Kathryn Bigelow erzählt einen wahren Rassismusfall aus den späten 60er Jahren recht sachlich, aber seine Wirkung verfehlt der Film in keinem Moment. Ganz im Gegenteil: Es tut förmlich weh zu sehen, wie frei und kompromisslos sich die weißen Akteure im Geschehen bewegen können und wie jedes Wort und jede Handlung der schwarzen Protagonisten zu Schuldvorwürfen und in die Gewalt gegen sie führt. Eine sehr gut inszenierte und wahrhaft schreckliche Geschichtsstunde.
Rocco e i suoi fratelli (Rocco und seine Brüder, Luchino Visconti, 1960)
Visconti, der Neorealist war mir bis jetzt noch nicht bekannt (Ich hatte bisher nur einige seiner opulenten Kostümdramen gesehen: Der Leopard, Tod in Venedig, Ludwig II.). Auch als solcher war er schon ein Meister. Die 3 Stunden vergehen auf jeden Fall wie nichts. (9/10)
Le scaphandre et le papillon (Schmetterling und Taucherglocke, Julian Schnabel, 2007)
Nicht nur visuell unheimlich beeindruckender Film über Jean-Dominique Bauby, den damaligen Chefredakteur der „Elle“, der mit 42 Jahren einen Schlaganfall erlitt und fortan – bis auf sein linkes Auge – komplett gelähmt war, aber es mit irrsinniger Willenskraft geschafft hat, die Buchvorlage zu diesem Film Buchstabe für Buchstabe per Augenzwinkern zu diktieren. Toll gefilmt von Spielberg-Stammkameramann Janusz Kaminski – der erste Teil ausschließlich aus der Perspektive des einen funktionierenden Auges und - obwohl er in dieser Rolle kaum darstellerische Möglichkeiten hat – trotzdem super gespielt von Mathieu Amalric. (9/10)
How to Train Your Dragon 2 (Dean DeBlois, 2014)
Toothless ist das zuckersüßeste animierte Wesen, das ich kenne (o.k., gleichauf mit Wall-E) und daher werde ich mir wahrscheinlich auch den 17. Teil - und sei er noch so dämlich – anschauen. Das heißt nicht, dass Teil 2 schlecht wäre, aber den Charme des ersten erreicht er leider nicht ganz, da hier ein wenig zu sehr auf Spektakel und Familienkitsch gesetzt wurde. Aber egal, die halsbrecherische Animation, der Fantasiereichtum und Toothless' Dackelblick machen's letztendlich aus, dass ich wieder bezaubert bin. (7/10)
Efter repetitionen (Nach der Probe, Ingmar Bergman, 1984)
Wortreiches philosophisches Kammerspiel mit Erland Josephson, Ingrid Thulin und Lena Olin. Natürlich nicht schlecht, aber filmisch gibt der nicht besonders viel her. (7/10)
Gundermann (Andreas Dresen, 2018)
Filmbiographie dieses mir völlig unbekannten DDR-Liedermachers, der zwar als hoffnungsloser Idealist aus der Partei ausgeschlossen wurde, sich aber für die Stasi anwerben ließ und jahrelang seine Freunde verriet. Nach dem Mauerfall nahm er seine Karriere als Musiker erfolgreich wieder auf, musste sich aber auch seiner unrühmlichen Vergangenheit stellen. Hat mir in Punkto Stasi-Aufarbeitung besser gefallen als „Das Leben der Anderen“ - vielleicht weil es sich um eine wahre Geschichte handelt und die Ambivalenz mit der der IM gezeichnet wird viel wahrhaftiger wirkt, auch dank der überzeugenden Darstellung von Alexander Scheer. (8/10)
Der Hauptmann (Robert Schwentke, 2017)
Die unglaubliche aber wahre Geschichte eines Wehrmachtsdeserteurs auf der Flucht, der kurz vor Kriegsende eine Offiziersuniform findet und sich mit dieser zum Supernazi wandelt. Ein sehr ungemütlicher Film, weil er einem die Identifikation mit der Hauptfigur so richtig fies um die Ohren haut und inmitten all der Grausamkeiten immer wieder groteske, fast komische Momente hat. Zum Schluss verrennt er sich leider durch die repetitiven Gewaltakte und im Abspann wird er dann auch noch auf unangenehme Weise superschlau. (6/10)
