Ich schrieb das allein von meiner Warte aus. Ich hab mir mit 18 oder 19 irgendwelche Splatterfilme angeschaut, um mir was zu beweisen, brauche das aber heutzutage nicht mehr. Und ich weiß, daß Faschismus nicht gut ist, ohne dabei zuzusehen, wie Leute Scheiße essen. Das heißt nicht, daß ich ein Verbot dieser Filme fordere, das wäre nämlich Ignoranz. Ich will mir das einfach nicht ansehen, weil ich da für mich persönlich keinen Gewinn daraus ziehe. Wer das aber tun will, soll das tun. Davon abgesehen habe ich in dreißig Jahren in meinem Job soviel wirklich bockwiderliche Dinge gesehen, daß in meiner Freizeit mein Bedarf an Scheußlichkeiten gedeckt ist.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
na ja, aber du hast ja schon implizit behauptet, dass menschen, die einen gewinn oder eine erkenntnis aus diesen filmen ziehen, das aus irgendwelchen niederen beweggründen tun. und dagegen sperre ich mich. vehement.
Ich möchte noch einmal betonen, dass, unabhängig ob man den nun mag oder nicht, bzw. ob man ihn sehen will oder nicht, „Antichrist“ nicht irgendein Quatsch ist, in dem es nur darum geht, möglichst krass zu sein. Man kann von Lars von Trier halten, was man möchte, aber er schafft es mit seinen Filmen, extreme Erfahrungen herzustellen, und damit meine ich keine albernen Horroreffekte, wie es außer ihm kaum jemand schafft. Man muss das nicht mögen, ich empfehle das auch sicher nicht jeder und jedem, aber ich finde, das einfach als Kunstkacke abzutun, wird der Sache nicht gerecht.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
die frage ist halt, aus welchen gründen man sich mit vorsatz unter aufwendung von geld und zeit einer künstlich erzeugten extremen erfahrung aussetzt (die in diesem fall ja nicht mal eine echte erfahrung ist, wie es zB ein bungee jump oder eine fahrt in so einer NASA-zentrifuge wäre). mit 18 hab ich mir solche filme auch angesehen - in meiner wahrnehmung war mein leben bis dahin eher arm an extremen erfahrungen, und ich hatte wohl irgendwie das bedürfnis, welche zu erleben. heute stelle ich mir genau die gleiche frage wie der king, und verzichte privat auf filmische nahtoderlebnisse (beruflich bin ich ja doch ab und zu dazu verpflichtet), weil ich keinerlei mehrwert für mich daraus ziehen kann.
genau das. ich z.b. bin kein großer freund von anime, martial arts, fantasy, musicals oder fernsehserien, erkenne aber durchaus an, dass in diesen genres bzw. formaten auch große kunstwerke zu finden sind und wer freude daran hat, soll solche filme/serien genießen. that's what vielfalt is for.
Zitat von Lumich im Beitrag #4792Es ist die Abwertung, die mich stört
Es war nicht als Abwertung gedacht. Ich schrob ja auch, wer da einen Gewinn draus zu ziehen vermag, soll das tun, und das war ernstgemeint. Ich erkenne ja auch in "Night Of The Living Dead" eine sozialkritische Komponente und habe mich immer geärgert, wenn mich Ahnungslose deswegen aufzogen. Nur muß ich wirklich nicht mehr alles haben, weil ich es in meinem Fall nur anschauen würde, um mir selbst was zu beweisen. Das war mein eigentlicher Punkt. "Die 120 Tage" mögen als große Kunst gelten, und ich habe mal eine gängige erläuternde Zusammenfassung im Internet gesehen, aber diese Folterszenen haben mir so zugesetzt (und die waren in der Zusammenfassung stark gekürzt), daß ich zu dem Ergebnis kam, das echt nicht zu brauchen. Davon abgesehen, daß die Realität schon kaum zu ertragen ist; da bin ich komischerweise aber eher bereit, mich ihr zu stellen (in Form von Dokumentationen etc.), weil ich vor Tatsachen nicht flüchten will und mich dadurch persönlich entwickelt habe; aber als pure Fiktion empfinde ich das für mich als verzichtbar.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Gestern abend gesehen: "Der schlimmste Mensch der Welt". Die ersten drei Viertel dachte ich: die Wirrnisse und Nöte einer 28 bis 30-Jährigen sind nicht das, was ich in meinem AlteSäckeAlter noch erzählt bekommen muss - auch wenn es wirklich schön ruhig gemacht ist und von richtig guten Schauspielern erzählt wird.
Aber das letzte Viertel drehte den Film dann doch ziemlich um, und dann war es gut, die ersten drei Viertel so erzählt bekommen zu haben. Ich bin sehr zufrieden aus dem Kino raus, und denke jetzt immer wieder an den Film. Wirklich gut. (Ich hab in Norwegisch mit deutschen Untertiteln gesehen, kann also nichts über die Qualität eine Synchronisation sagen).
