Zitat von gnathonemus im Beitrag #4935spencer (pablo larrain, 2021)
larrain scheint ein herz für "first ladies" in unglücklichen ehen/familienverhältnissen zu haben. nach jackie kennedy war nun lady di dran. außerdem hat er ein händchen für seine hauptdarstellerinnen. natalie portman war ebenso für den oscar nominiert wie jetzt kristen stewart - und das hochverdient. wie sie diesen inneren konflikt von loyalität und pflichtgefühl vs. selbstbehauptung und freiheitswillen und wie sich dieser auch nach außen hin bahn bricht, darstellt, das ist schon toll. nicht weniger zu loben sind steven knights skript, larrains regie und die musik von johnny greenwood. hätte nicht gedacht, dass mich so ein verfilmtes "gossip-thema" dermaßen begeistern könnte. demnächst dann "melania" mit jessica chastain in der hauptrolle?
Ich war angesichts des Themas ein wenig skeptisch, aber dann auch ziemlich begeistert. Das war teilweise ganz schön spooky wie die Seelenzustände dargestellt sind. Toller Film.
er ist mir in der Bücherhalle immer wieder ins Auge gefallen, aber wenn ihr "Spencer" hier nicht so positiv erwähnt hättet, wäre mir wirklich etwas entgangen. Sehr sehenswert.
Peter Strickland hat sich vor acht Jahren mit dem stilvollen "Berberian Sound Studio" bei mir vorgestellt und steht seitdem auf der Liste, der Regisseure, bei denen irgendwann ein Meisterwerk fällig ist. "Flux Gourmet" ist davon noch ein Stückchen entfernt, aber eines der Highlights des Jahres, for sure. Europäisch angehauchter Artsy-Weirdo-Horror trifft bei ihm auf Kunstkritik und das auf so unterhaltsame bis komische Art, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass das wem nicht gefallen soll. Ein kulinarisches Soundkollektiv, das mit seinem "sonic catering" in einer Art Kunstinternat unterkommt, um dort zu performen und Bestandteil einer Reportage zu sein, zerfrisst sich mit Intrigen und einem aufgeblasenem Verständnis von der ganz großen Kunst. Tipp!
Tokyo! [2008]
Die nächste Anthologie, dieses mal aber mit den (00er)-Indie-Darlings Gondry, Carax, Bong, die drei in der japanischen Hauptstadt angesiedelte Kurzfilme präsentieren, die sich bewusst mit dem Blick von Außen beschäftigen (kommt halt keiner daher, wie ihr euch denken könnt) und auf ihre Art mit Enge, Fremdenfeindlichkeit, Karriere und Einsamkeit hantieren. Grondrys Film über eine Frau, die sich erst als Stuhl nützlich fühlt, ist sehr hübsch, Carax aber versemmelt seine Idee über einen Mann aus der Kanalisation, der aus Hass an der Menschheit handelt, mit Anlauf, während Bong eine niedliche Hikikomori-Story präsentiert. Ganz okay.
Zitat von Cohle im Beitrag #5026spencer (pablo larrain, 2021)
er ist mir in der Bücherhalle immer wieder ins Auge gefallen, aber wenn ihr "Spencer" hier nicht so positiv erwähnt hättet, wäre mir wirklich etwas entgangen. Sehr sehenswert.
das freut mich sehr!
loulou (maurice pialat, 1980)
nach dem tollen "à nos amours" musste ich gleich noch einen anderen gefeierten film von pialat folgen lassen und - ja - auch der hat seinen ruf vollauf verdient. die, in ihrer bürgerlichen ehe gelangweilte und frustrierte nelly (isabelle huppert), wirft sich dem windigen kleinkriminellen loulou (gerard depardieu) an den hals, bei dem sie sexuelle befreiung und befriedigung erfährt, aber so ganz kann sie sich ihrer wurzeln nicht entledigen und so landet sie auch immer wieder bei ihrem ehemann (guy marchand), obwohl sie wiederholt von ihm misshandelt wird. überflüssig zu erwähnen, dass sich das nicht mit einem happy end in wohlgefallen auflöst. klasse, wie pialat gesellschaftliche konflikte und den clash verschiedener lebensentwürfe anhand solcher lebensnah und spannend erzählten geschichten darstellt, ohne ein riesen fass aufzumachen. die exquisite schauspielerriege tut ein übriges. großartig!
non-stop (jaume collet-serra, 2014)
zwischendurch mal etwas popcorn-kino muss auch sein und immerhin hatte action-opa liam neeson hier mal wieder einen seiner besseren momente, was einerseits an der einigermaßen originellen story liegt, die der action einen wirklich spannenden whodunnit-plot hinzufügt und die manipulierbarkeit der öffentlichen meinung durch elektronische medien im kleinen sowie im großen thematisiert. es gibt hier auch vieles zu kritisieren, aber ich hab mich ganz ordentlich unterhalten gefühlt und julianne moore ist sowieso immer ein pluspunkt.
