Danke akri, das war jetzt sehr interessant und - wie ich finde - eine gute Zusammenfassung!
Wenn die Diskussion jetzt in Richtung "Markt" schwenkt - was haltet ihr vom Patreon-Modell?
(Kennt hier sicher jeder, oder? Falls nicht: Patreon ist eine Plattform, die es Künstlern ermöglicht, ihre Arbeit von den Fans "fördern" zu lassen. Man zahlt einen monatlichen Beitrag und erhält dafür - je nachdem, wie viel man gibt - das Werk des Künstlers in digitaler oder physischer Form, manchmal auch mit exklusiven Goodies.) Ich habe da eine Weile Amanda Palmer unterstützt, dann einen Horror-Autor, den ich sehr schätze (Brian Keene - er hat jeden Monat für seine Supporter ein Kapitel eines neuen Horrorromans veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. War lustig!), mittlerweile eine junge Künstlerin aus der Ukraine, die mit unserem Geld Kurse und Arbeitsmaterial finanziert, um neben ihrem Job malen und Kalligrafie betreiben zu können - sie macht sehr schöne Sachen, die sie uns auch jeden Monat in Form einer Kunstdruck-Postkarte zukommen lässt. Jede Woche gibt es eine Mail mit Fotos von ihrer Arbeit.
Von einigen Künstlern (Jherek Bischoff, Amanda Palmer, Kateryna, meine ukrainische Malerin) weiß ich, dass sie ihrerseits andere Künstler unterstützen, die sie spannend finden. Könnte so etwas die Zukunft sein? Wir Produzenten & Konsumenten tauschen untereinander unser Geld gegen unsere Arbeit und können am Ende alle davon leben? (Klingt utopisch, wäre aber doch eine Überlegung wert. Und wäre schön!)
Zitat von Lumich im Beitrag #1000danke. das war mal wieder sehr umfassend.
Aber nichts neues.
Die Hörgewohnheiten ändern sich und nicht die moralische Einstellung der Konsumenten, wie es hier immer wieder unterschwellig anklingt. Eine immer größere Anzahl von Leuten hört Musik über Smartphones mit lustigen Bluetoothlautsprechern u.ä. und da kann man weder eine CD reinstecken noch eine Vinylscheibe. Welche Menschen unter 30 haben denn heutzutage noch eine Stereoanlage (oder kennen überhaupt das Wort :-D) - eine Minderheit. Der Verkauf von physischen Tonträgern wird sich spätestens in 20 Jahren rein biologisch erledigt haben, wenn man sich mal die Verteilung der Käufer der unterschiedlichen Medien anschaut.
Das heißt aber auch, dass die Zahl der Streamingabonennten stetig in die Höhe geht - und so auch mehr für die Künstler abfällt.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Mory im Beitrag #1001Danke akri, das war jetzt sehr interessant und - wie ich finde - eine gute Zusammenfassung!
Wenn die Diskussion jetzt in Richtung "Markt" schwenkt - was haltet ihr vom Patreon-Modell?
(Kennt hier sicher jeder, oder? Falls nicht: Patreon ist eine Plattform, die es Künstlern ermöglicht, ihre Arbeit von den Fans "fördern" zu lassen. Man zahlt einen monatlichen Beitrag und erhält dafür - je nachdem, wie viel man gibt - das Werk des Künstlers in digitaler oder physischer Form, manchmal auch mit exklusiven Goodies.) Ich habe da eine Weile Amanda Palmer unterstützt, dann einen Horror-Autor, den ich sehr schätze (Brian Keene - er hat jeden Monat für seine Supporter ein Kapitel eines neuen Horrorromans veröffentlicht und zur Diskussion gestellt. War lustig!), mittlerweile eine junge Künstlerin aus der Ukraine, die mit unserem Geld Kurse und Arbeitsmaterial finanziert, um neben ihrem Job malen und Kalligrafie betreiben zu können - sie macht sehr schöne Sachen, die sie uns auch jeden Monat in Form einer Kunstdruck-Postkarte zukommen lässt. Jede Woche gibt es eine Mail mit Fotos von ihrer Arbeit.
Von einigen Künstlern (Jherek Bischoff, Amanda Palmer, Kateryna, meine ukrainische Malerin) weiß ich, dass sie ihrerseits andere Künstler unterstützen, die sie spannend finden. Könnte so etwas die Zukunft sein? Wir Produzenten & Konsumenten tauschen untereinander unser Geld gegen unsere Arbeit und können am Ende alle davon leben? (Klingt utopisch, wäre aber doch eine Überlegung wert. Und wäre schön!)
