Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #525Davon abgesehen, daß ich ein abgemildertes "halt die Schnauze" durchaus als Anpampen werte: für welches Thema soll ich nun fachlich tiefschürfendes Interesse zeigen, wenn schon die Art der öffentlichen Diskussion, John Cleeses Reaktion und der allgemeine Umgang mit ihm nicht ausreichen? Muß ich mich zuerst noch via Fachliteratur ins Thema "Transgender" einlesen, um mich hier äußern zu dürfen?
dich rauszuhalten war ein vorschlag und kein abgemildertes anpampen. ich fahre oft ganz gut damit. und letzteres gegenargument ist derart lahm und wiedergekaut, da fehlen mir echt die worte.
"Ich frage mich, warum man heutzutage jedes Problem zu seinem eigenen machen und für alles ein Höchstmaß an Engagement zeigen muß."
Muss man nicht. Man kann sich auch einfach zu gewissen Themen nicht äußern. John Cleese hat das offenbar nicht beherzigt und muss nun damit leben, dass Menschen sich von seinen Aussagen verletzt fühlen. (Hätte er sich mal rausgehalten!)
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Zitat von Mory im Beitrag #528 Muss man nicht. Man kann sich auch einfach zu gewissen Themen nicht äußern. John Cleese hat das offenbar nicht beherzigt und muss nun damit leben, dass Menschen sich von seinen Aussagen verletzt fühlen. (Hätte er sich mal rausgehalten!)
Das lasse ich als Argument gelten. OK, ich passe.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Zitat von Sugate im Beitrag #521@jack: ich wollte damit keine persönliche beurteilung des inhalts vornehmen, sondern die prognose erstellen, dass cleese nach diesen äusserungen (es sind da übrigens noch mehr tweets als die im artikel) wohl nur mehr einen bruchteil an tv auftritten, presse interviews und aufträge allgemein bekommen wird. so läuft das heute nunmal.
Fallen Dir da Beispiele ein für Prominente, die durch Tweets wie die von Cleese derart ins Abseits geraten sind, dass sie spürbar weniger gebucht wurden?
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Sugate im Beitrag #521@jack: ich wollte damit keine persönliche beurteilung des inhalts vornehmen, sondern die prognose erstellen, dass cleese nach diesen äusserungen (es sind da übrigens noch mehr tweets als die im artikel) wohl nur mehr einen bruchteil an tv auftritten, presse interviews und aufträge allgemein bekommen wird. so läuft das heute nunmal.
Und dieser Prognose widerspreche ich - immer noch.
Edit: Und jetzt muss gnatho fragen warum und dann geht's in Runde zwei.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von Sugate im Beitrag #521@jack: ich wollte damit keine persönliche beurteilung des inhalts vornehmen, sondern die prognose erstellen, dass cleese nach diesen äusserungen (es sind da übrigens noch mehr tweets als die im artikel) wohl nur mehr einen bruchteil an tv auftritten, presse interviews und aufträge allgemein bekommen wird. so läuft das heute nunmal.
Fallen Dir da Beispiele ein für Prominente, die durch Tweets wie die von Cleese derart ins Abseits geraten sind, dass sie spürbar weniger gebucht wurden?
spontan fallen mir alison roman, aziz ansari, al franken oder auch louis ck ein, wo imo ihr verschwinden aus dem business (manche kommen ja vorsichtig wieder zurück) nicht im verhältnis zu ihren verfehlungen stand. mir fallen da jetzt andere, wo doch so ein paar tweetleichen aus der vergangenheit ausgegraben wurden, grade nicht ein.
Ich meinte schon Tweets oder meinetwegen andere schriftliche oder verbale Äußerungen. Sexuelle Übergriffe sind eine andere Hausnummer. Für die Behauptung, dass John Cleese‘s Karriere durch seine Tweets bedroht sei, sehe ich keine Präzedenz.
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Mir fällt da James Gunn ein, der wegen jahrealter Tweets als Regisseur von "Guardians Of The Galaxy 2" gefeuert wurde. Inzwischen hat man ihn, auch auf Druck der Schauspieler, immerhin wieder rehabilitiert.
Tja, wie umgehen mit Marilyn Manson? Nach schweren Vorwürfen seiner Ex-Partnerin Evan Rachel Wood, der sich vier weitere Frauen angeschlossen haben, verliert Manson seinen Plattenvertrag, sein Management und wird aus seinen aktuellen Auftritten in den Serien American Gods und Creepshow entfernt.
Ich bin kein Fan von Marilyn Manson, es gibt auch m.E. keinen Umgang mit Vorwürfen wie diesen, welcher immer richtig oder immer falsch ist. Ebenso lässt sich nicht pauschal sagen, ob die Taten eines Künstlers im Privaten seine Kunst auf- oder abwerten können, oder ob Kunst und Künstler als Person getrennt gesehen werden sollten.
