huch, da lagen ja noch ein paar besprechungen auf halde (+ 1 neue von gestern). voilà:
ai no korida (im reich der sinne, nagisa oshima, 1976)
nein, das ist natürlich kein porno- oder sexfilm. es gibt – ganz klar – eine übergeordnete story (die sogar auf fakten basiert), protagonist:innen mit klarer charakterzeichnung und -entwicklung, kamera, set-designs, klamotten, make-up, frisuren und so weiter, die den film weit über das trash-genre erheben, und damals war das sicherlich für das kinopublikum ziemlich schockierend, pervers, kontrovers, subversiv und was nicht alles – und ich erkenne das auch an -, aber ey! irgendwann nervt das repetetive geficke nur noch. sehr schade; ich hätte den film gerne lieber gemocht.
the age of innocence (martin scorsese, 1993)
der fiel in eine zeit, in der ich „kostümschinken“ (abgesehen von „dangerous liaisons“) nur wenig abgewinnen konnte. und in dem hier spielt sogar auch michelle pfeiffer mit. die kostüme sind eher nebensache, denn es geht v.a. darum, wie wenig fortschrittlich sich die gesellschaft im new york des späten 19. jahrhunderts darstellte. im grunde genommen nämlich wie im alten europa, nur dass frau pfeiffer von ebendort zurückkehrt, um diese mit ihrer vorgeblichen libertinage aufzumischen (sie hat ihren gatten verlassen! shocking!). die frage ist, ob sie daniel day-lewis (mit einer weiteren tollen schauspielerischen leistung – war der eigentlich unfehlbar?) aus seinen, von eben jener gesellschaft aufgezwungenen, konventionen befreien kann. und das hat der meister halt mal wieder toll inszeniert und bebildert. ja, das kann er auch, wenn's mal nicht um die mafia geht. höchst erfreut über diese erweiterung des horizonts.
bill & ted's excellent adventure (stephen herek, 1989)
wenn ich damals ungefähr in dem alter gewesen wäre, wie zu zeiten von „back to the future“, wäre der wohl auch in meinem kanon gelandet. aber nee, da war ich schon etwas älter und eher in sachen arthouse unterwegs. man wollte sich ja als cineasten-snob irgendwie vom fußvolk absetzen (es sei denn, es stand ein „terminator“-sequel an). almodovar, greenaway und kaurismäki waren zu dieser zeit meine helden. wie auch immer, das ist wirklich ein verdammt okayer teenie-film, dessen quatschige szenen, schlüpfrigkeiten und running gags ich jeder/m gönne, der/die damit aufgewachsen ist.
lake mungo (joel anderson, 2008)
furztrockener doku-style mystery/horror-streifen über die hintergründe des verschwindens einer teenagerin, der phasenweise ganz schön verstören kann. wirkt alles sehr authentisch und daher geht einem der film auch sehr nahe. ich musste mich zeitweise selbst daran erinnern: hey, das ist nur ein film. die twists and turns sind z.t. etwas arg konstruiert, aber es bleiben zum schluss immer noch genügend fragen offen, damit es nicht plump wirkt. für so ein low-budget-projekt sehr respektabel. gibt's auf you tube.
the rider (chloe zhao, 2017)
na dann teste ich doch den vorgängerfilm der golden globe-gewinnerin, dachte ich mir. und siehe da, nach „lean on pete“ ein weiterer „pferdefilm“, der mich in seinen bann gezogen hat, obwohl ich es so gar nicht mit den viechern hab. die brave pferde-tussi war neben der arroganten sportskanone eine DER hassgestalten meiner schulzeit. scheinbar ist der hauptdarsteller dieses film und seine kumpels eine kombination daraus, aber nein: hier handelt es sich um underdogs, ausgestoßene der gesellschaft, die als rodeo-reiter versuchen sich darin einen platz zu erobern und fechten einen gnadenlosen wettbewerb darum aus, wer denn der einäugige unter den blinden ist. dafür begeben sie sich ständig in lebensgefahr. und der hauptakteur hält daran fest, obwohl er nach einem schweren unfall eigentlich schon verloren hat. das spannende an dem film ist, ob und wie er seinen weg da raus findet. und: es handelt sich hier um einen hybrid aus doku und spielfilm. die darsteller sind allesamt authentisch, spielen also sich selbst, aber das nach einem skript, das die regisseurin aus realen ereignissen und ihrem storytelling z.t. während des filmens synthetisiert hat. und was dabei herauskam ist absolut magisch und nichts weniger als eine bisher noch nicht so gesehene filmerfahrung (wie brady das wilde pferd zähmt – wahnsinn!). jetzt freu ich mich so richtig auf „nomadland“.
the help (tate taylor, 2011)
black emancipation-drama, das vor allem durch die performances von viola davis und octavia spencer punktet, aber mit emma stone halt mal wieder eine white saviour-gestalt aufbietet. typisches oscar-futter à la "green book" (wobei nur spencer belohnt wurde – das aber absolut verdient). eben weil die beiden so brilliant wie dominant spielten, konnte ich über die schwächen des films ganz gut hinwegsehen und hab mich sowohl gut unterhalten, sowie für nicht komplett dumm verkauft gefühlt. sonderbelobigungen vergebe ich außerdem an jessica chastain als neureiches white trash-dummchen mit einem herz aus gold und bryce dallas howard als perfider white supremacy-kotzbrocken. stereotypen galore – aber mei, so war'n's halt in den 1960ern in den südstaaten ... vielleicht.
