tolle zeitkapsel. itami (den die meisten vermutlich durch den wunderbaren aber in deutschland katastrophal als schmierenkomödie vermarkteten "tampopo" kennen) nimmt sich die japanische bubble-economy der späten 80er auf seine art an und lässt seine frau eine steuerfahnderin spielen, die einem merkwürdigen, aber nicht uncharmanten stundenhotel-besitzer auf die schliche kommen möchte. wie das auch nur ansatzweise spannend sein kann, fragt man sich da, aber es geht. itami hat einen sehr ausgefallenen stil, lässt den film selten absurd, aber oft lustig sein und dreht daraus am ende eine detektiv-geschichte, die immer wieder vom eigentlich hauptdarsteller - der musik - famos unterstützt wird. gibt's derzeit in krisseliger sd-quali auf prime, auf eine bluray kann man lange warten.
Zitat von Mory im Beitrag #805Gestern im Kino: Hardcore Henry
Alter Schwede -- sowas hab ich noch nicht gesehen! Die Story ist so unbedeuted wie egal: Henry erwacht, angeblich von den Toten, zurückgeholt von seiner Frau, bedroht von einem Warlord nahmens Akan, der eine Armee von untoten Cyborgs aufbauen will, flieht durch ein durchweg feindseliges Moskau und findet als einzige Unterstützung einen sehr obskuren Briten namens Jimmy. Was er tun soll? Weiß er selber nicht genau, aber seine Frau retten steht auf der Prioritätenliste recht weit oben.
Eine nicht so spannende Story gewinnt oft durch die Form, in der sie erzählt wird - bei Hardcore ist es so, dass der ganze Film aus der First-Person-Perspektive Henrys erzählt wird, so dass das Ganze ein bisschen wie ein Ego-Shooter wirkt. Viele charmante Einfälle und grandiose Gags sorgen neben völlig absurd-übertriebender Gewalt für Kurzweil. Ja, es ist anstrengend, der Perspektive zu folgen, besonders wenn es schnell und hektisch wird (was häufig vorkommt, immerhin rennt der Mann um sein Leben), ich fand das aber als nicht allzu schlimm. (Bin aber auch ein Fan von Found Footage-Horrorfilmen, so dass ich mit wackligen Kameras einigermaßen klarkomme.) Eindeutig eine Empfehlung, wenn man kein Problem mit überhöhter und sehr drastischer Gewaltdarstellung hat. Extrapunkte gibt es für Tim Roth.
9/10
gestern auch angeschaut. wenn man schon ein bisschen müde ist, nicht unbedingt empfehlenswert, aber doch, ich war durchaus angetan, was da mit mini-budget und viel herzblut entstanden ist. so hoch würde ich allerdings mit der bewertung nicht gehen: 7/10
Oha, ich schätze, da sollte ich rückblickend auch runterkorrigieren, denn so gut kann der Film nicht gewesen sein: Ich habe mich gerade zunehmend verzweifelt gefragt, ob diese Kritik wirklich von mir ist, weil ich den Film komplett vergessen hatte ... Danke für die Erinnerung und Schande über dich, dass du mir mein Siebhirn so plastisch vor Augen führst!
Möglicherweise eine streitbare Wahl zum Frauentag, aber trotz Spätvorstellung war der kleine Saal gut gefüllt. Um es kurz zu sagen: Der Film war beeindruckend und intensiv bis zur Schmerzgrenze (mindestens) - im Grunde schwer zu ertragen. Ich glaube von den Verfassern der schlechten Kritiken haben zumindest einige den Film nicht zu Ende gesehen. Der Vorwurf, dass den Opfern in dem Film keine Würde gelassen wurde, geht meiner Meinung nach fehl. Es mag zwar absurd klingen, aber gerade die Drastik der Gewaltdarstellungen lässt den Zuschauer fühlen, dass da echten Menschen schlimmes angetan wird, anders als beim klassischen Horror. Hier wird kein Voyeurismus bedient, dazu fehlt die Distanz. Wer sich an Gewaltorgien erfreuen möchte, ist hier absolut falsch. Das mussten auch die drei besoffenen Prolls in der Reihe vor mir merken, die zuerst das Publikum um sie herum mit lauten Kommentaren genervt haben, um schließlich das Kino nach ca. 45 Minuten entgeistert zu verlassen.
