Zitat von faxefaxe im Beitrag #510Ich hätte das zu Beginn des Kriegs nicht für möglich gehalten (dass ich dahin kommen würde), aber ich neige inzwischen dazu, für ein direktes militärisches Eingreifen der Nato in der Ukraine zu sein.
Mal abgesehen vom Völkerrecht, das dies ausdrücklich untersagen würde, meinst du nicht, dass das dann einen Weltkrieg auslösen würde, in dem auch Nuklearwaffen (also nicht unbedingt die ganz großen) zum Einsatz kämen? Ich selbst habe bisher keine Phantasie, wie dieser Krieg enden könnte, zumindest keine, in der die Ukraine sich nicht geschlagen geben müsste.
Ich weiß nicht, ob ein UNO-Mandat etwas bringen könnte… von der spricht irgendwie niemand.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich sehe nicht, was da vom Völkerrecht dagegen spricht? Die Ukraine kann - meinem laienhaften Verständnis zufolge - als Verteidiger zu Hilfe rufen, wen sie will?
auch mein gedanke. wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre es ein UN-einsatz, der eben nicht unter dem label des erzfeindes läuft. die weltgemeinschaft, eine romantische vorstellung. leider ist das aber nicht zum wünschen. an der von faxe aufgebrachten frage scheitere ich, da fehlt mir allerdings auch jedes notwendige hintergrundwissen, was ein solcher einsatz bedeuten würde oder könnte.
Zu der anderen Frage: In Russland wird ganz offen über den Einsatz taktischer Atomwaffen in Westeuropa diskutiert, das kann also eh kommen. Und ich bin nicht sicher, ob Putin wirklich den Krieg außerhalb der Ukraine eröffnet, wenn die NATO in der Ukraine eingreift.
So schlimm der Einsatz von sog. taktischen Nuklearwaffen in der Ukraine wäre, so wenig sähe ich eine Verbesserung, wenn diese Gefahr auch für NATO-Verbündete drohen würde. Eine Ausbreitung des Konflikts ist doch gerade das, was z.Zt. unter allen Umständen vermieden werden soll.
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Vergleiche sind immer schwierig, aber ein „überlasst ihm die Tschechei“ (und dann Polen) hat nicht funktioniert. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob eine Ausweitung wirklich um jeden Preis vermieden werden muss.
„Um jeden Preis“ gibt es so gut wie nichts, aber ab wann ist der „Preis“ so hoch, dass man eher einen Weltkrieg vom Zaun bricht? Dass Putin Drohungen gegen West-Europa ausspricht, würde ich zunächst nicht überbewerten. Der hat mit der Ukraine bereits genug zu tun.
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Ab welchem Punkt würdest Du denn sagen, muss man eingreifen? Putin wird es vermutlich egal sein, ob es ein UN-Mandat gibt oder nicht, wenn die USA eingreifen.
Abschreckung funktioniert nur, wenn Du genauso gefährlich bist wie der andere. Wenn eine Ausweitung des Konflikts unter allen Umständen vermieden werden muss, kann Putin machen, was er will - weil er Atomwaffen hat und der ruchlosere ist.
Gerade weil er mit der Ukraine genug zu tun hat und der Nato militärisch sicherlich unterlegen ist, ist nicht sicher, dass ein Eingreifen in der Ukraine den Weltkrieg auslöst (aber es ist da, zweifelsohne).
Ich würde nicht sagen, dass „nicht eingreifen“ die einzige Alternative zu einer NATO-Beteiligung wäre. Zur Zeit wird ja gehörig eingegriffen, sei es durch Waffenlieferungen oder durch Wirtschaftssanktionen, bei denen es m.E. noch Luft nach oben gibt.
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Ja, ich bin inzwischen auch für Öl- und Gasboykott.
Die Lieferung schwerer Waffen kommt halt immer näher an einen echten Einsatz ran. Die Einheiten der Ukraine werden mit US-Überwachung gesteuert, es sind wohl britische Soldaten zur Ausbildung im Land, Drohnen können sicher auch von außen ferngelenkt werden. Irgendwann wird es von Putins Definition abhängen.
Zitat von Lumich im Beitrag #511meinst du nicht, dass das dann einen Weltkrieg auslösen würde, in dem auch Nuklearwaffen (also nicht unbedingt die ganz großen) zum Einsatz kämen?