nowhere special (uberto pasolini, 2020)
o.k., jetzt muss ich @Olsen wohl doch noch eine weihnachtskarte schicken, denn dieser tipp war wirklich gold wert. grob vereinfacht ausgedrückt haben wir es hier mit unterschichtskino à la loach & leigh zu tun: alleinerziehender und dem tode geweihter vater – von beruf fensterputzer - sucht mithilfe einer sozialarbeiterin adoptiveltern für seinen 4jährigen sohn. er ist hilflos und total überfordert und der sohnemann merkt, dass mit dem papa irgendwas nicht stimmt. aber wie soll er das dem kleinen beibringen? wie das erzählt wird ist so herzzerreißend wie unkitschig und absolut glaubhaft. das tollste ist aber, was die regie aus den beiden hauptdarstellern rausgeholt hat, james norton als papa einerseits, aber v.a. dem kleinen daniel lamont – das grenzt fast schon an ein kleines wunder.
w imie ... (“im namen des ...”, malgorzata szumowska, 2013)
kirche und homosexualität – immer wieder ein ... äh ... beliebtes thema (v.a. in polen, wo der film spielt), aber wie das szumowska angepackt hat, ist tatsächlich, sowohl in erzählerischer als auch filmischer hinsicht einzigartig. adam wurde als pfarrer in ein provinzkaff versetzt, wo er v.a. versucht, verhaltensauffälligen jugendlichen ein heim und eine perspektive zu bieten. aber das musterbild des lockeren, engagierten geistlichen fängt an zu bröckeln, als er in seiner sexualität herausgefordert wird, einerseits in gestalt des sensiblen außenseiters lukasz, aber auch durch die zusehends misstrauischer und feindseliger agierende dorfgemeinschaft. die erzählweise ist stark fragmentarisch und hat eine gewöhnungsbdürftige rhythmik (angedeutete szenen wechseln sich mit welchen von epischer breite ab), die kamera ist meist ziemlich statisch, liefert aber oft unglaublich schöne bilder und das schauspiel – allen voran andrzei chyra als adam – ist fantastisch. ein wunderbar außergewöhnlicher beitrag zum queer cinema.
Das spontan während des Drehs zu "X" entstandene Spin-Off-Prequel dazu (irgendwas davon wird es sein) und auch wenn mir Pearls Figur im Kontext von X nicht unbedingt greifbarer erscheint, ist das ein starker Film über Reue, die angeblich existierende Pflicht seiner Familie gegenüber und wie der American Dream eine junge Frau gegen Ende des ersten Weltkrieges vereinnahmt. Ein Technicolour-Terror für die ganze Familie mit einem fünfminütigen Monolog über alles, was in 30 Jahren Leben zerstört werden kann. Dinner is ready. Empfehlung. Selbst, wenn man X nicht mochte P.S. Justice for Mr. Goose.
Europe, She Loves [2016]
Dokumentarfilm, der echte europäische Paare in verschiedenen Städten Europas in ihrem Alltag zeigt und Szenen spielen lässt, die aus ihrem Leben zu sein scheinen. Alles unter einem mir nicht ganz klaren Auftrag, alles langweilig und alles letztlich für den Regisseur die Möglichkeit, echte Sexszenen filmen zu dürfen. Nichts an dem Film hat mir etwas mitgegeben. Niemand von denen sollte wirklich zusammen sein, aber vielleicht war auch das ei schiefes und schwieriges Fazit eines Films über Europa. Schlecht. Unbedingt skippen.
absolut effektiver no-bullshit-horror mit vielen schönen reminiszenzen an klassiker des genres, handwerklich in jeder hinsicht gut gemacht. kein meisterwerk, aber eine absolute empfehlung für alle, die so was mögen. "pearl" steht jetzt natürlich auch auf der liste.
reality (quentin dupieux, 2014)
so, nun endlich mal dazu gekommen, einen film von mr. oizo anzuschauen ... und der macht direkt lust auf mehr. der titel ist übrigens der name einer protagonistin des films ... oder des films im film ... oder eines traums - man weiß das nie so genau und das ist das reizvolle daran. eine stringente erzählung darin zu suchen, ist relativ sinnlos (oder sehr vereinfacht so: ein kameramann möchte seinen ersten spielfilm realisieren, muss dem produzenten aber den perfekten schrei liefern, damit er ihn finanziert ), aber wie das konstruiert ist, ist ziemlich clever und der humor ist köstlich. fazit: artsy-fartsy, aber eben nicht mit hochgezogener augenbraue, sondern mit einer ordentlichen portion trash ... und das finde ich ziemlich sympathisch.