Martin Scorsese macht einen Kinderfilm, der mit fünf Oscars prämiert wird und in dem Asa Butterfield (Sex Education) und Chloe Grace Moretz (Kick-Ass) die Hauptrollen spielen? Bislang hat mich nie viel gereizt an "Hugo Cabret". Und nach der ersten halben Stunde fühlte ich mich auch bestätigt. Worauf läuft das hinaus? Welches Geheimnis verbirgt Ben Kingsley Rolle? Wird Sacha Baron Cohen einen Trottel spielen oder nicht? Und dann ergibt plötzlich alles Sinn und der Film wird eine Hommage an das Stummfilmkino bzw. an den Film an sich. Aus der Geschichte über den Jungen, der im Pariser Bahnhof die Uhren stellt, die ebenso verworren ist wie die verqualmten Gänge, durch die er läuft, wird eine packende Ode. Für mehr als eine 7/10 reicht es aber nicht.
Edit: Noch ein Nachtrag.
Logan Lucky Ein Heist-Movie der besonderen Art. Die Logan-Geschwister Jimmy (humpelnd: Channing Tatum), Clyde (mit nur einem Arm: Adam Driver) und Mellie (Riley Keough, Tochter von Lisa Marie Presley) wollen ein NASCAR-Rennen ausnehmen. Dazu brauchen sie die Hilfe eines versierten Safe-Knackers, der auf den schönen Namen Joe Bang (Daniel Craig) hört. Einziges Problem: Bang sitzt im Knast. Dessen tumbe Brüder Fish (Jack Quaid, Sohn von Dennis Quaid und Meg Ryan) und Sam (Brian Gleeson, Sohn von Brendan und Bruder von Domhnall Gleeson) eilen zur Hilfe. Wer nach einem rasanten Film im Stil der Ocean's-Filme hoffte, bei denen auch Steven Soderbergh Regie führte, könnte etwas enttäuscht sein. Der Film ist stellenweise eine bittere Studie über einen, dem das Leben nicht immer gut mitspielte. Einem, der einst Held der Highschool war, der mit der Ballprinzessin ausging und mit ihr eine Familie gründete, und bei dem dann alles schief lief. Der Film hat ein paar witzige Szenen - und eine echte Überraschung parat. Aber das wäre dann doch ein Spoiler... 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
L’armée des ombres (Armee im Schatten) Aus heutiger Sicht ist Melvilles Klassiker doch etwas behäbig und konnte mich nicht über die komplette Länge fesseln. Etwas weniger wäre mehr gewesen. Davon ab ist das Thema aber interessant und die kühlen Bilder passen perfekt. „Le cercle rouge“ bleibt vorerste mein Melville-Favorit, aber mir fehlt ja noch „Le samourai“. 7/10
John Wick: Chapter Two Noch stumpfer als der erste Teil, was an und für sich schon eine Leistung ist. Hanebüchener Bodycount und Schwachsinn bis zur Decke. Passagiere bleiben in einem U-Bahn-Wagon sitzen und gehen nicht ins nächste Abteil, während ein Messerkampf stattfindet, Dinge dieser Art. Ach egal, waren eh schon wieder zu viele Zeilen zu diesem Schlock. 5/10
Hidden Figures Tolles Biopic mit hervorragender Besetzung und eleganter Inszenierung. Und sicher mit Bildungsauftrag, denn mir war das, worum es hier geht, nicht bekannt. Wie immer in solchen Filmen finde ich Südstaaten-Rassismus schwer zu ertragen, aber darum geht es ja hier auch. Wirklich schöner, erbaulicher Film mit berührendem Charakter. 9/10
Aquaman War ja wieder klar, dass der Film, den viele Zuschauer furchtbar fanden, mich im Gegensatz zum durchschnittlichen Marvel-Kram bestens unterhält. Optisch ist er jedenfalls grandios, es gibt hier Dinge zu erblicken, die ich noch nie gesehen habe: Menschen reiten auf riesigen Hammerhaien und Seepferdchen und alles bioluminesziert vor sich hin. Inhaltlich: Joa, Achselzucken. Es muss halt mal wieder ein besonderer Gegenstand erlangt werden. Egal, geht klar. 7/10