Das ist zumindest eine Möglichkeit - allerdings mit recht begrenzter Reichweite. Es wird wohl kaum jemanden geben, der mehr als eine/n Künstler/in gleichzeitig unterstützen kann. Und um sowas zu machen muss wohl eine sehr starke Künstler-Fan-Beziehung da sein. Und vielen wird es wohl auch nicht gefallen, die Katze im Sack zu kaufen, was dem Modell ja zugrunde liegt: Man geht in Vorleistung, man bezahlt ein Produkt, das man erst später erhält und zum Zeitpunkt der Bezahlung noch nicht kennt.
Aus Künstlerinnenperspektive wäre mir etwas unwohl dabei, wenn ich von der Lust und Laune meiner Unterstützer/innen abhängig wäre.
Für feste Projekte ist das aber sicher ein Modell, wie ja genug erfolgreiche Beispiele gezeigt haben. Neben Frau Palmer fallen mir da auch noch die Einstürzenden Neubauten ein, die das ja mal gemacht haben (oder noch machen?).
Gibt ja auch sowas wie: https://www.pledgemusic.com/ Da kann man sich seine Bands suchen und unterstützen. Für jeden was dabei: Saxon, Joachim Witt, The Wombats u.v.a.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Lumich im Beitrag #1000danke. das war mal wieder sehr umfassend.
Aber nichts neues.
Die Hörgewohnheiten ändern sich und nicht die moralische Einstellung der Konsumenten, wie es hier immer wieder unterschwellig anklingt. Eine immer größere Anzahl von Leuten hört Musik über Smartphones mit lustigen Bluetoothlautsprechern u.ä. und da kann man weder eine CD reinstecken noch eine Vinylscheibe. Welche Menschen unter 30 haben denn heutzutage noch eine Stereoanlage (oder kennen überhaupt das Wort :-D) - eine Minderheit. Der Verkauf von physischen Tonträgern wird sich spätestens in 20 Jahren rein biologisch erledigt haben, wenn man sich mal die Verteilung der Käufer der unterschiedlichen Medien anschaut.
Das heißt aber auch, dass die Zahl der Streamingabonennten stetig in die Höhe geht - und so auch mehr für die Künstler abfällt.
die entwicklungen der jeweils letzten jahre in die zukunft zu interpolieren, bildet jeweils nur eine möglichkeit ab. niemand von uns kann vorhersehen, wie sich bspw. zukünftige technologien auf zukünftige hörgewohnheiten auswirken. ich könnte mir ebenso so etwas einen "harry potter"-effekt vorstellen, der die bindung von jungen leuten an musik und musiker wieder erhöht, und sei es nur für einen begrenzten zeitraum. ich glaube nicht, dass es in zukunft kein dringendes bedürfnis nach musik, bzw. neuer musik geben soll. die kunst wird sich seine wege suchen und finden. menschen, die sich mit grosser intensität der musik widmen, waren schon immer in der minderzahl. ich würde sogar vermuten, dass der anteil über die jahrzehnte in etwa stabil geblieben ist.
wie dem auch sei: streaming, zumindest nach dem modell wie spotify es anbietet, wird auch in zukunft nicht dazu taugen, musiker für ihre kunst angemessen zu vergüten. niemand geht davon aus, dass sich die ohnehin hohen abonnentenzahlen nochmal verdoppeln. und selbst wenn sie das täten, wäre der kuchen immer noch zu klein.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Mirabello im Beitrag #1002Der Verkauf von physischen Tonträgern wird sich spätestens in 20 Jahren rein biologisch erledigt haben
scheiße, spätestens in 20 jahren geh ich tot. ich fang dann schon mal mit meinem testament an. mehr als meine plattensammlung hab ich aber nicht zu vererben und die will dann ja keiner mehr. ich hoffe dass zeug muss nicht in den sondermüll und kostet einen haufen geld.
Zitat von Lumich im Beitrag #1000danke. das war mal wieder sehr umfassend.
Aber nichts neues.
Die Hörgewohnheiten ändern sich und nicht die moralische Einstellung der Konsumenten, wie es hier immer wieder unterschwellig anklingt. Eine immer größere Anzahl von Leuten hört Musik über Smartphones mit lustigen Bluetoothlautsprechern u.ä. und da kann man weder eine CD reinstecken noch eine Vinylscheibe. Welche Menschen unter 30 haben denn heutzutage noch eine Stereoanlage (oder kennen überhaupt das Wort :-D) - eine Minderheit. Der Verkauf von physischen Tonträgern wird sich spätestens in 20 Jahren rein biologisch erledigt haben, wenn man sich mal die Verteilung der Käufer der unterschiedlichen Medien anschaut.
