Zitat von kafkaktus im Beitrag #4499Drogen und Rausch gehören zur Menschheitsgeschichte - und das wird sich auch nicht ändern [...] sie sind eben auch für einen Zustand verantwortlich, den viele als positiv empfinden und suchen.
Das ist auf jeden Fall so ... böse Zungen behaupten ja, der Mensch sei nur deshalb sesshaft geworden, um Bier in großen Mengen produzieren zu können ...
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
die beste „rom com“ der letzten jahre. meinentwegen auch das beste generationenportrait der letzten jahre. mit diesen superlativen für den film hätte ich keine probleme. objektiv kann man ein bezauberndes portrait von oslo und eine meisterleistung der hauptdarstellerin renate reinsve festhalten. wer sich für das leben und die liebe interessiert, ist hier richtig.
The Peanut Butter Falcon Indiefilm-Malen-nach-Zahlen, aber es kommt ein ganz brauchbares Ergebnis mit einigen schönen Szenen dabei heraus. Ob es unbedingt noch gewalttätige Rednecks gebraucht hätte, lasse ich mal dahingestellt. (7/10)
The Unforgivable Norah Fingscheidts „Systemsprenger“ schiebe ich immer noch vor mir her, weil ich glaube, dass mir der psychisch zu hart ist. Ihr zweiter Spielfilm ist allerdings auch kein Kind von Sonnenschein, mein lieber Herr Gesangsverein. Die beklemmende Atmosphäre hält sich von Anfang bis Ende, ich musste hin und wieder pausieren, weil es mir zu viel wurde. Die schlechten Kritiken kann ich nicht nachvollziehen. Ja, die Handlungszuspitzung zum Schluss hin hätte man sich sparen können, aber unterm Strich hat mich „The Unforgivable“ überzeugt. (8/10)
Mistress America Generationenkonflikt – Der Film. Für mich jedenfalls, denn ich habe mich selten so alt gefühlt wie hier. Was diese Leute sagen, wie diese Leute das sagen, überhaupt diese ganzen unsympathischen Figuren, das findet alles in einem anderen Universum als meinem statt. Oder, und diese Möglichkeit wird von Film zu Film immer wahrscheinlicher, ich mag Greta Gerwig und ihre ganzen Manierismen einfach nicht. Für die richtige Zielgruppe ist das aber bestimmt ein toller Film. (5/10)
Die Bartholomäusnacht (La reine Margot) Was für ein wilder Ritt, was für ein physischer Film! In fast jeder Szene wuseln fünfzig Leute durcheinander, man wirft sich an Wände, wühlt sich durch Betten, rennt durch Räume und Gänge, metzelt Leute brutal nieder. Es ist alles komplett ungezügelt. Inhaltlich habe ich das nicht immer verstanden, weil mir das Geschichtswissen fehlt, aber man wird schnell in diese höfische Welt voller Intrigen und vor allem die Energie dieser Inszenierung hineingezogen. Angesehen habe ich mir das Ding wegen Goran Bregovics bemerkenswerter Filmmusik, aber die geht in dem ganzen optischen Getöse schon fast unter. Muss man mal gesehen haben. (8/10)
Dune (2021) Das Negative zuerst: Die Soundabmischung ist das nackte Grauen. Hans Zimmers Score ist dermaßen präsent und dermaßen laut im Vordergrund, dass man ständig mit der Fernbedienung herumhantiert. Das hat mich bei „Interstellar“ auch schon ge nervt. Lässt sich Zimmer das inzwischen in seine Verträge schreiben? Bin jedenfalls froh, den Film doch nicht im Kino gesehen zu haben, sonst wäre ich jetzt taub. Aber davon abgesehen: Überraschend gut, ich habe weniger erwartet. Die Geschichte wird atmosphärisch spannend und auch unerwartet düster erzählt. Wenn man den Roman nicht kennt, ist sie zudem viel nachvollziehbarer als die Variante von David Lynch. Villeneuve nimmt sich zum Glück die Zeit, auch ruhige Szenen zu inszenieren, die bitter nötig sind, um den beachtlichen Schauwerten Substanz zu verleihen. Also, Teil zwei kann kommen. (8/10)
Dune (2021) Das Negative zuerst: Die Soundabmischung ist das nackte Grauen. Hans Zimmers Score ist dermaßen präsent und dermaßen laut im Vordergrund, dass man ständig mit der Fernbedienung herumhantiert. Das hat mich bei „Interstellar“ auch schon ge nervt. Lässt sich Zimmer das inzwischen in seine Verträge schreiben? Bin jedenfalls froh, den Film doch nicht im Kino gesehen zu haben, sonst wäre ich jetzt taub.
