Rund jeder fünfte Bundesbürger (20,6%) hat 2016 mindestens eine CD gekauft. Für den größten Umsatz mit CDs sorgen nach wie vor die 50- bis 59-Jährigen. (...) Vinyl wiederum war 2016 am beliebtesten bei den 50- bis 59-Jährigen, rund jeder dritte mit Schallplatten verdiente Euro stammte von ihnen.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Man kann nicht glaubwürdig über prekäre Arbeitsverhältnisse schimpfen und soziale Gerechtigkeit einfordern, wenn man gleichzeitig Musik klaut.
Schön gesagt. In die gleiche Kategorie fallen für mich auch Menschen, die aus ökologischen Gründen beispielsweise auf den Besitz eines Autos oder den Konsum von Fleisch verzichten, aber jedes Jahr eine Fernreise buchen, die den CO2-Ausstoß von mindestens 10 Jahren täglicher PKW-Nutzung mit sich bringt. Ergo macht man vieles richtig, wenn man in den heimischen vier Wänden seine Tonträger goutiert.
Mich erinnert sowas an die CSU-Politiker und ihre Anhänger. Die sind super-christlich... solange es kein Geld kostet oder sonstwie unangenehm ist.
Dann ist ja gut, daß du deine "christliche Einstellung" mit einer vollkommen aus der Luft gegriffenen Verallgemeinerung ad absurdum führst. Es geht ja nichts über gepflegte Vorurteile...
Ok, dann reduziere ich das auf "alle maßgeblichen CSU-Politiker und alle CSU-Anhänger, die mir persönlich bekannt sind".
Ich selbst habe übrigens nicht behauptet, christlich eingestellt zu sein. Die CSU tut das aber sehr wohl, schließlich hat sie das sogar im Namen. In der Praxis hat aber z.B. die Flüchtlingspolitik nullkommanull mit christlichen Werten und Grundsätzen zu tun, und das ist ja auch von bischöflicher Seite schon mehrfach bestätigt worden. Als Reaktion der CSU gibts da allerdings nur ein "die sollen sich raushalten".
Für mich sind das Möchtegern-Christen. Wie gesagt, sobald das Christlichsein Geld kostet oder unangenehm ist, spielt es keine Rolle mehr.
Lassen wir es hier sein, Cobra Bora. Es stehen nicht alle CSU Wähler / Mitglieder / Politiker hinter Seehofer's Scheindebatte der Begrenzung der Zuzugszahlen. Wir sind hier in Augsburg auch CSU geführt und bisher hab ich kaum Aussetzer von Politikern wahr genommen, sodaß man ihnen unchristliches Verhalten vorwerfen könnte. Also auch nicht weniger oder mehr schwarze Schafe als in den anderen Parteien. Die CSU hat ein eher aufgestautes Filzproblem, das sich durch die lange fast unangetastete Regierungszeit ergeben hat.
Welche Alternativvorschläge gibt es denn zum Musik"markt" (im Sinne von freier Markt)?
Bei Filmen gibt es ja Filmförderungen. Wobei, es gibt ganz sicher auch Förderprogramme für Musiker. (Bei klassischer Musik zum Beispiel meines Wissens nach).
Musik könnte ja in so einer Art Genossenschaft organisiert werden: Man verpflichtet sich im Falle des Erfolgs auch den "Unerfolgreichen" etwas abzugeben... so eine Art umgedrehte Versicherung. Aber will man das?
Die Lage ist natürlich für Nachwuchsbands teils prekär, aber nun ja. Was will man daran ändern? (Meine die Frage jetzt gar nicht so rhetorisch...)
E: Ich unterstelle hier logischerweise ein bisschen, dass Konsumenten sich als solche nicht wirklich dauerhaft koordinieren können und wollen, sondern eben Marktregeln herrschen. Zudem ist ein Markt auch immer vom Stand technischer Innovation abhängig. Internet und Streaming gibt es nunmal...
Ja, letztlich ist er das, auch ohne Ironie. Ein bewussteres Konsumentenverhalten wäre wünschenswert, wird aber nicht kommen. Eine direkte finanzielle Förderung des Musizierens finde ich trotzdem eher abwegig, möglich und vertretbar ist sicher eine öffentliche Kulturförderung für Locations und Events (z. B. Festivals), aber einen Geldregen für Künstler löst das natürlich auch nicht aus.
Zitat von aalpaca im Beitrag #991Welche Alternativvorschläge gibt es denn zum Musik"markt" (im Sinne von freier Markt)?
Bei Filmen gibt es ja Filmförderungen. Wobei, es gibt ganz sicher auch Förderprogramme für Musiker. (Bei klassischer Musik zum Beispiel meines Wissens nach).
Musik könnte ja in so einer Art Genossenschaft organisiert werden: Man verpflichtet sich im Falle des Erfolgs auch den "Unerfolgreichen" etwas abzugeben... so eine Art umgedrehte Versicherung. Aber will man das?
