ah, okay, hatte beim lesen der synopse wohl den falschen eindruck bekommen. utoya ist in der tat schwierig und z.t. unerträglich, aber ich glaube, dem wahren horror wird er damit eher gerecht und den opfern m.e. auch. die echtzeit-umsetzung ist in so fern sinnvoll, weil man als zuschauer nachfühlen kann, wie lange sich 1 1/4 stunden in so einer situation anfühlen. wer ein problem damit hat, dieses entsetzliche ereignis so nah an sich ranzulassen, sollte es aber tatsächlich besser sein lassen.
ich liebe diesen lakonischen erklärbär-stil, den sich mckay mit "the big short" angeeignet hat. da wird doku-material eingespielt, mit nachgefilmtem gemischt, ohne dass es einem groß auffällt, die vierte wand durchbrochen, zitiert, rückgeblendet, metaphorisches filmmaterial eingeflochten (die angel-metapher!), film an sich reflektiert - es ist wirklich ein feuerwerk an stilen und ideen, ohne dass es irgendwie im erzählfluss holpert. ein meisterwerk - und dann bekommt er trotz zahlreicher nominierungen 1 oscar für das make-up und stattdessen sahnt so ein bieder-engagierter feel good-movie wie "green book" ab. ach oscar, du bist doch einfach für die tonne.
... und christian bale, steve carrell, amy adams, sam rockwell et al., die diese grausam arrogante mischpoke in all ihrer selbverständlichkeit und empathielosigkeit darstellen sind jenseits aller make-up-künste ebenfalls grandios.
Ich möchte eine Lanze für "22 July" brechen und zitiere mich selbst:
22 July Ich war mich im Vorfeld unsicher. Ist es nicht noch zu früh für solch einen Film? Ist Paul Greengrass der richtige Regisseur dafür? Er ist. Auf das Massaker selbst verwendet er nicht viel Zeit, es geht ihm mehr um das Danach. Und damit macht er alles richtig. Die Geschichte des Überlebenden Viljar ist der stärkste Teil des Films, das geht sehr zu Herzen. Der junge Schauspieler Jonas Strand Gravli spielt die Rolle fantastisch, ich hoffe, von dem werden wir noch sehr viel sehen. Anders Danielsen Lie als Breivik überzeugt ebenfalls. Überhaupt gefällt mir Greengrass’ Entscheidung sehr, eine vollständig norwegische Besetzung zu engagieren – und auf seinen üblichen Stil zu verzichten, der hier auch einfach nicht gepasst hätte. Sachlich und zurückhaltend inszeniert der Brite. Guter Film. 8/10
Zitat von gnathonemus im Beitrag #3546one night in miami (regina king, 2021)
das erste highlight des jahres. es geht um ein treffen von muhammad ali (damals noch cassius clay), malcolm x, sam cooke und jim brown (damals der star in der nfl), das im anschluss an alis gewonnen kampf gegen sonny liston und damit der eroberung des weltmeistertitels tatsächlich stattgefunden hat, von dem aber keiner weiß wie es tatsächlich abgelaufen ist. aber was sich drehbuchautor kemp powers und regisseurin regina king dazu ausgedacht haben, ist ein aufeinandertreffen verschiedener entwürfe von blackness bzw. der black power-bewegung und da kracht und rumort es - v.a. zwischen malcolm x und sam cooke, während ali als junger wilder und brown als abgeklärter profi versuchen, die wogen zu glätten (und endlich mal party machen wollen, statt endlos zu diskutieren). aber es geht auch um die freundschaft der vier und das ist alles nicht nur brilliant geschrieben und in szene gesetzt, sondern auch toll gespielt. gibt's auf amazon prime und sei euch sehr ans herz gelegt.
Jetzt auch gesehen ... sehr toll. Das hätte auch ein reines Kammerspiel werden können, aber wie die Blicke in die Leben der einzelnen Darsteller eingebettet waren, ist hervorragend gemacht. Super auch, dass die Charaktere niemals eindimensional gewirkt haben
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #3472Systemsprenger (2019) Ein Film, der mich in vielerlei Hinsicht erreicht und berührt hat.Nicht nur, daß Helena Sprengel hier für ein Mädchen ihres Alters eine unfaßbare Leistung abliefert. Folgerichtig wurde sie für Hollywood entdeckt und hat gerade einen Film mit Tom Hanks abgedreht (der infolge Corona leider nicht ins Kino gelangt ist); außerdem bin ich sehr beeindruckt von der Eloquenz und Ernsthaftigkeit der mittlerweile Zwölfjährigen in Interviews; das ist nicht nur Mediencoaching, das Mädel scheint hochintelligent.
