Bigbug 2022, Netflix Ein völlig abgedrehter französischer Film um einen Androidenaufstand in gar nicht mal so ferner Zukunft. Alles aus der Sicht einer herrlich skurrilen Familie erzählt, die aufgrund der Ereignisse im elektronisch kontrollierten Haus eingesperrt wird - inklusive Ex-Mann mitsamt der neuen Verlobten, verrückten Nachbarin und ganz vielen Hauswirtschafts-Androiden, die beschließen, "ihre" Familie vor den aufständischen Androiden zu beschützen. Ein knallbunter Trip mit vielen Lachern, wenn auch storymäßig manchmal ein bisschen unentschieden. Trotzdem ein famoser Spaß.
Midnight Asia - Asien um Mitternacht 2022, Netflix Eine Dokureihe, die in sechs asiatischen Großstädten das Nachtleben auslotet und kulinarische, musikalische, künstlerische und sonstige Highlights vorstellt. Manchmal ein bisschen hektisch im Schnitt, was schwierig ist, wenn man gleichzeitig Untertitel lesen muss, aber insgesamt sehr interessant und voller schöner Geschichten der kreativen Einwohner. Bisher hab ich nur Seoul, Bangkok und Manila gesehen, aber Mumbai, Tokio und Taipeh stehen dem sicherlich in nichts nach. Wer Interesse am asiatischen Nightlife hat, sollte einen Blick riskieren.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Eine mit Doku-Elementen aufbereitete Nacherzählung des tragischen Lebens einer getöteten jungen Türkin, die vor 15 Jahren in Deutschland einem Ehrenmord zum Opfer fiel. Die Geschichte ist schrecklich, unerträglich und alles ist so irrsinnig sinnlos. Der Film selbst ist leider mehr eine Wikipedia-Version, damit fast zu nüchtern und zu kalt, zu steril. Hauptdarstellerin Almila Bagriacik, die man aus 4Blocks kennt, macht aber das Beste draus und spielt die mutige junge Frau, deren Selbstbestimmung am streng muslimischen Patriarchat scheitern muss, sehr gut. Bei Prime.
Texas Chainsaw Massacre
Noch eine neue Zeitebene (die vierte), noch ein Legacy Sequel, noch ein neuer zweiter Teil, noch eine damals Überlebende, noch einmal die gleichen Tropes, noch einmal x, noch einmal y. Als Slasher ist das in Ordnung, aber warum das TCM heißt (außerhalb der ~brand recognition~), no idea. Mit der ekelhaften Stimmung, der terrorisierenden Wucht des ersten Teils, hat das wenig zu tun. Auch inszenatorisch macht der Film alles anders und hält bei allem die Kamera drauf, eben das, was das Original nicht brauchte. Es gäbe noch zig andere Macken, aber die sind kaum erwähnenswert... Immerhin nur 80 Minuten. Dass Legendary den verkauft hat, wundert mich nicht mehr. Bei Netflix.
Deshalb erwähne ich es ja. Ich habe „Nur eine Frau“ nicht gesehen, aber wenn der wirklich zu hölzern geraten ist, dürfte „die Fremde“ die bessere Alternative sein.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Der Debütfilm von Kim-Jee Woon (A Tale Of Two Sisters, I Saw The Devil...) und u.A. mit Song-Kang-ho (Parasite) über eine Familie, die in ein Haus in den Bergen zieht, um es als Hotel für Wanderer zu nutzen. Erst bleiben die Gäste aus, dann sterben sie alle plötzlich und keiner weiß warum. Eher düstere Komödie als wirklicher Thriller, aber dem Film steht der nach der Hälfte einsetzende Stimmungswechsel ganz gut und irgendwo steckt da ein Nordkorea-Kommentar drin, aber vielleicht will ich den auch nur da haben. Gesehen in wunderschönster VHS-Qualität mit mittelmäßiger Synchro, aber da kann der Film ja nichts für. Find' ich (trotz einiger Macken) gut. Auf Prime.
