ich liebe zahler. bone tomahawk, brawl in cell block 99 und insbesondere dragged across concrete sind für mich absolute meisterwerke. seine filme haben bei einer klaren erdung auch immer etwas außerweltliches und ungreifbares. klar sind diese neogrindhousedinger gerne auch über die grenze des guckbaren hinaus brutal, aber diese brutalität bleibt imho nie lässiges gimmick für ein dämlich voyeuristisches publikum (wie beim ewig infantilen tarantino). sie fordert einen heraus, bleibt inkonsumerabel - ich kann also jeden verstehen, der da aussteigt, weil er die darstellungen nicht hinnehmen kann und will. diesen impuls sollten filme mit gewaltdarstellungen immer provozieren. ich schaue regelmäßig mit der hoffnung eines neuen listings bei imdb rein.
Zitat von BadBrain im Beitrag #4097ich liebe zahler. bone tomahawk, brawl in cell block 99 und insbesondere dragged across concrete sind für mich absolute meisterwerke.
Nach "Dragged Across Concrete" werde ich mich umsehen, und bei dem schnörkellosen "Brawl in Cell Block 99" ist mir der Soundtrack sehr positiv in Erinnerung geblieben.
Sörensen hat Angst (D 2020, R: Bjarne Mädel, D: Bjarne Mädel, Katrin Wichmann, Leo Meier, Matthias Brandt, Peter Kurth Anne Ratte-Polle) Was für ein düsterer und beklemmender Film. Hätte man mich vorher gefragt, was Bjarne Mädels Regiedebüt sein könnte, hätte ich auf eine anspruchsvolle Tragikomödie getippt. Dass es aber ein Film ist, mit einem von Angststörung und Panikattacken zerfressenen Kriminalhauptkommissar, der aus Hamburg nach Friesland versetzt wird, weil er dort auf Ruhe hofft, und es dann gleich mit einer Mordserie (und deutlich unappetitlicherem) zu tun bekommt, ist schon überraschend. "Sörensen hat Angst" ist kein Meisterwerk, aber doch schon ein deutscher Film, der im Gedächtnis bleibt, und bei dem "furchtbar" nicht als Qualitätsurteil für den Film, sondern den Inhalt gilt. Es tun sich am Ende die tiefsten Abgründe auf. Ich bin mal gespannt, ob "Sörensen fängt Feuer" auch verfilmt wird. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
da hat loach also im vergleich zu i, daniel blake nochmal eine schippe mehr soziales elend, hoffnungslosigkeit und kapitalismuskritik draufgeladen.
Uff, ist das ein harter Film. Durch die Art wie Ken Loach seine Figuren darstellt, ist das wirklich kaum zum Aushalten. Man mag die Leute und kann einfach nur Mitleiden.
poah, soviel kaputtheit ist selbst in einer fiktiven geschichte schwer zu ertragen. mittendrin nicholas cage als oberkaputtnik, was natürlich passt wie die faust aufs auge. und tye sheridan als gary, ein 16jähriger junge mit kaputtem, schwer gestörtem vater und praktisch nicht anwesender kaputter mutter, versucht sich irgendwie durchzuschlagen und sich ein leben aufzubauen. cages figur versucht ihn dabei unter anwendung seines restverstandes und -anstandes zu unterstützen, aber verbockt es zusehends - weil dann doch oft seine schwachen charakterzüge - überaggressivität, suchtanfälligkeit - überhand nehmen. und das kulminiert dann in einem showdown, der einem die füße wegzieht. das klingt alles ganz fürchterlich - ist es auch - aber als film taugt das durchaus, denn der ist gut erzählt, gut gespielt und gibt einem ordentlich zu denken. nicht schön, aber wertvoll.
as above, so below (john erick dowdle, 2014)
found footage horror, part 327, der durchaus potenzial gehabt hätte, aber leider mit der verwendung der üblichen horrorklischees, brechreiz erzeugender shaky cam und krudem historischem, philosphischem, religiösem hokus pokus mal wieder alles in die scheiße reitet. es gibt zwar immer wieder momente, die den film ein wenig von der massenware abheben - das setting ist recht hübsch (es wurde hauptsächlich wirklich in den pariser katakomben gedreht), die schauspielerischen leistungen sind in ordnung und das skript ist zumindest nicht brunzhohl, aber 1. wenn man sich durch (meistens auch meilenweit gegen den wind zu riechende) jump scares nicht mehr schocken lässt und 2. wem dieser geisterbahn-artig aufgebauten plot irgendwie vertraut vorkommt, der ist halt nicht gerade geflasht von diesem machwerk.
