Ich denke schon, dass die SZ die Story streckt, und wie gesagt: Der Zeitpunkt ist sicher kein Zufall, aber wenn Aiwanger ein bisschen clever wäre, hätte er die Affäre schon fast hinter sich, denn viele seiner WählerInnen, werden sagen, dass man ihm so eine uralte Geschichte nicht heute noch vorwerfen kann. Wenn er heute allerdings unehrlich mit dieser Geschichte umgeht, ist das eine Verfehlung aus der Gegenwart.
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Zeitpunkt halte ich - im Gegensatz zu den meisten - in der Tat für Zufall. Dass nach der Erdingrede sich einer gemeldet hat, halte ich für plausibel, danach dauern solche Recherchen heutzutage Wochen bis Monate. Du gehst nicht raus, bevor Du es für wasserdicht hältst (der Bruder-Move kam vermutlich überraschend). Aber dann lässt Du es nicht bis zum Wahlkampf liegen. Zu hoch die Gefahr, dass das der Spiegel oder andere dann vorher machen. Und ein Aiwanger-Rücktritt wäre auch letztes Jahr Scoop genug gewesen.
(Und ja, dann veröffentlich die SZ scheibchenweise, und Aiwanger ist katastrophal beraten. Professionelle Krisenkommunikationsberater hätten das vermutlich in den Griff bekommen)
Zitat von faxefaxe im Beitrag #5343Zeitpunkt halte ich - im Gegensatz zu den meisten - in der Tat für Zufall. Dass nach der Erdingrede sich einer gemeldet hat, halte ich für plausibel,
Sehe ich genauso, das hat der Mann ja auch genauso kommuniziert. Und das macht Aiwangers Verteidigung eben auch so unglaubwürdig. Er sei "die letzten Jahrzehnte kein Extremist, sondern Menschenfreund"... tja, das deckt sich nicht mit seinen Äußerungen der letzten Monate. Und das sind nicht nur die Äußerungen, die bundesweit Schlagzeilen gemacht haben, sondern die vielen "kleineren" Lügen.
- "Man darf nicht mehr Mama und Papa sagen" - "Man braucht kein Atommüll-Endlager, man kannn den Atommülll recyceln" - "Corona-Wahnsinn" - etc usf
Der Mann ist mindestens im Querdenker-Lager fest verwurzelt, wahrscheinlich sogar noch schlimmer. Und damit ein rechtsradikales U-Boot in einer Landesregierung.
Anderes Thema: bin ich eigentlich der Einzige, dem dieses geballte "die deutsche Wirtschaft ist am Ende", "Deutschland ist der kranke Mann Europas" und "die deutsche Wirtschaft braucht einen Krisengipfel" - Gesabbel grad komplett auf die Nüsse geht? Man könnte meinen, es sei 1929.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ich sehe da eher ein durchschaubares Manöver. Wie letztendlich die Länder dastehen werden, die sich nicht oder (noch) weniger als wir auf die globalen Veränderungen (Klimawandel, Energie, Rohstoffe, China und andere Staaten im Bezug auf Welthandel) reagieren und sich dementsprechend umstellen, wird sich in einigen Jahren zeigen. Da wird sich niemand mehr für den Stand von 2023 interessieren.
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"Aber Deutschland allein kann das Klima nicht retten, also müssen wir es auch gar nicht erst anfangen."
Die letzten Sechs in der Playlist: The Felice Brothers - Valley of Abandoned Songs || Charli XCX - Brat || Wunderhorse - Midas || Chime School - The Boy Who Ran the Paisley Hotel || Nick Cave and the Bad Seeds - Wild God || Nilüfer Yanya - My Method Actor
"und wenn es der wirtschaft gut geht, geht es auch den kindern gut."
wie oft muss das märchen vom trickle-down-effekt eigentlich noch widerlegt werden, damit sich keiner mehr herausreden kann, wenn es um soziale projekte geht?
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #5348"Aber Deutschland allein kann das Klima nicht retten, also müssen wir es auch gar nicht erst anfangen."
