ich komme gerade aus dem kino und bin noch ganz ergriffen. deswegen hier keine rezension, sondern nur eine ganz dicke empfehlung! vielleicht ist das sogar petzolds bester film.
Elvis (USA/AUS 2022, R: Baz Luhrmann, D: Austin Butler, Tom Hanks, Luke Bracey, David Wenham, Kelvin Harrison Jr., Kodi Smit-McPhee, Gary Clark Jr., Richard Roxburgh) Das Leben von Elvis Presley als große Nummernrevue. Grundsätzlich passt das ja zu Elvis Presley, der ja am Ende auch nur eine Nummernrevue war. Aber dennoch bleibt hier der fade Beigeschmack, einfach nur eine aufpolierte Version von "Moulin Rouge" gesehen zu haben, in der eben keine Edelprostituierte, sondern die Geschichte einer, übertrieben ausgedrückt, Rock-and-Roll-Hure und ihres Zuhälters gezeigt wird. Es gibt all das, was einen guten Luhrmann-Film ausmacht: Grelle Farben, Popmusik, ein Hauptdarsteller, der sich den Arsch abspielt (Austin Butler ist wirklich toll). Aber irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass ich nach Ansicht genauso schlau bin wie zu vor. Und ich habe mich auch immer wieder gefragt: Ist es ein Film über Elvis oder ein Film über Colonel Tom Parker? 7/10
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tja, es gab eine zeit, da waren katastrophen einfach nur katastrophen und nicht zwangsläufig die nahende apokalypse. es gab schauspieler (paul newman, steve mcqueen, faye dunaway, fred astaire, ...) anstatt schauspieler-darsteller (the rock, vin diesel, milla jovovich), halbwegs plausible drehbücher, liebe für gute ausstattung und effekte. und dann führt sogar so ein mainstream-kracher wie dieser zu einem mehr als halbwegs unterhaltsamen und spannenden filmabend. in der hinsicht: ja, früher war (fast) alles besser.
und als ob mein eindruck bestätigt werden müsste, hier im direkten vergleich 3 actionfilme aus den händen eines regisseurs ... wobei die regie nicht das problem ist, sondern die skripte. ja, auch in den ersten beiden finden sich schon diverse logiklöcher und bequem herbeigeschriebene zufälle, etc., aber der witz und die action stimmen und die charaktere wachsen einem über die beiden filme ans herz. letzteres kann ich trotz guter schauspielleistungen (sylvester stallone, antonio banderas, julianne moore) von "assassins" nicht behaupten. die figuren fühlen sich an, wie am reißbrett konstruiert ... aber das ist noch gar nix im vergleich zum plot. da stimmt wirklich gar nix. plausibilität, logik? scheiß drauf. ist ja nur ein actionfilm. und das bekommt man von solch nicht ganz untalentierten leuten wie den wachowskis und brian helgeland serviert. sehr enttäuschend (obwohl der film immerhin nicht langweilt).
bodie bodies bodies (halina rejin, 2022)
eine clique junger, wohlstandsverwöhnter kids trifft sich zu einer hurricane-party in der villa von pete davidson, feiert, kokst und spielt spukige spielchen. dann fällt der strom aus, chaos bricht aus und bald liegt der gastgeber tot auf der terasse (danke dafür, dass es ihn als ersten erwischt hat). fortan beackern sich die überlebenden mit verdächtigungen, intrigen, (vermeintlichen) enthüllungen ... ein munteres whodunnit nimmt seinen lauf. sehr schön daran: keine jump scares, auf spannungssteigernde musik wird weitgehend verzichtet und die irrationalen handlungen der protagonisten sind weitestgehend nachvollziehbar (drogen, eifersucht, niedertracht). alles in allem ein durchaus erfrischender, ideenreicher neuer eintrag ins horror-genre.
Zitat von Olsen im Beitrag #5398Run Was für ein Nagelbeißer! Hat mir sehr gefallen, ein Psychothriller wie aus den 90ern. Ich wusste nicht, worauf ich mich einlasse, habe einfach mal angemacht. Wie früher quasi. Und so sollte man es machen, denn je weniger man hier von der Handlung weiß, desto besser. Die beiden Hauptdarstellerinnen sind super. (8/10)
Vorgestern gesehen. Ich hatte lange das Gefühl, dass der Film grade weit genug von Mysery entfernt ist, um nicht als Plagiat zu gelten. Im letzten Drittel gab's dann allerdings ein paar erfrischende Wendungen, einschließlich der finalen Szene. Unfreiwillig komisch fand ich allerdings die Szene in der Apotheke, da wähnte ich mich kurz in einer Produktion der Trash-Schmiede Asylum.
