Zitat von Lumich im Beitrag #4140Ja, die Charakterzeichnung ist wirklich schwach in dem Film. Darin hätte man eigentlich in der Neubearbeitung einige Mühen investieren können, zumal die aktuelle Serienkultur im Pay-TV der Drehbuchkunst insgesamt zu neuen Höhen verholfen hat. Ich finde in dem Zusammenhang auch Villeneuve überschätzt. Zumindest habe ich noch nichts von ihm gesehen, dem ich besondere Tiefe zuschreiben würde. Was er macht scheint mir eher typisches Überwältigungskino zu sein.
gut, es mag diskutabel sein, ob die charakterzeichnung in "dune" gelungen ist oder nicht. ich finde, zumindest bei den hauptfiguren paul und jessica atreides, ist sie für blockbuster-maßstäbe ziemlich tiefgehend. und es ist halt nun mal zuallererst ein science fiction, action- und abenteuerfilm und kein psychodrama.
aber villeneuve per se die fähigkeit dazu abzusprechen und ihm "überwältigungskino" in die schuhe zu schieben ist imho eine grobe fehleinschätzung. letzteres kann man eh frühestens ab "blade runner" sagen, aber auch hier halte die zeichnung z.b. von ryan goslings charakter für gelungen und ausreichend tiefschürfend. aber bitte: "incendies", "prisoners", "enemy" oder "arrival" - ich frage mich, ob du davon einen gesehen hast.
„Arrival“ und „Blade Runner“ habe ich gesehen. Warum ersterer so hoch gelobt wurde, habe ich nie ganz verstanden. Ich fand den okay. „Blade Runner 2049“ mochte ich schon mehr. Allerdings beeindruckte auch „Blade Runner 2049“ nicht durch einen starken Plot oder durch überzeugende Charaktere. Keine Ahnung, ob die frühen Filme von Villeneuve da anders waren.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
"arrival" ist kurz gesagt ein alien-film der seinesgleichen sucht und hat meiner meinung nach einen hochintelligenten plot über die fremdheit anderer kulturen (hier: außerirdischer) und wie man sie mithilfe von kommunikation, der fähigkeit des sich einfühlens (aka empathie) und viel, viel geduld überwinden kann und dann noch über die wahrnehmung von zeitlichen abläufen, vorbestimmtheit etc.. vielleicht nochmal anschauen.
genausowenig halte ich "blade runner 2049" für lediglich oberflächlich überzeugend, sondern ein sinn- und gehaltvolles weiterspinnen von teil 1.
... und ich empfehle dir, die älteren filme auch anzuschauen, v.a. "incendies" und "prisoners". ich kann mir nicht vorstellen, dass du dann noch bei deinem urteil bleibst.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4144... und ich empfehle dir, die älteren filme auch anzuschauen, v.a. "incendies" und "prisoners". ich kann mir nicht vorstellen, dass du dann noch bei deinem urteil bleibst.
Das würde mich auch schwer überraschen.
Wie kürzlich schon mal an anderer Stelle geschrieben, würde ich mich aber aus Gründen der Abwechslung freuen, wenn Villeneuve mal wieder einen Film ohne fremde Welten, Zukunft oder Aliens angehen würde.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4144"arrival" ist kurz gesagt ein alien-film der seinesgleichen sucht und hat meiner meinung nach einen hochintelligenten plot über die fremdheit anderer kulturen (hier: außerirdischer) und wie man sie mithilfe von kommunikation, der fähigkeit des sich einfühlens (aka empathie) und viel, viel geduld überwinden kann und dann noch über die wahrnehmung von zeitlichen abläufen, vorbestimmtheit etc.. vielleicht nochmal anschauen.
genausowenig halte ich "blade runner 2049" für lediglich oberflächlich überzeugend, sondern ein sinn- und gehaltvolles weiterspinnen von teil 1.
Ich kenne seine älteren Filme nicht, aber was die beiden angeht sehe ich das ganz genauso. "Arrival" ist ein Musterbeispiel für intelligente SF, und als großer Fan des originalen "Blade Runner" war ich schon sehr angetan davon, wie an dessen Handlung angeschlossen wurde. Auch, weil die Hauptfigur eben nicht der strahlende Held war.
"arrival" hat mich auch ziemlich weggeblasen, ich kann mich da meinen vorrednern nur anschließen. und da es mein erster villeneuve war, stehen seither ziemlich viele seiner filme auf meiner bucket list ("blade runner 2049" hat mir schon mal auch sehr gefallen, wenngleich ich ihn nicht ganz so überragend fand wie "arrival").