Das heißt aber auch, dass die Zahl der Streamingabonennten stetig in die Höhe geht - und so auch mehr für die Künstler abfällt.
die entwicklungen der jeweils letzten jahre in die zukunft zu interpolieren, bildet jeweils nur eine möglichkeit ab. niemand von uns kann vorhersehen, wie sich bspw. zukünftige technologien auf zukünftige hörgewohnheiten auswirken. ich könnte mir ebenso so etwas einen "harry potter"-effekt vorstellen, der die bindung von jungen leuten an musik und musiker wieder erhöht, und sei es nur für einen begrenzten zeitraum. ich glaube nicht, dass es in zukunft kein dringendes bedürfnis nach musik, bzw. neuer musik geben soll. die kunst wird sich seine wege suchen und finden. menschen, die sich mit grosser intensität der musik widmen, waren schon immer in der minderzahl. ich würde sogar vermuten, dass der anteil über die jahrzehnte in etwa stabil geblieben ist.
Prinzipiell möglich ist das, eine massenhafte Rückkehr zu einem überwundenem Medium halte ich aber für wenig wahrcheinlich.
Wie wenig Menschen insgesamt überhaupt Musik kaufen hat mich ehrlich gesagt ziemlich überrascht. Gerade mal 20% aller Deutschen kaufen überhaupt mal wenigstens eine CD im Jahr! Das hätte ich nun weit höher eingeschätzt.
Dass das Bedürfnis nach Musik abnimmt, kann ich mir auch nicht vorstellen - aber das heißt ja nix. Ich hätte allerdings auch nie gedacht, dass sich sowas wie Castingshows mal etablieren und ja auch ein gutes Stück vom Musik-Kuchen ausmachen. Wer weiß, was da als nächstes das Musikbedürfnis einiger viele befriedigt.
Und klar, vielleicht wird es auch etwas jenseits vom streaming geben, was man sich heute noch gar nicht vorstellen kann und das streaming ablöst. Aber was könnte das sein?
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
Zitat von Mirabello im Beitrag #1003 Das ist zumindest eine Möglichkeit - allerdings mit recht begrenzter Reichweite. Es wird wohl kaum jemanden geben, der mehr als eine/n Künstler/in gleichzeitig unterstützen kann.
Doch, sicher: Der Künster arbeitet zwar stetig, bringt Singles oder Updates etc. raus, aber doch nicht jeden Monat ein neues Album. Geld kriegt er aber sehr wohl jeden Monat -- deshalb schickt man ja auch nicht einem Künstler das halbe Gehalt, sondern jeden Monat einen kleinen Betrag. Spätestens bei einer größeren Veröffentlichung profitiert man dann davon. Wenn das genug Leute machen, gewinnen alle.
Zitat von Mirabello im Beitrag #1003 Und um sowas zu machen muss wohl eine sehr starke Künstler-Fan-Beziehung da sein. Und vielen wird es wohl auch nicht gefallen, die Katze im Sack zu kaufen, was dem Modell ja zugrunde liegt: Man geht in Vorleistung, man bezahlt ein Produkt, das man erst später erhält und zum Zeitpunkt der Bezahlung noch nicht kennt.
Nun, das ist doch bei einem Album, das ich blind kaufe (und in der Tat höre ich nicht vor jedem Plattenkauf erst mal rein) genauso. Bei Patreon mache ich mir natürlich vorher ein Bild von dem Künstler und seinem Werk, und wenn mir das gefällt, unterstütze ich ihn eben. (Wobei da vielleicht unterschiedliche Arten des Musikkonsums reinspielen: Ich persönlich jage nicht allen Neuheiten hinterher, lese keine Musikzitschriften oder wechsle jede Woche die Heavy Rotation, weil schon wieder zwölf Platten im Musikexpress empfohlen wurden oder so. Stattdessen bin ich eher klassischer "Fan": Ich höre die Musik der Künstler, die ich kenne und mag. Neues kommt stückweise aus den Clubs & Bars, die ich besuche, hier aus dem Forum oder über Empfehlungen von Freunden. So ist man zwar fast immer einige Jahre "hintendran", aber das ist mir bei etwas so Zeitlosem wie guter Musik einigermaßen egal.)
Zitat von Mirabello im Beitrag #1003 Aus Künstlerinnenperspektive wäre mir etwas unwohl dabei, wenn ich von der Lust und Laune meiner Unterstützer/innen abhängig wäre.