My Name Is Khan Auch ein Drama-Bollywoodfilm ist immer noch ein Bollywoodfilm. Da man in das Thema (indischer Moslem mit Asperger-Syndrom in den USA rund um 9/11) keine Gesangs- und Tanznummern einbauen konnte, gibt es halt längere Montagen mit Musikuntermalung. Der Film beginnt ganz gut, aber er kippt dann irgendwann ins unangenehm Melodramatische. Die eine oder andere Szene ist miserabel geschrieben. Aber kann man sich insgesamt schon anschauen, ohne Hirnbläschen zu bekommen. 6/10
Stage Fright Normalerweise kann man Hitchcock-Filmen nicht vorwerfen, zu langweilen. Aber bei diesem wollte einfach keine Spannung aufkommen und ich hab mich durch die letzten beiden Drittel extrem durchgelangweilt. 5/10
House Of Sand And Fog Was für ein Stimmungsaufheller. Alle, die sagten, dieser Film sei unglaublich deprimierend, hatten recht. Man ist als Zuschauer permanent in einer angespannten Stimmung. Jennifer Connelly spielt mal wieder grandios. Etwas zu dick trägt James Horners Score auf, der manchmal mehr stört als unterstützt. Und die Zuspitzung zum Schluss scheint mir auch recht unnatürlich und erzwungen. Trotzdem guter Film, den ich wohl nicht noch mal sehen werde. 8/10
Die Abenteuer von Mr. Peabody und Sherman Animationsfilme dürfen auch mal seltsame Prämissen haben. Hier geht es um einen hyperintelligenten Hund, der nicht nur eine Zeitmaschine gebaut hat, sondern auch einen Jungen adoptiert. Und als der seinen ersten Schultag hat, kommt das Leben in Form der gehässigen Penny dazwischen. Mr. Peabody versucht die Situation zu retten, in dem er Penny und deren Familie einlädt. Doch Sherman will Penny beeindrucken und zeigt ihr die Zeitmaschine. Natürlich geht das schief. Und so beginnt ein Ritt durch die Jahrtausende - ins alte Ägypten, nach Troja, zu Leonardo da Vinci. Die Story klingt abgefahren - und das ist sie auch bis zum Schluss. Ich habe mich köstlich amüsiert. Und die Kinder nach anfänglicher Skepsis auch. 8/10
Der Aufsteiger Puh, das war stellenweise anstregend. Schon der Einstieg zeigt das. Eine nackte Frau, die vor einem Krokodil die Beine breit macht und dann in den Schlund klettert. Klar, ist nur ein Albtraum - aber nicht so schlimm, wie das, was dann passiert. Der Träumer war der französische Verkehrsminister. Und der wird zu einem tödlichen Busunfall gerufen. Seine Rede im Anschluss bringt ihm Sympathien. Doch der Polit-Betrieb steht nicht still. Kann er sein Versprechen, dass die Bahnhöfe nicht privatisiert werden, halten? Schließlich gibt es da ein Haushaltsdefizit. Wer jetzt schon eingeschlafen ist, braucht diese französisch-belgische, mit einem Preis in Cannes und drei Césars prämierte Produktion nicht anzuschauen. Stellenweise ist das undurchsichtig und man sieht, dass ein Minister am Ende auch nichts zu sagen hat. Interessant? Ich finde schon. Packend? Eher weniger. 6/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Kathryn Bigelow erzählt einen wahren Rassismusfall aus den späten 60er Jahren recht sachlich, aber seine Wirkung verfehlt der Film in keinem Moment. Ganz im Gegenteil: Es tut förmlich weh zu sehen, wie frei und kompromisslos sich die weißen Akteure im Geschehen bewegen können und wie jedes Wort und jede Handlung der schwarzen Protagonisten zu Schuldvorwürfen und in die Gewalt gegen sie führt. Eine sehr gut inszenierte und wahrhaft schreckliche Geschichtsstunde.