nothing but the truth (rod lurie, 2008)
08/15-polit thriller, der einigermaßen ambitioniert, spannend und politisch höchst korrekt pressefreiheit, gewaltenteilung und machtverhältnisse innerhalb des staatsapparates verhandelt – veredelt durch kate beckinsale in der hauptrolle, vera farmiga, die ich eh immer gerne sehe und matt dillon als brillianter fiesling. und das wars dann auch schon, was ich dazu zu sagen habe. kein fehler, aber auch kein muss.
aber nein: hier handelt es sich um underdogs, ausgestoßene der gesellschaft, die als rodeo-reiter versuchen sich darin einen platz zu erobern und fechten einen gnadenlosen wettbewerb darum aus, wer denn der einäugige unter den blinden ist. dafür begeben sie sich ständig in lebensgefahr. und der hauptakteur hält daran fest, obwohl er nach einem schweren unfall eigentlich schon verloren hat. das spannende an dem film ist, ob und wie er seinen weg da raus findet. und: es handelt sich hier um einen hybrid aus doku und spielfilm. die darsteller sind allesamt authentisch, spielen also sich selbst, aber das nach einem skript, das die regisseurin aus realen ereignissen und ihrem storytelling z.t. während des filmens synthetisiert hat. und was dabei herauskam ist absolut magisch und nichts weniger als eine bisher noch nicht so gesehene filmerfahrung (wie brady das wilde pferd zähmt – wahnsinn!). jetzt freu ich mich so richtig auf „nomadland“.
Mußte mein eigenes Vorurteil auch deutlich zurücknehmen. Hatte so eine Bibi + Tina goes Black Beauty streift den Pferdeflüsterer Vorstellung, hab den Film dann für das gemeinsame Sehen mit der Stieftochter ausgeliehen, die Mutter-Zensur-Stelle legte ihr Veto ein, gut gemacht, denn dies ist kein Gutfühl-Kinderfilm.
So noch nie gesehen, und bevor ich hier mehr als von einer fetten Empfehlung schreibe, müßte ich mir diesen komplexen, emotional vielschichtigen Film nochmal ansehen.
„Nomadland“ war hier bisher noch nicht auf dem Zettel, wird gleich nachgeholt.
Ich habe selten einen Film gesehen der so versemmelt wurde. Die Grundidee ist ja eigentlich eine ganz nette. Ein Duo betreibt einen Pflegedienst, sorgt dafür, dass wohlhabende, alleinstehende Senioren für betreuungsbedürftig erklärt werden und bereichert sich dann als gesetzlicher Betreuer an deren Vermögen. Schwierig wird es dann, als sich ihr nächstes Opfer als Mutter eines Ex-Bosses der russischen Mafia entpuppt. Die erste Hälfte war durchaus unterhaltsam aber dann: Ozeangroße Löcher im Drehbuch, dämliche und extrem unglaubwürdige Wendungen und ein Ende, bei dem man sich wirklich fragt, warum da niemand interveniert hat und die Drehbuchautoren noch mal an den Schreibtisch gejagt hat...
Wirklich ärgerlich.
Die treuesten Konsumenten und die Herrscher aller Konten konnten nicht verhindern, dass die Revolution aus ihren Kindern Studenten und die Zeit aus ihnen Empfänger von Renten machte. Die Türen
Zitat von Hobbes im Beitrag #3693I care a lot (2020)
Ich habe selten einen Film gesehen der so versemmelt wurde. Die Grundidee ist ja eigentlich eine ganz nette. Ein Duo betreibt einen Pflegedienst, sorgt dafür, dass wohlhabende, alleinstehende Senioren für betreuungsbedürftig erklärt werden und bereichert sich dann als gesetzlicher Betreuer an deren Vermögen. Schwierig wird es dann, als sich ihr nächstes Opfer als Mutter eines Ex-Bosses der russischen Mafia entpuppt. Die erste Hälfte war durchaus unterhaltsam aber dann: Ozeangroße Löcher im Drehbuch, dämliche und extrem unglaubwürdige Wendungen und ein Ende, bei dem man sich wirklich fragt, warum da niemand interveniert hat und die Drehbuchautoren noch mal an den Schreibtisch gejagt hat...
Wirklich ärgerlich.
oh je, das ist es wirklich. weil ja rosamunde pikes vorstellung vortrefflich sein soll, hab ich mich schon darauf gefreut.
Sie ist großartig und Peter Dinklage ist ja auch immer toll. Aber auch die besten Schauspieler könnten hier gegen das Drehbuch anspielen, wie sie wollten, es würde großer Mist bleiben.