Der Film ist bis in die Nebenrollen glänzend besetzt. Ausstattung wie akustische Kulisse sind ebenso herausragend. Die Einbettung der Schlager erinnert an Heinz Strunk‘s Erstlingswerk „Fleisch ist mein Gemüse“. Das Trinkermillieu im Goldenen Handschuh ist ebenfalls vortrefflich eingefangen. Die einzigen Kritiken, die ich habe sind zum einen die etwas übertriebene Hässlichkeit der Hauptfigur und die Länge des Films. Ein bis zwei Morde hätte man auch weglassen können. Im Abspann sieht man Fotos der echten Opfer und einige der originalen Schauplätze. Beides findet man verblüffend ähnlich im Film wieder.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Olsen im Beitrag #2264A Quiet Place Geil! So was Spannendes wie die zweite Hälfte dieses Films habe ich seit längerem nicht mehr gesehen. Ein echter Nägelbeißer. Da zeigt sich wieder, dass man für einen guten Horrorfilm nicht nur Grusel, sondern auch vernünftige Figuren braucht, mit denen man mitfiebern kann. Der Film ist voller Logiklücken, aber über die kann ich hinwegsehen, weil der emotionale Teil einfach hervorragend funktioniert. Ein bisschen weniger von den Viechern hätten sie zeigen dürfen, ich mag’s ja lieber psychologisch. Aber echt beeindruckend insgesamt und mit genau dem richtigen Schluss versehen. 9/10
dem kann ich nur beipflichten. ich musste mich teilweise ganz schön fest in die sofakissen krallen. extra props für den furztrockenen schluss. well done!
eigentlich eine längst fällige (zumindest mir ist nichts anderes bekannt) idee, einen coming of age film in zeiten von snapchat und kylie jenner zu machen, mit 13 ist der popularitätsterror natürlich am heftigsten. leider konnte sich der film nicht entscheiden ob er so perfekt over the top wie zb superbad sein möchte, oder irgendein schonungsloses mumblecore-drama. so hat es sich wie ein crossover aus napoleon dynamite und half nelson angefühlt. hat mich nicht berührt.
Zitat von Lumich im Beitrag #2286So, hier jetzt auch Der Goldene Handschuh.
Möglicherweis Ein bis zwei Morde hätte man auch weglassen können.
Das finde ich jetzt nicht, denn: nach welchen Kriterien hätte man die Morde aussuchen sollen? Nach der Scheußlichkeit? Das würde genau den Voyeurismusvorwurf bedienen. Ansonsten gehe ich auch mit deiner Kritik ziemlich konform. Davon abgesehen: die Überblendung vom letzten Mord zu den kochenden Griechen und ihrer Mahlzeit hat mich echt fertiggemacht und stundenlang verfolgt. Das Schlimmste spielt sich echt im Kopf ab, ähnlich wie bei der Kettensägenszene in "Scarface".
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ja, die Szene war echt hardcore. Allerdings fand ich auch in dieser Richtung einige Kritiken irreführend, die von exzessiven Gewaltdarstellungen geschrieben haben. Der Ehrlichkeit halber hätte man dabei erwähnen sollen, dass die Kamera den Gewaltakten stets ausgewichen ist, wenn sie zu schlimm wurden. Das hat der Intensität keinen Abbruch getan, ist aber schon ganz wesentlich dafür, was der Film vermitteln möchte.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
@Lumich : auch hier gebe ich dir wieder recht. Es gab natürlich Momente exzessiver Gewalt, aber wenn ich beispielsweise "The Hateful 8" von Tarantino gegenüberstelle, wird IMHO da mit zweierlei Maß gemessen. Tarantino darf das halt, denn das ist man ja von ihm gewohnt. Macht das ein deutscher Regisseur mit Anspruch, gibt es endlose Diskussionen. Davon abgesehen, daß ich "Hateful 8" scheiße fand, aber das spielt keine Rolle.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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@King Bronkowitz, ich denke, dass man die Gewaltdarstellungen in Filmen etwas differenziert betrachten muss.
Die teilweise exzessive Gewalt in den Filmen von Tarantino basiert auf reiner Fiktion. Außerdem ist sie meistens auch noch "humoristisch" unterlegt. Die Gewalt im Goldenen Handschuh basiert auf Fakten, ist also real tatsächlich so passiert/angewendet worden. Das macht für mich einen wesentlichen Unterschied.
Aus diesen Gründen werde ich mir, wie ich (s.o.) schon schrieb, den Goldenen Handschuh keinesfalls anschauen. Kann mir nicht vorstellen, das zu ertragen.
Davon abgesehen fand ich Hateful8 nicht unbedingt Scheiße, ein wenig schwach war er aber schon.
Da aber in einigen Tarantino-Filmen Monologe eingebaut sind, vergleiche mal die von Waltz in Inglorious Basterds und Django mit dem von Tim Roth in Hateful8. Der fällt gegen die zwei erstgenannten m.E. deutlich ab. Und auch eine Art Kammerspiel ist irgendwie nicht so ganz Tarantino's Sache.