würdest du von moderaten christen auch verlangen, sie müssten in ihrem laden mal aufräumen, wenn irgendwelche eiferer gift und galle gegen randgruppen spucken? und ich rede hier nicht von bischöfen oder so, die dazu die handhabe hätten, sondern vom normalo- also auch taufscheinchristen.
Was gnatho sagt. Ich weiß, das Wort „Sippenhaft“ klingt hart, aber letztlich ist es doch genau das: Warum erwartet man von irgendwelchen moderaten Muslimen, „im eigenen Laden“ aufzuräumen. Das setzt doch voraus, dass dein moderater Kollege sich im gleichen Laden sieht, wie irgendein „Hassprediger“. Da als Unbeteiligter eine Verantwortung draus abzuleiten ist für mich Sippenhaft. Ich kenne genug Christen, die nichts mit den misogynen Ideen irgendwelcher evangelikaler Prediger aus den USA zu tun haben. Aber ich würde niemals von ihnen verlangen, im eigenen Laden aufzuräumen. Wenn sie sich im Gespräch vor ihre evangelikalen Glaubensbrüder stellen, kann ich das natürlich daneben finden.
die erfahrung zeigt, dass weltanschauliche gruppierungen auf reformversuche von außen eher mit abgrenzung und trotziger jetzt-erst-recht-attitüde reagieren. der eigene dunstkreis bzw stallgeruch scheint so etwas doch meist etwas leichter zu machen. ich finde, das hat weniger was mit sippenhaft zu tun als mit pragmatismus.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #8111Es ist NICHT egal, ob die Täter christliche oder muslimische Faschisten sind. Für beides gibt es unterschiedliche Lösungsansätze. Und man sollte sich über solche mal Gedanken machen, statt Leute, die religiöse Ausprägungen kritisieren, ebenfalls pauschal abzuurteilen.
Wie sehen diese unterschiedlichen Ansätze aus, und warum funktionieren die einen nicht bei den jeweils anderen? Wie gesagt: Religiöser Fundamentalismus führt überall zu sehr ähnlichen Problemen, egal bei welcher Religion. Und „schützend vor den Islam“ stellt sich schon mal gar keiner, weil es den einen Islam gar nicht gibt - das gleiche gilt auch für die anderen Religionen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #8118würdest du von moderaten christen auch verlangen, sie müssten in ihrem laden mal aufräumen, wenn irgendwelche eiferer gift und galle gegen randgruppen spucken?
Genau das, und auch was tenno sagt. Reformbewegungen müssen zuerst einmal aus der eigenen Organisation kommen, denn wenn sie von außen verlangt werden, führt das zumeist zu einer Trotzreaktion.
Sich "schützend vor den Islam stellen": das beweist doch allein schon das Vorhandensein dieser Diskussion. Darf man überhaupt sagen, daß der Angreifer von Oslo ein Islamist war? Oder daß homosexuelle Menschen hierzulande mittlerweile massive Probleme mit Anfeindungen durch Moslems haben? Ja, man darf, weil es ohne diese Feststellung keine Lösungsansätze geben kann. Ein Anfang wäre der, daß moderate Muslime sich endlich mal trauen, solche Übergriffe zu verurteilen und sich zu distanzieren. Das, was in solchen Fällen eigentlich selbstverständlich sein sollte.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
FDP | Mitgl. im Zentralrat der ex-Muslime | Atheist | Gay | Humanrights & LGBI Activist | Laizist
auf der FB - Seite die Kommentare vieler Homosexueller lese, fühle ich mich bestätigt. Ich bin zwar mit Utlu nicht immer einer Meinung, aber allgemein zeigt mir das, daß sich homosexuelle Mitmenschen allmählich alleingelassen fühlen, gerade von denjenigen, von denen sie eigentlich Solidarität erwarten sollten. Vielleicht sieht gnatho das anders, aber ich bekomme mittlerweile genug Stimmen (auch aus meinem Freundeskreis) mit, die das genauso sehen.
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ich sehe das überhaupt nicht anders, aber dieses gejammer "man darf überhaupt nix mehr sagen" ist quatsch, weil man das natürlich sagen darf und wenn dann der woke mob losgaloppiert, ja und? das ist doch nicht der common sense.
Seit gut 20 Jahren sehen sich moderate Muslim:innen in Deutschland dem Druck ausgesetzt, sich für die Taten von irgendwelchen Fanatikern vom anderen Ende der Welt zu rechtfertigen, mit denen sie gar nichts am Hut haben. Nochmal mehr als doppelt so lange werden sie bereits aufgrund ihrer Andersartigkeit und Religionszugehörigkeit in Deutschland ausgegrenzt. Dass diese Menschen jetzt nicht bei jedem derartigen Vorkommen aufspringen und sagen „Nicht in meinem Namen, wir sind auf eurer Seite!“ kann ich gut nachvollziehen. Ich kann mir sogar im Gegenteil vorstellen, dass man sehr allergisch auf derartige Forderungen reagiert.
Nochmal: Es ist richtig, Vorfälle wie den von dir angesprochenen zu verfolgen und gegen künftige Vorfälle vorsorgend zu arbeiten. Es ist nicht gut, wenn sich Menschen mit Anfeindungen allein gelassen fühlen. Wenn die einzige Antwort, die da akzeptiert wird aber undifferenzierte Islamkritik heißt, habe ich damit ein Problem. Nicht weil man Strömungen des Islam nicht kritisieren dürfte, sondern weil die Kritik undifferenziert ist.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #8123 allgemein zeigt mir das, daß sich homosexuelle Mitmenschen allmählich alleingelassen fühlen, gerade von denjenigen, von denen sie eigentlich Solidarität erwarten sollten.
