Die Jagd Kindergärtner Mads Mikkelsen wird von einer Fünfjährigen fälschlicherweise des Missbrauchs beschuldigt. Da Kinder nicht lügen, glauben alle dem Mädchen, keiner dem Erwachsenen. Die Folge sind Ausgrenzung und Gewalt. Schon lange habe ich mich nicht mehr so über einen Film geärgert, die zum Teil euphorischen Kritiken sind mir ein Rätsel. Ja, der beginnt stark, ja, Mikkelsen ist (wieder einmal) großartig - aber hat sich denn sonst niemand an dem völlig hanebpüchenen Plot gestört? Da antwortet also ein kleines Kind entsprechend auf Suggestivfragen der Erzieher, und es gibt keine weiterführende psychologische Untersuchung oder Beobachtung? Niemand spricht auch mal ernsthaft mit dem Beschuldigten? Die Vorwürfe werden ohne jeden Nachweis direkt öffentlich gemacht? Mit einer so ärgerlichen Ausgangssituation mochte ich mich dann auch nicht auf die vorhersehbare Gewalteskalation einlassen (inkl. Konfrontation in der Kirche). Vinterberg hatte da offenbar ein Western / "Straw Dogs"-Szenario im Sinn. Die Massenhysterie, mit der das Dorf auf den vermeintlichen Täter reagiert, bleibt einfach unerklärt. Die Auflösung (Ein Jahr später! Happy End! Aber.....rätselhafte Schlussszene!) ist dann komplett gaga. Die Metapher der Jagd als rituelle Transformation vom Kind zum Mann bzw Mann zum Kind (??) hat man in "The Deer Hunter" so viel besser gesehen. Das ist halt wieder so ein "Arthaus"-Film, an dessen schwaches Drehbuch man offenbar deutlich weniger strenge Maßstäbe anlegt als an Filme aus Hollywood. Als Metapher für eine verunsicherte Gesellschaft, die ihre Konflikte nur noch mit Gewalt lösen kann, ist der Film einfach viel zu plump erzählt.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von Reverend im Beitrag #1019Endstation Sehnsucht Nach Jahrzehnten mal wieder gesehen und etwas überrascht festgestellt, dass dieser Klassiker von Tennessee Williams und Elia Kazan bis auf einige antiquiert-schöne Sätze ("Ich bin sehr für Galanterie empfänglich") gar nicht angestaubt ist, sondern Blanche Dubois psychische Krankheit durchaus modern und in allen Facetten dargestellt wird. Vivien Leighs Mimik ist wirklich überragend, Marlon Brandos virile Attraktivität fast unerträglich. Kim Hunter und Karl Malden sind fantastische Nebendarsteller. Grandioses Schauspielerkino.
mit Horror, Splatter oder gore Movies kann man mich nicht schocken, aber menschliche Dramen wie Endstation Sehnsucht, Wer hat Angst vor Virginia Woolf oder auch Funny Games scared me to death.
Heil Man muss Dietrich Brüggemann zugute halten, dass er weiter seinen Stiefel abseits vom deutschen Filmkanon durchzieht. Ich begrüße das sehr und wir brauchen mehr Filmemacher seiner Art. Leider funktioniert seine Groteske aber nur ganz selten. Als Rundumschlag gegen die deutsche Gesellschaft des Jahres 2015 gedacht, sagt sie doch wieder mehr über den Zustand des deutschen Films aus. Einer guten Szene folgen jeweils mindestens fünf mit konfusem Drehbuch, schlechtem Timing und bemüht aufspielenden Schauspielern. Hier tummeln sich Leute wie Heinz Rudolf Kunze und Thees Uhlmann. Warum nur, warum? Immerhin ist der Film nicht langweilig und ich habe zirka dreimal gelacht. 5/10
Zitat von Reverend im Beitrag #1019Endstation Sehnsucht Nach Jahrzehnten mal wieder gesehen und etwas überrascht festgestellt, dass dieser Klassiker von Tennessee Williams und Elia Kazan bis auf einige antiquiert-schöne Sätze ("Ich bin sehr für Galanterie empfänglich") gar nicht angestaubt ist, sondern Blanche Dubois psychische Krankheit durchaus modern und in allen Facetten dargestellt wird. Vivien Leighs Mimik ist wirklich überragend, Marlon Brandos virile Attraktivität fast unerträglich. Kim Hunter und Karl Malden sind fantastische Nebendarsteller. Grandioses Schauspielerkino.
mit Horror, Splatter oder gore Movies kann man mich nicht schocken, aber menschliche Dramen wie Endstation Sehnsucht, Wer hat Angst vor Virginia Woolf oder auch Funny Games scared me to death.
Ich hatte "Funny Games" im Kino gesehen, anschließend haben mir die Beine gezittert und ich musste mich draußen erstmal auf einer Bank erholen. Einige Monate später: Der Film erscheint auf Video, Freunde veranstalten einen Videoabend. Einer meint, man solle doch "Funny Games" ausleihen. Ich so: Das ist keine gute Idee, danach ist der Abend gelaufen. Niemand hörte auf mich. Schon während des Films ging der erste nach Hause, danach war es dann auch für die anderen vorbei.
Ich halte ja seitdem jeden mit diesem österreichischen Dialekt für einen Sadisten. Hanekes eigenes US-Remake war aber auch genauso stark, dank Tim Roth und Naomi Watts.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Wenn mich jemand nach dem härtesten Film fragt sage ich auch immer "Funny Games". Habe noch niemanden erlebt, der nach dem Anschauen nicht völlig fertig war. Handwerklich ist das einfach auch eine eigene Liga. Wie Haneke da immer wieder die Hoffnungen des Zuschauers brutal zerstört und ihm den eigenen Voyeurismus vor die Nase hält...großartig. Und so einer ist dann in der Lage auch einen Film wie "Liebe" zu inszenieren. Ich hoffe, es gibt noch ein paar Filme von ihm zu sehen. Dürfte ja mittlerweile auch schon über 70 sein, wenn ich mich nicht irre.
Selbstredend. Ich glaube, da hatten Sie mich falsch verstanden. Ich meinte: Es könnte lediglich helfen, deine Wahrnehmung von sadistischen Österreicher zum vollkommenen Pannemann-Österreicher zu verändern.