Ich denke, das war seit langer Zeit der beste Horrorfilm, den ich gesehen habe. Mit Ann Dowd, Gabriel Byrne und einer ganz fantastischen Toni Colette, war ein ganz großartiger Cast geboten. Ein Qualitätsmerkmal für mein Empfinden ist, wenn die Schauspieler nicht alle wie Models aussehen, sondern wie normale Menschen. Dieser Film nimmt sich viel Zeit, baut dabei langsam ein Familiendrama auf, dass sich stetig in metaphysischen Horror wandelt und steigert. Wer sich darauf einlässt, bekommt viel geboten von der subtilen Ebene bis zum modernen Körperhorror. Vielleicht ist die Auflösung zum Schluss nicht das beste vom Film, ging für mich aber völlig in Ordnung.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Endlich geschaut und zumindest optisch ist der Film ein absolutes Meisterwerk. Wundervolle Farben, großartige Kamerafahrten, Bildkompositionen und das Licht... Wow! Schauspielerisch auch herausragend, besonders natürlich von den beiden Hauptdarstellern. Man braucht ein wenig, um sich mit dem hedonistischen Intelletuellen-Milieu anzufreuden und der Film ist vielleicht insgesamt einen Tick zu lang. Dafür aber endlich mal eine (homo/bisexuelle) Coming-Of-Age-Story, die völlig ohne Klischees auskommt.
was passiert mit einer beziehung, nachdem sich der mann in einer nahtod-erfahrung egoistisch verhält, während die frau die familie schützen will. frisch, spannend, unbequem - grossartig.
the square
ebenfalls von ruben östlund, hat cannes 2017 gewonnen. der film hat einen grandiosen blick für das besondere in gewissen alltagssituationen, er seziert das wesen unserer westlichen gesellschaft. die fragen die der film aufwirft, die kritik die er setzt, würde eigentlich für 4 eigene filme reichen. genau das werfe ich ihm auch vor, manches wird mir einfach zu unfertig abgeschlossen, und ein paar sachen sind einfach over the top ohne weiteren kontext. langeweile kommt in den zweieinhalb stunden in keinem moment auf. watch and learn hollywood.
so, zum letztmöglichen termin doch noch im kino gesehen und ich muss sagen: wow, just: wow. wie guadagnino daraus einen völlig neuen film gemacht hat, nötigt mir schon gewaltigen respekt ab, vor allem weil da aspekte des simplen plots des originals subtil herausgearbeitet und in den vordergrund gestellt wurden. die story ist soviel komplexer, zwar nicht unbedingt koheränter, aber das macht ja auch einen teil des reizes aus - die übernatürlichkeit der story sollte, denke ich, erhalten bleiben. und stil hat der film allemal. wer die überwältigungsästhetik des in primärfarben gehaltenen deliriums des originals erwartet wird natürlich enttäuscht, aber mich fasziniert der muffige 50er bis 70er-jahre-look nicht weniger und dass der tanz so in den vordergrund gerückt wurde und der ganzen handlung eine neue facette gibt, fand ich auch sehr gelungen. die over-the-top gore-elemente sind für mich eine der reminiszenzen an das original, die es nicht unbedingt gebraucht hätte, aber manche sind schon beeindruckend dargestellt (ich sag nur: olga). den subtext, der durch die verortung der geschichte im deutschen herbst, mit der holocaust-vorgeschichte von klemperer und der mennoniten-vergangenheit von susie eingebracht wurde muss ich erstmal verarbeiten - dazu kann ich noch nicht so viel sagen - aber doof finde ich sie nicht. und dann ist da natürlich noch tilda swinton: schlicht und einfach genial - für mich eine absolut oscar-reife performance.
Nach einem sehr gemütlichen Abend haben meine Frau und ich gestern dann relativ spät noch den Film angeschaut. Ja klar ist das kein Kunstkino, aber für Schüler und (ex)Lehrer und alle die sonst noch am Thema "Schule auf schräg gebürstet" interessiert sind ein herrlicher Blödsinn. Herrlich wenn man als Kenner der Materie die vielen kleinen Spitzfindigkeiten erkennt und sich darüber amüsieren kann. Wir haben mehrfach herzlich gelacht und uns insgesamt prächtig unterhalten gefühlt.
so überhaupt kein plot, aber was soll ich sagen. die musik, die "farben", die bretter, ich war 85 minuten komplett gefangen, die jungs waren so irre authentisch. aber trotzdem, trotzdem - nächstes mal ein bisschen mehr geschichte. der kleine bub will in den mid90s unbedingt skater sein, dazugehören, weg von seinem ihn schlagenden dauerwutschnaufenden bruder, will das leben der anderen. den ganzen nostalgie-kram handelt der film übrigens in den ersten 5 minuten ab und spätestens als "93 till infinity" lief, war doch ohnehin alles vorbei.
roma
wahnsinn, wie wunderschön ist bitte dieser film? wie traurig ist er, wie kraftvoll ist er, wie hoffnungsvoll. ich hätte ihn so gerne im kino gesehen, aber was soll man machen.
Diejenigen die dieses Jahr schon mit Bestenlisten 2018 vorzeitig abgeschlossen haben, dürften sich wg. des späten Release auf Netflix nun ärgern. Bei dem einen oder anderen könnte "Roma" ganz oben landen, zumindest bei mir ist er Film des Jahres. Hab allerdings dieses Jahr deutlich weniger Filme als Serien gesehen.
