Dann mal die erste Show, die sich verabschiedet hat:
Marvelous Mrs Maisel Season 5
4 Serien, die ich jahrelang geschaut habe, gingen innerhalb einer Woche zu Ende. Da stelle ich mir wieder die Frage: Was braucht ein gutes Serienfinale eigentlich?
Muss es möglichst versöhnlich sein. Soll es nochmal alles über den Haufen werfen? Ist es nicht mehr als ein betont zarter Epilog für die lange Reise als Zuschauer und muss vorher alles gesagt sein? Es kommt auf die Serie an.
Maisel hat das Ende der Show eigentlich schon mit der ersten Episode der Staffel vorweggenommen. Mutig, diese Flashforwards können nach hinten losgehen, aber diese immer wieder eingestreuten Bilder der Zukunft haben das, was wir in der eigentlichen Zeit der Serie (Anfang der 60er) sehen, immer wieder in einen neuen Kontext gesetzt. Und trotzdem blieben zahlreiche Fragen offen. Es ging gar nicht so sehr darum, ob Midge wirklich erfolgreich sein darf, sondern wie sie damit umgeht. Und das ist bei all dem Humor, den die Serie zu bieten hatte, deutlich dramatischer als angenommen.
Von vielen Serien bleibt das Schlussbild im Gedächtnis. Nach 6 Jahren und einem Piloten, für den man damals noch wählen konnte, damit die Serie überhaupt gedreht wird (those were the times), habe ich dieses hier nicht kommen sehen und nach einer holprigen Zwischenphase, in der Themen ins Spiel kamen, von denen Palladino nicht so viel versteht, bin ich sehr zufrieden und hab' mich gefreut, dass es ENDLICH mal eine gute Serie über Stand-Up geben durfte. Erinnert sich noch jemand an "I'm Dying Up Here"? Eben!
Die gleiche Frage: Was braucht ein Serienfinale? Im Falle von Barry: Was für ein Finale haben die Figuren verdient?
Wer mehr als eine Folge von diesem kleinen, witzigen, aber auch ungemein dunklen Stück Fernsehkunst gesehen hat, wird wissen, dass diese Serie niemals so sauber hätte enden können, wie es die verschiedensten Theorien gefordert hätten. Das ist nicht unbedingt das, was Bill Hader uns gönnen würde. Stattdessen wird eine Art Balance gefunden. Figuren bekommen, was sie verdienen, manch erleiden ein dramatischeres Schicksal, manchen wird vergeben. Aber was bedeutet das für uns?
Barry ist schnell aus dem Schatten seines elevator pitches getreten ("depressed assassin joins theatre group"), weil niemand Sympathien für diesen Mann haben durfte, er selbst am wenigsten. S4 war dazu da, um den Begriff Anti-Helden zu zerschmettern und die Glorifizierung solcher Figuren zu hinterfragen, die in der Pop-Kultur immer schnell zu beobachten ist.
So schwach die Staffel auch begann, sie drehte spätestens nach dem Zeitsprung so sehr auf und wurde in den letzten 5 Minuten perfekt zusammengefasst.
Peak-Peak TV, oder? Ist ja auch eigentlich keine Überraschung mit dem Wissen,
dass es die letzte Season ist. aber ich frag mich, ob der doch spontan abgekürzte letzte Part damit etwas zu tun hat, es jetzt auf diese Folge zu legen, das wäre ja der typische s4 e10 Cliffhanger gewesen. Und eigentlich ist das alles ohnehin unausweichlich.
Und als Folge selbst war das schon sehr stark. Denn wenn es eins gibt, über das ich mich Original seit Lost in Serien aufrege,
dann wie mit dem tod und trauer umgegangen wird (sobald in realword-zeit zwei wochen rum sind, ist es egal, ob es in serienzeit nur 5 std waren. lebbe geht weida)
Dieser "conference call" war schon hart anzuschauen, aber da destillierte sich in allen Hauptfiguren urplötzlich der Urkern ihrer Charaktere heraus und Floskeln, Plattitüden und Überforderung mischte mich sich mit Aufrichtigkeit, die aber niemand ausformulieren kann, weil money und Verletzlichkeit. Und weil sie es nie gelernt haben. Von wem auch?
Und Conors "they will think you left me". Ruck spielt das so gut.
Der 27-minütige Oneshot fiel mir erst dann auf, als die Kamera bei Shivs Anruf so strange gewackelt hat. Aber sie scheinen nicht alles davon benutzt zu haben. Naja, who cares.
Was für ein Genuss diese Serie ist, ich hab' so Lust auf das Endspiel.