äh, nö. vielleicht funktioniert die soundabmischung ja im wohnzimmer nicht, so wie sie es im kino sehr wohl tut. mir ist auf jeden fall nix negativ aufgefallen. aber womöglich höre ich das genau so wenig, wie zu laut abgemischte alben. auch wieder gut für mich. denn ich hätte es sehr bereut, den nicht auf der großen leinwand zu sehen.
Ich fand Zimmer ja auch fast schon zu imposant. Aber vielleicht kann ich ihn auch einfach nicht mehr hören.
An "Die Bartholomäusnacht" habe ich sehr gute Erinnerungen, denn den Film hatte ich zufällig zu dem Zeitpunkt gesehen, als wir in Geschichte über diese Zeit gesprochen haben und plötzlich war ich a) interessiert und habe b) auch noch was verstanden!
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Dune (2021) Das Negative zuerst: Die Soundabmischung ist das nackte Grauen. Hans Zimmers Score ist dermaßen präsent und dermaßen laut im Vordergrund, dass man ständig mit der Fernbedienung herumhantiert. Das hat mich bei Interstellar auch schon ge nervt. Lässt sich Zimmer das inzwischen in seine Verträge schreiben? Bin jedenfalls froh, den Film doch nicht im Kino gesehen zu haben, sonst wäre ich jetzt taub.
äh, nö. vielleicht funktioniert die soundabmischung ja im wohnzimmer nicht, so wie sie es im kino sehr wohl tut. mir ist auf jeden fall nix negativ aufgefallen. aber womöglich höre ich das genau so wenig, wie zu laut abgemischte alben. auch wieder gut für mich. denn ich hätte es sehr bereut, den nicht auf der großen leinwand zu sehen.
So ging es mir auch. Abmischung und Musik passten bestens zu den physisch erdrückenden Bildern.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
che: part one & part two (steven soderbergh, beide 2008)
tour de force durch die höhepunkte in che guevaras leben und wirken (teil 1: die kubanische revolution) und seinen finalen niedergang (teil 2: der bolivianische guerillakrieg). soderbergh beherzt hier konsequent die alte kino-maxime "show don't tell". nix wird dem zuschauer darüber, was sich die akteure zu sagen haben, hinaus erzählt und das hört sich ziemlich realistisch an, ist oftmals in der flut von ereignissen, zwischen denen auch noch spotlight-artig hin und her gehüpft wird (v.a. in teil 1), schwierig nachzuvollziehen und doch verliert man nie den roten faden, weil er es ganz gut schafft, des zusehers rübe so zu trainieren, dass er sich die weißen flecken selbst ausmalen kann. schön auch, wie viel augenmerk nicht nur auf die kämpfe und politischen diskussionen und rangeleien gerichtet wurde, sondern auch auf den schnöden alltag der revolutionäre: lebensmittel und medikamente auftreiben, camps bauen, rekruten anheuern und ausbilden, ... . bemerkenswert auch die unterschiede in ton und atmosphäre der beiden filme - natürlich der unterschiedlichen thematiken geschuldet: einerseits der schwer erkämpfte aber triumpfale sieg in kuba und andererseits das zähe ringen, der immer härtere überlebenskampf und die sich verschärfende aussichtsolsigkeit des unterfangens in bolivien. und das alles wird zusammengehalten durch einen brillanten benicio del toro und soderberghs handwerkliche perfektion. viel mehr kann man von einem so monumentalen biopic eigentlich nicht erwarten.