Das Gruseligste, was ich je gesehen habe. Nein, nicht der Film, sondern Stallones geliftete Fresse. Ein großer Charakterdarsteller war er ja nie, aber nun zuckt in der gestrafften Visage wirklich kein Muskel mehr. Ein Urgestein aus Büffelleder. Die Story: völlig Banane. Ein halbtoter Rentner nimmt es allein mit einem mexikanischen Drogenkartell auf, wobei ihm eine Journalistin hilft, die genauso grundlos auftaucht, wie sie wieder verschwindet. Am Ende baut er mal kurz im Alleingang eine Farm zu einer kompletten Festung voller Todesfallen aus. Zwischendurch stirbt ein Mädchen, für die er eine Art Vaterersatz ist, und es wird mal kurz emotional, was dann aussieht, als würde der Steinbeißer aus der "Unendlichen Geschichte" versuchen zu weinen. Ich gebe zu, daß ich den allerersten "Rambo" auch heute noch mag, bevor es immer debiler wurde. Das hier ist aber nichtmal mehr unfreiwillig komisch, sondern nur noch zum Fremdschämen.
2/10
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Ich habe Rambo 1 vor wenigen Jahren zum ersten Mal gesehen und war sehr positiv überrascht - das ist ein guter Film, finde ich. Danach habe ich mit Rambo II angefangen und ziemlich schnell wieder aufgehört. Seitdem umfahre ich das Franchise großräumig.
im französichen argot bedeutet "la daronne" "die alte" und so wird sie im film auch permanent genannt. aber klar, dass man den film im deutschen dann "eine frau mit berauschenden talenten" nennen muss. und so stellte ich mir ursprünglich die frage, ob isabelle huppert jetzt in irgendwelchen klamauk-filmchen mitspielt. aber nein, weit gefehlt, es handelt sich dabei zwar tatsächlich um eine (krimi/gauner-)komödie, aber um eine durchaus geistreiche, spannende und - wie nicht anders zu erwarten - toll gespielte. ein paar kritikpunkte habe ich zwar, z.b. die recht stereotype, aber immerhin nicht unsympathische darstellung von arabisch- und asiatischstämmigen kleinkriminellen und den etwas zähen beziehungsplot der alten mit ihrem chef, aber dadurch muss man sich den spaß nicht vermiesen lassen.
don't worry, he won't get far on foot (gus van sant, 2018)
biopic über den, mir nicht bekannten, cartoonisten john callahan, der in jungen jahren - hauptsächlich seiner alkoholsucht geschuldet - im rollstuhl landet und danach mehr schlecht als recht, durch die teilnahme an einer selbsthilfegruppe und die entwicklung seines künstlerischen talents versucht, wieder ins leben zurück zu finden - sehr schön non-linear und ohne viel exposition inszeniert und mal wieder mit einem joaquin phoenix in hochform. und auch der sonstige cast ist bemerkenswert und richtig gut: jonah hill als sein selbsthilfementor, rooney mara in der rolle seiner freundin, jack black als saufkumpan und beth ditto, kim gordon, udo kier und mark webber als weitere mitglieder der selbsthilfegruppe ... und carrie brownstein hat auch eine kleine rolle. keins von van sants großwerken, aber doch war ich sehr positiv überrascht, nachdem der film damals so gar keine resonanz erhalten hat.
beach rats (eliza hittman, 2017)
der vorgängerfilm zum fabelhaften "never rarely sometimes always"; ebenfalls ein teenager-drama - in diesem fall über einen jungen, der mit familiären problemen, drogensucht und vor allem mit seiner sexualität zu kämpfen hat. das hat man alles vielleicht schon ein bisschen zu oft gesehen, aber der film lohnt trotzdem dank der trocken-minimalistischen erzählweise, seiner optischen qualitäten und der tollen schauspielerischen leistung des hauptakteurs harris dickinson, der ja auch eine der hauptrollen beim palme d'or-gewinner "triangle of sadness" inne hat.
the quiet earth (geoff murphy, 1985)
neuseeländisches low-budget-endzeit-drama. ein wissenschaftler erwacht eines morgens und stellt fest, dass er scheinbar der einzige mensch ist, der nach einer namenlosen katastrophe übrig geblieben ist. es folgen ausschweifung und depression und just als er dem und sich ein ende setzen will, kommt alles ganz anders und der film biegt in eine richtung ab, die einerseits notwendig ist, aber andererseits auch ein bisschen den zauber der ersten hälfte verliert. die etwas konventionellere erzählung die dann stattfindet, gipfelt dann aber in einem ende, die einen (oder mich zumindest) wieder komplett versöhnt, so wie komplett ratlos zurücklässt. ich liebe ja solcherlei mindfuck, auch wenn da nicht alles kohärent ist.
Zitat von Johnny Ryall im Beitrag #4770Ich glaube, in dem Fall läuft das unabhängig davon. Man ist wohl so ziemlich durch mit allen möglichen Remake- oder Fortsetzungsmöglichkeiten und dann kommt halt das dabei raus.
Warten wir es ab.
Das rechte Nachrichten-Netzwerk "Breitbart" feiert "Top Gun: Maverick" übrigens kräftig ab, weil er gottlob "kein bisschen woke" sei, sondern "Zeugnis amerikanischer Exzellenz". Ein Grund mehr, den Film zu meiden ...
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)