No Time to Die (GB/USA 2021, R: Cary Joji Fukunaga, D: Daniel Craig, Rami Malek, Léa Seydoux, Lashana Lynch, Ben Whishaw, Naomie Harris, Jeffrey Wright, Christoph Waltz, Ralph Fiennes, FSK: 12)
Nach 163 Minuten in einem zu stark klimatisierten Kino war mir nicht nur kalt. Ich war auch gelangweilt und verärgert, denn ich hatte das Gefühl, 45 bis 60 Minuten Lebenszeit verschwendet zu haben. Denn um so viel ist dieser Film zu lang. Und da darf man dann auch mal die Frage stellen: Warum wird mittlerweile alles so aufgeblasen? Ist das die Konkurrenz durch Serien, weil die sich einfach mehr Zeit lassen? Dieser definitiv letzte Daniel-Craig-Bond hatte so Längen und meiner Meinung deshalb auch ein Problem mit dem Tempo. Die obligatorische Pre-Opening-Credit-Szene ist noch über jeden Zweifel erhaben. Aber ab da geht's abwärts, mit Ausnahme der Kuba-Sequenz mit einer Ana de Armas, die leider viel zu kurz kommt. Denn die Chemie zwischen Craig und ihr stimmt. Aber ansonsten habe ich mich zwischendurch gefragt, ob den Drehbuchautoren nicht mal langsam was Neues einfällt. Ein im Gesicht entstellter Bösewicht (gähn), der auch ein Kindheitstrauma bewältigen muss (gähn) und auf einer einsamen Insel lebt (gähn). Rami Malek war großartig in "Mr. Robot", aber schon als Freddie Mercury war mir da zu viel. Vielleicht liegt es auch an der deutschen Synchronisation, aber ich finde die Stimme immer zu mysteriös. Ich vermisse tatsächlich Judi Dench, Ralph Fiennes ist ein langweiliger M. Das letzte ist ein Spoiler:
Es gibt ja nicht nur ein Novum für eine Bond-Reihe, sondern gleich zwei Sachen, die es bisher nie gab: Bond ist also tatsächlich Vater. Und dann stirbt er. Ersteres finde ich ja noch logisch (vermutlich hat Bond ohnehin jede Menge uneheliche Kinder auf der ganzen Welt, für die der MI6 zahlt), aber für mich war ein Bond immer unsterblich. Er wird halt irgendwann ausgetauscht. Klingt komisch, aber: Ein James Bond hat nicht zu sterben. Vermutlich wollte Daniel Craig aber tatsächlich jegliche Spekulation direkt im Keim ersticken. Dass dann Leiter und Blofeld auch noch draufgehen, macht Platz für einen Neuanfang. Schon wieder...
Ich bin sehr enttäuscht und vergebe eine 5/10. Nach 15 Jahren Daniel Craig bleiben somit für mich ein sehr guter Film (Casino Royale) und einer der besten Bond-Filme aller Zeiten (Skyfall) sowie dreimal absolutes Mittelmaß. Das ist keine gute Ausbeute.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zum Spoiler: Ich bin trotzdem gespannt, ob sie das ignorieren und einfach so weitermachen, oder ob sie sich etwas Kluges ausdenken. Ach, mhm....vermutlich eher nicht.
Der zweite Teil des Spoilers war mE auch notwendig. So sehr ich die Craig-Bonds mag - nicht grundlegend anders als Jack, aber versöhnlicher würde ich sagen: zwei Super-Bondfilme (Skyfall, Casino Royale), ein sehr stimmungsvoller mit Pacingproblemen (No Time To Die) und zweimal Mittelmaß (Quantum of Solace, Spectre) - es war nötig, dieses Konstrukt, das in den letzten Filmen entstanden ist, abzuschließen, um danach neu anfangen zu können. An dem Ballast hatten die letzten beiden Craig-Filme schon schwer genug zu tragen.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
tja, der komplettist in mir wollte den halt auch noch sehen, aber es kam wie befürchtet: der kreative abstieg nach "in the mouth of madness" war wohl unaufhaltsam. "vampires" ist ein total generischer vampirklopper, ohne atmosphäre, einem bescheuerten skript, klischeehaften charakteren und james woods und daniel baldwin, die sich ohne unterlass saudumme machosprüche um die ohren hauen. getoppt wird dieses desaster wirklich nur noch von seinen letzten beiden filmen (ghosts of mars & the ward), die ich glücklicherweise schon hinter mir habe.