7/10
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
Den neuen Shanelec musste ich auf der Berlinale leider verpassen, jetzt läuft er in gerade einmal 40 Kinos des Landes, immerhin auch bei uns. Aktuell wird wieder viel über das Thema Filmförderung gesprochen und man kann nur in Zynismus baden, wenn man mitbekommt, wie das in D abläuft und wer Gelder erhalten darf. Shanelec nicht, eine Begründung gibt es nicht. Filmkunst ist in D einfach nicht viel wert, it's an industry. Erfreulich aber überhaupt, dass er so viel und gut besprochen wird, mehr als Slow Cinema sonst in den Fokus rückt. Die wenigen, aber dafür mit Bedacht gewählten Einstellungen und Wörter, die hier zum Einsatz kommen, wollen Ödipus neu erzählen, aber ob das so wichtig ist und ob es so wichtig ist, das vor dem Film zu wissen, sei dahingestellt.
Ich brauche immer ein bisschen, um mich in diese Filmform hineinlegen zu können, aber dann nimmt Shanelec die Nägel von der Matratze und ich darf es mir im Wind, den Wellen, den Blicken und der Musik gemütlich machen. Ein buchstäblich schöner Film. It goes without saying, dass viele das anders sehen werden und noch mehr Menschen einfach gar nicht.
Guardians Of The Galaxy Vol. 3 [2023]
Die Definition von Kontrastprogramm. Als Abschiedsvorstellung von Gunn und der Gang der insgesamt rundeste, lustigste und ideenreichste Film. Den Hautmatscheplaneten in seinem 60s-Stil, der RoboCop-Mann mit seinem Schöpferwahn und der Fokus auf Rockets Herkunft inkl. der Flashbacks. Mich hat das alles gekriegt. Tränen der Rührung, Tränen des Lachens, alles dabei. Wenn schon Disney-Blockbuster, dann bitte so. Zumal das auch einfach ein Gunn-Film sein darf. Sprich: Dreckig, witzig bis gemein genug, um sich von dem Einheitsbrei abzuheben.
Die Produzenten Bruce Campbell und Sam Raimi lassen wieder die Teufel tanzen. Wer das Reboot von 2013 überzeugend fand, wird trotz ein bis zwei kleinerer Logiklöcher auch an diesem Franchise seinen Spaß haben. Optisch ist das mal wieder Oberliga, der Humor der ersten beiden Filme der Reihe bleibt allerdings auch hier auf der Strecke.
8/10
och, ich habe schon ein paar mal herzlich gelacht und ich empfand das setting (weg von der waldhütte, familie statt ein paar dudes and gals) ziemlich erfrischend. ostereier und reminiszenzen an die vorgängerfilme und andere horrorklassiker gibt es auch einige (ohne dass es aufgesetzt oder peinlich wirkt), die gewaltspitzen tun teilweise richtig weh und ja, atmosphäre, kamera, ausstattung, creature design, special effects ... alles top notch.
Das unterschreibe ich so. Allerdings habe ich ausgesprochen häufig gelacht, weil das schon wieder alles so herrlich absurd war. Und meine Güte - soooo viel Bluuuuut! Leider lief er im Rex gestern nur auf Deutsch. Vielleicht kann ich den Liebsten überreden, ihn noch mal auf Englisch anzusehen.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
Blut und Gehacktes gab es tatsächlich in Hülle und Fülle. Dazu noch zahlreiche Horrorfilm-Zitate, von denen ich bestimmt nicht alle erfasst habe. Wäre das nicht so cartoonartig überdreht, wäre das wohl alles ein bisschen zu viel, vor allem wenn man bedenkt, was die Kinder da alles zu durchleiden haben.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich hatte gestern kurz überlegt... mich dann aber dagegen entschieden. Nicht des Filmes wegen, aber ich will mich gerade nicht auf Filme konzentrieren.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
was ich während des dok.fests sonst noch so nebenher geschaut habe:
ammonite (francis lee, 2020)
„god's own country“ mit frauen? na ja, nicht ganz. gemeinsam ist den filmen, dass es um eine gleichgeschlechtliche beziehung geht, die sich nur ganz langsam und anfangs eher widerwillig entwickelt – hier zwischen mary anning (kate winslet), einer verbitterten frau, die sich mit dem verkauf von fossilien, die sie am strand ausgräbt, über wasser hält, wobei sie eigentlich eine verkannte paläontologin ist, deren fundstücke in londoner museen ausgestellt werden, und charlotte murchison (saoirse ronan), die ehefrau eines wohlhabenden bewunderers von mary anning, der diese bittet, sich um seine frau zu kümmern, so lange er auf einer expedition unterwegs ist. zögerlich und um des geldes wegen, willigt sie ein, lässt aber anfangs keinen zweifel aufkommen, was sie von der scheinbar so schnöseligen, zerbrechlichen tussi hält. aber die lebt sich erstaunlich schnell ein und adaptiert sich an marys harten alltag. der gegenseitige respekt wächst und damit entwickeln die beiden auch gefühle füreinander. und die darstellung dieser annäherung ist es, was diesen film besonders macht, sowohl schauspielerisch, als auch wie sie geschrieben ist. da ist kein gramm zu viel fett dran und die erotik knistert nicht zu knapp. kommt vielleicht nicht ganz an die qualität des vorgängers ran, aber eine klare sehempfehlung gibt’s von mir allemal.