detachment (tony kaye, 2011)
ich war ja damals total beeindruckt von kayes debut "american history x"von 1998. seither hat er ganze 4 weitere gedreht und das ist sein vorerst letzter. was dazwischen kam habe ich nicht gesehen, aber dieser hier ist mindestens gleichwertig (ich tendiere zu "besser"). adrien brody spielt darin einen aushilfslehrer, der an einer schule in einem sozialen brennpunkt eingesetzt wird. aber mehr noch als um die schwierigkeiten, mit seiner klientel zurecht zu kommen, geht es um seine eigenen dämonen und seine beziehung zu einer jugendlichen prostituierten, die er bei sich aufnimmt. aufs finale zugehend, greifen diese beiden themen zusehends in einander und das ist sowohl filmisch, als auch schauspielerisch toll gemacht.
un beau soleil intérieur (claire denis, 2017)
hach, die französische beziehungskomödie - die trefferquote ist - zumindest meiner erfahrung nach - ziemlich hoch. claire denis ist nicht gerade eine klassische vertreterin des genres, aber mit diesem film hat sie bewiesen, dass sie es auch drauf hat. sie schickt juliette binoche als orientierungslose künstlerin auf die suche nach einem partner, mit dem sie auch in ihrer midlife-crisis zurecht kommt. das chaos, das sich hierauf entwickelt, mag sich nicht so recht auflösen, ... aber es gibt ja noch die post-credit-scene ... und die ist richtig klasse (feat. gerard depardieu).
maelström (denis villeneuve, 2000)
einer der ersten filme von villeneuve. er selbst fand ihn scheiße und hat daher fast ein jahrzehnt lang keinen mehr gedreht. für mich leider ein beweis, dass die werke manchmal klüger sind als ihre schöpfer, denn das ist durchaus ein würdiger vorläufer zu kommenden meisterwerken. es geht um eine frau, die vermeintlich alles hat (jung, reich, schön), aber dann häufen sich die unglücke in ihrem leben und sie sieht ihre felle davonschwimmen. sie handelt zusehends irrationaler, wird immer verzweifelter, bis dann ein mann in ihr leben tritt ... und der macht alles noch komplizierter. das ganze wird erzählt von einem fisch auf der schlachterbank. andere surrealismen (und fische) gibt's obendrauf. am besten hat mir der sarkastische humor gefallen, mit dem villeneuve seine figuren behandelt. tja, was wohl gewesen wäre, wenn er da weitergemacht hätte ...
Über das lange Wochenende bin ich doch mal dazu gekommen, den einen oder anderen Film anzuschauen. Hier ein paar Gedanken dazu.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4935spencer (pablo larrain, 2021)
larrain scheint ein herz für "first ladies" in unglücklichen ehen/familienverhältnissen zu haben. nach jackie kennedy war nun lady di dran. außerdem hat er ein händchen für seine hauptdarstellerinnen. natalie portman war ebenso für den oscar nominiert wie jetzt kristen stewart - und das hochverdient. wie sie diesen inneren konflikt von loyalität und pflichtgefühl vs. selbstbehauptung und freiheitswillen und wie sich dieser auch nach außen hin bahn bricht, darstellt, das ist schon toll. nicht weniger zu loben sind steven knights skript, larrains regie und die musik von johnny greenwood. hätte nicht gedacht, dass mich so ein verfilmtes "gossip-thema" dermaßen begeistern könnte. demnächst dann "melania" mit jessica chastain in der hauptrolle?
Ja, der Film hat mich auch begeistert. Wirklich klug, kammerspielartig inszeniert und mit einer herausragenden schauspielerischen Leistung von Kristen Stewart. Ich finde solche Biopics immer ein bisschen schwierig, weil ich immer die realen Personen vor Augen habe und nie ganz ausblenden kann, dass da jetzt Schauspieler agieren. Ja, so hat jeder seine Last zu tragen. Hier hat es aber erstaunlich gut funktioniert. Ein großen Anteil daran, dass der Film auch atmosphärisch gut rüberkommt, hat die perfekt integrierte Filmmusik. Die war teilweise so gut, dass sie fast meine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #4985de uskyldige (the innocents, eskil vogt, 2021)
der wahnsinn! ein paar kinder in einer generischen hochhaussiedlung finden heraus, dass sie übernatürliche kräfte haben. was so unschuldig und spaßig beginnt, schlägt bald eine richtung ein, die sehr ungemütlich wird. herausgekommen ist ein horrorfilm, der wirklich überhaupt keinen konventionen entspricht. die darsteller*innen der kinder sind absolut sensationell, die kamera-arbeit ebenso und der score ist der hammer. schaut diesen film! eine erleuchtung!