Ja, die Folge war schon sehr gut.
Und Mrs. Maisel würde ich gerne weitergucken. Die Liebste will aber mitschauen. Und hat gerade keine Lust auf fernsehen. Toll.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Die ersten Kritiken von "The Idol" sind ja vernichtend. Guckt sich das einer von euch an? Ich schenke es mir.
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Wieder die gleichen Fragen. Aber hier ist es ja eher so, dass man von Anfang an wusste, wo die Reise hingeht, das wie ist entscheidend.
Die ein oder andere Träne hat mir das Finale von "Ted Lasso" schon beschert, aber die Serie hätte eine deutlich bessere letzte Staffel verdient gehabt. Die Laufzeit hätte mit den 12 Folgen, die oft eine Stunde liefen, auch einfach genutzt werden können, um die Lücken zu füllen.
Es ist mir nicht so recht begreiflich, warum man fast jede wichtige Entscheidung oder Entwicklung ins Off verlegt und den Impact vollständig rausdreht, weil nur das Ergebnis geboten wird. Das bedeutet einem dann aber nichts, weil nicht ein einziges relevantes Gespräch gezeigt werden durfte. Dinge, die zwei Staffeln lang aufgebaut wurden, werden geskippt, um zum Ende zu kommen. Geschichten enden einfach, und dann passt das schon. Zuschauer:innen haben sowieso Outcome XY erwartet. 12 Stunden und dann doch so gerusht. Und dass sich Staffel 3 so sehr darauf konzentriert hat, das reale Fußballbusiness in die Serie zu bringen, ging immer daneben. Der negativste Höhepunkt war die vorletzte Folge "International Break". Das war so weit entfernt von der Realität, dass es schon schmerzt. Ganz lustig war der Fake-Ibrahimovic.
Ich brauche jetzt aber wieder eine Serie, die mir den Zynismus austreibt (schlechteste Eigenschaft ever). Denn das, was an der letzten Staffel funktioniert hat, ist vor allem das Thema Freundschaft. Jamie und Roy hatten im Prinzip in jeder Episode die besten Szenen (vor allem Amsterdam, die beste Folge der Staffel). Oh well.
Das Spin-Off "The Richmond Way" dürfte ja nicht lange auf sich warten lassen.
Und zum Schluss der aktuelle Monolith unter den Serien:
Succession Season 4
Vorab: Diese Show ist ein Fest für Autor:innen und alle, die auch nur irgendwann mal eine halbe Sekunde daran gedacht haben, ein Script oder sonst etwas zu schreiben. Ich meine, ich schaue ja freiwillig sowas wie "From", aber wie edel, spannend, schockierend, sensationell und überwältigend spannend Fernsehen sein kann: Mehr geht fast nicht.
Auch hier jetzt dieselbe Frage wie bei den anderen drei. Was muss ein gutes Finale für diese Serie sein? Wie kann Succession doch schon mit S4 enden, obwohl seit Anbeginn von einem 5-Staffel-Plan geschrieben wurde. Der Cast wusste erst beim table read für das Finale (!), dass es hier zu Ende geht. Aber nachdem ich das ein oder andere Interview mit den Showrunnern gelesen oder geschaut habe, konnte ich das nachvollziehen.
Die Staffel musste das Unvermeidbare mit sich bringen. Aber weder die Hauptfiguren, noch ich als Zuschauer, konnten wirklich damit umgehen. Keine Zeit, denn die wichtigste Entscheidung der Serie wurde von einer noch wichtigeren zur Seite gedrängt. Was in den letzten 7 Folgen ans Tageslicht kam, hat der Serie nochmal einen neuen Drive gegeben. Und dann kam das Finale und eine der besten letzten Folgen der letzten Jahre. Chapeau. So rauszugehen muss man sich trauen, man muss aber auch erstmal drauf kommen.
Ich muss auch sagen, dass Succession perfekt dafür war, mir das zu geben, was ich von einer lang laufenden Serie darüberhinaus brauche. Die Beschäftigung damit, die Diskussionen im Discord mit anderen Leuten, die Kommentare, die Memes (die Arrested-Development-Videos sind der Hammer und "Kendall Roy looking sad" bleibt für immer im Instagram-Feed), die teils starken Youtube-Videos, in denen Expert:innen über die Familiendynamiken oder Geschäftspraxen sprechen usw. Wird mir fehlen. Und weil es "nur" 40 Folgen sind, werde ich die auch ausnahmsweise ein zweites Mal schauen, irgendwann.
