Zitat von aalpaca im Beitrag #1012 Mein Punkt ist wohl folgender: Können sich Menschen zu "vernünftigen" Entscheidungen koordinieren oder sind sie einer Marktlogik und einer Bequemlichkeit ausgesetzt, die auch für sie negative Nebenfolgen beinhaltet? (Also Vor- und Nachteile). Gibt es dafür ein Bewusstsein? (Durch Diskussionen wie diese hier wird so ein Bewusstsein ja beispielsweise geschaffen) Das ist jetzt natürlich sehr einseitig formuliert und in Wirklichkeit wohl viel komplexer.
Ich sehe da nichts, was besonders komplex ist. Aber klar gibt es dafür ein Bewusstsein, wie man ja schon hier an der Diskussion sieht: Gäbe es kein Bewußtsein darüber, würde man nicht drüber sprechen. Und es würden nicht Menschen bewusst auf streamen verzichten, sondern CDs/Vinyl kaufen. Also unvernünftig handeln (im marktwirtschaftlichen Sinne), da sie mehr ausgeben als sie müssten. Das gibt es natürlich auch. Aber in einem anderen Sinne (hier: Künstlerinnen möglichst gut unterstützen) ist das natürlich nicht unvernünftig.
Ich würde auch nicht sagen, dass Musikstreamen unvernünftig ist oder eine unnötige Bequemlichkeit. Es ist einfach eine Veränderung der technischen Möglichkeiten und des Konsumverhaltens. Ich würde das nicht werten, denn das "unvernünftig" (o.ä.) zu nennen, da schwingt immer mit: das ist falsches, schlechtes oder gar bösen Verhalten. Und die Jugend streamt, denen sind CD-Player u.ä. viel zu unpraktisch und immobil und unzeitgemäß. Deswegen sind die aber nicht böse.
Wie Du schon schreibst: Das hat es schon immer gegeben. Vinyl killed Shellack. Radio und Vinyl killed den Barpianisten und das Café-Orchester und Vinyl plus Disko killed die Tanzkapelle, Video killed the Radiostar (aber wer hat eigentlich MTV als Musiksender gekillt?), CD killed Vinyl, Streaming killed CD usw. Das hat jedesmal Folgen für die Konsumenten wie für die Produzenten.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von gnathonemus im Beitrag #1011für will toledo (car seat headrest) scheint ja tatsächlich streaming auch ganz gut zu funktionieren. ein einzelfall?
so weit so schön, aber wie ist es möglich, dass der unterschied derart gross ist? die anzahl der streams muss bei ihm doch deutlich niedriger sein als bei thom yorke oder portishead, und trotzdem fällt bei dem so viel mehr ab?
30.000 seit 2013 sind aber auch nur 7.500 pro Jahr, d.h. 625 pro Monat. Brutto.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von gnathonemus im Beitrag #1014tja, keine ahnung. hab ich mich auch schon gefragt. dass er einen haufen alben als nicht gesigneter künstler eingestellt hat, kann eigentlich nicht der alleinige grund sein. und ob er in der position einen tiptop-deal mit spotify aushandeln konnte, kann ich mir auch nicht vorstellen. ein abrechnungsfehler, vielleicht?
vielleicht ist der löwenanteil des geldes die gage für die werbung? der imagegewinn für spotify ist ja enorm, dafür können sie schon was springen lassen.
im übrigen haben vulfpeck sich ja mit ihrer berühmten "silent album"-aktion angeblich von spotify eine tour finanzieren lassen. das scheint zumindest halbwegs plausibel - wenn einige tausend leute nächtelang nur stille laufen lassen, kommt vermutlich schon einiges zusammen.
Zitat von Mirabello im Beitrag #1017 30.000 seit 2013 sind aber auch nur 7.500 pro Jahr, d.h. 625 pro Monat. Brutto.
... zusätzlich zu verkäufen über seine homepage, bandcamp, live-auftritte, merchandising. und seine alben auf matador werden auch nicht schlecht gelaufen sein. wer es auf diesem level mit spotify als alleiniges vertriebsmodell versucht, kommt wohl nicht sehr weit.
Zitat von Mirabello im Beitrag #1017 30.000 seit 2013 sind aber auch nur 7.500 pro Jahr, d.h. 625 pro Monat. Brutto.