Kann ich nachvollziehen, ist aber doch beim Labelsystem so: Wenn sich meine Platte nach Meinung meiner Labelchefs nicht ausreichend gut verkauft, muss ich doch auch Rausschmiss oder Repressalien irgendwelcher Art fürchten - und wenn es nur ein aufgezwungener Produzent ist, der meine Musik (meine KUNST!) gefälligst massentauglicher macht.
wenn man nicht zwingend davon ausgeht, dass in 20 jahren die menschheit generell von der erde getilgt ist (was den tonträgerverkauf sicherlich stark beeinträchtigen würde), rechne ich um 2037 nicht nur mit einem hoffentlich noch hohen anteil an weder verstorbenen noch ertaubten vertretern meiner generation, sondern auch mit droso, eskimo und quork, die dann überhaupt erst in den besten jahren sein werden. man sollte jedenfalls nicht voreilig irgendwelche presswerke schließen!
Zitat von tenno im Beitrag #1008wenn man nicht zwingend davon ausgeht, dass in 20 jahren die menschheit generell von der erde getilgt ist (was den tonträgerverkauf sicherlich stark beeinträchtigen würde), rechne ich um 2037 nicht nur mit einem hoffentlich noch hohen anteil an weder verstorbenen noch ertaubten vertretern meiner generation, sondern auch mit droso, eskimo und quork, die dann überhaupt erst in den besten jahren sein werden. man sollte jedenfalls nicht voreilig irgendwelche presswerke schließen!
Zitat von Mirabello im Beitrag #1003 Das ist zumindest eine Möglichkeit - allerdings mit recht begrenzter Reichweite. Es wird wohl kaum jemanden geben, der mehr als eine/n Künstler/in gleichzeitig unterstützen kann.
Doch, sicher: Der Künster arbeitet zwar stetig, bringt Singles oder Updates etc. raus, aber doch nicht jeden Monat ein neues Album. Geld kriegt er aber sehr wohl jeden Monat -- deshalb schickt man ja auch nicht einem Künstler das halbe Gehalt, sondern jeden Monat einen kleinen Betrag. Spätestens bei einer größeren Veröffentlichung profitiert man dann davon. Wenn das genug Leute machen, gewinnen alle.
Naja, ich weiß ja nicht, wie Dein monatliches Budget ist ;-), aber der Betrag, den ich jeden Monat an einen Künstler überweisen kann, ist ja eher gering, den kann ich natürlich auf mehrere Künstler aufsplitten, die dann entsprechend weniger (von mir kriegen). Ein Abo-Stream koste 10 Euro im Monat. Ich kaufe mir für 50 Euro im Monat Musik. Sind dann also 60 Euro im Monat, die ich verteilen kann. Entweder an einen Künstler, oder an zwei, die dann eben nur jeweils 30 Euro kriegen oder an 3 dann kriegt schon jeder nur noch 20 usw. Keine Ahnung, ob sich so geringe für den Künstler lohnen. Und das hieße ja auch, dass ich mein gesamtes Musikbudget nur für die wenigen ausgebe.
Wenn ich reicher bin, kann ich natürlich entsprechend mehr ausgeben.
Zitat von Mory im Beitrag #1007 Nun, das ist doch bei einem Album, das ich blind kaufe (und in der Tat höre ich nicht vor jedem Plattenkauf erst mal rein) genauso. Bei Patreon mache ich mir natürlich vorher ein Bild von dem Künstler und seinem Werk, und wenn mir das gefällt, unterstütze ich ihn eben. (Wobei da vielleicht unterschiedliche Arten des Musikkonsums reinspielen: Ich persönlich jage nicht allen Neuheiten hinterher, lese keine Musikzitschriften oder wechsle jede Woche die Heavy Rotation, weil schon wieder zwölf Platten im Musikexpress empfohlen wurden oder so. Stattdessen bin ich eher klassischer "Fan": Ich höre die Musik der Künstler, die ich kenne und mag. Neues kommt stückweise aus den Clubs & Bars, die ich besuche, hier aus dem Forum oder über Empfehlungen von Freunden. So ist man zwar fast immer einige Jahre "hintendran", aber das ist mir bei etwas so Zeitlosem wie guter Musik einigermaßen egal.)
Ich zum Beispiel höre mir fast immer vorher an bevor ich kaufe - außer bei meinen Lieblingskünstlern - insofern wäre das auch in der Tat für mich persönlich eher kein Hindernisgrund für dieses Modell bei Künstlern deren Werk ich kenne. Aber ich glaube da sind wir eher die Ausnahme.
