Aus vielerlei Gründen unter meinen Top-3-Scorsese-Filmen. De Niro, die Story um gebeutelte Versager, die Tragik des Verlierens, Selbstüberschätzung, Showbusiness, beschissene Kidnheit. Ich weiß nicht, ob ich der einzige Mensch bin, dem sogar die Tränen gekommen sind, aber mich hat er beim zweiten Sehen wesentlich mehr mitgenommen. Ganz großes Kino. Kein Zweifel.
Die Beschissenheit der Dinge
Lief hier im Rahmen eines NL/BL-Filmfestivals zum Thema Literaturverfilmungen. Noch eine beschissene Kindheit, in diesem Fall in einem flämischen Dorf zwischen versoffenen Vätern, Onkeln und Perspektivlosigkeit; immer wieder abgeglichen mit dem "Heute" der Hauptfigur. Was die Vater/Sohn-Story angeht durchaus tragisch, da bin ich anfällig, aber insgesamt reichlich platt und mit enttäuschendem Schlussbild.
Upstream Colour
Ich bin mir sicher, dass dieser vor sich hinkriechende artsy SloMo-SciFi-Bums, der den ranzigen Stuhl zwischen Lynch und Refn einnimmt, vielen auf den Keks gehen könnte, aber mich hatte der zweite Carruth-Film nach "Primer" (wieder für ein Witz-Budget gedreht) schon durch die Prämisse. Ein namenloser "Thief" zerstört das Leben seiner Opfer duch eine Art Hypnosegift und hinterlässt so auch die Protagonistin vor einem Scherbenhaufen aus Schulden. Nur eine bizarre Transfusion, durchgeführt von einem Naturburschen mit Hang zu Field Recordings rettet sie. Später lernt sie einen Mann kennen, dem womöglich ähnliches passierte und sie stürzen sich überfordert in eine merkwürdige Beziehung, die den Namen nicht verdient, wird sie nämlich angetrieben von einer Art Verbindung zu den Tieren, welche in die Transfuion involviert waren. Mehr mag gar nicht verraten werden, wenngleich da auch nicht mehr viel fehlt. "Spaß" macht der nicht, aber Carruth zeigt, dass man fernab von monströsen Budgets wertige und herausfordende Filme auf die Beine stellen kann. Jeder Filmschool-Dropout weint in der Nacht eine Träne für ihn.
Edge Of Tomorrow
Geht schon.
Religulous
Bill Mahers Dokumentation über die beklemmende Dummheit des religiösen Glaubens. Was ich an Maher mag: Er weiß wovon er redet. Er setzt sich mit den Religionen auseinander, ist dabei hart aber nie herablassend (naja) und kommt zu dem Schluss, zu dem jeder vernünftige Mensch kommen sollte: Fuck all of them. Hauptaugenmerk liegt auf dem Katholizismus, aber Judentum, Islam, Mormonen etc. fehlen freilich nicht. Er übergibt die Religionen der Lächerlichkeit und das kann nicht häufig genug getan werden. Die Beispiele sind dabei jedoch nicht auf Albernheit getrimmt, sie sind erscheckend, sie sind wahnsinnig, sie sind das, was die Menschheit im 21. Jahrhundert leider immer noch ist.
Zu dem Thema der ungelenken deutschen Titel passt ein weiterer Film, den ich kürzlich gesehen habe: "Captain Fantastic - Einmal Wildnis und zurück" (Im Original heißt er nur "Captain Fantastic", aber diesen Anhang konnte man sich wohl nicht verkneifen, möglicherweise um vorzubeugen, dass er nicht für einen neuen Superheldenfilm gehalten wird. Ich hab ihn als OmU gesehen.) Besagter Captain (Viggo Mortensen) hat irgendwann mal mit seiner Frau aus gutem Hause beschlossen, als Aussteiger die Kinder in den Wäldern im amerikanischen Nordwesten groß zu ziehen. Sowohl philosophisch, religionswissenschaftlich und literarisch als auch naturkundlich, körperlich und musisch sind die fünf, sechs Kinder gut ausgebildet, werden ganz schön gedrillt und leben gesellschaftlich isoliert, fernab der Konsumwelt. Doch besagte Mutter nimmt sich wegen Depressionen das Leben, die Großfamilie muss zurück in die Zivilisation, die eigene Welt beginnt zu bröckeln. Mir war der Film zu unentschlossen in allen Aussagen. Das Anderssein der Familie war mir zu plakativ, die Charaktere zu blass und der gesamte Handlungsverlauf zu geradlinig und glatt, um die Brüche wirklich herausheben zu können. Positiv bewerte ich aber, dass es sich der Film nicht allzu leicht macht und zur Feel-Good-Komödie verkommt. Regisseur Matt Ross (bekannt als Gavin Belson aus Silicon Valley) schildert wohl hier auch eigene Kindheitserfahrungen. Generell schöne Bilder und ein angenehmer Soundtrack.
a] ... ihre Beziehung besonders zu Beginn so unnatürlich vorkommt, absolut gezwungen, ohne Leidenschaft, Romantik, irgendetwas. Die einzige Verbindung ist die Opferrolle. Mag aber auch nur mir so vorkommen.
b] ... gerade die (starke) Sequenz mit den Verlustängsten und dem Stress der beiden, während der komische Recorder-Typ die Ferkel tötet, so geschnitten wurde, dass da für mich persönlich keine Zweifel aufkommen, dass sie das durchleben, was auch die Schweineeltern (diesen Begriff würde ich wohl sonst nur im Zusammenhang mit "Frauentausch" nutzen) durchmachen.