Ridley Scott versteht es, die historische Geschichte mit aktuellem Bezug (#MeToo) aus unterschiedlichen Sichtwinkeln geschickt zu erzählen. Jodie Comer zeigt mit subtilen Modulationen das Schicksal von Frauen im 14. Jahrhundert, während sich Damon, Affleck und Driver im Laufe der Geschichte als misogyne Egoisten zunehmend demontieren. 8/10
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Schöner kleiner Film im Film-Thriller über das, was wir bereit sind für die Kunst zu opfern und mit der Frage, wieviel wir erst manipulieren müssen, um Authentizität zu erschaffen. Und wer verbitterten Paaren um die 30 gerne dazu zuschaut, wie sie sich passiv-aggressiv Vorwürfe zuschmettern, wird das lieben. Den Trailer würde ich nicht schauen, der verrät mir zu viel. Aubrey Plaza spielt das ganz hervorragend und überhaupt und sowieso, klare Empfehlung. Gibt's ~im Netz~.
California Forever. Für Leute die sowieso eher in der Vergangenheit leben (wie mich) ist das pures Heroin. Einen Tag später im nassen europäischen Februar bin ich noch beseelter als direkt während des Films. Längst nicht Andersons bester, teilweise sogar mit Längen, aber so gehaltvoll und wunderschön wie immer.
Manchmal trifft einen ein Filmsong wie ein Blitz. Sollte ich am Ende der Menschheit noch 5 min haben, ich würde sie für einen Tanz mit meiner Liebsten hierzu nutzen, während die Atomraketen vor Einschlag den Himmel durchkreuzen.
Schöner kleiner Film im Film-Thriller über das, was wir bereit sind für die Kunst zu opfern und mit der Frage, wieviel wir erst manipulieren müssen, um Authentizität zu erschaffen. Und wer verbitterten Paaren um die 30 gerne dazu zuschaut, wie sie sich passiv-aggressiv Vorwürfe zuschmettern, wird das lieben. Den Trailer würde ich nicht schauen, der verrät mir zu viel. Aubrey Plaza spielt das ganz hervorragend und überhaupt und sowieso, klare Empfehlung. Gibt's ~im Netz~.
Klingt gut, gleich mal suchen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
war ja klar, dass sich es da etliche rezensenten schön einfach machen und dem film bzw. téchiné islamophobie und sogar rassismus vorwerfen, aber das ist totaler blödsinn, weil islamistische radikalisierung unter frustrierten, vulnerablen europäischen jugendlichen, die sich dafür entscheiden, zu konvertieren und in den dschihad zu ziehen halt einfach eine realität ist und das darzustellen nichts mit stigmatisierung oder diskriminierung zu tun hat. und vor allem geht es hier darum, was solche fatalen entscheidungen mit den angehörigen machen. das ist hier reduziert auf das verhältnis zwischen der großmutter und dem enkel und catherine deneuve und kacey mottet klein verkörpern das absolut fantastisch. es ist mir ein rätsel, wie man übles dahinter vermuten könnte.
robocop (paul verhoeven, 1987)
verhoevens gesellschaftliche kommentare sind und bleiben nahezu zeitlos. „starship troopers“, „basic instinct“, „total recall“ und eben „robocop“ - filme, die nicht nur in ihrer aussage bestehen, sondern auch in ihrer machart immer noch einzigartig sind. auch wenn hier die tricktechnik noch reichlich amateurhaft aussieht, ist der film erstaunlich gut gealtert und ein hervorragendes beispiel dafür, wie man auch einem blockbuster subversive botschaften unterjubeln kann.
scarface (brian de palma. 1983)
musste ich mal wieder sehen; großartiges epos; paraderolle für al pacino; nuff said.
nikita (luc besson, 1990)
over the top ist ja bessons ding. das funktioniert mal hervorragend (subway, léon), ganz passabel (the fifth element, valerian) oder gerät zum rohrkrepierer (le grand bleu, lucy). nikita ordne ich zwischen den beiden letzteren kategorien ein. sagen wir mal: eine ganz okaye aufwärmübung im genre der killer- und agentenfilme für „léon“. dafür gebe ich ihm mal trotz erheblicher schwächen einen vorsichtigen daumen nach oben.