contratiempo (oriol paulo, 2016)
ein erfolgreicher unternehmer muss sich gegen die anschuldigung verteidigen, seine geliebte umgebracht zu haben. eine erfahrene anwältin sucht ihn auf und verlangt eine akkurate beschreibung der ereignisse des tattages, um ihn bestmöglich verteidigen zu können … und mehr darf man gar nicht verraten, denn es folgen twists and turns zuhauf und der schluss ist absolut verblüffend. sei hiermit ebenfalls absolut empfohlen.
une affaire des femmes (claude chabrol, 1988)
claude chabrol & isabelle huppert = eine unschlagbare kombination. so auch hier. ausnahmsweise nicht mit einem thriller bzw. krimi. das macht aber gar nichts, denn auch die story von marie latour ist äußerst spannend - eine hausfrau, die sich während der deutschen besetzung frankreichs zunächst allein mit ihren zwei kleinen kindern durchschlägt und feststellt, dass sich mit illegalen abtreibungen und zimmervermietungen an prostituierte gutes geld machen lässt. ihr mann (francois cluzet), der schwer angeschlagen aus der kriegsgefangenschaft zurückkehrt, ist kaum arbeitsfähig und marie zeigt ihm die kalte schulter, sodass er nur noch weiter resigniert, die geschäfte seiner frau aber toleriert, da sie ihm ja ein bequemes leben ermöglichen … bis sich marie einen liebhaber zulegt und vor seinen augen mit ihm rummacht … was wir zu sehen bekommen ist einerseits die geschichte einer starken frau, die sich nichts vormachen lässt und andererseits eine allegorie auf die verhältnisse während der nazi-okkupation, die zu einem großen teil von kollaboration, feigheit und verrat geprägt waren. die resistance kommt nur sehr am rande vor. geprägt ist der film natürlich durch das – wie immer – sparsame aber nuancenreiche spiel von frau huppert, aber auch sonst überzeugt er in künstlerischer wie handwerklicher hinsicht. großartig!
the outpost (rod lurie, 2019)
die spinnen, die amis. schlagen titelgebenden außenposten in einem gebirgskessel in afghanistan, komplett umgeben von bergen auf und geben eine 1a schießbude für die taliban ab. anfangs kann der frieden mit der zivilbevölkerung noch durch mühsame verhandlungen aufrecht erhalten werden, aber es kriselt und einzelne anschläge haben offenbar ihren ursprung in deren reihen. … und dann bricht die hölle los. das darauf folgende gefecht ist so schmerzhaft realistisch, wie eindimensional aus ami-perspektive inszeniert. nicht dass ich irgendwelche sympathien für die taliban hege, aber: ihr seid hier die invasoren und die schlachtplatte war durchaus vorhersehbar. die einzelschicksale sind zwar durchaus tragisch, aber die doch vorherrschende arroganz unter den us-soldaten relativiert für mich doch sehr deren heldenmut, der hier recht penetrant ausgestellt wird. ein gut gemachter, aber kein guter film.
the king's speech (tom hooper, 2010)
hatte ich damals als oscar bait und daher nicht sehenswert schubladisiert. ersteres mag zwar zu einem gewissen teil zutreffen, aber allein die darstellungen von colin firth als dieses nervenbündel von könig und geoffrey rush als sein gnadenloser aber doch einfühlsamer sprachzuchtmeister sind wirklich sehenswert. na ja, und historienfilme, das können sie irgendwie, die briten. da macht tom hooper hier keine ausnahme. film des jahres, oscars und so – nee, eher nicht (mit ausnahme von colin firth – der geht in ordnung), aber sowohl ambitioniert wie unterhaltsam … das kann man ihm zugute halten.