Ich befürchte, dass sich inzwischen auch viele unserer Mitmenschen jüdischen Glaubens, viele Mädchen und Frauen, die nach Einbruch der Dunkelheit alleine unterwegs sein müssen, Lehrkräfte an Brennpunktschulen, das Security-Personal, Polizisten und mehr noch Polizistinnen, Rettungskräfte und selbst Freibadgäste (die täglichen Schlagzeilen sind auch aus der Ferne beängstigend) zunehmend alleine gelassen fühlen. Man hat den fehlenden Integrationswillen eines beträchtlichen Teils der Zuwanderer muslimischen Glaubens jahrzehntelang ignoriert (in allen europäischen Staaten, erst in den letzten Jahren haben einige wenige wie Dänemark die rosarote Brille abgesetzt), aber die Folgen für uns alle (auch die vielen bestens integrierten Muslime) lassen sich heute beim besten Willen nicht mehr leugnen. Ich glaube, dass auch jedem klar sein sollte, dass die politischen Entscheidungen des Jahres 2015 in diesem Kontext viele Probleme und Herausforderungen verschärft haben.
Zitat von Quork im Beitrag #8125 Wenn die einzige Antwort, die da akzeptiert wird aber undifferenzierte Islamkritik heißt, habe ich damit ein Problem. Nicht weil man Strömungen des Islam nicht kritisieren dürfte, sondern weil die Kritik undifferenziert ist.
Die Grundlagen aller Strömungen des Islam sind aber nun einmal identisch, nämlich der Koran und die Hadithen. Ich frage mich, wie für dich eine Kritik an selbigen aussehen kann, damit du sie nicht als "undifferenziert" empfindest? Liberale Menschen muslimischen Glaubens berufen sich ja nicht auf einen anderen Koran als beispielsweise Wahhabiten. Falls der Koran in seiner Gesamtheit problematisch und nicht mit unserem Verständnis von Menschenrechten und einer liberalen, toleranten Gesellschaftsordnung vereinbar sein sollte, hilft eine Kritik an einzelnen Strömungen nunmal nicht weiter. Dass viele Muslime die Errungenschaften der Moderne und der Aufklärung über die Dogmen ihrer Religion stellen, ist zwar sehr erfreulich, widerlegt aber ja die vielen möglichen Kritikpunkte an den Schriften und Glaubenssätzen dieser Religion nicht.
ich möchte nur mal so am rande einwerfen: ob rechts, religiös oder sonst was - das ist eine suppe. radikalisierung und extremistische einstellungen folgen denselben motiven und grundwerten: ablehnung von pluralität, übersteigerter traditionalismus, verachtung von kunst und intellektuellem, frauenverachtung, heldentum etc. (im grunde das, wie umberto eco den urfaschismus beschrieben hat). ob eine plurale gesellschaft aus religilösen oder aus völkischen gründen abgelehnt wird, ist für die dahinterstehende wertehaltung gar nicht so ausschlaggebend, denke ich.
Zitat von Quork im Beitrag #8125 Wenn die einzige Antwort, die da akzeptiert wird aber undifferenzierte Islamkritik heißt, habe ich damit ein Problem. Nicht weil man Strömungen des Islam nicht kritisieren dürfte, sondern weil die Kritik undifferenziert ist.
Die Grundlagen aller Strömungen des Islam sind aber nun einmal identisch, nämlich der Koran und die Hadithen. Ich frage mich, wie für dich eine Kritik an selbigen aussehen kann, damit du sie nicht als "undifferenziert" empfindest? Liberale Menschen muslimischen Glaubens berufen sich ja nicht auf einen anderen Koran als beispielsweise Wahhabiten. Falls der Koran in seiner Gesamtheit problematisch und nicht mit unserem Verständnis von Menschenrechten und einer liberalen, toleranten Gesellschaftsordnung vereinbar sein sollte, hilft eine Kritik an einzelnen Strömungen nunmal nicht weiter. Dass viele Muslime die Errungenschaften der Moderne und der Aufklärung über die Dogmen ihrer Religion stellen, ist zwar sehr erfreulich, widerlegt aber ja die vielen möglichen Kritikpunkte an den Schriften und Glaubenssätzen dieser Religion nicht.
So wie ich Quork verstehe, und darin stimme ich ihm zu, ist die Frage, ob die schriftlichen Urquellen des Islam inhärent faschistisch sind, nicht zielführend, denn es gibt offenbar eine Mehrheit, die es schafft, vor diesem religiösen Hintergrund friedlich zu leben. Ähnlich wie im Christentum und im Judentum auch. Da hilft meines Erachtens auch ein Feilschen um den jeweiligen Prozentsatz nicht, und wenn man in den religiösen Schriften wühlt, findet man jede Menge Handlungsanweisungen und Weltanschauungen, die in einer liberalen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts nichts zu suchen haben. Die relevante Frage ist, was bei denen, die den Islam als Rechtfertigung und Grundlage ihres faschistischen Handelns nutzen, schief läuft, und wie man das unterbinden kann. Der Rest soll fasten, freitags in die Moschee rennen, sich die Vorhaut absäbeln und von mir aus auch ein Kopftuch aufsetzen, das finde ich dann ähnlich unverständlich, lächerlich und tolerabel wie Stirnlocken und Blasius-Segen.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."