Mich stört, dass Baron Cohen im Grunde nicht weniger ignorant ist, als die, die er denunzieren will. Wenn er den rückschrittlichem kasachischen Dorftrottel mimen will, und sich dabei wie jemand aus dem Balkan verkleidet, was für ihn offenbar dasselbe ist, finde ich das eher peinlich.
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Das mag sein, aber der Punkt ist ja der, dass diese "echten" Filme nicht wirklich was damit zu tun haben, wofür er so bekannt und geschätzt ist, daher auch die Empfehlung für "Who Is America?", um den Schluss "Diktator ist scheiße, also mache ich um seine Arbeit einen Bogen" zu vermeiden. Das wird dem nicht wirklich gerecht. Auch das bleibt Geschmackssache, aber er hat da wirklich nochmal alles gezeigt, was er kann.
Um nochmal zu Borat 2 zurückzukommen. Die Dame, die seine Tochter spielt, macht das auch großartig; Ich kann mir nicht vorstellen, wie man so in diesen Rollen versinken kann. Cohen war ja auch komplett als Borat 5 Tage unter den QAnon-Rednecks zu Gast. Aus der Sequenz hätte man aber mehr machen können. Das gilt auch für die Guliani-Szene. Da hatte das Original mehr "Fleisch", unangenehmes Fleisch.
Zitat von Lumich im Beitrag #3376Mich stört, dass Baron Cohen im Grunde nicht weniger ignorant ist, als die, die er denunzieren will. Wenn er den rückschrittlichem kasachischen Dorftrottel mimen will, und sich dabei wie jemand aus dem Balkan verkleidet, was für ihn offenbar dasselbe ist, finde ich das eher peinlich.
so sehe ich das auch. ich habe überhaupt keine lust mir das länger als einen trailer lang anzusehen.
Ich hatte mit dem Borat-Film seinerzeit arge Probleme. War in meiner geistigen Entwicklung aber auch noch nicht weit genug, um zu verstehen, was dort beabsichtigt wurde. Ich fand's einfach nur unlustig und peinlich. Da sind so Gags drin, die weit unterhalb meiner persönlichen Gürtellinie liegen.
Interessante Story, gut gespielt, superb gefilmt. Über den religiösen Überbau der Story hab ich mir nicht allzuviele Gedanken gemacht, sondern den Film einfach auf mich wirken lassen; und das hat gut funktioniert.
8/10
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Twixt (2011) Ich habe von keinem Film, den Francis Ford Coppola in diesem Jahrtausend gedreht hat, etwas mitbekommen, am allerwenigsten von dem hier. Wahrscheinlich weil der so grottenschlecht ist, dass niemand was über den sagen oder schreiben wollte. Ein Grusel-Horror, der in etwa so unheimlich ist wie die Teletubbies. Die Bildsprache auf so billige Art überstilisiert, dass es schon wehtut. Es ist einfach unfassbar, was dieser einst so geniale Regisseur für eine Grütze fabriziert hat.
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Zitat von gnathonemus im Beitrag #3361 mandy (panos cosmatos, 2018)
bei diesem film macht das allerdings wenig aus, denn stilistisch, visuell und athmosphärisch ist er ausgezeichnet. außerdem passt nick cages overacting hier ausnahmsweise wie die faust aufs auge und johann johannsson hat mit dem soundtrack (s)ein würdiges requiem abgeliefert. da stört es überhaupt nicht, dass der rache-plot nicht einfacher hätte gestrickt werden können und, wie gesagt, wenige wirklich gruselige momente dabei sind, obwohl die gewalt over the top ist, aber wie einiges mit einem gewissen augenzwinkern serviert wird, so wie sich der film - glaube ich - insgesamt nicht allzuernst nimmt.
Gestern nun auch "Mandy" gesehen. Visuell fand ich den Film ebenso sehr beeindruckend. Könnte an einigen Stellen auch gut als Videoclip für Sunn O))) durchgehen. Die dauerpräsente Musik in Kombination mit den langsamen Bildern erzeugt jedenfalls eine angenehm intensive Stimmung.
