Mona Lisa And The Blood Moon Der dritte Film von Ana Lily Aminpour hat viel von ihrem Erstling "A Girl Walks Home Alone At Night": Er spielt fast ausschließlich nachts, besitzt eine eigenartige Atmosphäre und stellt eine Frau in den Mittelpunkt der Handlung. Wobei Handlung jetzt auch zu viel gesagt wäre, aber ich will trotzdem nicht spoilern, worum es geht. In einer tollen Szene bringt ein 11-jähriger Junge unserer Protagonistin bei, wie man richtig zu Metal tanzt. Ich mag diese Filme einfach, bei denen man sich mit den Hauptfiguren durch die Nacht in irgendwelchen Städten treiben lassen kann (hier: New Orleans, auch ein Plus) und verleihe 8 von 10 Schwarzlichtküchen.
Demonic (2021) Mein Gott. Was ist bloß mit Neill Blomkamp passiert? Sein "District 9" war damals ein feiner Film, aber seitdem zeigt die Formkurve deutlich nach unten. "Elysium" war noch in Ordnung, "Chappie" dann üble Grütze, und sein aktuelles Machwerk setzt da noch einen drauf - in negativer Hinsicht. Konnte man "Chappie" zumindest noch handwerkliche Fertigkeiten unterstellen, ist "Demonic" gar nix mehr. Handlung, Schauspiel, Dialoge, Inszenierung, alles komplett Stuhl. Blomkamp hat keine Ahnung, wie man Grusel oder Spannung erzeugt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen Film aus diesem Genre derartig langweilig fand. Zwischendurch habe ich mir Dinge aus der Nase gepult, die interessanter waren als dieser Schmu. 3 von 10 zerschellten Regie-Hoffnungen. Könnten auch 2 sein, aber ich hab gute Laune.
Es waren vier Filme bei der Liebsten und ein Nachtrag vom Kinderwochenende:
Sing (J/USA/F 2016, R: Garth Jennings & Christophe Lourdelet, Stimmen: Daniel Hartwich, Alexandra Maria Lara, Klaas Heufer-Umlauf, Stefanie Kloß, Olli Schulz) Hey, endlich noch mal ein Animationsfilm, den ich originell, unterhaltsam und witzig finde. Gute Musik ist auch drin. Irgendwie klappt das besser mit den Kinderfilmen, wenn wir Filme direkt von meiner Watchlist aussuchen. 7/10
The Banshees of Inisherin (GB/USA/IRL 2022, R: Martin McDonagh, D: Colin Farrell, Brendan Gleeson, Kerry Condon, Barry Keoghan) Den Hype um den Film kann ich nur bedingt nachvollziehen. Aber: Sehr gut ist er trotzdem. Ein Film über eine Freundschaft, die plötzlich endet - und das auf einer kleinen Insel, wo man sich kaum aus dem Weg gehen kann. Und es ist ja nicht einfach so, dass der eine mit dem anderen nichts mehr zu tun haben will. Es geht quasi um ein Kontaktverbot mit Konsequenzen, falls das gebrochen wird. Der etwas tumbe Pádraic (Farrell) versteht auf jeden Fall die Welt nicht mehr, als Colm (Gleeson) ihm offenbart, dass er ihn nicht mehr mag und ihn in Ruhe lassen soll. Denn mehr, als den gemeinsamen Pub-Besuch hat Farmer Pádraic nicht. 8/10
Massive Talent (USA 2022, R: Tom Gormican, D: Nicolas Cage, Pedro Pascal, Ike Barinholtz, Neil Patrick Harris, Tiffany Haddish) Manchmal lasse ich mich halt doch von Trailern leiten. Und der für "Massive Talent" machte mir irgendwann vor einem Jahr im Kino verdammt viel Spaß. Da der Film bei Wow im Abo enthalten war, konnte ich ihn jetzt für umsonst sehen - und ist genau das, was ich erwartet habe. Sinnfreier Spaß, hart an der Grenze zum Dünnpfiff, aber wenn man sich darauf einlässt, auch wahnsinnig unterhaltsam. Nicolas Cage spielt Nick Cage, eine Persiflage seiner selbst. Und wenn man die Karriere von Nicolas Cage in den letzten Jahren verfolgt hat, ist leider viel weniger Persiflage darin, als man annehmen könnte. Diese Selbstreferenz hätte ich Cage nicht zugetraut. Cage nimmt sich selbst auf die Schippe - und das ist schon ganz cool. 6/10
