Zitat von Olsen im Beitrag #5069Blue Valentine Weiß nicht, wo ich beim ersten Sehen in meinem Kopf war, aber dieses Mal hat dieser Film hart zugeschlagen.
horror-b-movie, so schrottig wie ideenreich, bei aller billigkeit, visuell zum teil recht beeindruckend. story und schauspiel lassen doch einiges zu wünschen übrig, aber es ist durchaus ersichtlich, warum der im nachhinein an reputation gewonnen hat. joa, kann man machen.
nordsee ist mordsee (hark bohm, 1976)
ob herrndorf/akin vor "tschick" da mal reingeschaut haben? die ausgangssituation ist zwar eine komplett andere, aber es entwickelt sich eine ähnlich unwahrscheinliche jungsfreundschaft, die sich hier nicht im auto abspielt sondern auf diversen segelbooten und die ist ähnlich lustig, tragisch, chaotisch und manchmal melancholisch wie im "nachfolger".
official competition (mariano cohn, gaston duprat, 2021)
pharma-magnat möchte sich auf die alten tage unbedingt mit dem besten film aller zeiten ein denkmal setzen und heuert als regisseurin die neurotische, aber in arthouse-kreisen schwer erfolgreiche lola (penelope cruz) an, dazu den in ähnlichen sphären schauspielenden ivan (oscar martinez), sowie den arroganten weltstar und womanizer felix (antonio banderas) und was sich diese 3 in der vorbereitung des films einander bieten ist schlicht und einfach zum wegschmeißen irre und komisch. dabei begeistern nicht nur die tollen schauspieler sondern auch das kluge und mitreißende skript, bei dem alle beteiligten und auch das system dahinter ordentlich ihr fett abbekommen. großartig!
accidental luxuriance of the translucent watery rebus (dalibor baric, 2020)
*ächz* schwer avantgardistische filmcollage mit beeindruckenden visuals aus stark verfremdeten filmsequenzen, mal pseudo-naiven, dann wieder technisch ambitionierten animationen, begleitet von viel sinnfreiem gebrabbel, dem mithilfe der untertitel schwer zu folgen ist und aus dem sich mehr schlecht als recht ein unterliegender plot destillieren lässt. trotzdem faszinierend, auch wenn das als kurzfilm eher getaugt hätte, als dieses auf spielfilmlänge aufgeblasene spektakel.
cléo de 5 à 7 (agnes varda, 1962)
2 stunden aus dem leben von cléo, zusammengekürzt auf 1 1/2 - und man möchte kein minute missen. cléo ist eine chanson-sängerin, erfolgsverwöhnt, hat eigentlich alles, aber sie erwartet das ergebnis einer medizinischen untersuchung, das evtl. existenziell bedrohlich sein könnte. die diffuse angst begleitet sie durch diesen - alltäglichen - tag und setzt so einiges in bewegung ... und dann hat sie eine begegnung, die alles über den haufen wirft und die mich - ohne viel verraten zu wollen - völlig aus der distanz zu diesem film gerissen hat. mehr als das - und dass ich ihn un-be-dingt und aus-drück-lich empfehle - möchte ich gar nicht verraten. meisterwerk!
oh, was hatte ich anfangs bedenken, bei dieser bittersüßen romanze, bei der wirklich alle dialoge gesungen werden, denn mit musicals hab ich so meine schwierigkeiten. aber schon die visuelle brillanz, die tollen farben, die bildideen haben mich sehr schnell eingenommen und so konnte ich mich auch recht bald mit all dem geträller abfinden, zumal es sich deutlich vom typischem musical-stil unterscheidet und tatsächliche dialoge musikalisch kongenial umsetzt. letztendlich war ich komplett verzaubert, v.a. auch wegen catherine deneuve in ihrer ersten wirklich großen rolle.
foolish wives (erich von stroheim, 1922)
von stroheim war wohl eines der ersten enfants terribles hollywoods. dieser film war in der intendierten fassung 8 stunden lang und hat das 4-fache seines ursprünglich veranschlagten budgets aufgefressen. die fassung, die dann ins kino kam, war dann nur noch halb so lang wie diese restaurierte version von knapp 2 1/2 stunden und die weist schon einige lücken auf, die den plot zeitweise erheblich stolpern lässt. nichtsdestotrotz, man erkennt, wie großartig die vision und das können dieses filmemachers war und ist ein trauriges indiz, wie unser härrlisches heimatland sein durchaus vorhandenes künstlerisches potenzial im filmbusiness auf dem altar ideologischer verblendung geopfert hat.