Zitat von Mory im Beitrag #1007ich nachvollziehen, ist aber doch beim Labelsystem so: Wenn sich meine Platte nach Meinung meiner Labelchefs nicht ausreichend gut verkauft, muss ich doch auch Rausschmiss oder Repressalien irgendwelcher Art fürchten - und wenn es nur ein aufgezwungener Produzent ist, der meine Musik (meine KUNST!) gefälligst massentauglicher macht.
Klar, das hat auch seine Nachteile, wie jedes System, aber da gibt es immerhin vertragliche Verbindlichkeiten und das ist dann wenigstens für einen gewissen Zeitraum überschaubar abgesichert, während so ein freiwilliges Abgabesystem da schon was anderes ist. Außer man bietet quasi verpflichtende Summen für einen gegebenen Zeitraum an, der entsprechend gekündigt werden muss, also wie so eine Art Abo ist.
Und grundsätzlich ist das schon ein Modell, das Funktionieren kann, würde ich sagen. Besonders bei Künstler/innen die eine treue Fanschaft haben - aber das erst mal aufzubauen ist wahrscheinlich das schwierigste, um dieses Modell zu etablieren. Wer schon eine hat, hat da Vorteile.
"Der Nationalsozialismus hat sich vorsichtig, in kleinen Dosen, durchgesetzt – man hat immer ein bisschen gewartet, bis das Gewissen der Welt die nächste Dosis vertrug." Stefan Zweig
"patreon" ist eine mischform aus mäzanat und crowdfunding. gerade letzteres sorgt dafür, dass von vielen menschen kleine und kleinstbeträge gesammelt werden. amanda palmer profitiert dabei von ihrer popularität, die sie durch ihre erstkarriere als gesignte künstlerin bei einem bekannten label erlangt hat.
man sollte aber nicht den fehler begehen, nach dem einen modell zu suchen, dass die lösung bietet für die künstler und deren lebensunterhalt. was für frau palmer blendend funktioniert, würde für andere nicht funktionieren. es brauch also verschiedene lösungen für verschiedene künstler.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Man könnte es ja auch als unfair ansehen, dass Künstler wie U2 und Metallica sich einen Arsch verdient haben in ihrer Karriere. Das haben sie auch erst mal der Erfindung Platte und CD zu verdanken.
Jetzt gibt es eben neue technologische Wege, wie Musik vertrieben wird.
Mein Punkt ist wohl folgender: Können sich Menschen zu "vernünftigen" Entscheidungen koordinieren oder sind sie einer Marktlogik und einer Bequemlichkeit ausgesetzt, die auch für sie negative Nebenfolgen beinhaltet? (Also Vor- und Nachteile). Gibt es dafür ein Bewusstsein? (Durch Diskussionen wie diese hier wird so ein Bewusstsein ja beispielsweise geschaffen) Das ist jetzt natürlich sehr einseitig formuliert und in Wirklichkeit wohl viel komplexer.
e: Ein bisschen treten hier sicher auch "Trittbrettfahrer"-Effekte auf, wie man sie aus der Spieltheorie kennt: Der einzelne hat kein schlechtes Bewusstsein beim illegalen Download oder Streaming. Im Kollektiven ist die Nebenfolge dann aber, dass das Angebot schrumpft oder Nischenprodukte nicht mehr lebensfähig sind. Den Effekt kennt man beispielsweise auch aus dem Umweltschutz: Wir alle wollen eine unverschmutzte, nachhaltige Umwelt - der Einzelne (Staat, Bürger) neigt aber dazu vom gewünschten Verhalten abzuweichen, weil er für sich eine Kostenersparnis sieht, wenn er sich nicht an die Konvention hält. Wenn aber alle so denken, hat am Ende dann keiner eine saubere Umwelt...
e2: Das ist jetzt natürlich alles sehr beispielhaft, absolut formuliert. Realität ist komplex - auch klar;)
Zitat von gnathonemus im Beitrag #1011für will toledo (car seat headrest) scheint ja tatsächlich streaming auch ganz gut zu funktionieren. ein einzelfall?
so weit so schön, aber wie ist es möglich, dass der unterschied derart gross ist? die anzahl der streams muss bei ihm doch deutlich niedriger sein als bei thom yorke oder portishead, und trotzdem fällt bei dem so viel mehr ab?
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
tja, keine ahnung. hab ich mich auch schon gefragt. dass er einen haufen alben als nicht gesigneter künstler eingestellt hat, kann eigentlich nicht der alleinige grund sein. und ob er in der position einen tiptop-deal mit spotify aushandeln konnte, kann ich mir auch nicht vorstellen. ein abrechnungsfehler, vielleicht?