Mystify: Michael Hutchence (AUS/GB 2019, R: Richard Lowenstein, D: Michael Hutchence, Kylie Minogue, Helena Christensen, Bono, Michele Bennett) Ich mag die Hits von INXS sehr. Aber ich war nie ein Riesenfan. Interesse war da. Mehr nicht. Und natürlich hat man einiges gewusst über Hutchence: Wie er mit Kylie Minogue zusammen war, später mit Helena Christensen - und vom Ende, der Zeit mit Paula Yates, dem Tod bei angeblichen autoerotischen Taten (so hat Yates es zumindest dargestellt). Aber die Person Hutchence hat mich nicht interessiert. Die große Erkenntnis dieser Doku ist die, dass aus dem eigentlich so sensiblen, ruhigen, nachdenklichen Hutchence urplötzlich das Arschloch Hutchence wurde. Eine Wandlung, die sich auch die Band nicht erklären konnte (wenn man nachliest, hat er wohl beim vorletzten Alben die Bandmitglieder körperlich bedroht). Helena Christensen enthüllt dann, dass dieses erratische Verhalten von einer Auseinandersetzung mit einem Taxifahrer in Dänemark stammt. Dieser soll Hutchence gestoßen haben, woraufhin der Musiker mit dem Kopf unglücklich aufschlug und sich das Gehirn so schwer beschädigte, dass er Geruchs- und Geschmackssinn verlor und auch der Bereich, der Emotionen steuert, stark beeinträchtigt wurde. Das war mir tatsächlich neu. Wenn das alles so stimmt, war es ein tragisches Schicksal. 7/10
Last Night in Soho (GB/CHN 2021, R: Edgar Wright, D: Thomas McKenzie, Anya Taylor-Joy, Matt Smith, Diana Rigg, Terence Stamp) Der Film macht vieles sehr gut. Die Lichtstimmung ist großartig, das Visuelle generell. Aber ich gebe zu, dass ich mich mit diesem Nicht-Erklärbaren, mit Figuren, die Visionen haben, schwer tue. Es geht um die junge Designstudentin Eloise, die immer wieder ins London der 60er abdriftet und hautnah die Erlebnisse der jungen Sängerin Sandie erlebt, die unbedingt erfolgreich sein will und an den zwielichtigen Manager Jack gerät. Wie Edgar Wright die beiden Hauptdarsteller zusammen agieren lässt, ist schon beeindruckend. Aber der Rest ist mir dann doch manchmal zu weit hergeholt. 6/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
schrub ich ja schon irgendwo: großartiger film über all die scheiße, die man sonst nur in n.w.a.-raps über south central mitbekam - passenderweise mit ice cube in prominenter rolle, sowie dem tollen spielfilm-debut von cuba gooding jr. plus lawrence fishburne, angela bassett, regina king, ... die crème de la crème des afroamerikanischen kinos.
the devil's backbone (guillermo del toro, 2001)
eins von del toros frühwerken, das ich bisher nicht kannte ... und ich tendiere dazu, es als noch besser einzuschätzen als "pan's labyrinth", da noch düsterer und der fantasy-aspekt weniger betont ist (ich hab ja meine probleme mit dem genre ...).
das mario bava/elke sommer-grusel-double feature baron blood (1972) & lisa und der teufel (1975)
ersterer ist ein eher konventioneller geisterfilm, in dem elke sommer und ihr ritterlicher beschützer dessen grausamen vorfahren wiedererwecken und ihn danach wieder in die grube zurückbringen müssen. das ist alles ein bisschen dämlich und gar nicht mal so erschreckend, aber visuell ein echter genuss und joseph cotten als fiesen schlossherren gibt's obendrauf.