Gerade gelesen: Einmal einen Film in Hollywood drehen, darauf hoffen auch bei uns viele Schauspielerinnen und Schauspieler. Wenn man dann noch mit einem Superstar vor der Kamera stehen könnte, wäre der Traum perfekt.
Die Schülerin Helena Zengel aus Berlin hat genau das schon geschafft - und auf Anhieb sogar noch viel mehr: Die Zwölfjährige drehte mit dem zweifachen Oscarpreisträger Tom Hanks den Western "Neues aus der Welt" und wurde für ihre Leistung am Mittwoch für einen Golden Globe als beste Nebendarstellerin nominiert.
Das freut mich wirklich. Das Mädchen ist wirklich gut und wird hoffentlich mal eine ganz Große.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Eine Jugendliebe Schöner, kleiner Film mit einer behutsam, eher szenisch und doch sehr klar erzählten (Coming-of-Age)Geschichte von Mia Hansen-Løve über besagte Jugendliebe, an der die Protagonistin verzweifelt und die sie lange begleitet. Gerade in der Arte-Mediathek.
die iss-besatzung fängt eine kapsel ein, die material vom mars transportiert. es stellt sich heraus, dass sich darin eine lebensform befindet, die sich ein bisschen daneben benimmt. da wäre erzählerisch, filmisch was drin gewesen. aber es gibt nur einen bastard aus "alien" und "gravity" zu sehen. also absolut nix neues, dafür logiklöcher und klischees en masse und ein bemerkenswerter cast (jake gyllenhall, ryan reynolds, rebecca hall) wird mit dämlichen plot-devices und dialogen verheizt. und der twist am schluss ist ja oh so unvorhersehbar. schnarch!
roads (sebastian schipper, 2019)
a propos verheizen. schipper macht da nicht mit, obwohl das nach "victoria" durchaus drin gewesen wäre. nein, er versucht sich an einem coming of age-/road-movie mit flüchtlingsthematik. das ist an thematiken vielleicht ein bisschen viel auf einmal, aber der film fühlt sich trotzdem nicht überladen an, hat auch leichte und humorvolle momente, so dass man auch immer gerne dabei bleibt. und die beiden hauptdarsteller fionn whitehead (den man von "dunkirk" kennt) und stephane bak sind es allemal wert.
good night, and good luck (george clooney, 2005)
das hat er echt gut gemacht, der clooney. ein absolut minimalistisches history-piece über den cbs-moderator ed murrow, der dafür gesorgt hat, dass senator mccarthy mit seiner kommunistenhatz abserviert wird. spielszenen werden echten testimonials gegenüber gestellt - einerseits mccarthys, andererseits seiner opfer. und das funktioniert ganz hervorragend. sehr viel mehr gibt es in dem film gar nicht zu sehen. ich will dazu gar nichts weiter erklären. muss man gesehen haben.
the crow (alex proyas, 1994)
ach ja, wollte ich einfach mal wieder sehen. damals war das schon was einzigartiges. diese düstere atmosphäre, diese präsenz von brandon lee, und natürlich das wissen darum, dass er während des drehs versehentlich erschossen wurde, hat schon für ein gewisses kultfollowing gesorgt. dazu der soundtrack mit the cure, nine inch nails, stone temple pilots, violent femmes, helmet, the jesus and mary chain - das musste ja bei uns einschlagen.