Von mir gibt es hier ebenfalls eine klare Empfehlung, ein wirklich unangenehmer film mit einem leisen, aber nichtsdestotrotz grandiosen Showdown. Besonders fies ist ja, dass man die "Schockmomente" wirklich sehr, sehr lange kommen sieht und sie einen dann doch treffen. Nichts für schwache Nerven.
absolut effektiver no-bullshit-horror mit vielen schönen reminiszenzen an klassiker des genres, handwerklich in jeder hinsicht gut gemacht. kein meisterwerk, aber eine absolute empfehlung für alle, die so was mögen. "pearl" steht jetzt natürlich auch auf der liste.
Jaha, recht unterhaltsam, aber hauptsächlich wegen der erwähnten Reminiszenzen. Ultraspannend ist das jetzt nicht, weil halt doch ein wenig vorhersehbar, was beim ca. tausendsten Film dieser Art nicht so verwunderlich ist. Aber den einen oder anderen Gänsehautmoment gibt es ja doch. Kann man anschauen.
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Brian De Palma steht auf Alfred Hitchcock und schaut Ende der 60er wohl morgens nach dem Aufstehen 5x Psycho, um dann Zeitungsartikel über siamesische Zwillinge zu lesen. Beides tat ihm gut, diesem kleinen dreckigen Paranoia-Horror auch. Es treffen sich: Eine junge Frau, Model und Schauspielerin, und ein junger Mann, Werber. Beide sind Akteur*innen in einer Gameshow und verbringen die Nacht zusammen. Die junge Frau ist etwas verwirrt und drüber, ihre Zwillingsschwester und sie haben Geburtstag, ein bebrillter Stalker verfolgt sie und überhaupt ist das alles etwas viel. Der junge Mann bleibt verständnisvoll, aber nicht lange am Leben. Und plötzlich interessiert sich der Film für eine Journalistin, die sich für das Verschwinden des jungen Mannes interessiert, aber auf eine Polizei trifft, die sich nicht für sie interessiert, weil sie sich nicht für Schwarze Menschen interessiert. Klingt interessant? Ist es auch. Ich steh’ nicht so auf De Palma, aber den empfehle ich unbedingt weiter.
Aloners [2021]
Eine Callcenter-Mitarbeiterin lebt in ihrer eigenen Welt und verzichtet bewusst auf den Kontakt zu anderen Menschen, vor allem aber, weil sie gar nicht mehr anders kann und verlernt hat, wie das überhaupt geht. Stattdessen fristet sie ein einsames Dasein, schaut Streamern beim Essen zu, nur unterbrochen von gelegentlichem Kontakt zu ihrem Vater, der sich seit dem Tod der Mutter nur für das Erbe interessiert und ihr nichts bieten kann, was sich wie Liebe anfühlt. Eine neue Kollegin kracht in dieses Leben, aber lange nicht so, wie das normalerweise in solchen Filmen abläuft. Ganz im Gegenteil. Und dann wäre da ihr Nachbar, ein ebenfalls unscheinbarer und einsamer Kerl, der eines Tages in der eigenen Wohnung von einem riesigen Zeitungsstapel Pornohefte zerquetscht wird. Berührender, kleiner Film. Den empfehle ich erst recht weiter.
P.S. I feel you, anonymer Anrufer. 2002 war einer der guten Sommer und an die WM erinnere ich mich sehr, sehr gerne. Wenn die zeitmaschine fertig ist, ruf mich an.
C'mon C'mon Einer dieser Filme, die ich gerne mehr mögen würde, als ich das tu. Das sind immer die ärgerlichsten. Eigentlich passt alles: interessantes Thema, gute Schauspieler, schöne Inszenierung, das Herz am richtigen Fleck, aber der Funke sprang nicht recht über. Lag es an der enormen Redseligkeit oder der Tatsache, dass kein Kind in dem Alter so spricht wie dieser Junge? Man weiß es nicht und es ist auch egal. Letzten Endes versucht man bei Kunstrezeption doch stets vergeblich, Emotionen zu rationalisieren. Wenn das Gefühl es nicht hergibt, dann kann man einfach nichts machen. (6/10)
Ohne die künstlerische Qualität von "spencer" anzweifeln zu wollen: Ich verstehe einfach nicht, was einen dazu bringen kann, Bicopics über Leute anzusehen, deren herausragende Leistung darin besteht, berühmte Leute geheiratet zu haben.