... zusätzlich zu verkäufen über seine homepage, bandcamp, live-auftritte, merchandising. und seine alben auf matador werden auch nicht schlecht gelaufen sein. wer es auf diesem level mit spotify als alleiniges vertriebsmodell versucht, kommt wohl nicht sehr weit.
ich weiß. aber allein an streamingeinnahmen ist das nicht besonders viel. jedenfalls nicht der mindeslohn oder das man davon leben könnte.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
nur um ein paar dinge sauber zu trennen: das problem ist weniger, dass sich musiker nicht allein durch tonträgerverkäufe und/ oder streaming finanzieren können. das war auch in der vergangenheit höchstens für eine minderheit der fall. die kritik an spotify und ähnlichen geht um die faire beteiligung der künstler. schliesslich verdient ein unternehmen am künstlerischen output (oder plant zumindest, dies zu tun).
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Mirabello im Beitrag #1016 Ich würde auch nicht sagen, dass Musikstreamen unvernünftig ist oder eine unnötige Bequemlichkeit. Es ist einfach eine Veränderung der technischen Möglichkeiten und des Konsumverhaltens. Ich würde das nicht werten, denn das "unvernünftig" (o.ä.) zu nennen, da schwingt immer mit: das ist falsches, schlechtes oder gar bösen Verhalten
Ich hingegen halte es für äußerst unvernünftig. Man arbeitet durch sein Konsumverhalten mit an der Zerstörung dessen, was man liebt.
Zitat von Mirabello im Beitrag #1016 Ich würde auch nicht sagen, dass Musikstreamen unvernünftig ist oder eine unnötige Bequemlichkeit. Es ist einfach eine Veränderung der technischen Möglichkeiten und des Konsumverhaltens. Ich würde das nicht werten, denn das "unvernünftig" (o.ä.) zu nennen, da schwingt immer mit: das ist falsches, schlechtes oder gar bösen Verhalten
Ich hingegen halte es für äußerst unvernünftig. Man arbeitet durch sein Konsumverhalten mit an der Zerstörung dessen, was man liebt.
würdest du da auch das von einigen angesprochene verhalten mit einbeziehen, überwiegend bereits erworbene alben zu streamen bzw mithilfe der streams eine kaufentscheidung zu treffen?
Nein, das würde ich anders bewerten. Wir sehen ja auch in dieser Diskussion, wie differenziert der ganze Markt inzwischen ist. Aber der klassische Ausschließlich-Streamer, von denen es jetzt sehr viele gibt, wie auch Zahlen in diesem Thread belegt haben, der kauft gar nichts mehr. Zehn Euro für Spotify, fertig.
Ohne jetzt den Thread komplett durchzuackern: Wie viele dieser Ausschließlich-Streamer haben vorher CDs gekauft und machen das jetzt mehr oder haben vorher nie CDs gekauft und geben jetzt immerhin Geld für Musik aus? Wie viele nutzen Spotify und kaufen dennoch CDs?
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ich gehe davon aus, dass diese immer noch GEZ bezahlen, also bezahlen sie jetzt mehr für Musik.
Das was wehtut, sind natürlich die anderen: Die Tonträgerkäufer, die dann doch lieber auf Streaming umgestiegen sind. Nur: Wer Musik liebt, so wie die User hier, die haben vermutlich beides: ein Streamingdienst-Abo und einen sich füllenden Tonträger-Schrank.
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Nein, ich habe nur Letzteres, kaufe dafür aber ziemlich intensiv. Das allgemeine Problem ist meiner Meinung nach das Überangebot an jeder Art von Musik, auch die vielen YouTube-Stars (jeder kann, jeder darf, jeder ist ein Star) machen die Sache nicht besser. Neuester Hit bei den Berufswünschen unserer Schüler ist übrigens Social Media Star.
Überangebot ist nicht nur ein Problem bei Musik. Spieler sprechen vom Pile of Shame, weil sie (wie ich auch) so viel Zeug in ihrer Steam-Bibliothek haben, dass sie das niemals alles spielen können. Dann gibt es noch dieses Überangebot an Filmen und Serien (bzw. die Möglichkeit, jetzt einfach legal an so viel ranzukommen). Ich denke, das wird in Zukunft für viele noch ein Problem. Zeit ist mittlerweile wichtiger als Geld.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed