fühlt sich zunächst mal wie die französische version von "spotlight" an, aber die missbrauchsfälle samt vertuschung durch die kirche wurden von anfang an durch die opfer aufgedeckt und aufgearbeitet und dementsprechend wird vor allem deren perspektive eingenommen. das tolle daran ist, dass sich ozon die zeit nimmt, die geschichten von drei männern zu erzählen - drei unterschiedliche leidenswege, wie sie damit umgegangen sind, was diese furchtbaren verbrechen mit ihnen angerichtet haben und wie sie es schließlich schaffen, etwas zu bewegen, damit diese scheiße endlich ans licht kommt. aus meiner sicht eine einfühlsame wie kämpferische umsetzung dieses mehr als unangenehmen themas.
drag me to hell (sam raimi, 2009)
von mir leider bisher vollkommen übersehenes horror-spektakel eines meiner lieblingsregisseure des genres und vor den von mir heißgeliebten "evil dead"-filmen muss der sich ganz und gar nicht verstecken, da fast genauso überkandidelt, aber entsprechend seines hinzugewonnenen standings sehr viel wertiger inszeniert und gefilmt. schade, dass alison lohman, die diesen film schauspielerisch fast im alleingang trägt, ihren beruf danach mehr oder weniger an den nagel gehängt hat. ich denke, sie hätte potenzial für durchaus großes gehabt.
color out of space (richard stanley, 2019)
in einsamen wäldern zurückgezogen lebende familie wird eines nachts durch den einschlag eines kleinen, seltsam leuchtenden meteoriten konfrontiert. nach und nach verändert sich nicht nur ihre unmittelbare umwelt, sondern auch ihr eigenes verhalten und die beziehungen untereinander. die story basiert auf einer erzählung von h.p. lovecraft und hat nicolas cage in der hauptrolle am start. ein bisschen hatte ich mir eine horror-extravaganza à la "mandy" erhofft, aber hier stimmt leider gar nix. horror-vignetten werden ohne sinn und verstand aneinander gepappt. weder wird ein wirklich nachvollziehbarer plot erzählt, noch entspinnt sich ein überzeugendes außerweltliches mysterium. realität und übersinnliches stellen sich ständig ein bein. kann auch sein, dass das so gewollt war und ich es nur nicht verstanden habe - aber nützt nix - mein interesse daran hat der film leider ziemlich früh verspielt.
glass onion: a knives out mystery (rian johnson, 2022)
daniel craig, wieder als hercule poirot-verschnitt: grandios. die story: sehr ideenreich herbeigesponnen, wenn auch nicht immer schlüssig (aber das ist ja nicht mal bei agatha christie - dem offensichtlichen vorbild - garantiert). ausstattung, kamera und der ganze kram sind top notch und der cast (neben craig edward norton, kate hudson, dave bautista, janelle monae, etc.) hat offensichtlich große lust gehabt, zusammen zu interagieren. insgesamt war das ein großer spaß, aber die klasse von "knives out" hat er nicht ganz erreicht.
Sympathy for Mr. Vengeance (ROK 2002, R: Park Chan-wook, D: Song Kang-ho, Shin Ha-kyun, Bae Doo-na) Es ist immer schwer einen Kultfilm 20 Jahre nach Erscheinen zu beurteilen. Und hier bin ich mir nicht sicher: Hätte ich ihn vor 20 Jahren besser gefunden als nur okay bis gut? Bin ich mittlerweile ein anderes Tempo gewöhnt? Denn das ist für mich die größte Schwäche dieses Films: Er zieht sich. Dabei bietet Park Chan-wook hier eigentlich eine aberwitzige Szene nach der anderen. Es geht um einen Fabrikarbeiter, der seiner todkranken Schwester eine neue Niere beschaffen will. Als er seinen Job verliert, entführt er die Tochter seines früheren Bosses und verlangt ein Lösegeld. Doch es geht weiterhin alles schief und nach und nach entwickelt sich ein brutaler Rachefilm. Geschickt wechselt Chan-wook mitten im Film schleichend den Protagonisten, weg vom Arbeiter Ryu hin zu dessen Boss. Es gibt einige absolut absurde Szenen (über die man aus Spoiler-Gründen kein Wort verlieren darf) und ein paar tolle Kameraeinstellungen. Am Ende dachte ich: Was hätte ein Guy Ritchie in Hochform aus diesem Stoff gemacht? Denn die Zutaten sind schon alle da. Sie werden eben doch eher nur lauwarm gekocht. Deshalb nur eine 6/10.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Wir hängen an kleinen Dingen im Leben und lassen uns von Erinnerungen irritieren, besänftigen, schachmatt setzen oder begeistern. Manchmal sind es auch nur die Erinnerungen, die überhaupt dafür sorgen, dass es weitergeht. Was es umso trauriger macht, weil wir Dinge jagen, die nicht mehr sein können oder Antworten auf Fragen suchen, die wir vor 20 Jahren hätten stellen müssen.
Wir begleiten in „aftersun“ eine Erinnerung, die oberflächlich nicht trügen kann, weil sie auf Film festgehalten wurde. Aber so wie es uns schwer fällt zwischen den Zeilen zu lesen, entdecken wir manchmal erst Jahre später Blicke oder Bedeutungen zwischen den Balken in den Camcorder-Aufnahmen der späten 90er. Hätte ich es sehen können? Was habe ich verpasst? Wir begleiten den Film über eine Erinnerung an einen Mittelklasse-Urlaub in der Türkei. Sophie ist 11, lernt sich und das Leben kennen. Fixpunkt ist ihr Vater, der selbst erst 30 ist und dessen Leben, so scheint es, nicht den Verlauf genommen hat, den er sich wünschte. Aber was wünscht sich dieser Mann eigentlich? Was davon kann er seiner Tochter zumuten oder anvertrauen? Sophie sieht sich die Aufnahmen des Urlaubs als erwachsene Frau an und muss erkennen, dass ihr Vater, aber auch der Urlaub, etwas verbergen, was sie noch heute quält. Die Liebe, die sie von ihm bekommt, ist echt. Seine Anstrengung etwas zu verstecken aber auch. Weil wir für die Menschen, die wir beschützen wollen und beschützen müssen, stark sein müssen. Weil Aufrichtigkeit teurer ist als zwei Wochen Türkei.
So sanft, so wuchtig, so einmalig. Komplizierte Vater-Kind-Beziehungen habe ich nie so gesehen. Ein kleines Wunder. Mein Film des Jahres. Gesehen am europäischen Filmtag hier im Kino. Start ist Mitte Dezember. Denkt an mich und geht da rein! Paul Mescal (in Normal People schon super) macht das herausragend.
Ahhhh, Drag me to Hell hab ich eeeewig nicht gesehen. Da war ich damals sogar im Kino. Toller Film - der kommt direkt mal auf meine "Muss ich noch mal anschauen"-Liste!
You all want the whole world to be changed so you will be different.
was für ein beknackter und irreführender Titel, im Original heißt der Film "Thunder Road", der Song vom "Boss" stand dafür Pate.
Uns hat der Film mitgenommen, so und so. Ein uneitler, schmerzhafter Seelenstriptease, zum Wohlfüllen gibt es da wenig zu sehen. Freundschaft und Wertschätzung für "das eigene Glück" ist hier eine Menge Wert.
ZitatDie deutsche Filmkritikerin Antje Wessels bewertete den Film nach der deutschen Veröffentlichung 2020 auf ihrer Website erneut positiv, kritisierte aber scharf den deutschen Titel des Films, der ihrer Meinung nach „nicht bloß an wüstes Adam-Sandler-Kino […] erinnert, sondern den Kern der Geschichte obendrein überhaupt nicht erfasst“
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Zitat...kritisierte aber scharf den deutschen Titel des Films, der ihrer Meinung nach „nicht bloß an wüstes Adam-Sandler-Kino […] erinnert, sondern den Kern der Geschichte obendrein überhaupt nicht erfasst“
ja, danke, so habe ich es auch gemeint, nur das mich der Titel eher an Bud Spencer und Terence Hill erinnerte, aber das liegt sicher an meinem Alter ;)
wobei: Adam Sandler hat immerhin in "Punch-Drunk Love" mitgespielt.
huch, dass die knalltüte schumacher nach "the lost boys", seinem bisher einzigen film, den ich mochte, nochmal einen recht passablen thriller hinbekommen hat, hat mich ein bisschen überrascht. dabei bekommt dem film das fast schon kammerspielartige setting - eine telefonzelle in new york und deren unmittelbare umgebung - besonders gut. kein schnickschnack - nur das katz-und-maus-spiel zwischen colin farrell und kiefer sutherland (den man so gut wie nie sieht). für einen samstag-popcorn-abend bestens geeignet.
angels & demons (ron howard, 2009)
tja und danach waren leider noch genug bier & chips übrig, um diese granate zu "genießen". dabei beginnt man sich ernsthaft zu fragen, ob nicht dan brown diesen ganzen verschwörungsmist, der immer populärer wird und leider überhaupt nicht mehr nur als harmloses geschwurbel abgetan werden kann, mitzuverantworten hat. ist ja auch egal. schlimm genug, dass ron howard sich dieses mülligen stoffs angenommen und - zwar hochwertig sich anfühlend, mit stars gespickt (tom hanks, ewan mcgregor, armin müller-stahl, stellan skarsgard, etc.) - ein brunzdummes machwerk inszeniert hat, das sein publikum - wenn nicht gar beleidigt - doch zumindest für ein bisschen unterbelichtet hält. das hab ich sogar noch mitgekriegt, obwohl ich zum schluss strunzbesoffen war.
Hahaha, liest sich, als ob es ein gelungener Filmabend war.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Von dem Film war ich leider etwas enttäuscht, ich hatte mir mehr versprochen. Ziemlich fragmentiert fasert der Film in seiner Handlung zunehmend auseinander und verläuft sich. Anderson hat schon deutlich bessere Filme abgeliefert, bspw. Boogie Nights und Magnolia.
6/10
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
es hat sich mal wieder einiges angesammelt, daher meist nur mit kurzen kommentaren:
sympathy for mr. vengeance (park chan-wook, 2002)
dazu hat ja jack neulich ausführlich berichtet. ich mochte aber die langsamkeit und v.a. die darstellung der absurdität von rache ... und natürlich song kang-ho - auch vor 20 jahren schon brillant!
lady vengance (park chan-wook, 2002)
der abschluss seiner rache-trilogie - und in meinen augen sein bester film der reihe, da das thema sehr viel abstrakter und surrealer abgehandelt wird als bei den vorgängern und trotz aller brutalität in wunderschönen bildern gefilmt - handwerklich und schauspielerisch perfekt.
the cut (fatih akin, 2014)
hm, ab hier ging akin anscheinend sein sicheres händchen verloren. engagierter film zwar, über einen armenier, der dem genozid seines volkes durch die türken während des 1. wk entkommt und fortan um die halbe welt reist, um seine töchter zu suchen ... . großartig bebildert, aber was hat er/die produktion sich dabei gedacht, die armenier englisch sprechen zu lassen, während alle anderen beteiligten anderer nationen in ihrer muttersprache unterwegs sind? das nimmt den schauspielern, an denen es ansonsten nix auszusetzen gibt, leider ein großteil ihrer möglichkeiten und spätestens als die reise in die usa geht, verkommt die sprachwahl zur farce. außerdem verzettelt er sich in der zweiten hälfte, indem nur noch anekdöntje an anekdöntje gereiht wird und sich wie kaugummi in die länge zieht. ja, sehenswert schon, aber leider kein wirklich guter film.
the great gatsby (baz luhrman, 2013)
unterhalb epochaler stoffe macht's the great baz wohl nicht. und die muss er dann als quietschbuntes spektakel mit anachronistischem soundtrack inszenieren. was in diesem fall sehr schade ist, denn an sich hat er den kern von fitzgeralds jahrhundertroman ganz gut erfasst - meines erachtens besser als die 70er-jahre-verfilmung mit robert redford, mit zwei hervorragenden hauptdarstellern (leonardo dicaprio als gatsby und tobey maguire als nick carraway), zudem joel edgerton als tom buchanan (nur carey mulligan als daisy buchanan bleibt unter ihren möglichkeiten [allerdings immer noch besser als mia farrow anno dunnemals]) und so hat der film v.a. in der zweiten hälfte durchaus viele gute momente, aber filmisch - durch all seine künstlichkeit, mit grässlichem cgi- und green screen-einsatz - ist das teilweise richtig hässlich anzusehen und lenkt damit immer wieder unnötig von der an sich ansprechend umgesetzten story ab.