25 km/h (D 2018, R: Markus Goller, D: Lars Eidinger, Bjarne Mädel)
Zwei Brüder treffen sich nach 20 Jahren auf der Beerdigung des Vaters wieder. Der eine (Mädel) ist Schreiner und auf dem väterlichen Hof geblieben, wo er den Vater bis zum Tod gepflegt hat. Der andere (Eidinger) ist Geschäftsmann, lebt in Singapur und ist 20 Jahre zuvor gegangen. In einer Schnapslaune erfüllen sich die beiden einen als Teenager-Traum: Sie fahren mit ihren Mofas vom Schwarzwald an die Ostsee, einige To-Dos inklusive. Ja, 25 km/h ist ein guter Film, wenngleich er keine Originalitätspreise gewinnt. Aber interessant, dass einige bekannte Schauspieler als Nebendarsteller auftauchen (Franka Potente, Alexandra Maria Lara, Jella Haase und Wotan Wilke Möhring). Dieses Roadtrip-Einerlei ist es dann auch, wegen der ich die höhere Bewertung versage. Denn sich einmal durch eine Speisekarte fressen und ein ultimatives Match (diesmal Tischtennis, damals Kicker) hat es so schon in "Absolute Giganten" gegeben. 7/10
Fences (USA/CDN 2016, R: Denzel Washington, D: Denzel Washington, Viola Davis) Bevor er bei Netflix auslief noch schnell mitgenommen, ohne genau zu wissen, was es ist. Die grobe Story kannte ich: Troy Maxson war ein großartiger Baseballspieler, die große Karriere wurde ihm in den 30er-Jahren aber wegen seiner Hautfarbe verwehrt. Seinem Sohn Cory, der ein brillanter Footballspieler ist, will er dieses Schicksal ersparen - indem er dessen Traum vom Stipendium zunichte macht. Washington und Davis wiederholen ihre Rollen, die sie Jahre zuvor schon am Broadway spielten. Und wie ein Theaterstück wirkt der Film auch. An die Geschwätzigkeit, an die Sprache, an das Übertriebene, besonders von Washington, muss man sich gewöhnen. Aber wenn man das tut, dann wird man mit einer spannenden und tragischen Familiengeschichte belohnt. Die fast zweieinhalb Stunden sind im Nu verflogen - und das macht einen sehr guten Film auch aus. 8/10
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Friedhof der Kuscheltiere Zweites Mal mit der Neuverfilmung von 2019, auf die ich mich nach dem hervorragenden Trailer sehr, sehr lang gefreut habe. Und der Film ist beim zweiten Mal sogar noch besser! Ich mag die alte Verfilmung, die zwar arg hölzern wirkt, aber auch ihre Momente hat - besonders der kleine Gage ist echt unheimlich. Die Neuerfilmung dagegen ist durchgehend hochwertiger, glaubhafter und damit auch berührender. Letzteres finde ich wichtig, immerhin haben wir es mit einem Film über Trauer zu tun. Ein paar Veränderungen gegenüber dem Original machen das Remake auch für Fans von Film & Buch angenehm überraschend. Einzig die häufigen Rückblicke auf die verstorbene Schwester der Ehefrau des Protagonisten sind ein bisschen übertrieben, aber die Friedhofsprozessionsszene reißt das raus. 4/5
Don't Breathe Drei Jugendliche aus mehr oder weniger problematischen Elternhäusern schlagen sich mit kleinen Einbrüchen durch. Eines Tages stoßen sie auf das Haus eines Kriegsveteranen, der angeblich sehr, sehr, sehr viel Bargeld besitzt. Außerdem ist der Mann blind - das sollte ein Kinderspiel sein, denken die drei. Ist es dann doch nicht. (Wäre ja sonst auch kein Film geworden.) Ein guter Film mit überraschenden Wendungen und einer Menge fieser Ideen. Relativ brutal, also definitiv nicht für jeden was. Ein paar Längen in der Mitte hätte man vermeiden können, aber es folgen dermaßen tolle, verquere Twists, dass ich das gerne verzeihe. Spannend und ziemlich toll! (Leider auch ziemlich unlogisch, das gibt Abzug.) 4/5
You all want the whole world to be changed so you will be different.
State of the Union (Story von Nick Hornby, Regie von Stephen Frears)
Ein Ehepaar steckt in der Ehekrise und trifft sich vor jedem Eheberatungstermin in einem Pub. Das Kammerspiel ist aufgeteilt in 10 Kapiteln, jedes 10 Minuten lang. Man folgt dem Paar in das immer gleiche Pub und sieht sie das immer gleiche trinken. Doch das war es dann mit den Konstanten. Trotz minimalistischem Setting gibt es genug spannende Entwicklungen und Gespräche. Ich habe eine Weile gebraucht mich an den Stil dieses Films bzw. Serie zu gewöhnen, aber zum einen war das Ganze von Chris O’Dowd und Rosamund Pike super gespielt und andererseits waren die Dialoge oft gut auf den Punkt. Fand das also recht sehenswert.
Orpheus (F 1950, R: Jean Cocteau, D: Jean Marais, François Périer)
Noch so ein Film, der bald ausläuft (bei Amazon Prime am 15. Februar, gibt es nur im OT mit Untertiteln) und recht weit oben auf der Liste steht. Und es ist klar, warum er bei vielen Filmkritikern in den "Must-See"-Listen genannt wird. Die griechische Sage um Orpheus wird ins Paris der Gegenwart versetzt (also vor 70 Jahren). Die Tricks finde ich für damalige Verhältnisse sehr gut, die Story ist schräg, die Schauwerte hoch (besonders die beiden Handlanger des Todes auf ihren Motorrädern). Natürlich ist das alles 50er-Jahre-Drama-Overacting, aber der Film ist auch heute noch recht kurzweilig und wirklich interessant. Empfehlung! 8/10
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