sully (clint eastwood, 2016)
es ist immer wieder herzzerreißend wie viel eastwood für "everyday's heroes" übrig hat und wie er sie filmisch würdigt, sei es anhand authentischer geschichten (wie hier, "captain phillips" oder richard jewell) oder fiktiver (z.b. "million dollar baby" oder "gran torino"). mag er konservativ bis zum anschlag sein, aber die einfachen leute sind ihm halt nicht egal. und dafür schätze ich ihn sehr. sully gehörte als pilot natürlich eher zu den privilegierten, aber gegen die fluglinie, bei der er angestellt ist, hat er rechtlich kaum eine chance ... aber seht selber. eine fast schon nüchterne inszenierungen - immer wieder durchbrochen von den telefonaten sullys mit seiner frau (hinreißend: laura linney) - mit einem fantastischen tom hanks (für mich die bisherige rolle seines lebens). ein sehr sehr guter film!
Billie Eilish: The World's a Little Blurry (USA 2021, R: R.J. Cutler, D: Billie Eilish, Finneas O'Connell, Maggie Baird) Damit ist dann mein Apple-TV+-Abo vollbracht. Ich habe alles gesehen, was ich sehen wollte. Die Doku über Billie Eilish, von Privataufnahmen ab 2015, als "Ocean Eyes" erstmals im Radio gespielt wurde, bis zur Grammynacht erstreckt sich der Film, der zeigt, wie wahnsinnig diese Jahre für Billie Eilish gewesen sein müssen. Die Kindheit war schon keine normale, die Eltern, beide selbst in der Kulturbranche, u.a. als Schauspieler tätig, haben die beiden Kinder selbst unterrichtet. Andere Menschen scheint Billie Eilish kaum zu kennen als Mutter, Vater und Bruder. Wir sehen die berühmten Aufnahmen des Debütalbums im Zimmer von Finneas. Wir sehen Billie Eilish, die über ihre Depressionen spricht und wie sie erzählt, dass sie sich noch vor Jahren geritzt hat. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich so alt werde, wie ich jetzt bin", sagt sie einmal. Wir sehen sie auch zwei- oder dreimal mit ihren Tourette-Ticks. Die Kamera hält in Mailand drauf, als sie sich zu Beginn des Konzerts die Bänder am Knöchel reißt. Noch mehr hält Eilish dann selbst drauf, als sie sich die Szene bei YouTube immer wieder anschaut und vor und zurückspult. Wir erfahren auch, dass Eilish einen Boyfriend hatte, den Rapper 7:AMP. Und wir sehen die berühmte Szene, in der sie, die von Millionen jungen Menschen angehimmelt wird, selbst noch mal Fan ist: Beim Ariana-Grande-Konzert des Coachella-Festivals trifft sie vor der Bühne auf ihren Schwarm Justin Bieber und bekommt einen Heulanfall. Es gibt noch mehr memorable Szenen, etwa die, als man Mitleid mit ihr hat, dass sie nach einem Konzert noch durch ein Meet-and-Greet mit Firmenbossen muss. Und dann natürlich, als ihr Vater sie schweren Herzens zur ersten Alleinfahrt mit dem Auto schickt und ihr Tipps gibt, die jeder Vater seinem Teenagerkind gibt. Tolle Doku. 8/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Alice Júnior (2019) Pride Pictures in Karlsruhe - schon zum 28. Mal werden queere Filme aller Art gezeigt, alles ehrenamtlich organisiert, von der Szene für alle. Tolle Reihe! Gestern war Eröffnung und ich hab mir "Alice Júnior" angesehen, eine sehr gelungene brasilianische Coming-of-Age-Komödie um ein Transgender-Mädchen, das seine glitzernde, witzige YouTube-Welt aus der Heimat Recife in das winzige Kaff Araucárias do Sul übertragen muss. Anfangs klappt das gar nicht, sie wird an der neuen (katholischen) Schule absichtlich und durchgängig als Junge misgendert und gemobbt. Jetzt muss sie einen Weg finden, nicht völlig unterzugehen. Und geküsst wurde sie ja auch noch nie, ein weiteres Projekt, das Alice angehen will! Der Film ist bunt, ein bisschen quietischig, stellenweise herrlich überdreht, aber immer wieder auch anrührend und traurig. Insgesamt bietet er viel Ermutigung für trans Personen und viel Verständnis für junge Menschen und deren verwirrende Lebenswelt - fernab von Queerness jeglicher Art ist das Aufwachsen an sich schließlich schon schräg genug. Ich habe den Film sehr genossen und schaue ihn mir sicherlich bei Gelegenheit mal wieder an.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
so langsam werde ich doch noch zum western-fan - nachdem mich mein vater in frühester kindheit und jugend mit dem genre übersättigt hatte ... (es wurde grundsätzlich jeder western geguckt, der gerade lief - hängen geblieben sind davon nur ganz wenige und ich hatte für ziemlich lange zeit die schnauze voll davon). hier sind starke frauen die hauptpersonen. nein, nicht der titelgebende johnny guitar (sterling hayden), sondern joan crawford als vienna und ihre widersacherin emma (mercedes mccambridge) - und dieses duell ist hochspannend, actionreich und prächtig inszeniert. vor allem crawford ist eine absolute wucht. muss man gesehen haben.
