Die Frage der Pronomen treibt mich auch immer wieder um. Besonders, wenn ich - wie jetzt gerade - bei einer Übersetzung auf das neutrale "They" stoße und es nicht übersetzen kann, solange der Kontext mir kein Geschlecht für die entsprechende Figur vorgibt. (Bei eindeutig nicht-binären Charakteren habe ich mich für "Sier" entscheiden, weil ich das als Empfehlung der Duden-Redaktion gefunden hatte.)
Bei "echten" Menschen frage ich sie, welche Pronomen sie bevorzugen, obwohl ich zugeben muss, dass ich das noch nicht verinnerlicht habe. Vermutlich werde ich das bei der nächsten Buchmesse üben, denn im Kreis der Schreibenden / Kleinverlagsszene kenne ich gleich mehrere nicht-binäre Personen. "They", so scheint mir, wird in Ermangelung eines eigenen neutralen Pronomens auch im Deutschen immer mal wieder benutzt.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Die Schwierigkeit entsteht ja dann schnell, wenn man Dativ oder Genitiv verwenden will. Nimmt man dann auch „them“ und „their“ im Deutschen? Das wäre bei „Sier“ dann auch interessant. „sihr“, „sihn“, „sihm“?
In meinem konkreten Fall spricht die besagte Person kein Deutsch und bevorzugt „they/them“, daher die Unklarheit bei der Verwendung der Pronomen in Deutschen.
Diese Seite sammelt entsprechende Pronomen und deren Beugung.
Bei "Sier" geben sie an: sier / sies / siem / sien
Aber die Seite bitte jetzt nicht benutzen, um mal wieder die "Absurdität" dieser Bemühungen zu "belegen". Ja, es sind sehr viele Pronomen vorgeschlagen (von sehr unterschiedlichen Gruppierungen und Forschenden!), aber das heißt nicht, dass ihr die in Zukunft alle kennen und benutzen müsst. Ihr müsst sie nicht mal alle lesen; das ist eine rein akademische Diskussion. Was sich in der Richtung letzten Endes praktisch durchsetzt, wird sich zeigen - vorausgesetzt, die Diskussion darf einfach in Ruhe laufen, ohne dass alle Welt sie für dumm oder übertrieben erklärt ...
Ich bin übrigens absolut kein Teil dieser akademischen Diskussion; ich habe nichts mit Genderstudies zu tun und interessiere mich auch nur sehr bedingt für das Thema. Ich habe einfach ein paar trans Freund*innen und kenne mittlerweile eben auch eine Handvoll nicht-binäre Personen und will einfach, dass ihnen nicht noch mehr Kummer gemacht wird. Oben verlinkte Seite habe ich gefunden, als ich für eine Übersetzung ein non-binary-Pronomen brauchte, das ich im Deutschen möglichst ohne zusätzliche Erklärung verwenden kann.
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Keine Sorge, meine Frage entsprang aus ernsthaftem Interesse. Ich möchte das einfach lernen, eben weil ich weiß, dass das für die entsprechenden Personen wichtig sein kann.
(Wobei ich zugeben muss, doch kurz geschnaubt zu haben, als ich den Satz "Bla ist eine Abwandlung von Blub" las. Aber davon abgesehen sind da einige gut verwendbare Ideen dabei, finde ich, und der Ansatz, da Möglichkeiten zu eröffnen und auszuprobieren richtig und wichtig)
"Hen" heißt im Niederländischen übrigens auch "sie" im Plural. Das fände ich keine schlechte Lösung, es passt phonetisch in unsere Sprache und ist nicht so ein Fremdkörper wie "they".
Zitat von Olsen im Beitrag #681"Hen" heißt im Niederländischen übrigens auch "sie" im Plural. Das fände ich keine schlechte Lösung, es passt phonetisch in unsere Sprache und ist nicht so ein Fremdkörper wie "they".
Mir gefällt hen mittlerweile auch immer besser.
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Das kommt ja u.a. aus dem Finnischen, wo "hän" auch einfach seit jeher ein geschlechtsneutrales Pronom ist. Das finde ich daran besonders elegant, weil es nicht so "ausgedacht" ist und klingt.
hm, "hen" ist halt auch die englische henne. ich weiß nicht, ob ich so glücklich damit wäre, aber gut, das müssen letztendlich die entscheiden, die ein anderes pronomen brauchen.
"Am Mittwoch verkündete Snoop Dogg bei Instagram, dass »die Saison der Goldgräberinnen begonnen hat«. »Seid vorsichtig«, riet er seinen Fans demnach in der Nachricht, die von Emojis begleitet wurde, die einen Polizisten, einen Richter und eine Tasche mit Geld darstellten."