durch den olivenhain (abbas kiarostami, 1994)
hab ich überhaupt nicht verstanden - diesen film. gut, da gibt's durchaus großartige szenen, einstellungen, bilder und die plot-idee hat auch was, aber ey - ein film über einen film, bei dem gezeigt wird, wie manche takes fünfmal exakt gleich wiederholt werden, weil schauspieler*innen ihren text nicht so aufsagen wollen oder können, wie er vorgegeben ist ... neee, da gibt's keinen exoten- oder elendsbonus, das ist meiner meinung nach einfach nur langweilig, repetitiv und stinkfaules skript writing.
irma vep (olivier assayas, 1996)
nun ja, wenn's ums filmen übers filmemachen geht, oute ich mich dann doch lieber als fan des europäischen ansatzes - hier des französischen. alternder regisseur (jean-pierre léaud) versucht sich am remake eines stummfilm-klassikers und engagiert maggie cheung (spielt quasi sich selbst) für die hauptrolle. wirklich durchdacht ist dieses projekt nicht und die spannungen und intrigen innerhalb des filmteams machen's nicht leichter. auch maggie driftet in dieser umgebung zusehends ab. und das ist sehr amüsant umgesetzt, brilliant inszeniert und toll gespielt.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #5074nichtsdestotrotz, man erkennt, wie großartig die vision und das können dieses filmemachers war und ist ein trauriges indiz, wie unser härrlisches heimatland sein durchaus vorhandenes künstlerisches potenzial im filmbusiness auf dem altar ideologischer verblendung geopfert hat.
Ich möchte noch einen Schritt weitergehen: Bis heute haben wir keine vernünftige Filmpflege in Deutschland, das besitzt offensichtlich keinen Wert. Sowas wie die Criterion Collection suchst du hierzulande vergeblich, so dass viele deutsche Filmklassiker niemals ein Publikum finden können. Als ich vor 15 Jahren zum ersten Mal "Nosferatu" bei einer Open-Air-Aufführung sah, gab es keine deutsche DVD-Veröffentlichung dieses Films. Keine einzige. Das hat sich mittlerweile glücklicherweise gegeben, aber die Problematik besteht weiter.
Starlet Sean Baker macht die glaubwürdigsten Filme der jüngeren Zeit. So glaubwürdig, dass man sie kaum von Dokumentationen unterscheiden kann und ich mich jedes Mal frage, wer dafür ins Kino geht. Es geht immer um Menschen am unteren Rand der Gesellschaft, die sich irgendwie durchschlagen müssen. "Starlet" ist keine Ausnahme und auf seine eigene Weise wieder so deprimierend, dass mir ein Durchgang vermutlich genügt. Aber einmal sollte man. (8/10)
Zitat von Olsen im Beitrag #5080Ich verstehe nie, was daran negativ sein soll, wenn etwas sentimental ist oder darauf abzielt, Trauer oder Mitleid beim Publikum zu erwecken.
falls ich dir da zu nah getreten bin, dann war es keine Absicht, auch ich bin für Sentimentalitäten empfänglich, wünsche mir, dass Liebende sich finden, oder empfinde Mitgefühl für die "Darsteller von Leid".
"Nowhere Special" ist gut gemacht, und nicht zu rührselig, obwohl der Plot offensichtlich das Herz erweichen soll. Ich hab den Film für meine Frau ausgesucht, und war dann auch (halbwegs) angetan.
Zitat von Cohle im Beitrag #5083 falls ich dir da zu nah getreten bin, dann war es keine Absicht
Nein, keine Sorge. Es war nur eine informative Frage, weil ich dein Argument in Filmdiskussionen öfter lese.
ok :)
meinen Eltern geht es nicht gut, nun fällt mir auf, dass unsere Kultur was Trauer betrifft keine Hilfe ist, und fühle mich mit diesem Thema allein. Trauer ist eine harte Nuss, kann tief erschüttern und verändern, evt wird sie daher gern umschifft oder verpönt.