Den habe ich auf arte auch gesehen. Anfangs fand ich den recht zäh, aber er entwickelt eine ziemliche Sogwirkung ... und tut irgendwann richtig weh. Das war kaum zu ertragen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Langweiliger Anstalts-Thriller. Komplett generische Umsetzung (diese billigen Digital-Bilder, diese öden Schauspieler) einer bekannten Geschichte. Andauernd dachten wir: "Da kommt gleich bestimmt was", aber es sollte nicht sein.
The Social Dilemma
Gut und wichtig, dass das Thema eine Plattform bekommt. Dass das ausgerechnet Netflix ist, wirkt gerade bei den Themen Analyse, Auswertung, Algorithmus, Nutzer*innenbindung etwas absurd, aber sei es drum, mit dem Film haben sie ja nichts zu tun. Mich stören auch die etwas theatralischen Schauspieleinlagen nicht. Man sollte das wirklich mal sehen, wenn man seine Zeit auf Social Media verbringt. Schaden soll es nicht.
Vivarium
Der ist okay. Die Red Letter Media-Jungs haben schon recht, dass das eigentlich eher eine etwas ausgedehnte Twilight-Zone-Episode und die Symbolik ziemlich platt ist*. Da ich aber die Ängste gut nachvollziehen kann und Imogen Poots wirklich super spielt, würde ich den trotzdem für zwischendurch empfehlen. Das Ende haut viel raus. *Junges Paar zieht in eine Siedlung. Alles gleich, alles fad. Kein Ausweg. Kinder unvermeidbar.
#alive
Wer dem Thema Zombie noch irgendetwas abgewinnen kann, sollte eh nur noch den Blick nach Asien richten. #Alive zeigt den Ausbruch aus der Sicht eines koreanischen Stubenhockers, Streamers und Zockers, der alleine von seiner Wohnung aus klarkommen muss. Das Prinzip kenn‘ ich aus einer Art Hörspiel, das mir aber leider nicht mehr einfallen will, deshalb hab‘ ich mich gefreut, das mal umgesetzt zu sehen. Ich fand' den richtig gut.
Big
Ich mag' den immer noch. Comfort Food ². Erstmals gesehen als ich so alt war wie Josh (12) und da fällt einem nicht auf wie creepy das eigentlich ist, dass er mit seiner "Kollegin" in die Kiste springt. Was verarbeitet die Regisseurin da bitte? Egal. Ebenfalls nicht uninteressant: Eigentlich würde der Film heute kaum mehr funktionieren, weil mittlerweile 35-Jährige noch nie so nah an 12-Jährigen waren wie heute.
