Zitat von Olsen im Beitrag #2263Bohemian Rhapsody Es geht so. Wir haben es hier mit einem soliden Biopic zu tun, das einige wichtige Stationen von Queens Karriere abhakt und noch ein paar dramatische Begebenheiten aus dem Privatleben Mercurys hinzufügt. Über die anderen Mitglieder erfährt man nix. Auch nichts über kreative Entscheidungen, was schade ist. Mein Hauptproblem mit dem Film ist zum einen die an der Oberfläche bleibende Erzählung, zum anderen die durcheinandergewürfelte Chronologie. Songs tauchen an Stellen auf, wo sie noch gar nicht existiert haben. Was soll das? Das Drehbuch ändert Fakten hin und her, Orte, Personen. (Gut, das habe ich erst hinterher gelesen, aber die Aids-Erkrankung auf diese Art zu dramaturgischen Zwecken zu benutzen, ist schon recht billig.) Mike Myers hat einen sehr seltsamen Kurzauftritt, der mich etwas aus dem Film gerissen hat. Rami Malek auf der anderen Seite spielt extrem sehenswert. Aber das tut er eh immer. 6/10
Was mich nervt ist, dass er allen Menschen, die in einem Paralleluniversum leben und noch nie etwas von Mr.Robot gehört haben, so verkauft wird, als hätte man ihn kurz vor der Besetzung aus der Gosse gezogen oder zumindest frisch von der Schauspielschule gekidnappt.
Kann ich nachvollziehen. Ich kannte ihn auch schon vor Mr. Robot, seit seiner extrem eindrücklichen Rolle in "The Pacific" ist er mir im Gedächtnis geblieben. Jedenfalls ein vielseitig begabter Schauspieler.
Eine Bildungslücke geschlossen. Ich habe endlich Eraserhead gesehen. Ich vermute, dass der Film mir vor zehn bis 20 Jahren deutlich besser gefallen hätte. Da war ich noch zugänglicher für Experimentelles. Und nichts anderes ist dieser Film. Er zeigt alles, was David Lynch zuletzt erst wieder in einigen Folgen der neuen Staffel von "Twin Peaks" umgesetzt hat: Absurden Humor (die Fahrstuhlszene, das Abendessen bei der Freundin!), aber auch Abgründe und Grauenvolles (das Baby!, die Tranchierszene!). Ich erkenne an, was Lynch hier sagen will (aber erst, nachdem ich Erklärungsansätze gelesen habe, aber dann wird es offensichtlich). Die Ängste junger Eltern. Kann ich nachvollziehen. Dennoch nur 7/10.
Deutlich packender und trotz Lauflänge von 137 Minuten zu keiner Sekunde langweilig fand ich Manchester by the Sea. Casey Afflecks Darstellung eines nach einem Schicksalsschlag nur noch existierender, aber nicht mehr lebender Mensch ist dank des stoischen Spiels fantastisch und tut beim Hinschauen weh. Michelle Williams kurze Szenen sind sehr eindrücklich, die Beweggründe der Affleck-Figur, die ihm auferlegte Rolle nicht akzeptieren zu wollen, sind nach dem Schicksalsschlag auch nur allzu verständlich. Ein großartiger Film, auch wenn er oft weh tut. 9/10.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
auch aua: "still alice" - julianne moore hat sich hier den oscar genauso verdient wie casey affleck für "manchester ...". außerdem möchte ich mal wieder betonen was für eine tolle darstellerin die viel gehasste kristen stewart doch ist. nur weil sie nicht zum grimassieren neigt, heißt das nicht, dass sie nicht zu einer nuancenreichen darstellung fähig ist. die schlussszene ist so herzzerreißend gut gespielt, mir kommen schon wieder die tränen, wenn ich nur daran denke (und in welchem film hat z.b. die im gegensatz dazu viel gepriesene isabelle huppert das letzte mal eine mine verzogen?).
Jetzt endlich gesehen, nachdem ich ihn im Kino verpasst hatte. Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum dieser Film so verrissen wurde. Ich kenne den Roman nicht und störe mich folglich auch nicht daran, dass Sofia Coppola das ganze Rassismus- und Bürgerkriegsthema ausschweigt. Sie konzentriert sich alleine auf das Männlein-/Weiblein-Verhalten im isolierten Raum und stellt das trotz aller Langatmigkeit ganz überzeugend dar. Dazu eine tolle Besetzung und sehr atmosphärische Bilder. Alleine dieser tolle Zauberwald-Look.
kann natürlich sein. coppola ist halt eine stilistin und erschafft sich ihre eigenen welten. ich kann mir vorstellen, dass gerade die männerdominierte filmkritik damit ein problem hat. ich genieße das sehr und finde fast alle ihrer filme, abgesehen von "bling ring" (der war wirklich nur eye candy), ziemlich großartig. das kann ich nur von sehr wenigen regisseuren behaupten.