Sehr differenzierter Beitrag. Der Fall wurde ja bereits in diesem Thread schon diskutiert. Luke Mockridge finde ich weder lustig, noch sympathisch. Inwiefern die Vorwürfe gegen ihn zutreffend sind, weiß ich nicht, und ich werde es nie wissen. Ich erkenne ein an sich ehrenwertes Anliegen, sich gegen sexuelle Gewalt zu engagieren, jedoch habe ich den Eindruck, dass hier jedes Augenmaß verloren gegangen ist. Es scheint mir so, als sollte jemand unbedingt gestürzt werden, um einen Punktsieg damit zu erzielen, und das kann m.M.n. nicht Sinn der Sache sein.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich verstehe, dass es wichtig ist, gerade bei so schwer wiegenden Vorwürfen Vorverurteilungen zu vermeiden. Aber - und das passiert meines Erachtens zu selten - diese Vorverurteilung soll bitte in beiden Richtungen vermieden werden. "Der Beschuldigte könnte aber doch unschuldig sein" impliziert immer "Die Klägerin lügt". Dass solche Verfahren oft eingestellt werden, liegt aber nicht an reihenweise erfundenen Vorfällen von Frauen, sondern an unserem Rechtssystem, das offensichtlich seine Fehler hat - ich meine, was sollen Frauen denn machen, damit nicht "nur" Aussage gegen Aussage steht? Überwachungskameras in der Wohnung verstecken? Bei drohender Vergewaltigung möglichst stillhalten und hoffen, dass der Täter zum Abschluss kommt und im Idealfall noch ein paar Mal zuschlägt, damit man bloß Beweise vorlegen kann? Es gibt (meines Wissens; ich müsste jetzt suchen) Erhebungen, die klar belegen, dass nicht angezeigte und nicht verfolgte sexuelle Übergriffe entschieden häufiger vorkommen als Falschbeschuldigungen. Trotzdem wird bei jedem Fall ständig auf die Möglichkeit der Falschbeschuldigung verwiesen. Warum? Weil "das bleibt ewig hängen" soooo schrecklich schlimm ist? Ich glaube gern, dass so etwas belastet, ganz klar, und niemand sollte das erleiden müssen. Aber glaubt den betroffenen Frauen doch vielleicht einfach mal, wenn sie sagen, dass sexuelle Übergriffe ebenfalls schwer belastend sind, ein Leben lang.
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Worauf willst du hinaus? Dass die Unschuld des Beschuldigten von vornherein kategorisch ausgeschlossen wird um nicht den geringsten Zweifel an der Schilderung der Klägerin zu erlauben? Das ist weder moralisch noch juristisch umsetzbar und dabei spielt es auch keine Rolle, dass nicht angezeigte oder geahndete Fälle häufiger sind als Falschbeschuldigungen. Dass die ganze Thematik inklusive der schwierigen Beweisbarkeit von solchen Vorwürfen ein moralisches Dilemma darstellt ist klar, aber deshalb darf nun mal nicht auf rechtsstaatliche Grundsätze verzichtet werden. Ich finde es stattdessen eher ermüdend, dass häufig bereits der Verweis auf rechtsstaatliche Notwendigkeiten und die theoretische Möglichkeit von Falschbeschuldigungen (die nicht zwingend eine Lüge sein müssen) ausreichen, um quasi der moralischen Mittäterschaft bezichtigt zu werden. Insgesamt eine festgefahrene Diskussion.
Gerade im Hinblick auf den Beitrag von ZAPP, würde nochmal daran erinnern, was eigentlich im Nachgang, nachdem die Vorwürfe erstmalig öffentlich geäußert wurden, passiert ist: Eine Aktivistin startet den Twitter-Aufruf #KonsequenzenfürLuke. Täglich schreiben dann Twitter-UserInnen Kommentare dazu und erzeugen damit eine Stimmung gegen Mockridge. Da Frage ich mich, was das Ziel dieser Kampagne ist. Ich kann leider kein anderes Ziel erkennen als die Demontage dieser Person. Ich sehe keinen Aufklärungswillen, das allgemeine Bestärken von Betroffenen sexueller Gewalt, bestenfalls am Rande.
Als nächstes berichtet der Spiegel und sucht, offenbar erfolgreich, nach Dingen in Mockridge‘s Umfeld, die zu den Vorwürfen passen. Der Vorwurf selbst lässt sich nicht weiter erhärten. Ich habe den Artikel nicht gelesen, aber es scheint mir, als ob eine bestimmte Annahme über Mockridge‘s Verhalten oder Charakter dem Artikel zu Grunde lag, und ab da nur nach Hinweisen gesucht wurde, die zu dieser Annahme passen. Das halte ich für unredlich. Auch da wieder meine Frage: Was ist der Zweck dahinter? Wäre es Aufklärung, hätte man die Faktoren, die gegen diese Grundannahme sprechen ebenso beleuchten müssen. Auch hier drängt sich mir der Eindruck auf, dass es um Demontage geht.
Ich halte das auch für einen problematischen Kurzschluss aus der #metoo-Debatte. Die Demontage von Weinstein ist durch nichts zu vergleichen mit dem was mit einzelnen Prominenten passiert. Mit Weinstein wurde ein ganzes System zum Einsturz gebracht. Weinstein hatte eine derart machtvolle Position, dass eine Veränderung ohne seine Demontage gar nicht denkbar gewesen wäre. Bringt man einen Kasper wie Mockridge zum Sturz (sprich: Man beendet seine Karriere - darauf laufen diese Kampagnen hinaus), hat man bestenfalls einen neuen Skalp an seinem Gürtel. In der Sache ändert das gar nichts.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.