hearts of darkness (fax bahr, george hickenlooper, eleanor coppola, 1991)
tolle doku über die entstehung von "apocalypse now". was ms. coppola da an material gefilmt hat ist cineastisches gold und nach all den sauereien und katastrophen, die während der dreharbeiten stattfanden, muss man herrn coppola für seine beharrlichkeit dankbar sein, dass er die ca. 1%ige chance, dass aus diesem projekt was wird, genutzt und tatsächlich ein meisterwerk geschaffen hat.
la danza de la realidad (alejandro jodorowsky, 2013)
wollte ich eigentlich schon damals sehen, als jodorowsky auf dem münchner filmfest zu seiner retrospektive erschienen war, aber ich hatte es dann doch nur in "santa sangre" geschafft. nun ja, was soll ich sagen? es war wohl kein schaden. der film ist eine aufarbeitung/reflexion seiner kindheit in chile als sohn eines gestrengen ukrainisch-jüdischen stalinisten und seiner liebenden, aber gegen den vater machtlosen mutter, der versucht sich als sonderling zu behaupten. das beeindruckt anfangs noch als knallbunter bilderbogen mit seinen notorisch skurrilen szenen und figuren, aber sobald die geschichte eigentlich zu der seines vaters wird - über dessen verfolgung, gefangenschaft, folter und letztendlich rettung und "läuterung" - driftet er zusehends in die welt des elendskitsches und des symbolismus mit der faust aufs auge ab. und das wirkt dann eher betulich als inspiriert. das schlimmste war die rolle der mutter, die ihren gesamten part in form von opernarien zum "besten" gibt - für mich eine absolute qual.
die perfekte kandidatin (haifa al-mansour, 2019)
nachdem al-mansour ihr brillantes spielfilm-debüt "das mädchen wadjda" noch inkognito gedreht hatte und nach diesem erfolg einige filme im ausland machen konnte, kehrte sie mit diesem film nach saudi-arabien zurück und konnte diesmal mit unterstützung aus deutschland wohl ziemlich ungehindert drehen. es geht um eine junge ärztin, die sich wegen eines dummen zufalls auf einmal als kandidatin für ihren gemeinderat wiederfindet und die chance beim schopf packt, um etwas zu verändern, v.a. auch für die frauen. ist klar, dass sie dabei auf jede menge unverständnis stößt und ihr allerhand knüppel zwischen die beine geworfen werden. das hat die regisseurin angenehm leicht, amüsant und ohne verbitterung geschrieben und inszeniert, aber irgendwie habe ich die chuzpe vermisst, mit der sie ihr debüt zum ereignis gemacht hat. trotzdem auf jeden fall sehenswert.
RBG (julie cohen, betsy west, 2018)
wow! was für eine tolle frau diese ruth bader-ginsburg doch war - für eine progressive rechtsprechung und den kampf gegen die systematische benachteiligung ... nicht nur von frauen, sondern aller möglichen marginalisierten gesellschaftlichen gruppen; aber dann eben auch noch eine supersympathische person und - bei aller leidenschaft für die juristerei - liebende ehefrau und mutter ... es geht einem das herz auf. der film beginnt mit einer ansammlung von medialen schmähungen und man fragt sich, welche person die schmähkritiker eigentlich meinten. RBG kann es jedenfalls nicht sein.
Bis auf die eröffnende Tanzszene, die wirklich sensationell gedreht ist, verschwendete Lebenszeit. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Eine sinnfreie Handlung, durchweg unsympathische Figuren, grausames Overacting und klischeehaft visualisierte Drogentrips. Mir fehlen ein bisschen die Worte.
Vielleicht habe ich aber auch etwas falsch verstanden.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
tja, auf noe kann man sich einlassen oder nicht. ich kann das auch nicht immer, richtig genervt war ich aber nur von "love". auf jeden fall macht er ideenreiches, unkonventionelles kino. da verzeihe ich ihm auch die eine oder andere holzhammer-provokation oder was er sonst noch so verbockt. "climax" fand ich auf jeden fall interessant und hatte nicht das gefühl der zeitverschwendung.