Sedmikrásky (Daisies) Fucking hell, was war das denn? Zwei der nervtötendesten Figuren der Filmgeschichte tun irgendwelche Dinge und werden dabei mit Farbfiltern und Stilistiken aller Art bombardiert. Die Aussage dahinter wird einem dann am Schluss dick mit Schreibmaschine auf die Leinwand getackert. Ich fand’s kaum zu ertragen. 1/10
Cats Etwa alle zehn Jahre erscheint ein Film, den außer dem Regisseur und mir niemand zu schätzen weiß. Aber so extrem wie bei „Cats“ ist es mir noch nie ergangen. Die ganze Welt hasst diese Musical-Adaption mit Innbrunst. Und ich? Ich habe bis auf eine Szene echt nichts hieran auszusetzen. Ich kannte die Vorlage nicht, aber mir gefällt die Handlung, mir gefallen die Figuren, ich mag die Musik, ich liebe die Aussage, dass jeder eine zweite Chance verdient. Und ich will das Musical jetzt unbedingt auf der Bühne sehen. Und jetzt mache ich mich auf die Suche nach der Handvoll Menschen auf diesem Planeten, die den Film auch mögen und gründe mit ihnen eine Kommune irgendwo in Paraguay. 8/10
Dead Man Zeiten ändern dich und so hat mir Jim Jarmuschs meditativer, aber trotzdem sehr gewalttätiger Kunstwestern dieses Mal gefallen. Damals war ich weder bereit für die ruhige Stimmung noch für Neil Youngs Score (den ich aber zugebenermaßen immer noch nicht hunderprozentig passend finde). Frage mich, ob sich Jim Jarmusch mit Westernklamotten italienischer Herkunft auskennt oder ob seine Figur nur „Nobody“ heißt, damit man im Dialog ein paar Wortspiele unterbringen konnte. Egal. 8/10
Portrait de la jeune fille en feu Auf Letterboxd schreibt jemand sinngemäß, der Film sei fast eine Parodie darauf, was sich Nicht-Cineasten unter französischem Kunstkino vorstellen. Das stimmt. Er ist wirklich sehr, sehr französisch. Gefallen hat er mir dennoch und der eindrücklich Schluss ließ mich noch lange sinnieren. Aber die begeisterten Jubelarien kann ich nicht nachvollziehen. 8/10
Zitat von Olsen im Beitrag #3338 Portrait de la jeune fille en feu Auf Letterboxd schreibt jemand sinngemäß, der Film sei fast eine Parodie darauf, was sich Nicht-Cineasten unter französischem Kunstkino vorstellen. Das stimmt. Er ist wirklich sehr, sehr französisch. Gefallen hat er mir dennoch und der eindrücklich Schluss ließ mich noch lange sinnieren. Aber die begeisterten Jubelarien kann ich nicht nachvollziehen. 8/10
Ich habe den Film erst vor zwei Wochen im Rahmen eines Filmgesprächs gezeigt. Finde ihn allein deshalb einzigartig, weil er das altbekannte Muse/Maler(in)-Szenario aus feministischer Sicht zeigt. Die Muse ist endlich mal kein bloßes Objekt, sondern bestimmt mehr oder weniger ihr eigenes Porträt mit. Unabhängig davon ist der Film allein von den Bildern und der Mimik der Hauptdarstellerinnen für mich ein absolutes Meisterwerk.
Find' ich auch. Das ist bei mir schon lange her, hab den zum Jahreswechsel gesehen, aber ich find' den sensationell und mich hat er noch lange bewegt und beschäftigt. Das ist aber auch die Art von Geschichte, die bei mir immer geht.
Hier: Die Woche war ein bisschen arg, deshalb wenig "Wertvolles", teilweise ist das aber auch schon wieder etwas her.
Escape Room
Wer euch erzählen will, dass hier Saw und Cube zusammenkommen, will euch einen Bären aufbinden. Richtig ist: Hier kommen Saw 3 und Cube Zero zusammen und was ihr daraus macht, bleibt euch überlassen. Unterhalten hat er, aber die letzten 15 Minuten sind für die Tonne.
Ready Or Not
Junge Frau heiratet in merkwürdige Familie ein und muss zur Begrüßung eine Karte ziehen, die das Spiel bestimmt, welches in der Hochzeitsnacht zu spielen ist. Dass es nicht Mario Kart wird, spoiler ich mal sehr frech. Was soll ich sagen? Der war richtig, richtig und überraschend gut. Die Hauptdarstellerin (zuletzt auch in Bill & Ted 3 schon famos) trägt den Film auf ihren Schultern und immer wieder schafft er es durch einen kleinen Kniff für die nächsten 15 Minuten und wieder die nächsten 15 Minuten spannend und lustig zu bleiben.
Poltergeist I + II
Ich bin fasziniert von der all-american-Spielberg-Familie, die er in jedes erdenkliche Genre stecken könnte und wie man jedem Bild ansieht, wer es verzapft hat. Sorry, Tobe. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich den je gesehen hatte, weil das einer dieser Filme ist, die man auch über Trailer, Ausschnitte, Listen, Podcasts auswendig zu kennen scheint. Der weißeste Horror-Film ever funktioniert natürlich nicht (mehr) als solcher, aber man kann sich den auch jetzt wunderbar ansehen. Teil 2 ist ziemliche Gülle, aber interessant, dass sie bis auf die ermordete Tochter alle für diesen Quatsch bekommen haben. Ich muss den dritten wohl demnächst auch noch sehen, befürchte ich.