Ich glaube das. IMHO das Einzige, was Putin davon abhält, im Baltikum einzumarschieren. Einen III. Weltkrieg will nichtmal dieses Arschloch.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Artikel 2 Absatz 4 der UN-Charta untersagt die "Androhung und Anwendung" einer zwischenstaatlichen Gewalt.
Doch wir erinnern uns: der Nato-Einsatz im Kosovo. Eine "humanitäre Intervention" zur Unterbindung der serbischen Menschenrechtsverletzungen gegen die Albaner. Ab dem 24. März 1999 bombardieren 19 NATO-Mitgliedsstaaten mit 200 Flugzeugen Ziele im ehemaligen Jugoslawien. Ohne UN-Mandat... Zuvor scheiterten Friedensverhandlungen zwischen der jugoslawischen Führung und Vertretern der Kosovo-Albaner.
Russland hat sich später diese Argumente des damaligen Kosovo-Einsatzes angeeignet. Und darauf basierend dann beispielsweise die Krim annektiert. Oder nun eben die Südostukraine.
Ein erneuter Nato-Einsatz als „humanitäre Intervention“ ohne UN-Mandat wäre also eigentlich gar nicht so fern.
Putin hat das Problem, dass er mit konventionellen Mitteln in der Ukraine nicht so recht voran kommt. Der Angriff auf die Ukraine ist zudem mit hohen Kosten verbunden. Russland benötigt aber einen militärischen Sieg, um politisch etwas in der Hand zu haben.
Die Widerstandskraft der ukrainischen Bevölkerung könnte durch den Einsatz von Chemie- oder Nuklearwaffen gebrochen werden. Außenminister Lawrow gab ja an, man habe biologische Labore in der Ukraine entdeckt, die angeblich von den USA betrieben würden. Putin erinnerte daran, dass die USA Atombomben auf Japan geworfen hätten.
Eine taktische Nuklearwaffe, die etwa eine ukrainische Stadt komplett auslöscht, wäre somit ein Mittel, sich im Krieg ganz neu zu positionieren. ABER: die russische Kriegsstrategie beinhaltet die Kontrolle über Gebiete und Städte. Ein nuklear verseuchtes Stück Land kann Russland ja nicht besetzen.
Der Einsatz atomarer Waffen könnte zudem zum Kriegseinritt der Nato führen. Konventionell kommt Russland aber gar nicht gegen die Nato an. Kremlsprecher Dmitri Peskow gab an, man werde Atomwaffen in der Ukraine nur im Falle einer "existenziellen Bedrohung" Russlands einsetzen.
Atomar ist Russland gut aufgestellt: es gibt 812 landgestützte Atomköpfe auf Raketen 576 Atomköpfe auf U-Booten und 200 auf Bombern. Zudem sind knapp tausend Sprengköpfe eingelagert.
Seit Anfang März 2022 hat die USA das "Team Tiger" ins Leben gerufen. Es sollen bestimmte Szenarien und Reaktionen der USA und des Westens bzw. der Nato auf einen russischen Nuklear- oder Chemiewaffenangriff durchgespielt werden. Geplant sind Angriffe auf russische Konvois und militärische Strukturen.
Für die Nato gibt es jedoch eine rote Linie: das Nato-Bündnisgebiet. Die Nato wird also nicht militärisch in der Ukraine eingreifen wollen. Auch nicht bei einem Chemiewaffeneinsatz.
Der Einsatz von chemisch/biologischen Waffen ist daher denkbarer. Wenn Putin militärisch nicht vorankommt, könnten solche Waffen eingesetzt werden. Um eigene Verluste zu minimieren und das Land danach schnell besetzen zu können.
Putin hat sich mit dem Krieg gegen die Ukraine ja quasi verzockt. Er muss dort weitere Kräfte mobilisieren bzw. mehr als gedacht.
Für Situationen, die von Putin als existenziell-bedrohlich empfunden werden, bleiben ihm wohl nur seine Nuklearwaffen.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Ich verstehe das nicht. All diese UNO-Fragen beziehen sich mmn nur auf Angriffskriege. Also, ob die USA den Irak angreifen dürfen, die NATO Jugoslawien und Russland die Ukraine. Mit Erlaubnis des betroffenen Landes darfst Du doch eingreifen. Etwa so, wie Russland in Syrien eingegriffen hat mit Erlaubnis der syrischen Regierung.