the night of the generals (anatole litvak, 1967)
plotmäßig vollgstopfte geschichte über die aufklärung einer mordserie vor dem hintergrund des 2. weltkriegs, bei der dann auch noch das warschauer ghetto, die besetzung von paris, der 20.juli und die geburtswehen der brd behandelt werden. das ist alles ein bisschen viel und auch um einiges zu lang, aber allein wegen peter o'toole sehenswert – z.b. die beherrschung seiner gesichtszüge in der darstellung seines charakters ist eine absolute meisterleistung. daneben glänzen auch noch omar sharif, tom courtenay und v.a. donald pleasance. vorher nie was von diesem film gehört .. positiv überrascht.
just kids (christophe blanc 2019)
und wieder kacey mottet klein – definitiv einer der jungen talente schlechthin. hier in einem drama, bei dem es sich vor allem um ein brüderpaar (und peripher um deren schwester) dreht, denen schon vor jahren die mutter weggestorben ist und jetzt ist ihr auch noch der vater gefolgt. der ältere, formal erwachsene bruder übernimmt daraufhin die vormundschaft für seine geschwister, aber er kommt mit der situation überhaupt nicht zurecht, ist selbst noch zu unreif und fixiert auf die dunkle vergangenheit seines vaters. ja, auch in diesem film gibt es viele baustellen, die teilweise ins nichts führen, aber als illustration des chaos, das ins leben der geschwister einkehrt, empfinde ich das als sehr angemessen und letztendlich sind es die immer wieder herzzerreißenden szenen zwischen den brüdern, die den film ausmachen. der kleine andrea maggiulli ist dabei ein absolut gleichwertiger counterpart zu mottet klein.
Juhu, hab es tatsächlich mal wieder geschafft, Filme zu schauen ... dank dem gestrigen freien Tag samt Scheißwetter:
Sling Blade (1996)
Billy Bob Thorntons Bearbeitung eines Ein - Mann - Theaterstücks. Die Story ist nicht neu (ein völliger Freak freundet sich mit einem kleinen Jungen aus kaputten Verhältnissen an), ist aber durchaus herzerwärmend, weil sich eine Menge Leute um eben jenen Freak bemühen und er nicht schon von Anfang an als mißtrauisch beäugter Außenseiter dasteht. Das Ganze läuft irgendwann natürlich auf eine Konfrontation mit dem gewalttätigen Stiefvater des Jungen hinaus, trotzdem hat der Film eine verquere Art von Happy End. Sehr gut gemachtes spannendes Kammerspiel mit langen Einstellungen in jeder Szene und Staraufgebot (in Gastrollen Jim Jarmusch, John Ritter, Robert Duvall).
8/11
Joker (2019)
Dazu muß ich wohl nicht mehr viel schreiben. Irgendwie eine Mischung aus "Taxi Driver" und "Brazil", die mich komplett weggeblasen hat, auch dank eines überragenden Joaquin Phoenix. Nett auch der 70er - Look und das "French Connection" - Zitat mit der Verfolgungsjagd in der S - Bahn. Seit "Whiplash" der erste Film seit Ewigkeiten, der mich mal wieder vollends überzeugte.
10/10
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
ein film für alle, für die „national treasure“ ebenso ein guilty pleasure darstellt, wie für mich. es mystelt rund um nic cage herum und er darf – so oft es geht – diesen einen gesichtsausdruck aufsetzen, der alles unheil, das dieser verlorenen welt droht, antizipiert. pluspunkte sind der genremix aus grusel-, abenteuer- und science fiction film, der den zuschauer nie so ganz in sicherheit wiegt, mit was er es denn nun zu tun hat, die hinreißende rose byrne und die special effects sehen trotz massenhaften cgi-einsatzes nicht übel aus und dann ist da ja noch rose byrne ... . der plot ist quasi unangreifbar – stichwort „determinismus“ - sehr klug hingedrechselt von den drehbuchautoren. doof sind mal wieder die altklugen blagen und hektoliterweise triefender kitsch, familiärer und religiöser art … muss sowas sein? unterm strich bleibt grandioser quark mit blockbuster-ambitionen, der aber bestimmt übel floppte.
fun fact: roger ebert vergab 4 von 4 sternen. manchmal war er halt doch eine recht sentimentale kitschtante, der herr großkritiker.