Die Lage ist natürlich für Nachwuchsbands teils prekär, aber nun ja. Was will man daran ändern? (Meine die Frage jetzt gar nicht so rhetorisch...)
E: Ich unterstelle hier logischerweise ein bisschen, dass Konsumenten sich als solche nicht wirklich dauerhaft koordinieren können und wollen, sondern eben Marktregeln herrschen. Zudem ist ein Markt auch immer vom Stand technischer Innovation abhängig. Internet und Streaming gibt es nunmal...
Das ist genau die große Frage. Ich sehe da auch keine Alternativen, obwohl ich wirklich viel Fantansie habe. Ich denke eher, dass sich das PopundRock-Wesen noch viel weiter ändern wird. Eine These war ja, das es nur noch Hobbymusiker geben wird - jedenfalls für Musik, die wir hier so hören - was sich in den Charts abspielt und demzufolge auch noch einigermaßen verkauft wird, das ist ja bereits jetzt eine ganz andere Welt. CDs werden ebenso aussterben wie eins das Vinyl - also zum Nischenprodukt für ältere Herren. Vielleicht werden Plattenfirmen aussterben und so mehr bei den Künstlern hängenbleiben: Wozu brauch es noch eine Firma zwischen Streamingdienst und Musiker?
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Mirabello im Beitrag #995Wozu brauch es noch eine Firma zwischen Streamingdienst und Musiker?
die frage kannst du dir ganz schnell selbst beantworten. stöberst du regelmässig durch amateurplattformen oder spielt die musik, die professionell vertrieben wird, und in funk und presse präsentiert wird bei dir eine ebenso erheblich grössere rolle, wie bspw. bei mir? ich sehe auch in diesem fall nicht, warum das in zukunft anders sein soll.
edit: bzw. wieviele amateurbands erreichen dich über spotify?
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Mirabello im Beitrag #995 CDs werden ebenso aussterben wie eins das Vinyl
Ich kaufe dir ein "t" und möchte nur kurz anmerken, dass Vinyl einst das Aussterben prophezeit wurde. Ist aber dumm anders gelaufen.
Nein, es ist ausgestorben und nur noch ein Nischenprodukt. Aber wenn Du dich an dem Wort aussterben störst: von mir aus. Dann bleibe bei Nischenprodukt.
Ich bin ja mal auf die Zahlen für 2017 gespannt, aber wenn ich das richtig in Erinnerung habe ist dieses Jahr das Jahr der musikalischgeistigmoralischen Wende gewesen, in dem der Streaminganteil an den Umsätzen zum ersten mal den der physischen Tonträger überholt hat. Und wenn man sich (oben gepostet) die "Profile" der CD-Käufer anschaut, dann ist es spätestens in 10 Jahren vorbei mit nenneswerten CD-Verkäufen. Downloadverkäufe gehen übrigens schon seit 2012 wieder zurück.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Um sich deutlicher vorstellen zu können, wie das Geld von Spotify verteilt wird, genügt ein Blick auf die Untersuchung durch die Wirtschaftsprüfer Ernst & Young im Jahr 2015. Vom werbefreien Spotify-Abonnement für 9,99 Euro im Monat gehen demnach….
EUR 2,08 an Spotify selbst EUR 1,67 sind an Steuern zu zahlen EUR 6,24 erhält die Musikindustrie
Vom diesem Geld der Musikindustrie gehen wiederum… EUR 4,56 an die Plattenfirma EUR 1,00 erhalten Komponist und Songwriter EUR 0,68 erhält der Interpret/Musiker
Vom Geld, das Abonnenten an Spotify zahlen, gelangen also letztlich 6,8 % an die Musiker selbst (der Anteil steigt auf 16,8 %, wenn der Interpret zugleich Komponist und Songwriter ist). Man sollte diese Zahlen aber bitte nicht falsch verstehen… Spotify selbst macht mit jedem Abo einen Gewinn von nur 10 Cent und auch die Plattenlabel haben (abzüglich der Kosten für Marketing, Produktionskosten und Vertrieb) nur einen Gewinn von 26 Cent pro Abo.
Der dann tatsächlich aus dem großen „Abo-Topf“ ausgezahlte Anteil für die Musiker basiert natürlich auf den tatsächlichen Streamingzahlen! Spotify selbst gibt an, dass für 25.000 Streams 150-210 Dollar an die Rechteinhaber gezahlt werden. Da davon ein Musiker wiederum rund 10,9 – 26,9 % erhält, kann man von rund 20 bis 55 Dollar für ihn ausgehen. Macht 0,08 bis 0,22 Cent pro Stream… wow!