Es gab den Fall Spacey, der nachträglich aus einem Film geschnitten wurde, in dem er wohl eine maßgebliche Rolle spielen sollte. Ich habe die Entscheidung verstanden, weil von dem Kassenerfolg eines Films viel abhängt. Wenn niemand den Film sehen will, weil einer der Hautdarsteller in der Öffentlichkeit in Ungnade gefallen ist, ist das ganze Projekt gescheitert, und das würde sich auf viele Mitwirkende schlecht auswirken, möglicherweise sogar Existenzen zerstören. Da ist also keine moralische Entscheidung, auch keine Zensur, sondern in gewisser Weise einfach nur vernünftig.
Kann man im Fall Manson das gleiche sagen? Hätten die Plattenfirma, die Talentagentur, die Produktionsfirmen hinter den Serien tatsächlich so viel zu befürchten, wenn sie Manson nicht feuern oder herausschneiden würden? Wenn die Vorwürfe gegen Manson stimmen, hat er sich schlimme Dinge zu Schulden kommen lassen. Daran will ich bestimmt nichts verharmlosen. Aber muss sogar ein Schock-Rocker mit Horror-Image jetzt eine weiße Weste haben, um noch auftreten zu dürfen?
Auch diese Entscheidungen sind rein geschäftliche, keine moralischen. Hier wurde kein Urteil gesprochen, hier haben sich verschiedene Verantwortliche ins Hemd gemacht und wollen der Wucht der Kritik an Manson nicht mit zum Opfer fallen. Sie schubsen ihn quasi vor den Bus, damit sie sicher die Straße überqueren können. Oder ist das zu einfach? Mache ich es mir zu einfach? Schließlich habe ich ja so oder so nichts zu verlieren und kann bequem vom Sofa aus vor mich hin kritisieren. Alles nicht so einfach.
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Schwieriges Thema. Das muß jeder mit sich selbst ausmachen, und ich denke, da kann man nicht pauschalisieren. Ich für meinen Teil habe Cee - Lo Green nach den Vergewaltigungsvorwürfen aus meiner Plattensammlung verbannt (die er ja auch nicht dementiert hat, sondern er hat sich lediglich gerechtfertigt), Kinski und Michael Jackson habe ich aber noch daheimstehen. Das aber hauptsächlich, weil beide schon tot waren, als die Vorwürfe aufkamen (und mittlerweile glaube ich wirklich, daß Kinski eine Riesendrecksau war) und somit nicht mehr in der allerkleinsten Form von mir profitieren. Ein Boykott meinerseits täte denen auch lebendig nicht weh, aber die Frage, ob ich dann noch in den Spiegel schauen könnte, sei mal dahingestellt.
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Die Frage stellt sich für mich gar nicht. Es gibt ohnehin nicht viele Tracks, die ich von ihm mag, und die mag ich jetzt nicht weniger. Für integer hab ich ihn nie gehalten, kann insofern auch nicht enttäuscht sein. Die Art und Weise wie Evan Rachel Wood an die Öffentlichkeit gegangen ist, finde ich auch etwas zweifelhaft. Es bestärkt mein Gefühl, dass da Dinge in die Öffentlichkeit gezerrt wurden, die da möglicherweise nicht hingehören.
Was mich an der Stelle mehr interessiert ist der Umgang der Firmen, die ihn jetzt fallen gelassen haben, und wohin so ein Umgang führt. Viele zurecht bewunderte Künstler (mir fallen da vor allem Regisseure ein, wie Hitchcock, Kubrik, von Trier) haben schlimme Dinge verbrochen, manchmal sogar in Ausübung ihrer Kunst. Ich will das nicht entschuldigen, aber ist es nicht zumindest möglich, dass die Kunst und die/ der KünstlerIn und die Kritik an mindestens einem von beidem nebeneinander bestehen können? Muss die Kunst gestrichen werden oder der/ die Künstlerin aus dem Bewusstsein verdrängt werden? Ist es eigentlich das, was gerade stattfindet, oder ist es doch eher eine Summe von Einzelentscheidungen, die alle für sich nachvollziehbar sind?
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Ein sehr erhellender Thread aus dem Juni (!). Gerne einmal komplett lesen.
Das Ausmaß des Missbrauchs ist mir nicht bewusst gewesen. Ob man Manson jetzt gemocht hat oder nicht, finde ich nicht wichtig, und der Plattenfirma kann man maximal vorwerfen, erst jetzt zu reagieren. Ich finde auch nichts zweifelhaft an den Mitteln der Kommunikation der Opfer. Wie sie es machen, es scheint immer verkehrt zu sein.