Inland Empire war einst meine erste Lynch-Erfahrung vor ca. 6 Jahren und hat mich dann erstmal für fünf Jahre die Augen vor Lynch verschließen lassen. Keine Ahnung, wie ich den heute bewerten würde, aber die Erfahrung von damals ist ohne jegliches Detail als nicht zu wiederholen im Langzeitgedächtnis abgelegt…
Für den Einstieg ist das sicher der denkbar ungeeignetste Film von Lynch. Für mein Empfinden hat Lynch seine Ästhetik mit diesem Film auf die Spitze getrieben, vielleicht sogar sein filmisches Lebenswerk abgeschlossen. Die Fortsetzung von „Twin Peaks“ war in meinen Augen zu mindestens 98% Unfug, fast wie eine (unfreiwillige?) Parodie.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich habe mich noch immer nicht an die Twin Peaks Fortführung heran gewagt und habe mittlerweile auch gar keine rechte Lust mehr drauf. Lumichs Einschätzung zu "Inland Empire" finde ich sehr passend.
Zitat von victorward im Beitrag #4159Ich habe mich noch immer nicht an die Twin Peaks Fortführung heran gewagt und habe mittlerweile auch gar keine rechte Lust mehr drauf. Lumichs Einschätzung zu "Inland Empire" finde ich sehr passend.
bin da in beiden punkten bei dir/lumich. "inland empire" wäre in meinen augen ein würdiger schlusspunkt gewesen. ich hab die letzte "twin peaks" staffel auch nicht gesehen, aber bei allem, was ich darüber gelesen und gehört habe, hat lynch sich selbst und den zuschauern damit keinen gefallen getan.
Ich finde die dritte Staffel hat sehr gute Momente und Momente bei denen ich davon überzeugt war, dass Lynch aktiv gierige Fans vor den Kopf stoßen wollte. Und dann halt auch Sachen, deren narrativen oder formalen Zweck ich nicht begriffen habe. Aber insgesamt fand ich sie nicht schlecht. Zumindest nicht schlechter als die zweite Hälfte von Staffel 2.
Zitat von Quork im Beitrag #4162Ich finde die dritte Staffel hat sehr gute Momente und Momente bei denen ich davon überzeugt war, dass Lynch aktiv gierige Fans vor den Kopf stoßen wollte. Und dann halt auch Sachen, deren narrativen oder formalen Zweck ich nicht begriffen habe. Aber insgesamt fand ich sie nicht schlecht. Zumindest nicht schlechter als die zweite Hälfte von Staffel 2.
hm, die fand ich leider auch schon ziemlich schwach.
Wie man es von Wes Anderson erwarten darf, gab es auch diesmal eine Überdosis an ästhetischen Reizen. Dass die Handlungen der einzelnen Episoden teilweise arg in den Hintergrund geraten, dürfte beabsichtigt sein. Die volle Liebe bekommen die Charaktere und die Ausstattungen. Gerade was das letztere betrifft, konnte man sich nach Grand Budapest Hotel kaum noch eine Steigerung vorstellen. Nunja, da muss man sich jetzt wohl neu orientieren.
Ich nehme mal an, dass der Film von Zitaten und Reminiszenzen nur so strotzt (immerhin den Seitenwink auf Jaques Tati’s Mon Oncle ganz am Anfang habe ich erkannt), von denen ich nur einen Bruchteil sicher zuordnen kann, aber der Spaß funktioniert glücklicherweise auf mehreren Ebenen.
Ansonsten bleibt aber alles beim alten: Wer mit der Ästhetik und/ oder dem Humor von Wes Anderson nichts anfangen kann, ist auch hier hoffnungslos verloren.
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Vielleicht mein Film des Jahres. Eine junge Frau, die gleichermaßen geil auf Autos und das Ermorden irgendwelcher Menschen ist und ein leidender wie trauernder Vater, der sich aufgrund eben jener Trauer auf einen Deal einlässt treffen aufeinander und dann läuft zwischendurch Future Islands. Nie war mir klar was als nächstes passieren würde, immer war die offenbar sehr an körperlichen wie familiären Themen interessierte Julia Ducournau allen einen Schritt voraus. Ich würde gerne mehr erzählen, aber das ist so ein "je weniger, desto besser"-Film. Wer "Raw" mochte, muss den eh sehen. Überlegt euch das mit den Nippel-Piercings aber vielleicht nochmal.
so, auch diese lücke ist jetzt mal geschlossen. und ja, das ist wohl scorseses erstes meisterwerk, sein einstieg in die welt des gangsterfilms und vermutlich auch de niros erste richtig brillante rolle - das alles fühlt sich noch ziemlich low key an - also weit entfernt von der epik seiner nachfolgenden mafia-opern, aber gerade das habe ich als sehr angenehm empfunden. weniger dagegen, dass er sich nach viel versprechendem anfang (mit den stones, cream, girl groups, etc.) beim musik-einsatz irgendwann nur noch irgendwelcher italienischer schnulzen bedient und dieses nervige geschmetter teilweise sogar die dialoge übertönt. davon hat er glücklicherweise danach seine finger gelassen.