Was aber bedeutet dies? Ein Musiker benötigt etwa 15-50 Tonträgerkäufer, um selbst EUR 100 für sein Album zu erhalten. Beim Streaming per Spotify wären dazu mehr als 50.000 Streams erforderlich (eine andere Quelle nennt hier nur 23.000 Streams). Auch dann, wenn man ganz optimistisch davon ausgeht, dass jeder sich ein Album zehnmal per Stream anhört, braucht es also noch gut 100-200 „Streamer“, um einen einzigen Albumkäufer finanziell zu kompensieren. Zudem bezahlen die Käufer eines Albums (ob Tonträger oder Download) ein Album immer komplett. Bei „Streamern“ ist es eher offen, wie oft und wie umfangreich sie sich ein Album jeweils anhören.
Da das Streamen von Musik in vielen Fällen zulasten des Albumkaufs anzusetzen ist, bedeutet ein verstärktes Streamen letztlich, dass bei Künstlern weniger Geld ankommt. Das Streamen eines Albums bringt dem Künstler wohl maximal 0,4 Cent ein. Man kann sich ja als reiner „Streamer“ selbst überlegen, wie oft man sich ein Album so anhört und was beim Künstler konkret hängenbleibt. Es sind eben oft nur wenige Cent.
Eher unbekannte Künstler, die es in früheren Zeiten vielleicht gerade einmal schafften, 5000 ihrer Platten zu verkaufen – sollen die nun heutzutage in der Lage sein, für sich alternativ 500.000 bis 1.000.000 Streams zu realisieren? Ich denke nicht... Jeder, der einem Künstler etwa bei Bandcamp auch nur 10 Cent für ein Album „spendet“, tut wohl mehr für ihn als jemand, der sich dessen Musik per Stream anhört. Wirklich brauchbare „Einnahmen“ gibt es eben abseits der vielbeachteten Topacts nur durch Tonträgerkäufe und den bezahlten Download.
Richtig ist, dass Spotify aktuell immer noch Verluste macht – denn selbst die sehr mageren Zahlungen an die Rechteinhaber summieren sich derart, dass sie durch die Abo-Einnahmen nicht abgedeckt werden können. Da Spotify nur das verteilen kann, was auch eingenommen wird, braucht es künftig noch viel mehr Abonnenten und noch mehr Werbung und dann wohl teils auch höhere Abo-Preise bzw. Premium-Abos etc. Ansonsten können die attraktiveren Künstler nicht gehalten werden bzw. sie wandern zur jeweils besser zahlenden Konkurrenz ab.
Die seit Vinylzeiten kritisierte Abwertung von Musik zur billigen Massenware dürfte sich über die CD, den Download und das Streamen in eine Richtung weiterentwickeln, bei der es Musik im Regelfall kostenlos gibt, wenn man nur die zugehörige Werbung akzeptiert. Es gab ja schon Alben mit etwa elektronischer Musik, die für japanische Privatleute eingespielt wurden, weil der exklusive Verkauf der Werke wohl mehr einbringt als der übliche Verkauf am Markt. Es dürfte ohnehin immer öfter der Fall sein, dass manche Werke nur sog. „Premiumkunden“ zur Verfügung stehen oder aber von ihnen zuerst gehört werden können, um so für zusätzliche Einnahmen zu sorgen. Wenn die breite Masse der Hörer Musik am liebsten nur noch geschenkt hätte, muss man sich eben für jene etwas einfallen lassen, die noch zum angemessenen Bezahlen bereit sind.
Es bleibt, dass man selbst mit darüber entscheiden kann, was man einem Künstler für sein Werk zukommen lässt. Wer es letztlich allein bei vier Streams eines Albums bewenden lässt, handelt ähnlich wie jemand, der 2 Cent Trinkgeld gibt – besser als rein gar nichts, aber angesichts der gebotenen Leistung auch eher so etwas wie eine Beleidigung…
Man stelle sich vor, bei Buchautoren würde niemand mehr 20 Euro für ein Buch ausgeben, sondern alles für 5 Cent zum Lesen streamen. Sollen dann Autoren statt ein paar Tausend Euro noch 50 Euro erhalten – weil es ja quasi ihr „Hobby“ ist? Sollen die Macher eines Spielfilms für ihr „Hobby“ künftig einige Cent vom jeweiligen Betrachter erhalten und die Darsteller daher ehrenamtlich mitwirken müssen? Ich persönlich gewinne den Eindruck, dass das Verhältnis Preis / Leistung bei so manchen tatsächlich in die Richtung geht, alles haben zu wollen ohne etwas dafür zu geben. Das hat dann weniger mit Kapitalismus oder Sozialismus oder freien Märkten zu tun, sondern mehr mit reiner Ausbeutung. Aber warum soll es Musikern bzw. Künstlern auch besser ergeben als den Kids in der Textilfabrik und den Plantagenarbeitern… der Konsument diktiert letztlich, wo es langgeht.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)