rabid (david cronenberg, 1977)
yo, der frühe cronenberg, so wie man es sich wünscht: ein schmieriger b-movie mit reichlich ekeleffekten, aber eben auch verdammt gut gemacht mit erstaunlich visionärem gehalt (kleiner tipp: es geht um eine epidemie). fun fact: pornostar marilyn chambers in ihrer ersten "ernsthaften" rolle - und das hat sie ziemlich gut gemacht.
east of eden (elia kazan, 1955)
mal vor urzeiten gesehen und ich hatte - wie sich zeigte - kaum noch eine erinnerung daran. nun ja, und es ist ganz klar ein james dean-film. sein erster und er trägt ihn fast im alleingang. das heißt nicht, dass die anderen schauspieler schlecht waren - im gegenteil: julie harris, raymond massey und jo van fleet (die sogar einen oscar dafür erhielt) sind brilliant, aber dean überstrahlt mit seiner, zwischen zerbrechlich und überkandidelt bis aggro changierenden performance einfach alles. meine güte, was hätte aus ihm werden können. scheiß autos.
nico, 1988 (susanna nicchiarelli, 2018)
leider singt trine dyrholm nicht annähernd so wie nico - auch wenn sie es ehrlich versucht. das ist aber auch nur einer der wenigen kritikpunkte an diesem film über die letzten 3 lebensjahre von christa päffgen. denn ansonsten haben sich die filmemacher - denke ich - wirklich viel mühe gemacht, diese kontroverse künstlerin adäquat darzustellen (heroinsüchtig war sie wohl aber - entgegen der darstellung - über die gesamte abgedeckte zeit nicht mehr). sehr schön auch die flashbacks, die aus dokumentarischem material aus dem fundus von jonas mekas montiert wurden. für mich ergab sich da auf jeden fall ein recht stimmiges bild.
"Nico, 1988" musste ich nach der Hälfte ausmachen. Unerträgliche Person, und den Film selbst fand ich sehr langweilig. Denke, man sollte zumindest einen Bezug zu ihrer Musik haben.
Zu "East Of Eden": Ich finde den etwas weniger gut. Liegt vermutlich daran, dass ich den Roman gelesen habe und große Teile davon nicht auf der Leinwand wiederfinde.
Zitat von Olsen im Beitrag #4107"Nico, 1988" musste ich nach der Hälfte ausmachen. Unerträgliche Person, und den Film selbst fand ich sehr langweilig. Denke, man sollte zumindest einen Bezug zu ihrer Musik haben.
ich möchte auch nicht unbedingt näher mit ihr zu tun gehabt haben, aber ihre musik schätze ich und daher war er für mich sehr interessant, wenn auch manchmal schwer erträglich. aber einen feel-good-movie hab ich auch nicht erwartet.
schade! nico solo ist zwar schon sehr speziell (abgesehen von "chelsea girl"), aber velvet underground ignorieren ist fast schon ein wenig selbstbeschneidung.
Zitat von BadBrain im Beitrag #4099ja, die soundtracks haben es mir aucvh sehr angetan. er hat dafür die göttlichen o'jays gewinnen können. und die könnten kaum frischer klingen.