Bling Ring und Marie Antoinette haben mir gleichermaßen wenig gegeben. Ansonsten bin ich ein großer Fan ihrer Filme. Harsche und auch unfaire Kritik ist Sofia Coppola ja schon seit ihrer Mini-Rolle in der Pate III, die völlig hysterisch verrissen wurde, womit man mMn den Vater treffen wollte.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Seit "Der freie Wille" habe ich keinen Film mehr gesehen, der mich dermaßen verstört hat. Punktabzug gibt es lediglich dafür, daß mir Honka teilweise zu quasimodomäßig rüberkam, die weitere Kritik überlasse ich Mory. Sie will dazu mehr schreiben, als ich geplant hatte, aber beim nachfilmischen Getränk in unserem Stammladen waren wir bei fast allen Punkten einer Meinung. Ich gebe 9/10 und werde mich nach ihrer Kritik gegebenenfalls noch mal äußern.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Schwierig, das alles in Worte zu fassen ... Ein krasser Film, nicht nur wegen der überbordenden, unerträglich realistisch dargestellten Gewalt. Ich empfinde Der goldene Handschuh als wahnsinnig gelungenen Film und kann wirklich nicht nachvollziehen, warum so viele Kritiker von Oberflächlichkeit und Effekthascherei sprechen. Das fängt schon damit an, dass Honka kaum Backstory bekommt, seine Opfer aber schon - jede Frau, die er umbringen wird, äußert in zwei, drei Sätzen, warum sie im "Handschuh" endete: die Zwangsprostituierte aus dem KZ, die in der Nonnenschule Missbrauchte, die von den Kindern entfremdete Hausfrau ohne Ausbildung und ohne Versorger. Honka dagegen ist einer, der durch diese Welt der Ausgestoßenen schwimmt und einfach seinen Affekten nachgibt. Klar kann man das erforschen, versuchen, über sein elendes Leben eine Erklärung zu finden, warum er ein perverser Frauenmörder wird. Aber ändert das etwas an seinen Taten? Macht es die Frauen weniger tot? Ich will das gar nicht kritisieren, denn es interessiert mich gemeinhin auch sehr, aber in der Auseinandersetzung mit Serienmördern wird der Fokus nahezu immer auf den Mörder gelegt, selten bis nie auf die Opfer. Hier ist das anders, denn ein Honka ohne ausgewalzte Lebensgeschichte wird zur Nebenfigur degradiert.
Hauptfigur ist eher das Milieu in all seiner Hässlichkeit. Hier ziehen keine zum Helden hochstilisierten Trinker durch glänzende Bars. Hier sitzen fertige, abstoßende Typen und fettige Weiber an Resopaltischen und verschütten Schnaps, weil sie ihn nicht mehr eingießen können. Hier weinen sie, wenn ein oh so schönes Lied in der Jukebox läuft. Hier erzählen sie geschmacklose Witze und werfen Beleidigungen durch den Raum, um sich mal kurz nicht ganz so beschissen zu fühlen. Hier zeigt der Alkoholismus, was er wirklich ist: Eine Leben zerstörende, Schicksale zersetzende Sucht. Die Betrunkenen kommen nicht klar, sie kriegen keinen mehr hoch, sie werden immer aufgequollener und hässlicher. Sie kriegen einen starren, wie hypnotisierten Blick, wenn jemand mit einer Flasche Korn kommt. Und am Ende gehen die Frauen mit dem ekelhaften Gnom mit, den sie nicht mal verstehen, wenn er spricht - um Sex gegen mehr Alkohol zu tauschen. Wenn sie Glück haben, fallen sie unterwegs einfach um. Wenn sie Pech haben, erdrosselt er sie, weil sie lachen. Viel widerlicher geht es eigentlich nicht mehr.
Das alles erzählt Akin handwerklich überzeugend. Vielleicht ist es etwas überspielt, besonders vom Hauptdarsteller, aber nicht so, dass ich ihm den Perversling nicht abnehmen würde. Das Bühnenbild ist besonders gut, da hat jemand wirklich überragende Arbeit geleistet.
Wertung gibt's keine, ich muss mir den Film erst noch mal ansehen.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #2277Der Goldene HandschuhPunktabzug gibt es lediglich dafür, daß mir Honka teilweise zu quasimodomäßig rüberkam
Ich hab's noch nicht gesehen, aber das stört mich auch. Der richtige Honka war zwar auch nicht sehr ansehlich, war aber deutlich unscheinbarer als die Filmfigur. Ich finde das unnötig und störend.
Zitat von Mory im Beitrag #2278Das fängt schon damit an, dass Honka kaum Backstory bekommt,
Zu diesem Vorwurf hatte Fatih Akin eine plausible Antwort formuliert. Er meinte, dass er sich bewusst gegen das Erklärungsmodell (schlimmste) Gewalterfahrungen in der Kindheit als Auslöser für Gewaltkriminalität im Erwachsenenalter. Akin meinte, dass er das als Beleidigung empfinden würde gegenüber denjenigen, die ebenfalls Gewalt in der Kindheit erfahren haben und nicht zum Täter wurden.
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