Hmm, interessante Anhaltspunkte. Ich weiß nicht, ob ich den noch mal sehen möchte, um das zu überprüfen. Hat mir gut gefallen und auch Eindruck hinterlassen, aber halt das Gehirn auf links gedreht.
Dito. Kann mich an die Story kaum erinnern (und ob ich ihn nochmal sehen muss, weiß ich auch nicht), aber als Mindfuck wird mir der Film für immer stark in Erinnerung bleiben.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Vivre sa vie (Die Geschichte der Nana S.), 1962 Nana S. weiß nicht so recht was mit sich anzufangen, schüttelt die Männer ab wie lästige Fliegen und stolpert ohne Geld, aber Gitanes kettenrauchend durch Paris. Das einzige, was sie wirklich berührt, ist die Kunst. Im Kino rührt sie Dreyers "Jeanne d'Arc"-Stummfilm zu Tränen. Ein philosophisches Gespräch mit einem älteren Herren (über Plato, Lüge vs Irrtum, die Sprache, Hegel, Kant) in einem Café fasziniert sie. Die Finanznot treibt sie in die Prostitution, der sie ähnlich gelangweilt und gleichmütig nachgeht wie allem anderen auch. Am Ende dieser existenzialistischen Übung steht natürlich der frühe, gewaltsame Tod. Raoul Coutards Kamera verharrt fast den gesamten Film auf Anna Karinas unfassbar schönem Gesicht (Godard war damals ja bekanntlich - wen wundert's - auch schwer verknallt in sie). Fast immer schaut sie teilnahmslos zur Seite oder ins Nichts, lächelt ganz kurz, zündet sich eine neue Zigarette an. Wenn sie dann plötzlich, inmitten des Gesprächs mit dem Philosophen, dem Zuschauer direkt in die Augen blickt, ist das wie ein Schlag in die Magengrube. Der Schluss ist traurig, schockierend. Toller Film.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
So Much "Nein", That It´s Almost a Ten: Kevin Smith wird immer bescheuerter
Wenn ich euch erzähle, dass Johnny Depp in diesem Film eine Warze und Kevin Smith eine Bratwurst spielt, haltet ihr mich eh für bescheuert. Dann eben so: Der Film sieht aus wie eine Kreuzung aus "Clerks" und "Angriff der Killertomaten" und wirkt wie ein Mash-Up aus den 80er-Jahren-Werken von Mel Brooks und ZAZ. Dabei ist "Yoga Hosers" weder besonders spannend noch besonders lustig, aber ein umso schöneres Schaulaufen absurder und verquerer Charaktere mit den Töchtern von Smith und Depp in den Hauptrollen. Gedreht in deutsch ("Nein", "Scheiße", "Fräulein", "Wunderbar"), französisch und englisch. Deutschlandstart 2017.
7/10
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
kommt natürlich nicht ganz an "das schweigen der lämmer" ran, aber ein solider thriller ist es allemal. stellenweise hab ich mich dann doch wieder ganz schön erschreckt. hopkins und vor allem ralph fiennes beängstigend gut.
Spectre Die Bond-Filme mit Daniel Craig bewegen sich alle so im “Joa”-Bereich. War der erste noch “joa, ganz gut”, waren die nächsten beiden schon nur noch “joa, geht so” - und dieses hoffentlich letzte Kapitel ist “joa, geht noch gerade so”. Der Film hat keine nennenswerte Handlung und langweilt über weite Strecken. Das ist in einem Bond-Film eigentlich ein Kapitalverbrechen und wird nur durch das Ensemble und die schnieken, eleganten Aufnahmen halbwegs kompensiert. Im Nachhinein muss man Marc Forster dankbar sein, dass er mal einen Bond gedreht hat, der sich mit kürzerer Spielzeit zufrieden gab. Von den zweieinhalb Stunden hier kann locker eine in die Mülltonne. Die Kritik an Waltz teile ich nicht. Bin bekanntlich nicht sein größter Fan, aber als Blofeld spielt er recht zurückhaltend. Für den nächsten Teil fordere ich ein Remake von “Moonraker”. Oder lieber noch ein paar Bourne-Filme. 5/10
Muss dir in einem Punkt widersprechen: Skyfall ist einer der besten Bonds aller Zeiten. Nur eben kein gewöhnlicher Bond-Film.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
kommt natürlich nicht ganz an "das schweigen der lämmer" ran, aber ein solider thriller ist es allemal. stellenweise hab ich mich dann doch wieder ganz schön erschreckt. hopkins und vor allem ralph fiennes beängstigend gut.
Bei Gelegenheit kannst du dir mal Blutmond anschauen, die erste Verfilmung des Buches. Am Anfang ist es ungewohnt, dass Hannibal Lecter nicht wie Anthony Hopkins ausschaut, aber ich mag die kühle 80er Jahre Ästhetik und die eher wortkarge Inszenierung. Und die von "In-A-Gadda-Da-Vida" untermalte Schlusssequenz ist fulminant.
Gerade gesehen, der wird hier unter dem englischen Titel Manhunter angeboten.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)