The Wraith (Interceptopr)
Charlie Sheen verwandelt sich in ein cooles, schwarzes Auto und fährt gegen böse Gang-Buben und ach, was soll's. Diese Perle balanciert so sicher über das hauchdünne Drahtseil des B-Schlocks, das ich den nur herzen kann. Bitte auf Prime ansehen, ist auch die Version, die auf der neuen BluRay erhältlich ist. Ich könnte stundenlang darüber reden, deshalb hör ich hier lieber auf.
Noch länger könnte ich nur über das vielleicht beste und einzigartigste Sequel der Welt sprechen: Gremlins 2. Letzte Woche beide auf BluRay besorgt und letzteren meiner Freundin gezeigt, die dann doch den ersten mehr schätzt (kann ich verstehen). Das perfekte Sequel und ein fast perfekter Film. Bevor ich jede Szene auseinandernehme und jeden Gag auf das verdiente Podest hebe und die Kreatitvität und Attitüde dahinter, brems ich mich mal.
Zitat von Olsen im Beitrag #3338 Portrait de la jeune fille en feu Auf Letterboxd schreibt jemand sinngemäß, der Film sei fast eine Parodie darauf, was sich Nicht-Cineasten unter französischem Kunstkino vorstellen. Das stimmt. Er ist wirklich sehr, sehr französisch. Gefallen hat er mir dennoch und der eindrücklich Schluss ließ mich noch lange sinnieren. Aber die begeisterten Jubelarien kann ich nicht nachvollziehen. 8/10
Ich habe den Film erst vor zwei Wochen im Rahmen eines Filmgesprächs gezeigt. Finde ihn allein deshalb einzigartig, weil er das altbekannte Muse/Maler(in)-Szenario aus feministischer Sicht zeigt. Die Muse ist endlich mal kein bloßes Objekt, sondern bestimmt mehr oder weniger ihr eigenes Porträt mit. Unabhängig davon ist der Film allein von den Bildern und der Mimik der Hauptdarstellerinnen für mich ein absolutes Meisterwerk.
Ja, volle Zustimmung.
Ich hab letztes Jahr mal "Mit Siebzehn" von André Téchiné gesehen und kürzlich erst festgestellt, dass das Drehbuch auch von Céline Sciamma stammt. Jedenfalls ebenso ein sehr sehenswerter Film
Ich bin fasziniert von der all-american-Spielberg-Familie, die er in jedes erdenkliche Genre stecken könnte und wie man jedem Bild ansieht, wer es verzapft hat.
Kannst du das mal ausführen? Welche Merkmale sind dir aufgefallen?
Die Kamerafahrten in Kombination mit so kleinen Szenen, die einem die Familienmitglieder näher vorstellen (es sind manchmal so Kleinigkeiten wie der Vater, der seiner Tochter befiehlt endlich aufzulegen), dazu natürlich Spielbergs Lieblingssets Nr. 1: Kinderzimmer und wie sie dekoriert sind. Die Musik macht auch so viel. Zu Beginn die Szene mit den Bierdosen. Spielberg-Filme aus der Zeit erkennt man, finde ich, nach wenigen Momenten (und das ist ein Spielberg-Film. Sorry again, Tobe).
Die Kinderzimmer-Aufnahmen wären mir auch sofort eingefallen, speziell das Abfahren von Spielzeugen mit der Kamera. Oder von Dingen, die an der Wand hängen.
