber auch fürchterlich, weil es so düster war. immerhin hatte ich was über den kalten krieg und spionage gelernt. schlappe 40 jahre später sehe ich nun also die verfilmung mit richard burton in der hauptrolle und ungefähr genauso habe ich mir alec leamas damals vorgestellt: mürrisch, einsilbig und verbissen in seinem job. auch oskar werner und peter van eyck als rivalisierende ddr-spione entsprechen in etwa meinem bild von damals. da hat der film wohl einiges richtig gemacht. die film noir-ähnliche atmosphäre tut ein übriges. alles in allem ein solides stück agenten-kino.
to catch a thief (alfred hitchcock, 1955)
hach! bestimmt nicht mein liebster hitchcock-film, aber nach "vertigo" sicher der, den ich am häufigsten gesehen habe, weil er so ein verdammter augenschmaus ist. cary grant! grace kelly! die cote d'azur! die hotels und die villen! die autos! und natürlich vor allem diese stichelige romanze zwischen grant und kelly, die den kriminal-plot darüber fast vergessen lassen! ein hinreißender film und ich freu mich schon wieder auf das nächste mal.
the farewell (lulu wang, 2019)
langsam bekomme ich den eindruck, dass das asiatische kino (bzw. hier eher "asiatisch-stämmige" - die regisseurin ist eine in china geborene us-amerikanerin) das alleinige ist, das noch substanzielles zum thema familie zu sagen hat, ohne dass es irgendwie ins kitschige oder reaktionäre abdriftet ... und gleichzeitig eine derartig fantastische balance zwischen tragik und komik hinbekommt, wie wir das eben auch schon von "shoplifters" oder "parasite" kennen. auch toll: es wird bei diesem stillen clash of cultures (china vs. usa, am rande japan) absolut keine wertung zwischen eben jenen vorgenommen. jede hat ihre vor- und nachteile und das hat in einer zeit der spaltungen wie dieser einen unschätzbaren wert. dass awkwafina zwar einen golden globe gewonnen hat, aber nicht mal für den oscar nominiert wurde, halte ich für einen mittleren skandal.
Recht beeindruckend ausgefallener Film, der den Plan, nur eine Einstellung zu verwenden, grandios umgesetzt hat (unbedingt das "Making Of" schauen, wenn möglich). Teilweise glaubt man echt, selbst auf Augenhöhe durch den Schlamm zu robben. Die Handlung ist eher simpel und das Ganze stellenweise etwas zäh, aber insgesamt doch recht spannend. Ärgerlich fand ich die doch extrem klischeehafte Darstellung der deutschen Soldaten, die natürlich allesamt hinterhältig, feige und primitiv sind. Das kann man in Filmen über den Zweiten Weltkrieg durchaus mal akzeptieren, beim Ersten Weltkrieg finde ich solch übertriebene schwarz - weiß - Malerei unangemessen.
7/10
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.