wie ich schon schrub, an halloween und folgenden: horror, zweimal bekannt (der exorzist, freitag der 13.) und zweimal bisher ungesehen (exorzist III, das evil dead remake), wobei die beiden ersteren unantastbare favoriten in meinem horrorkanon sind und ich verstehe nicht, warum der freitag teilweise so schlechte kritiken bekam und teilweise noch bekommt. klar ist das ein b-movie, aber als solcher eben super-effektiv, spannend, blutig (aber nicht zu hart), unpeinlich und richtig gut gemacht. das einzige, das man ihm vorwerfen kann ist, dass er wohl eines der miesesten franchises der filmgeschichte losgetreten hat. "exorcist III" hat mir tatsächlich auch ziemlich gut gefallen, weil er sich noch stärker als die vorgänger auf die psychohorror-schiene verlegt hat, die unangenehme atmosphäre von teil 1 sogar noch übertrifft, saugute schauspieler hat (george c. scott, brad dourif und jason miller, der aus dem 1. teil wiedergekehrt ist) ... und einen der besten jump scares der horrorgeschichte. "evil dead" fand ich o.k.. immerhin hat fede alvarez sich bei aller ähnlichkeit doch genügend eigenes ausgedacht, damit dies nicht zu den überflüssigen remakes gezählt werden muss. noch härter, noch brutaler, noch blutiger und vor allem komplett humorlos. nichts um "meisterwerk" zu schreien, aber man fühlt sich auch nicht verarscht und das ist bei remakes fast schon was besonderes.
passabler actionthriller mit roy scheider und malcom mcdowall. story eher banane, hubschrauber-action atemberaubend. mehr braucht's manchmal nicht für einen unterhaltsamen popcorn-abend auf der couch. fun fact: roy scheider hat die hauptrolle angenommen, um auf keinen fall für den "weißen hai, teil 3" zur vefügung zu stehen. gut gemacht, mr. scheider!
public enemies (michael mann, 2009)
eigentlich ein skandal (neben so vielen anderen), dass michael mann, dieses genie des actionthrillers, niemals einen oscar gekriegt hat. ich meine: manhunter, leben und sterben in l.a., heat (!!!), the insider, collateral. na ja, die stiefmütterliche behandlung der genrefilme durch die academy ... ein thema für sich. und "public enemies" fügt sich da nahtlos ein. hier mal die, an reale vorkommnisse angelehnte geschichte des gangsters john dillinger - und wie er dingfest gemacht wurde. fantastisch besetzt mit johnny depp, marion cotillard, christian bale und jason clarke und auch sonst im gewohnten michael-mann-stil, an dem ich mich bis jetzt immer ergötzen konnte. kennt jemand einen schlechten film von ihm?
tod in venedig (luchino visconti, 1971)
hab ich zuletzt im rahmen des deutschunterrichts in der schule gesehen, also vor mehr als 30 jahren. ich hab die erzählung geliebt, den film fand ich damals allerdings unendlich langweilig. nach dem rewatch streiche "unendlich" ... nein, im ernst, er hat seine längen, aber er erzählt einfach mehr durch bilder, blicke, gesten, close-ups, als durch handlung und dialoge. eingestreute off-kommentare sind weder störend im fluss, noch irgendwie plump. auf viscontis stiltreue ist auch hier verlass und die non-verbale zwiesprache zwischen dirk bogarde (gustav von achenbach) und björn andresen (tadzio) ist magisch. was letzterer allerdings durch diese rolle erlitten hat, ist echt tragisch und derzeit als doku ("the most beautiful boy in the world") zu sehen. visconti und konsorten müssen wohl echt dreckschweine gewesen sein.
the ice storm (ang lee, 1997)
ang lees meisterwerk! neben "the big chill" für mich die beste aufarbeitung des marsches durch die institutionen der 68er-generation. er führte vor allem ins private, wo dann "progressivität" angeblich ausgelebt wurde, funktioniert hat das aber dummerweise auch nicht. nicht für sich selbst (dargestellt von kevin kline, joan allen, sigourney weaver et al.) und den kindern hat man's erst recht nicht zugestanden. und das ist die eigentliche sensation des films: deren darstellung durch christina ricci, toby mcguire, elijah wood und adam hann-byrd ist schlicht und einfach sensationell.
inland empire (david lynch, 2006)
im dritten anlauf endlich bis zum ende geschafft. immer noch keine ahnung, was ich da gesehen habe. typischer lynch-stoff halt - rätselhaft wie man es seit "twin peaks" gewohnt ist. muss ich mindestens noch fünfmal sehen. aber eins ist klar: laura dern hätte dafür schon einen oscar verdient gehabt. aber gut, ich gönne ihr den für "marriage story" auch.