interessanter ist da schon die nummer 2, in dem frau sommer im sommerurlaub (sic!) in spanien dem leibhaftigen in gestalt von kojak ... äh telly savalas begegnet (sogar mit lolli), womit ein surrealer trip ins schloss einer blinden senora (giallo-ikone alida valli) und ihrem verkorksten spross, dem schönen maximilian, beginnt - ebenfalls wieder optisch und atmosphärisch herausragend und diesmal mit einer zwar verworrenen, aber um so interessanteren geschichte.
vera brühne (hark bohm, 2001)
zur abwechslung mal wieder richtig gutes deutsches kino - nur dass es sich dabei um einen tv-zweiteiler handelt und zwar um die verfilmung eines der notorischsten justizirrtümer der deutschen nachkriegsgeschichte, das womöglich auch eine ziemlich skandalöse verschwörung beinhaltete (was sich aber bis heute nicht nachweisen lässt) - brilliant inszeniert und gespielt von corinna harfouch, uwe ochsenknecht, ulrich noethen, katja flint, mavie hörbiger, u.v.a.m., 3 stunden und keine minute zu lang und kein bisschen langweilig. (und danach haben wir uns tatsächlich auch noch die doku zum fall angeschaut, so spannend war das alles).
supernova (harry macqueen, 2020)
älteres schwules paar (colin firth, stanley tucci) auf einem roadtrip im wohnmobil durch das uk. es wird wohl ihr letzter sein, da einer der beiden (tucci) mit früheinsetzender demenz diagnostiziert wurde. das ist schon recht berührend und natürlich gut gespielt, aber auch ein bisschen rührselig, vorhersehbar und recht konventionell erzählt. hätte man mehr daraus machen können.
bad luck banging or looney porn (radu jude, 2021)
das sex-video einer lehrerin findet dummerweise seinen weg ins internet ... und dann geht sie erstmal durch bukarest, trinkt kaffee, kauft ein, bespricht sich mit einer kollegin ... auf dem weg zum elternabend. cut. es folgt ein filmisches essay über rumänien, gott und die welt - aufklärerisch, kryptisch, provokant, amüsant. cut. der elternabend: ab da gibt's kein halten mehr. jude zieht die moderne gesellschaft im allgemeinen und die rumänische im besonderen in ihrer bigotterie und einfalt mal so richtig durch den kakao. ein riesenspaß und ein filmisches abenteuer - nicht durchweg gelungen, aber echt mal was anderes, gewagtes. hat sich den goldenen bären redlich verdient.
bergman island (mia hansen-løve, 2021)
vicky krieps und tim roth spielen ein paar von filmemachern, das sich auf fårö, der insel wo ingmar bergman lebte und viele seiner filme drehte, einquartiert, um an ihren drehbüchern zu schreiben. während bei ihm alles seinen weg geht, leidet sie unter einer kreativitätssperre und schweift stattdessen mehr oder weniger ziellos über die insel. als sie doch einen plot hinbekommt, zu dem ihr allerdings das ende fehlt, erzählt sie ihm davon ... und die grenzen von drehbuch und realität verschwimmen - und da wird der film (leider ein bisschen spät) erst richtig interessant. davor dümpelt er ein wenig, entschädigt aber mit tollen landschaftsaufnahmen und ... vicky krieps (hach!). als filmcharaktere bezaubern außerdem noch mia wasikowska und anders danielsen lie. ja doch, schon ein ziemlich guter film.
Spannend, dass ich "The Devil's Backbone" bewertet habe, mich aber überhaupt nicht mehr daran erinnere. Auch Filmbilder helfen nicht. Wertung damals: 5/10. "Boyz N the Hood" habe ich sogar auf DVD. Den mag ich sehr gerne.
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Zitat von JackOfAllTrades im Beitrag #5345Spannend, dass ich "The Devil's Backbone" bewertet habe, mich aber überhaupt nicht mehr daran erinnere. Auch Filmbilder helfen nicht. Wertung damals: 5/10.
gräme dich nicht. bei meinem massenkonsum geht mir das regelmäßig so. ich würde dir allerdings einen rewatch empfehlen. der ist wirklich gut.