My Name Is Nobody Wer mal einen Vergleich zwischen der Kreisklassenhölle der deutschen Synchronisation und einem Originaltext ziehen will, kann sich diesen Film auf Prime in der englischen Fassung mit deutschen Untertiteln geben. In jener sind ebenfalls Teile synchronisiert, aber die Hauptfiguren sprechen alle Englisch. Oder schweigen. An diesen Stellen läuft Rainer Brandt dann wieder zu Höchstleistungen seines Schnodderdeutsch-Gequases auf. Das kann man fassungslos mitverfolgen, es ist absurd. Nach einer halben Stunde habe ich die Untertitel ausgeschaltet. Es mag sein, dass Spencer/Hill-Filme von diesem Quatsch aufgewertet werden, bei „Nobody“ ist es anders. Denn das wäre ein sehr brauchbarer Drama-Western, wenn man sich die albernen Szenen zwischendurch erspart hätte. Den Teil im Bahnhofsklo beispielsweise, sowas zieht den Gesamteindruck runter. Ist aber immer noch ganz gut ansonsten, gibt hier Aufnahmen drin, die es mit Leones Klassikern aufnehmen können. 7/10
John Wick: Chapter 3 – Parabellum Irgendwie noch eine Ecke stumpfer als die ersten beiden. 164 Menschen sterben. Wenn man sie nicht erschießen oder ihnen das Genick brechen kann, bekommen sie ein Messer in den Kopf. Ist ja nicht so, als wäre es gerade dort durch die Schädelplatte besonders schwierig. Warum ich mir die Scheiße weiter anschaue? Wahrscheinlich wegen Lance Reddick. 4/10
Roma Ich habe diesen Film lange vor mir hergeschoben, weil ich befürchtet habe, dass er hart für mich werden würde. Und was wurde er dann auch. Er beginnt gemächlich, ganz schön anzuschauen, aber noch sehr zurückhaltend und ich fragte mich: Warum das ganze Brimborium hierum? Aber die zweite Hälfte zieht dann in allen Belangen die Zügel mächtig an: emotional, ästhetisch und atmosphärisch. Man möchte sie einfach nur in den Arm nehmen, diese Frau, es ist alles sehr bewegend. Hier steckt vermutlich auch eine ganze Menge Symbolismus drin, aber ich war noch nie gut darin, ihn zu lesen. Großartiger Film. 9/10
Us Schau an, hier kann man als Kritiker mal konkret die Stelle benennen, ab der ein Film den Bach runtergeht. Es funktioniert nämlich wenig. Die Handlung fängt spannend an, aber dann wird viel zu früh enthüllt, was die Bedrohung ausmacht. Der Mix aus Horror und Comedy ist sehr uneben, manchmal passt er, dann wieder überhaupt nicht. Schade auch, dass Peele in der actionlastigen zweiten Hälfte, als sich der Grusel verzogen hat, der Mut fehlt, mal ein bisschen richtiges Gematsche auf die Leinwand zu bringen. Versenkt wird der Film aber erst von seiner bescheuerten Auflösung. Letztlich bleiben ein guter Score und ansehnliche Bilder. 5/10
Hacksaw Ridge Mel Gibson, Freund aller Menschen und Religionen, dreht nach „The Passion Of The Christ“ und „Apocalypto“ seinen dritten Gewaltporno hintereinander. Seltsam, dass man zu diesem fragwürdigen Hobby keine kritischen Betrachtungen liest. „Hacksaw Ridge“ metzelt in der zweiten Hälfte so derbe vor sich hin, dass es nicht mehr ernstzunehmen ist. Beispiel? Ein Soldat wurde soeben von einer Granate auseinandergefetzt. Ein anderer Soldat greift sich die obere Hälfte des Körpers und trägt diesen als Schutzschild vor sich her. Ja, Mahlzeit! Zwischendurch beschwört unser Held immer wieder seinen Glauben an den Heiland, während gesichtslose und hasserfüllte Japaner alles abstechen, was nicht schon vorher tot war. Der erste Akt ist auch nicht viel besser. Subtil kann Gibson, die alte Strandhaubitze, halt nicht. Hier muss alles in Zeitlupe und mit triefiger Musik ablaufen, wenn der Fatta schlecht gelaunt den Gürtel aus der Hose zieht. Widerliches Machwerk. 3/10