the menu (mark mylod, 2022)
und hier haben wir dann einen meiner filme des jahres - so klug wie hundsgemein, mit einem großartig aufspielenden ralph fiennes, der einen starkoch gibt, der seine elitäre gästeschar in eine perfide inszenierung eines gourmet-menüs verstrickt und anya taylor-joy, die ihm als einzige seines publikums etwas entgegenzusetzen hat. ein großer ungemütlicher spaß, der thematisch an "triangle of sadness" erinnert, aber doch so viel konsequenter und besser ist.
all quiet on the western front (lewis milestone, 1930)
das musste jetzt endlich mal sein, nachdem ich die diesjährige neuverfilmung gesehen hatte. ich will da gar keine vergleiche ziehen oder wertungen vornehmen (außer, dass ich beide großartig finde). vielmehr sehe ich die beiden versionen als gegenseitige ergänzungen an, die ihre schwerpunkte teilweise sehr unterschiedlich setzen. und die sind in beiden fällen hervorragend und ihrer zeit entsprechend umgesetzt. bemerkenswert finde ich, wie wenig man dieser verfilmung ihre fast 100 jahre, die sie auf dem buckel hat, anmerkt. gewiss, das schauspiel hat noch eine nicht zu verleugnende nähe zur theatralik der stummfilmära, wirkt aber bereits erstaunlich naturalistisch. der hammer sind die schlachtfeld-szenen, die trotz ihrer technischen beschränkungen in der lage sind, all das zu transportieren, was in der neuen version dank ihrer möglichkeiten hervorragend gelingt. sie hinterlassen mich beide als ein häuflein elend und so soll es sein ....
The Town Ich war nicht so begeistert von "Argo", daher habe ich Ben Afflecks vorherige Regiearbeit lange Zeit vor mir hergeschoben. Ein Fehler, denn der Mann inszeniert hier einen schnörkellosen Crime-Thriller mit guter Besetzung, passender Kameraarbeit und generell ansprechender Machart. Boston als Kulisse sollte öfter als Filmort benutzt werden, die Stadt sieht viel interessanter aus als das totgefilmte New York oder noch schlimmer Los Angeles. (8/10)
eastwood und seine tragischen heldengeschichten ... diese über den security-mann, der während der olympischen spiele in atlanta die bombe gefunden hatte, bei der evakuierung half und dafür gesorgt hat, dass wohl viele menschenleben verschont wurden. der ruhm dauerte aber nicht lang, weil ihn das fbi in einer hanebüchenen ermittlung als beschuldigten ins visier nahm und es ein ermittler gleich noch der presse steckte, wodurch ihm (paul walter hauser) und seiner mutter (kathy bates) das leben zur hölle gemacht wurde. sam rockwell spielt seinen anwalt, der versuchte ihn da rauszuhauen. wie gesagt, klassischer eastwood-stoff und wie immer solide umgesetzt und toll gespielt, kommt aber nicht ganz an seine besten filme ran.
crimes of the future (david cronenberg, 2022)
hmpf. ich konnte leider nicht besonders viel damit anfangen. fühlte sich ein bisschen so an, als hätte sich cronenberg durch sein lebenswerk gesamplet. hier ein bisschen dystopie/science fiction/weirde crime story (naked lunch, existenz), dort die chirurgie, (selbst)verletzung als sexersatz (dead ringers, crash) und den body horror aus ihr-wisst-schon-woher und die story plus die figuren leider arg skizzenhaft, oberflächlich. da halfen mir auch die tollen schauspieler (viggo mortensen, lea seydoux, kristen stewart, etc.) und die gewohnt faszinierend-eklige ausstattung nicht. gelangweilt habe ich mich zwar nicht, aber trotzdem hinterließ mich der film mit einer gewissen leere und das ist mir bei cronenberg eigentlich noch nie passiert.