Deadloch, eine australische Krimiserie, die auf Amazon Prime läuft
Im tasmanischen Städtchen Deadloch wird kurz vor Beginn des Winterfestes ein nackter Toter gefunden. Die örtliche Polizistin Dulcie Collins beginnt mit den Ermittlungen, kommt aber bald die Ermittlerin Eddie Redcliffe vor die Nase gesetzt. Diese will den Fall so schnell wie möglich abschließen und verdächtigt die Ehefrau und den Bruder des Toten. Dulcie stößt aber auf eine Gemeinsamkeit zu einem anderen Todesfall und als dann noch der Bruder des Toten ebenfalls tot aufgefunden wird, erkennt auch Eddie, das es nicht nur diesen einen Fall gibt, sondern vielleicht noch ein paar mehr. Zusammen mit Hilfspolizistin Abby versuchen die beiden den Täter zu finden.
Das ist eine ziemlich überdrehte Krimikomödie. Schön schäbig provinziell und mit bösem, schwarzem Humor. Ich fühle mich gut unterhalten und bleibe auf jeden Fall dran. Bisher zu sehen sind auf Amazon Prime die ersten drei von acht Folgen. Einziger kleiner Wermutstropfen, die Rolle der Eddie ist ein bisschen zu übertrieben nervig. Der Rest ist auch überdreht, aber nicht nervig.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
"Succession" ist geschafft. Wobei das so negativ klingt. Ich hatte die Ehre, diese Serie zu schauen. So ist's besser. Dachte ich nach der ersten Folge noch: WTF - nur Arschlöcher, wie soll ich das jemals mögen? Und dann gewinnt man Sympathien für diese "Dipshits", wie sie selbst jeden bezeichnen.
Für Kendall, der wohl mehr Achterbahnfahrten in dieser Serie erlebt als jede andere Figur. Zumindest die Fallhöhe ist immer größer als bei den anderen. Denn Kendall ist der Erbe. Erst am Ende kommt raus, dass ein Satz, gesagt, als er sieben Jahre alt war, ausschlaggebend dafür war, dass er sein ganzes Leben gedacht hat, dass er einmal seinen Vater beerben kann. Für Roman, jemandem, dem man noch nicht mal für drei Sekunden sein eigenes Kind anvertrauen würde. Ein Psychopath, der doch nur eines will: die Liebe seines Vaters. Für Shiv, die zunächst komplett unscheinbar, fast unsichtbar, wirkt - und dann doch immer tougher wird, auch sie angestachelt vom Gedanken daran, einmal das Reich ihres Vaters zu beerben.
Dabei ist von Anfang an klar: Geeignet ist niemand dieser drei für den Job. Ja, wenn sie sich mal für mehr als eine Folge zusammenraufen würden, könnten sie es vielleicht schaffen. Aber wirklich ernst nimmt sie niemand. Sie werden zu Spielbällen, glauben, zu agieren, sind aber nur Marionetten. Und das unterscheidet sie von ihrem Vater. Er hielt alle Fäden in der Hand. Er war der Puppenspieler. Er war der, der Entscheidungen traf. Er war der, dessen Konterfei man neben Entschlossenheit im Wörterbuch finden könnte. Ja, er war auch ein furchtbarer Mensch. Einer, der wusste, was er tat. Und wenn er es nicht wusste, tat er trotzdem so. Seine Kinder hatten das nicht. Nie. Wenn überhaupt nur ansatzweise.
Nachtrag: Wenn es am Ende einen kleinen Kritikpunkt gab, ist es das letzte Bild der Serie. Das vorletzte war nämlich das Geeignetere und wäre ein wunderbare Antwort auf den grandiosen Vorspann gewesen. Ein Kendall, der ganz alleine am Meer sitzt, von hinten gezeigt wäre ein wunderbarer Kontrast gewesen zu Logan Roy, der im Vorstand erst am Kopfende des Familientisches, dann als Mogul am Kopfende des Vorstandstisches sitzt. Er hatte immer Menschen um sich rum. Untergebene. Kendall ist am Ende ganz allein.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ach schön, die letzten beiden Folgen haben endlich das gut gemacht, was der Mittelteil der Staffel verschlafen hat. Was machen sie jetzt mit dem „Ding“? Wo wollen sie damit hin? Und wie schön, dass man endlich mal miteinander redet. Auch die Storyline des Vaters gefällt mir mittlerweile ganz gut, seine „Theorie“ ist immerhin eine, weil ich durchaus nachvollziehen kann, wie frustrierend es sein muss, dass da niemand wirklich etwas unternimmt.