jurassic park III (joe johnston, 2001)
ich wollte popcorn-unterhaltung zur hirnabschaltung nach einem anstrendgenden arbeitstag und das habe ich auch bekommen … obwohl: unterhaltsam? leidlich, weil halt seit teil 1 so ziemlich alles nach schema f abläuft. jeden dino-angriff riecht man 10 meilen gegen den wind und wie er ausgeht, ist auch nicht schwer zu erraten. plot holes und script convenience bekommt man natürlich auch zuhauf aufgetischt. allerdings ist das hier alles noch hochklassig im vergleich zu der grütze, die man später mit den „jurassic world“-filmen hingekotzt gekriegt hat.
Während eines Reha-Aufenthalts gab Romy Schneider dem Stern-Reporter Michael Jürgs ein Interview, in dem sie, im desolaten Zustand, in dem sie sich befand, intime Details über sich preisgab. Marie Bäumer, die Romy Schneider sehr ähnlich sieht, sie aber bis dahin nie spielen wollte, spielt dabei ganz hervorragend, Birgit Minichmayr, Charly Hübner und Robert Gwisdeck wissen ebenfalls zu glänzen.
Auch wenn es das Interview zu der Zeit an dem Ort tatsächlich stattgefunden hat, hat man sich doch einige künstlerische Freiheiten gelassen. Dies stieß auf wenig Gegenliebe bei einigen Hinterbliebenen — verständlich, aber deshalb nicht grundsätzlich illegitim.
Filmisch wurde hier viel richtig gemacht. Die Schwarzweiß-Bilder sind hervorragend inszeniert. Doch leider kippt der Film etwa ab der Hälfte. Für meinen Geschmack wird ab da zu viel erklärt; mit hölzernen Dialogen sollen dem Publikum die Beweggründe der jeweiligen Charaktere näher gebracht werden. Das war m.E. unnötig und ärgerlich. Etwas mehr Vertrauen in das Publikum und den SchauspielerInnen hätte dem Film insgesamt gutgetan.
Es lohnt sich m.M.n. trotzdem, den Film anzuschauen, wenn auch mit Abstrichen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
biopic über den anführer des irischen guerilla-kriegs gegen die briten, der 1922 zur autonomie irlands führte ... und schließlich zur gründung der ira und zum bürgerkrieg, da die republikaner diesen kompromiss als verrat ansahen. alles, was mit diesem kampf und dem anschließenden internen konflikt zu tun hat, ist gut in szene gesetzt und wird von einem beeindruckenden cast gespielt (liam neeson, aidan quinn, alan rickman, ian hart, brendan gleeson, charles dance, jonathan rhys-myers, etc.), aber es musste unbedingt noch eine dreiecksbeziehung zwischen zwei besten freunden (neeson & quinn) und julia roberts eingebaut werden und die wirkt leider aufgesetzt und überdramatisiert. kleiner wermutstropfen in einem ansonsten richtig guten film.
all the beauty and the bloodshed (laura poitras, 2022)
nach "citizen four" wieder eine fantastische doku von laura poitras, diesmal über nan goldin, die nicht minder fantastische fotographin und dokumentarin der queeren new yorker underground-szene, hauptsächlich der 80er jahre, ihren familiären hintergrund, ihr hineinwachsen in die boheme - zunächst von boston und später new york ... und ihren aktuellen kampf gegen die sackler-familie, die mit ihrem pharmaunternehmen purdue und dem opioid oxycontin eine beispiellose suchtkrise mit über 100.000 toten in den usa verursacht und damit milliarden verdient hat. meisterhaft daran ist, wie poitras ihre erstaunliche wie tragische biographie mit der dokumentation ihres heutigen aktivismus verwoben hat, sodass ein natürlicher und logischer zusammenhang entsteht. und nicht zuletzt sind frau goldin und ihre kunst schon für sich ungeheuer beeindruckend.
maverick (richard donner, 1994)
leichtfüßige westernkomödie mit mel gibson, jodie foster, james garner, alfred molina und james coburn, prächtig ausgestattet und mit beeindruckenden landschaftsaufnahmen veredelt. nichts für die ewigkeit, aber sehr amüsant und unterhaltsam - kann ich bestens empfehlen.