Liebes Forum. Ich möchte mich mit dem Klavierspielen auseinandersetzen und gerne anfangen (!), es zu lernen. Auf billigstem Gammelniveau, aber ich möchte.
Ich frage mich, was eine gute Herangehensweise ist. Unabhängig vom Instrument, wie gehe ich das sinnvoll an? Ich frage, weil ich mich natürlich direkt an eine Musikschule, an Lehrer:innen etc wenden kann, aber auch gleichzeitig mit einem billigen Gebraucht-Keyboard an die Basics mit Tutorials klemmen kann. Wie ich besser lerne, weiß ich nicht.
Aber vielleicht gibt es einen Mittelweg? Also sollte ich ein paar Basics mitbringen, um im Unterricht nicht Zeit zu verschwenden?
Wie macht ihr das, wenn ihr komplett bei 0 startet?
Ist es überhaupt realistisch, wenn ich kein Klavier in der Wohnung haben werde?
Edit: Ich müsste eigentlich ans Schlagzeug und hab' da auch Bock drauf, aber ich will jetzt absichtlich was machen, das nicht perfekt zu mir passt.
Mit dem Gedanken spiele ich auch immer mal wieder, aber das ist zeitlich bei mir völlig jenseits jeder Machbarkeit. Was ich auf keinen Fall machen würde: per Online-Tutorial „vorlernen“, wenn danach noch Musikschule/normaler Unterricht geplant ist. Da wäre mir die Gefahr zu groß, aufgrund mangelnden Feedbacks schon in den Grundlagen Technikfehler einzuschleifen, die man später kaum noch loswird. Hatte ich jahrelang in meiner Bogenführung beim Kontrabass, das war frustrierende Arbeit, weil man erstmal sein gefühltes Spielniveau verschlechtert, bevor man wieder besser wird. Zwei Optionen halte ich für sinnvoll: komplett autodidaktisch mit guten Online-Tutorials oder per App, oder Hybrid, dann aber auf jeden Fall mit Unterricht für die Grundlagen und danach autodidaktischer Weiterbildung, vielleicht mit unregelmäßigen Unterrichtsstunden, wenn man irgendwo hängt. Viel Erfolg, Musik machen ist auf jedem Niveau und auf fast jedem Instrument toll!
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
ich hab mir mit 12 dringend klavierunterricht erbettelt, und kriegte dann auch welchen. mangels verfügbarkeit modernerer lehrer war das allerdings eine gußeiserne gründerzeitlady, die mich mit stählernem blick durch czerny-etüden trieb. das hat mir sicherlich bei meiner fingertechnik sehr geholfen, und notenlesen hab ich auch gelernt - was ich aber eigentlich spielen wollte, hab ich mir parallel nach gehör und durch experimentieren selbst beigebracht. ich bin also gewissermaßen semi-autodidakt.
mit YT-tutorials und pädagogisch ganz anders aufgestellten musikpädagogen kannst du eh aus dem vollen schöpfen, aber ich will dich hiermit animieren, dass du parallel zu allen anderen lernaktivitäten einfach auf die tasten fasst und guckst, was passiert. kein instrument eignet sich für sowas besser als die klaviertastatur - man hat gewissermaßen eine matrix vor sich, die die verhältnisse der töne zueinander abbildet. so können intuition und ratio hand in hand durch die wildnis der unerforschten tonintervalle tigern, von eventuellen anblas- oder strichtechniken unbeleckt macht jeder anschlag schon was her. also einfach druff!
Dankeschön euch! Die Frage, die ich mir dazu eben stelle: Auf was denn? Den Platz haben wir wohl, aber ich stell' uns auf absehbare Zeit kein Klavier ins Esszimmer, das will und kann ich mir nicht leisten.
Man liest ja, mit einem Keyboard kommt man schnell an seine Grenzen, es sei ein komplett anderes Instrument. Ist das so arg? Und einmal die Woche im Unterricht zu üben, wäre angeblich auch zu wenig. Ich seh' mich da durchaus jeden Tag einmal rangehen, aber es wäre kein Klavier. Ich mag’ das realistisch nur irgendwie einordnen, bevor ich da rangehe.
Warum soll man mit Keyboards denn schnell an Grenzen kommen? Ich hab mal ein paar Jahre Klavier gelernt und auch auf Keyboards gespielt, ich sehe da keinen großen Unterschied. Bis auf die Spielposition vielleicht, aber man kann das Board ja so einrichten, dass es die gleiche Höhe wie ein Klavier hat.
Wenn du es dir leisten kannst, nimm Unterricht. Da kann die Lehrerin oder der Lehrer direkt gezielt an Fehlern bei dir arbeiten. Am Anfang wirst du eh eine Weile mit Tonleitern und ähnlichem verbringen.
Außerdem schließe ich mich Tennis an: Klavier ist ein tolles Instrument zum einfach ausprobieren.
Zitat von G. Freeman im Beitrag #81Dankeschön euch! Die Frage, die ich mir dazu eben stelle: Auf was denn? Den Platz haben wir wohl, aber ich stell' uns auf absehbare Zeit kein Klavier ins Esszimmer, das will und kann ich mir nicht leisten.
heutzutage muss man ja nicht mehr das tonnenschwere großmutter-klavier in die bude hieven; gerade wenn man eh keine konzertpianistenkarriere anstrebt, reicht sowas hier völlig aus. und es bietet nebenbei den vorteil, dass du den laptop anschließen, und dann über MIDI mit den absonderlichesten virtuellen synthis die absonderlichsten virtuellen geräusche durch die gegend werfen kannst. 2 fliegen mit einer klappe.