la fille coupée en deux (claude chabrol, 2007)
chabrol am ende seiner laufbahn und seines lebens nochmal in hochform. eine einerseits selbstbewusste, aber dann doch wieder zerbrechliche junge, aufstrebende fernsehmoderatorin verliebt sich in einen vergleichsweise steinalten schriftsteller, wird aber auch von einem reichen nichtsnutzigen schnösel umworben - einer widerwärtiger als der andere. angeblich ein thriller, aber eigentlich geht es chabrol eher wieder mal darum, das französiche großbürgertum und die intellektuellen-szene - beide arrogant und dekadent bis zum anschlag - auseinander zu nehmen und das tut er auf sehr amüsante weise, ohne zweifel mit der größten sympathie für die hauptfigur (ludivine sagnier ), aber sie hat durchaus auch ihre lektion zu lernen. neben ihr brilliert benoît magimel - zwischen schleimiger großmannssucht und selbstmitleid und auch das restliche personal protzt und zickt und quengelt zu unserem besten vergnügen. gibt's gerade in der arte mediathek.
Ah, The Unforgivable fand ich auch ganz großartig. Wollte den hier eigentlich empfehlen, hab das aber vermutlich doch vergessen... Wirklich kein fröhlicher Film, aber berührend und nachvollziehbar und spannend.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Zitat von Olsen im Beitrag #4504 Dune (2021) Das Negative zuerst: Die Soundabmischung ist das nackte Grauen. Hans Zimmers Score ist dermaßen präsent und dermaßen laut im Vordergrund, dass man ständig mit der Fernbedienung herumhantiert. Das hat mich bei „Interstellar“ auch schon ge nervt. Lässt sich Zimmer das inzwischen in seine Verträge schreiben? Bin jedenfalls froh, den Film doch nicht im Kino gesehen zu haben, sonst wäre ich jetzt taub. Aber davon abgesehen: Überraschend gut, ich habe weniger erwartet. Die Geschichte wird atmosphärisch spannend und auch unerwartet düster erzählt. Wenn man den Roman nicht kennt, ist sie zudem viel nachvollziehbarer als die Variante von David Lynch. Villeneuve nimmt sich zum Glück die Zeit, auch ruhige Szenen zu inszenieren, die bitter nötig sind, um den beachtlichen Schauwerten Substanz zu verleihen. Also, Teil zwei kann kommen. (8/10)
8/10 hat der Film auch von mir bekommen.
Die Soundabmischung ist in der Tat nicht so gut gelungen, als dass die Dialoge wieder einmal zu leise, der Sound und der Score im Verhältnis dazu viel zu laut abgemischt wurden. Das ist aber kein spezifisches "Dune"-Problem, sondern heutzutage leider üblich.
Ich nehme an, dass derartige Abmischungen einem jungen Publikum zugeschnitten sind, die am ehesten durch solche Filme angesprochen werden sollen. Das junge Publikum erscheint heutzutage durch multimediale Überfrachtung derart abgestumpft, dass sie durch Effekte und Score quasi "angeschrien" werden müssen, um noch einen Effekt zu erzielen.
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Zitat von CHX im Beitrag #4512Das junge Publikum erscheint heutzutage durch multimediale Überfrachtung derart abgestumpft, dass sie durch Effekte und Score quasi "angeschrien" werden müssen, um noch einen Effekt zu erzielen.
Sätze mit "jung", "heutzutage" und "abgestumpft" sagen in aller Regel mehr über den Schreibenden als über die Beschriebenen. Das ist in der Pauschalität und Wertung fast immer falsch und nie zielführend. Vielleicht sind es ja auch die alten Leute, bei denen sich ein vor 40 Jahren geprägter, unbeweglicher Geschmack mit schlechterem Hör- und vor allem Diskriminationsvermögen paart? Ich weiß, genau so polemisch wie das, was ich kritisiere.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."