betty blue (jean-jacques beneix, 1986)
ich wollte mal wieder gucken, was einer der lieblingsfilme meiner jugend noch kann und war recht überrascht, dass der mir auch heute noch einiges zu sagen hat, über die eine, die wahre, die große amour fou, unerfüllte träume und wie sie einen in den wahnsinn treiben kann. und das dargestellt durch zwei unglaublich schöne und begabte schauspieler: beatrice dalle und jean-hughes anglade. es bleibt dabei: für mich einer der definitiven filme der 80er.
ain't them bodies saints (david lowery, 2013)
jeder zweite rezensent kräht angesichts dieses films "badlands" und "terrence malick" und manche sogar "bonnie & clyde", aber ernsthaft - bis auf die tatsache, dass es sich (anfangs) um ein pärchen gesetzesloser handelt, hat er mit den referenzen nicht viel gemein. mit "badlands" vielleicht noch die tollen landschaftsaufnahmen. aber hier haben wir es mit einer wirklich intensiven liebesgeschichte zu tun, die in einer tiefe ausgeleuchtet wird, die die angeblichen vorbilder (welche wieder andere qualitäten haben) nicht erreichen. und rooney mara und casey affleck spielen das ganz großartig aus und auch ben foster und keith carradine in den nebenrollen sind klasse.
the french dispatch (wes anderson, 2021)
so langsam wird es klar: das erzählen tritt in wes andersons kino mehr und mehr in den hintergrund und dient eher als vehikel, um seine vision von stil und atmosphäre weiter auszuleben. da mag man mitgehen oder nicht. ich war dabei, weil seine kreativität und seine fähigkeit zur überraschung für mich nach wie vor ungebrochen sind. hey, was er da an genres angerissen und zu welchen höchstleistungen er seine unfassbare schauspielerriege da wieder angetrieben hat, das nötigt mir doch einigen respekt ab und hat mich mal wieder aufs prächtigste unterhalten. für mich bleibt er einer der großen.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4168the french dispatch (wes anderson, 2021)
so langsam wird es klar: das erzählen tritt in wes andersons kino mehr und mehr in den hintergrund und dient eher als vehikel, um seine vision von stil und atmosphäre weiter auszuleben. da mag man mitgehen oder nicht. ich war dabei, weil seine kreativität und seine fähigkeit zur überraschung für mich nach wie vor ungebrochen sind. hey, was er da an genres angerissen und zu welchen höchstleistungen er seine unfassbare schauspielerriege da wieder angetrieben hat, das nötigt mir doch einigen respekt ab und hat mich mal wieder aufs prächtigste unterhalten. für mich bleibt er einer der großen.
Da bin ich ja erleichtert, dass nicht nur ich das so sehe.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
nix erwartet, aber doch einen ganz passablen film zwischen beziehungsdrama und erotikthriller bekommen - mit erstaunlich freizügigen und verdammt gut inszenierten sex-szenen, die man so in einem mainstreamfilm kaum noch erwarten würde, aber atom egoyan war da noch nie prüde (z.b. in "der schätzer" oder "exotica") und schafft es auch, sich in einem film mit top-besetzung (julianne moore, amanda seyfried, liam neeson) treu zu bleiben. die handlung ist zwar reichlich konstruiert (folgt aber auch einer romanvorlage), aber die logiklöcher halten sich in grenzen und das schauspiel und die zusehends unangenehme spannung sind's, die den film meiner meinung nach doch sehenswert machen.
zombi child (bertrand bonello, 2019)
der etwas andere zombi(e)-film. hier geht es nämlich um die tatsächliche herkunft des zombi-mythos: haiti - und das hat recht wenig mit all den kloppern zwischen "night of the living dead" und "train to busan" zu tun. nichts gegen letztere, aber mit der historie beschäftigen sich doch die wenigsten filme aus dem bereich und da stellt dieser doch eine erfrischende ausnahme dar. horror-fans werden zwar überhaupt nicht bedient. der film ist weder blutig, noch besonders spannend, aber die zusehends unangenehmer werdende atmosphäre, sowie diverse subtexte, wie coming of age, spiritualität (und ihre vereinbarkeit mit der moderne) und das - im wahrsten sinne - fleischlichle der sexualität machen den film zu einem ereignis. bonello entwickelt sich nach "le pornographe", "l'apollonide" und v.a. seinem bisherigen meisterwerk "nocturama" zu einem meiner liebsten kontemporären regisseure.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4170zombi child (bertrand bonello, 2019)
der etwas andere zombi(e)-film. hier geht es nämlich um die tatsächliche herkunft des zombi-mythos: haiti - und das hat recht wenig mit all den kloppern zwischen "night of the living dead" und "train to busan" zu tun. nichts gegen letztere, aber mit der historie beschäftigen sich doch die wenigsten filme aus dem bereich und da stellt dieser doch eine erfrischende ausnahme dar. horror-fans werden zwar überhaupt nicht bedient. der film ist weder blutig, noch besonders spannend, aber die zusehends unangenehmer werdende atmosphäre, sowie diverse subtexte, wie coming of age, spiritualität (und ihre vereinbarkeit mit der moderne) und das - im wahrsten sinne - fleischlichle der sexualität machen den film zu einem ereignis. bonello entwickelt sich nach "le pornographe", "l'apollonide" und v.a. seinem bisherigen meisterwerk "nocturama" zu einem meiner liebsten kontemporären regisseure.
Hört sich gut an. Und der Trailer hat mein Interesse gesteigert. Ist vorgemerkt.
Kennst du eigentlich den hier?
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)