Dann kann ich endlich mit meinem Körper mithalten, der schafft die absonderlichen Geräusche auch schon. Danke für den Tipp : )
At Olsen: Ich weiß es ja auch nicht, aber wie immer ist das Internet voll von Typen, die sagen, dass das nicht geht, weil als Instrument nicht vergleichbar etc.
Ich denke, ein E-Piano wäre ganz sinnvoll, vor allen Dinge, weil du Kopfhörer dran anschließen kannst. Die nehmen auch nicht viel Platz weg. Ich vermute, dass tenno dir so etwas auch empfohlen hat.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ich bin leidenschaftliche Autodidaktin an inzwischen 3 bis 5 Instrumenten (Gitarre/Bass/Ukulele, Klavier und Schlagzeug), die ich jeweils zwischen solala und ganz ok beherrsche. Aus finanziellen Gründen ist das einzige Instrument, dass ich gekauft habe, eine Ukulele gewesen. Ich spiele seit gut 20 Jahren auf der Gitarre, auf der meine Mutter als Kind gelernt hat, den Bass hab ich von einem Freund, Schlagzeug und Klavier kann ich in der Schule üben (hatte auch eine Zeit lang ein gebrauchtes Keyboard daheim). Ich finde, der Unterschied zwischen Keyboard und Klavier liegt vor allem im Anschlag. Aber für daheim finde ich Keyboard völlig ausreichend. Ich selbst hab mit einem Casio Kinderkeyboard meine ersten Melodien gespielt. Da ich viele Menschen kenne, die Instrumente gelernt haben, hole ich mir da ab und an Tipps zum Üben, meist bei technischen Sachen. Youtube ist ebenfalls hilfreich, auch eine gewisse Grundkenntniss von Noten, Akkordeon, Tonarten etc. Ich glaube, es ist vor allem eine Typfrage. Für ein halbes Jahr habe ich mir mal privaten Gitarrenunterricht gegönnt, was mich zwar wirklich weitergebracht hat, aber die echten Erfolge, auf die ich stolz war (first day of my life zum ersten Mal fehlerfrei gespielt, zum ersten Mal einen Song durchgezupft, Balladenanschlag automatisiert) kamen immer durch selbständiges Lernen. Manche brauchen aber Vorgabe, Struktur und Zeitrahmen, um zu lernen. Was ich sagen will: ein teures Instrument hat sich für mich bis heute nicht gelohnt. Meine Gitarre klingt gut und hat eine perfekte Größe für mich. Mein billiges Keyboard hat ebenfalls gelangt, um dahin zu kommen, wo ich hin möchte. Tisch und Boden sind ausreichend, um einen Beat zu üben. Schau doch erstmal, ob dich das Spielen überhaupt hooked und schau dann nach einem Instrument ( das ich übrigens nicht online kaufen würde. Ein Instrument muss man anfassen und hören vor dem Kauf. Musikladenleute sind da meist sehr geduldig und haben viel Wissen darüber, was passend sein könnte. Ich hasse Beratungsgespräche, aber ein Instrument würde ich nur so kaufen, wenn ich selbst nicht viel darüber weiß). Vielleicht gibt es die Möglichkeit, erstmal ein Klavier zu leihen.
Mit einem Zimmer voller Synths und einem echten Klavier einerseits, und mit 5 Jahren Klavierunterricht vor viel zu vielen Jahren andererseits, rate ich in der Anschaffung auch zu einem elektronischen Klavier mit USB/MIDI.
Du kannst Dir noch überlegen finanziell eine Etage höher als beim von @tenno vorgeschlagenen Casio einzusteigen (auch gerne gebraucht), da hast Du eventuell länger was davon, weil die Qualität der Klaviatur doch einigermaßen parallel zum Preis ansteigt.
Was die Lernmethodik angeht: Wenn Du bereits Musikinstrumenten-Erfahrung und Noten-Kenntnisse hast, wird es Dir deutlich leichter fallen, mit Youtube unterstützung einzusteigen.
Wenn nicht, dann fände ich einen persönlichen Lehrer (w/m/d), der einigermaßen Deinem Musikgeschmack entsprechen kann, zumindest in der Anfangszeit gut.
Wenn Du bisher schon irgendeine Form von Grifftechnik für eine Musikinstrument angewendet hast, dann kann es sein, dass Du eine für Dich praktikable Handhaltung am Klavier entwickelst; kann aber trotzdem sein, dass Du die später überarbeiten musst (siehe Bertholds Bogen-Technik am Kontrabass). Wenn Du aber da gar keine Erfahrung hast, dann mache den Einstieg bitte unbedingt mit einem Lehrer. In meinem Elektronikmusiker-Umfeld sind jede Menge Leute, die rein autodidaktisch an die Klaviatur herangegangen sind, und dann Zeit ihres Lebens auf dem Niveau hängen geblieben sind, das Du mit Lehrer nach einem viertel Jahr hast.
Und ja: der erwähnte Czerny oder der Hanon sind gräßliche Fingerübungsqualen, aber sie legen 80% der Grundlagen von den Du später mal zehren wirst. Machen.
Noch gar nicht gesehen. Danke Euch vielmals für die Einschätzung. Ich denke, ich kombiniere die Tipps und werde mir ein Einstiegsgerät holen* und mit menschlicher Unterstützung beginnen, um die Basics anzugehen (das brauche ich, glaube ich, zum Start auch), bevor ich mich eigenverantwortlich ins Instrument stürze. Dafür habe ich zu wenig Vorwissen bzw. vertraue dem Wissen nicht.
*eine freundliche Weihnachtselfin hat schon nach tennos Link da oben gefragt :O