Das geht wohl jedem so, der viele Filme schaut. The Devil's Backbone könnte ich gesehen haben, vielleicht aber auch nicht, jedenfalls hab ich keine Bewertung. Möchte ich aber mal sehen. Mit Del Toro hab ich so meine Probleme, zuletzt Pinocchio hat auch wieder nur ein Achselzucken hinterlassen.
Deshalb liebe ich letterboxd ja so. Mir geht seit bald 9 Jahren nix mehr flöten und ich kann mir immer genau anschauen wann ich etwas wie fand oder meine Review anschauen. (Alles vor meinem Start konnte ich mit Kinotickets abbilden, der Rest wird als "Gesehen" markiert und kriegt eine Bewertung, wenn ich ihn nochmal gesehen habe.)
Zitat von Olsen im Beitrag #5347Das geht wohl jedem so, der viele Filme schaut. The Devil's Backbone könnte ich gesehen haben, vielleicht aber auch nicht, jedenfalls hab ich keine Bewertung. Möchte ich aber mal sehen. Mit Del Toro hab ich so meine Probleme, zuletzt Pinocchio hat auch wieder nur ein Achselzucken hinterlassen.
Der "Pinocchio" steht ganz oben auf meiner Liste und wird wohl in den nächsten Tagen fällig sein...
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doku über die geschichte dunkelhäutiger fußballspieler in deutschland - angefangen bei erwin kostedde und jimmy hartwig über gerald asamoah, steffi jones und cacau bis jerome boateng und jordan torunarigha. es kommen ausschließlich die betroffenen zu wort, deren aussagen dann mit original-footage - seien es sportstudio-interviews oder werbung aus den 60ern und 70ern zum fremdschämen oder reportagen von bundesliga- oder nationalmannschaftsspielen oft begleitet von unsäglichen rassistischen vorfällen - untermalt werden. das bild das unsere gesellschaft dabei abgibt ist beschämend - und das obwohl es im fußballzirkus sogar noch relativ fortschrittlich zugeht. dass dieser film das ziemlich gut herausarbeitet, muss man den machern hoch anrechnen. großartig!
wrong (quentin dupieux, 2012)
mr. oizo ist echt ein irrer. mann vermisst seinen geliebten hund paul und auf der suche nach ihm entspinnt sich ein dermaßen grotesker wie unzuverlässig erzählter plot, dass man eigentlich nur ständig ungläubig lachen kann. im büro herrscht dauerregen, autos werden unmotiviert von irgendeinem kasper umlackiert und die trulla vom pizzaservice gebiert ca. einen tag nach einem one-night-stand einen achtjährigen. an diesem film stimmt nichts und doch ist er faszinierend und gibt einem einiges zu denken. jetzt freu ich mich um so mehr auf seinen neuen film "smoking causes coughing".
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
Die Legende der Prinzessin Kaguya Das Ende dieses Films hätte nicht perfekter als Abschluss meiner Ghibli-Reihe sein können. Denn damit habe ich alles gesehen, was dieses Studio an Langfilmen produziert hat. „Kaguya“ gehört zu den avantgardistischeren Werken der Animationsschmiede, optisch auf jeden Fall. Isao Takahata steht stets im Schatten von Hayao Miyazaki, was vermutlich mit dem kommerziellen Aspekt zu tun hat. Künstlerisch kann man den Mann aber nicht hoch genug werten. Im Mittelteil schleppt sich sein Märchen zwar etwas dahin, da hätten Kürzungen geholfen. Aber der sehr starke Anfangs- und Schlussteil wiegen das auf. Und emotional angegriffen war ich auch wieder. Vielleicht fange ich noch mal mit allen Filmen von vorne an. (8/10)
Zitat von Olsen im Beitrag #5045Pride Was für ein schöner Film. Ich hatte mehr als nur eine Träne im Auge. Auf Englisch bestimmt noch mal eine Ecke besser. (8/10)
+1
Endlich die DVD ausgepackt und den Film nun auch gesehen. Wunderbares Kino, tolle und emotional packende Geschichte, klasse besetzt und der Soundtrack herrlich.