Das ist nicht das relevante Argument, Jack. Die Kritikpunkte lauten, dass die meisten unserer derzeitigen nationalen Maßnahmen in sich nicht konsistent sind und zum Teil im globalen Maßstab sogar den Klimawandel beschleunigen. Beispiele: Gleichzeitig aus der Atomkraft auszusteigen und über die Förderung von E-Autos und Wärmepumpen den Stromverbrauch zu steigern sorgt für ein klimaschädliches Comeback des Kohlestroms und steigende Stromimporte. Daneben bewirkt ein nationaler Ausstieg aus der Energiequelle Erdöl lediglich einen erhöhten Verbrauch in anderen Weltregionen, da sich Erdöl dadurch auf dem Weltmarkt relativ zu anderen Energieformen verbilligt, dort aber mit einer schlechteren Umweltbilanz (zb aufgrund fehlender Katalysatoren) verbraucht wird. Globale Abkommen sind der Schlüssel sowie eine globale Steuerung der entsprechenden Investitionen. Wenn Deutschland global Filteranlagen für Kohlekraftwerke spendiert und Milliarden in die Solarenergieerzeugung in der Sahelzone investiert, wären die Effekte um ein vielfaches größer.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5349 wie oft muss das märchen vom trickle-down-effekt eigentlich noch widerlegt werden, damit sich keiner mehr herausreden kann, wenn es um soziale projekte geht?
Du hast diesen Effekt nicht verstanden, außerdem wird er in der Tat argumentativ missbraucht, wenn er gegen soziale Projekte vorgebracht wird. Kernaussage ist, dass die effektivste und nachhaltigste Form der Armutsbekämpfung in wirtschaftlicher Entwicklung besteht, die aber selbstverständlich durch Sozialpolitik ergänzt werden darf und muss. Die Empirie hat diesen Zusammenhang noch jedesmal bestätigt.
Zitat von LFB im Beitrag #5350Beispiele: Gleichzeitig aus der Atomkraft auszusteigen und über die Förderung von E-Autos und Wärmepumpen den Stromverbrauch zu steigern sorgt für ein klimaschädliches Comeback des Kohlestroms und steigende Stromimporte.
Die in Reserve gehaltenen Kohlekraftwerke sind derzeit gar nicht oder kaum in Betrieb, weil importierter Windstrom aus Dänemark viel billiger ist. Hätte (in der Hauptsache) die Union sich nicht gegen den Ausbau der Stromnetze gewehrt, wären wir schon längst viel besser in der Lage, ökologischen Strom quer durch die Republik zu verschicken, bzw. aus anderen Ländern zu importieren, anstelle von klimaschädlichen Stromerzeugungen. Atomstrom war noch nie ökologisch, nachhaltig oder auch nur billig — nichts von alledem. Wir hätten den Mist längst abschaffen können und würden heute nichts vermissen. Nun musste es, wie andere Teile der energetischen Umstellung, leider schnell gehen und gestaltet sich deshalb vergleichsweise unangenehm.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Global gesehen stehen wir mit deiner Meinung zu Atomstrom ziemlich alleine da. Im übrigen stammte letztes Jahr noch exakt ein Drittel der deutschen Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken, wobei die Erzeugung um fast 10 % zunahm.
Zitat von LFB im Beitrag #5353Global gesehen stehen wir mit deiner Meinung zu Atomstrom ziemlich alleine da.
Na und? Entweder ist etwas richtig oder eben nicht. Das ist keine Frage von Mehrheiten.
Zitat von LFB im Beitrag #5353Im übrigen stammte letztes Jahr noch exakt ein Drittel der deutschen Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken, wobei die Erzeugung um fast 10 % zunahm.
Nicht überraschend, wenn ein Teil wegfällt, dass sich die anderen im Verhältnis vergrößern. Das heißt aber noch nicht, dass in absoluten Zahlen (und auf die kommt es hier an) mehr Kohlestrom erzeugt wurde als zuvor. Und selbst wenn es so wäre, wäre das nur für einen kurzen Zeitraum so, es sei denn die nächste Regierung will die Uhr zurückdrehen, wie in der Vergangenheit bereits geschehen.
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Zitat von gnathonemus im Beitrag #5349 wie oft muss das märchen vom trickle-down-effekt eigentlich noch widerlegt werden, damit sich keiner mehr herausreden kann, wenn es um soziale projekte geht?
Du hast diesen Effekt nicht verstanden, außerdem wird er in der Tat argumentativ missbraucht, wenn er gegen soziale Projekte vorgebracht wird. Kernaussage ist, dass die effektivste und nachhaltigste Form der Armutsbekämpfung in wirtschaftlicher Entwicklung besteht, die aber selbstverständlich durch Sozialpolitik ergänzt werden darf und muss. Die Empirie hat diesen Zusammenhang noch jedesmal bestätigt.
oh mann, hältst du mich für so blöd, dass ich das nicht weiß? das problem ist aber, dass hier gerade wieder so eine entweder-oder-politik etabliert werden soll. von wegen "wir müssen uns jetzt um die wirtschaft kümmern. da bleibt halt dann leider für die kinder nix übrig." und dann wird ein weiteres märchen erzählt, nämlich das von den leeren kassen. als ob die regierung an den safe gehen müsste, reinguckt, mit den achseln zuckt und sagt: "leider alle!".