Was wir von dem Film jedenfalls lernen: Vorsicht vor gescheiterten Rockstars
Drecksau(GB/D/S/B/USA 2013, R: Jon S. Baird, D: James McAvoy, Jamie Bell) Verfilmung eines Irvine-Welsh-Buchs. Waren die meisten Figuren in "Trainspotting" irgendwie noch in all ihrem Drogen-Wahnsinn sympathisch ist Protagonist Bruce (James McAvoy) einfach nur unerträglich. Kann man das schon als britische Antwort auf "Bad Lieutenant" bezeichnen? Am Anfang fand ich den Film sogar noch cool und interessant. Aber je mehr Bruce abdreht, je wahnsinniger er wird, umso unerträglicher wird auch der Film. Ich hatte sogar noch ein paar ganz gute Gedanken, aber es ist schon wieder zu lange her, dass ich den Film gesehen habe. 6/10
Breaking Bad - Season 5(USA 2013) Das ist es nun also, das Ende von Walter Whites Verwandlung vom braven Chemielehrer zum skrupellosen Meth-Koch Heisenberg. Die Schlinge zieht sich immer weiter zu und Walter ist wirklich kaum noch er selbst. Die Erklärung liefert er ganz am Ende. Ich gestehe jetzt einfach: Ja, "Breaking Bad" ist eine verdammt tolle Serie. Ich halte sie aber nicht für das Meisterwerk, zu dem sie gemacht wird. 8/10
Porco Rosso(J 1992, R: Hayao Miyazaki) Eigentlich wollte ich mit den Kindern was anderes schauen. Aber als die Protagonistin in "Your Name" (FSK: 6) sich nach zwei Minuten ausgiebig die Brüste gestreichelt hat, war das Gekichere beim Großen natürlich groß, während die Kleinen wissen wollten, was die da macht. Wir haben uns dann für "Porco Rosso" entschieden (FSK: 0), wobei das für die Kids auch nicht unbedingt besser war. Miyazaki erzählt die Geschichte eines Piloten in den 30ern, der verflucht wurde und deshalb die Gestalt eines Schweins angenommen hat. Miyazaki bedient sich hier Film-noir-Elementen, sein Protagonist wirkt wie ein Humphrey-Bogart-Verschnitt mit Schweinenase. Dafür, dass es in dem Film ständig in die Lüfte ging, fand ich ihn etwas flach. 6/10
Das Damengambit(USA 2020) Mein Plan sah vor: Ich schaue ein paar offene Serien zu Ende und dann widme ich mich endlich mal den Sopranos. Dann schlug die Liebste vor, diese US-Mini-Serie nach einem Walter-Tevis-Buch zu schauen. Gute Entscheidung, denn "Das Damengambit" ist eine der besten Serien, die ich seit langem gesehen habe. Sieben Folgen, in denen keine Sekunde auch nur irgendwie Langeweile versprüht. Hochspannung, obwohl es um Schach geht. Die Waise Beth Harmon lernt mit neun Jahren Schach, ist hochtalentiert und wird sich - das darf ich verraten, denn das wird bereits in der Auftaktsequenz klar - irgendwann mit dem russischen Weltmeister auseinandersetzen müssen. Die Darsteller sind toll, die Kostüme von Anna Taylor-Joy eine Wucht. Von mir eine ganz dicke Empfehlung! 9/10
Tag ohne Ende(USA 1957, R: Anthony Mann; D: Robert Ryan, Aldo Ray) Eine US-Einheit ist im Koreakrieg zwischen die Fronten geraten. Raus geht's für die Eingekesselten nur über einen Hügel - und der ist von Koreanern besetzt. Es beginnt ein verlustreicher Kampf. Ich schätze mal, vor 63 Jahren war das hochspannend. Das ist auch heute noch spürbar. Aber gerade ab dem New Cinema der 70er-Jahre war Krieg keine "Man stirbt augenblicklich nach dem ersten Treffer"-Show mehr, weshalb die antiquierte Filmdarstellung es dem Zuschauer manchmal schwer macht. Auch die theatralischen Momente, wo ein Verlust höchst dramatisch betrauert wird, obwohl links und rechts die Kugeln einschlagen, gepaart natürlich mit einer 50er-Jahre-Synchro machen es schwer. Im Kern ist das aber ein okayer Film. 7/10
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #3385Breaking Bad - Season 5(USA 2013) [...]Walter ist wirklich kaum noch er selbst.
Ich finde, Walter ist gerade im Verlauf der Serie immer mehr er selbst. Das Ekelhafte, Böse war immer schon drin, aber er hat sich nicht getraut bzw. der Hebel war nie da.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #3385Ich gestehe jetzt einfach: Ja, "Breaking Bad" ist eine verdammt tolle Serie. Ich halte sie aber nicht für das Meisterwerk, zu dem sie gemacht wird. 8/10
Ich halte sie auch für ein bisschen zu abgefeiert, aber sie ist schon sehr gut. Interessehalber: Gibt es eine Serie, die du für ein Meisterwerk hältst?
Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #3385Breaking Bad - Season 5(USA 2013) [...]Walter ist wirklich kaum noch er selbst.
Ich finde, Walter ist gerade im Verlauf der Serie immer mehr er selbst. Das Ekelhafte, Böse war immer schon drin, aber er hat sich nicht getraut bzw. der Hebel war nie da.
Ja, da habt ihr beide (also auch G. Freeman) Recht. Ohne jetzt zu viel deuten zu wollen: Heisenberg ist die ungezügelte Version von Walter. Walter ist eben die Person, die sich an Regeln hält (an die man sich in einer Gesellschaft eben auch zu halten hat). Heisenberg lebt ohne Regeln bzw. nur nach seinen eigenen Regeln.
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #3385Ich gestehe jetzt einfach: Ja, "Breaking Bad" ist eine verdammt tolle Serie. Ich halte sie aber nicht für das Meisterwerk, zu dem sie gemacht wird. 8/10
Ich halte sie auch für ein bisschen zu abgefeiert, aber sie ist schon sehr gut. Interessehalber: Gibt es eine Serie, die du für ein Meisterwerk hältst?
Das ist schwer zu sagen. Ich habe kaum eine Serie erlebt, die durchgehend ihre Klasse gehalten hat, sodass es mit der Gesamtbewertung dann schwierig ist. Aber "The Wire" kommt schon sehr nahe ran an ein Meisterwerk. Oder "Mr. Robot". Und wenn man nur einzelne Staffeln nimmt: Die erste von "Twin Peaks".
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