Die treuesten Konsumenten und die Herrscher aller Konten konnten nicht verhindern, dass die Revolution aus ihren Kindern Studenten und die Zeit aus ihnen Empfänger von Renten machte. Die Türen
Insignificance - Die verflixte Nacht (GB 1985, R: Nicolas Roeg, D: Michael Emil, Theresa Russell, Tony Curtis, Gary Busey) Den hatte ich vor Monaten schon mal angefangen und nach 30 Minuten abgebrochen, weil meine Freundin ihn strunzlangweilig fand. Ich habe mich nun durchgequält, kann aber auch nur sagen: Bis auf das Ende, das mich nachhaltig verstört hat, finde ich den Film auch äußerst langweilig. Dabei ist die Ausgangslage ja ganz interessant: Im Hotelzimmer des Professors treffen die Schauspielerin, der Footballstar und der Senator aufeinander - Alter Egos von Albert Einstein, Marilyn Monroe, Joe DiMaggio und Joseph MacCarthy. Und dann reden sie. Einstein ist permanent belustigt, Monroe erklärt ihm die Relativitätstheorie und den Sinn des Lebens (und das alles im Kleid aus "Das verflixte 7. Jahr"), DiMaggio poltert eifersüchtig und MacCarthy schwitzt (mein Gott, schwitzt Tony Curtis in diesem Film!). Vielleicht liegt es an mir, vielleicht kann ich mit Roeg nicht so viel anfangen ("Hexen hexen" finde ich auch schlecht, "Wenn die Gondeln Trauer tragen" hingegen sehr gut). Aber mir hat der Film nicht zugesagt. 4/10
T2 Trainspotting (GB 2017, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewan Bremner, Johnny Lee Miller, Robert Carlyle) Das große Problem von T2 ist: Trainspotting. Denn ich weiß nicht, ob es sehr clever von Danny Boyle war, hier ständig Rückblenden des ersten Teils zu zeigen. Denn diese zeigen mit jeder Einstellung, warum der Film 1996 so eine Wucht war, was für großartige Szenen er hatte, was für tolle Musik. Trainspotting war Kult. T2 ist eben die Variante mit Hauptdarstellern, deren Rollen nun Mitte 40 sind. Ja, das Wiedersehen mit Renton, Spud, Sick Boy und Begbie verspricht natürlich spannend zu werden. Der Film ist auch beileibe nicht schlecht. Doch vermisse ich ein wenig Tempo, ich vermisse den kompletten Wahnsinn (der hier oft nur gezügelt vorkommt). Vor Begbie, mittlerweile in Ehren ergraut, muss man sich immer noch fürchten. Heimliche Hauptfigur dieses Teils ist aber der immer etwas debil wirkende Spud. Nach 20 Jahren kehrt Renton, so die Story, wieder nach Ediburgh zurück. 20 Jahre, nachdem er seine drei besten Freunde bestohlen hat. Und die haben ihm das größtenteils immer noch nicht verziehen. Schneller als Renton denkt, steckt Renton wieder in der Scheiße - diesmal nicht so wörtlich wie in Teil 1. T2 ist eine würdige Fortsetzung, aber eben nur selten so gut wie der Vorgänger. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von gnathonemus im Beitrag #3691wie auch immer, das ist wirklich ein verdammt okayer teenie-film, dessen quatschige szenen, schlüpfrigkeiten und running gags ich jeder/m gönne, der/die damit aufgewachsen ist.
Ich war damals mit 15 im Kino. Fand den Film aber eher nur witzig, weil ich ihn witzig finden wollte. Habe letztens mal wieder reingezappt und fand ihn ohne den Anflug von Nostalgie unerträglich.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Du meinst jetzt den mit Spud? Der ist schön, da konnte man aber zwischendurch draufkommen.
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Ich hätte eher auf Renton getippt, der noch einmal dieselbe Nummer abzieht. Soweit ich mich erinnere, war das in "Porno" so, wo Welsh ja das Personal aus "Trainspotting" und "Glue" aufeinander losläßt.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Ah, das meinst du. Ich sage ja auch nicht nicht, dass T2 ein schlechter Film ist. Man wird nur permanent an die Genialität des ersten Teils erinnernt.
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Was diese späten Sequels angeht, fand ich das bei T2 wirklich gut gelöst, was die Einbindung des Originals angeht, weil es eben eine Geschichte über Reue, das Altern, Nostalgie und das Herbeisehnen einer völlig zerstörerischen Zeit, die einem nur etwas bedeutet, weil man jung war, gewesen ist. Der Film hätte als eigenständige Geschichte mMn gar nicht funktioniert und auch keine Existenzberechtigung gehabt.
Auch Bill & Ted 3 hat das überraschend sensibel und passend getroffen, aber ich mag die ja eh alle, wie letztens noch geschrieben.
Wie man so was nur für den Paycheck macht, zeigte mir gestern das sehr müde "Coming 2 America". Aber da war auch der erste Teil schon nicht die Legende, für die sie manche halten.
Als Coming to America herauskam war ich 11. Für mich war das bis dato einer der lustigsten Filme, die ich je gesehen hatte. Heute sehe ich das anders. Vieles davon ist stereotyper 80er-Schmonz. Der Nostalgie Wegen werde ich mir den zweiten Teil wohl anschauen, und erwarte auch einige Lacher.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.