Roma beginnt ganz trivial wie ein filmisches Tagebuch, das der Haushälterin Cleo in einem großen Haushalt (Familie mit 4 Kindern und Oma) bei der täglichen Arbeit folgt. Man fragt sich anfangs noch, wohin die S/W-Bilder führen und während der ersten 20 minütigen Einführung ist man schon des Regisseur's Empathiefalle getreten: man kann von Cleo gar nicht mehr loskommen, egal was kommt, egal wie schlimm es wird.
Zur Einführung ist das Haus der Familie der Mittelpunkt der Begebenheiten, aber im Lauf der Geschichte dreht sich der Zirkel immer weiter aus dem Zentrum der Handlung und man wird regelrecht in den mexikanischen Vorort "Roma" gezogen. Der völlige Verzicht auf einen Soundtrack verstärkt den Sog, weil die Authentizität durch das unglaublich tolle Sounddesign und der extrem cleveren und unauffälligen Kameraführung an nichts zweifeln läßt. Die Musik kommt immer aus der jeweiligen Begebenheit, dem Autoradio, dem Küchenradio, dem Fest etc. Das alles hat "Roma" auch mit "Gravity" gemein.
Umso weiter die Handlung den Zuschauer aus dem Zentrum trägt, umso öfter beeinflußt das Leben und Sterben auf der Straße das Schicksal der Familie. Das spitzt sich im letzen Drittel so zu, dass man sich nicht mehr bewegen will. Trotz der Zäsur im Leben der Familie, findet Cuorón einen friedlichen Abschluß, in dem Cleo wieder nach oben steigt, die Kamera eine Flugzeugsilhouette einfängt, die sich in der Eröffnungsszene so artistisch in einer Wasserpfütze gespiegelt hat.
Fand beide Teile richtig toll und auch passend zur Weihnachtszeit. Family Values!
dann
Suicide Squad - David Ayer
immerhin 60 Minuten durchgehalten und dann abgebrochen. Was für ein Dreck.
Shape of water - Guillermo del Toro
Wiedersehen mit Sally Hawkins (Paddington) und vielen anderen geschätzten Darstellern. Klasse Story, toll in Szene gesetzt und der Soundtrack ist auch bemerkenswert.
Zitat von Lumich im Beitrag #2194Hereditary (2018)
Ich denke, das war seit langer Zeit der beste Horrorfilm, den ich gesehen habe. Mit Ann Dowd, Gabriel Byrne und einer ganz fantastischen Toni Colette, war ein ganz großartiger Cast geboten. Ein Qualitätsmerkmal für mein Empfinden ist, wenn die Schauspieler nicht alle wie Models aussehen, sondern wie normale Menschen. Dieser Film nimmt sich viel Zeit, baut dabei langsam ein Familiendrama auf, dass sich stetig in metaphysischen Horror wandelt und steigert. Wer sich darauf einlässt, bekommt viel geboten von der subtilen Ebene bis zum modernen Körperhorror. Vielleicht ist die Auflösung zum Schluss nicht das beste vom Film, ging für mich aber völlig in Ordnung.
Ich hab den Film jetzt endlich auch mal angeschaut. Fand ihn ebenfalls ziemlich großartig. Die letzte halbe Stunde hat mir nervlich wirklich alles abverlangt. Ich finde den Schluss sogar ziemlich grandios, gerade weil er komplett verstört (zumindest mich). Die tollen schauspielerischen Leistungen hast du ja schon angesprochen, die wahnsinnig gute Kamera und die Filmmusik von Colin Stetson muss man aber auch noch einmal hervorheben. Wer einen Horrorfilm nach dem üblichen Schema erwartet wird von "Hereditary" garantiert enttäuscht sein. Wenn man sich allerdings richtig auf diesen Mindfuck einlässt hinterlässt er aber echt seine Spuren und das zeichnet einen guten Horrorfilm finde ich aus.
Krass übrigens, in welch kurzer Zeit A24 zur absoluten Top-Marke für außergewöhnliche und herausragende Filme geworden ist. Hereditary, Lady Bird, A Ghost Story, Moonlight, Room, Enemy... um nur mal einige zu nennen.
Das war dann also wohl der bescheuertste, unterhaltsamste Film, der es 2018 in die Kinos schaffte. DC macht ja eigentlich zuverlässig fast alles falsch, wenn es seine Comichelden auf die große Leinwand bringt, es war also kein Meisterwerk zu erwarten. Erste Rezensionen ließen dann Schlimmstes erahnen. Und so kam es dann auch: Mehr Blödsinn geht in 120 Minuten eigentlich nicht. Aber es ist glänzender, in allen Regenbogenfarben der Unterwasserwelt schillernder Blödsinn. Ein Film, der zu jeder Sekunde genau weiß, für was für einen Unfug er da gerade Millionen Dollar im Ofen der CGI-Schmiede verbrennt. Ein Film, der Leute wie Nicole Kidmann und Willem Dafoe dazu bekommt, auf riesigen animierten Seepferdchen zu reiten, weiße Haie mit Laserkanonen ausstattet und mit einer ganzen Spezies von Krabbenmenschen aufwartet. Ich habe sehr viel gelacht, nicht zuletzt wegen Dialogen wie "The surface people drew first blood!!" Entweder man lässt sich in Minute 2 auf diesen Schwachsinn ein und senkt sein Niveau buchstäblich auf das Level des Mariannengrabens herab - und dann macht das einen fürchterlichen Spaß - oder man wird zwei Stunden lang einem Qualitätswaterboarding unterzogen, bei dem am Ende doch keine belastbaren Geständnisse herumkommen. Ich dachte, 2018 war das Jahr, in dem wir das Plastik aus den Meeren verbannt haben. Und dann kam dieser Film.