A Sun Sehenswertes Familiendrama aus Taiwan, viel zu lang, aber auch irgendwie faszinierend. Ich kann über den Film an sich nicht viel schreiben, er hat auf der emotionalen Ebene für mich sehr gut funktioniert und mich nachdenklich zurückgelassen. Die Aufnahmen aus Taiwan sind toll, das scheint ein schönes Land zu sein. (9/10)
man (ich) hat selten filme, die das alltägliche afrika (hier die elfenbeinküste) zeigen, fern von jeder tropenromantik, dafür allein gibt es pluspunkte. junge frau heiratet einen mann, den sie nicht liebt, der, den sie liebt, versucht die überfahrt nach spanien und ist fort. ein hauch mystik, wunderschöne aufnahmen vom ozean, ein einblick in das leben der "normalen" menschen vor ortr die längen im film fand ich sehr gut gesetzt, und über kapitalismus und flucht nachdenken kann - muss - man ebenfalls. hier eine glatte empfehlung (8/10)
the meyerowitz stories (noah baumbach, 2017)
eine familiengeschichte, angesiedelt im jüdischen milieu von new york. adam sandler, ben stiller, dustin hoffman, adam driver, emma thompson, und alle in bestform. ich liebe filme, in denen jedes wort "sitzt" und kann mich an guten dialogen mehr als erfreuen, in dieser hinsicht ist der film ein fest. ich habe mich kaum getraut zu atmen, um bloss keinen nebensatz zu verpassen. die story rund um das thema "verhältnis zum vater" mit all seiner tragik (man kann sich schnell wiederfinden) wird sehr mitfühlbar dargestellt, hier haue ich eine 10/10 raus. ein toller film.
weißes rauschen (noah baumbach, 2022)
angesiedelt in den 1980er jahren (der entstehungszeit der romanvorlage) geht es nur vordergründig um eine katastrophe, die eine stadt ereilt. was dieses szenario mit menschen macht erinnert visionär an unsere kriegs- und coronazeiten, themen wie "innere flucht" oder "medien" bekommen auch ihre bühne. hier würde ich der ersten hälfte auch eine glatte 10/10 geben, leider wird es im verlauf dann ein wenig langatmig und vielleicht sogar zäh, daher insgesamt eine 7/10.
Zitat von oasupp im Beitrag #5418weißes rauschen (noah baumbach, 2022)
[...] hier würde ich der ersten hälfte auch eine glatte 10/10 geben, leider wird es im verlauf dann ein wenig langatmig und vielleicht sogar zäh, daher insgesamt eine 7/10.
Das klingt für mich nach einer originalgetreuen Umsetzung des Buchs, da habe ich zumindest ähnliche Erinnerungen.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Annette Ein alternatives Musical von Leos Carax mit Adam Driver und Marion Cotillard, die Musik stammt von den Sparks (die auch mal kurz zu sehen sind). Wenn man die Schlagzeile in der IMDB liest, weiß man schon fast die ganze Handlung. Gut, dass ich wie so oft uninformiert vorgegangen bin und mich somit komplett in die Handlung reinziehen lassen konnte. Der Film ist künstlerisch ausdrucksvoll, er ist theater-artig und außerdem etwas surreal – und mich hat er komplett abgeholt. Verstehe aber auch, wenn man mit dem Teil Probleme hat. Positive Begleiterscheinung: Ich bin jetzt neugierig auf weitere Filme von Carax, mit seinem „Pont-Neuf“ damals kam ich nicht so gut klar, war aber auch im falschen Alter. (8/10)
tja, ähnlich wie es "valmont" nach "dangerous liaisons" erging, lief es auch mit diesem film nach "capote". keiner wollte ihn sehen, denn das thema hatten wir ja schon. in deutschland lief er nicht mal im kino. völlig zu unrecht, denn wo "capote" eher die intelektuelle aufarbeitung der entstehung von "in cold blood" war, beleuchtet "infamous" eher die emotionale atmosphäre und toby jones als capote glänzt in seiner darstellung ähnlich wie philip seymour hoffman - v.a. durfte er viel schwuler und exaltierter sein und sein verhältnis zum mörder perry smith wird hier äußerst intensiv ausgestellt, der wiederum von daniel craig brilliant gespielt wird. hinzu kommen tolle nebendarstellerleistungen von sandra bullock, sigourney weaver, peter bogdanovich und jeff daniels. ja, "capote" ist tatsächlich der bessere film, aber "infamous" ist trotzdem nicht minder sehenswert.
ladri di biciclette ("fahrraddiebe", vittorio de sica, 1948)
der klassiker des italienischen neorealismus - trocken, hart, gemein ... wie eben das leben im nachkriegs-italien. ich verstehe die lobeshymnen, so ganz gepackt hat er mich aber doch nicht. keine ahnung warum. vielleicht muss ich ihn mir nochmal ansehen ...
repulsion (roman polanski, 1965)
hier war ich im gegensatz dazu von anfang an an bord. allein die kamera mit ihren intensiven einstellungen zieht einen in den bann. polanski schafft es dabei, mit minimalistischsten mitteln und ganz wenigen schockmomenten und spezialeffekten eine dermaßen unangenehme atmosphäre aufzubauen - das ist subtilster horror par excellence. und dann natürlich frau deneuve und ihr langsames abdriften in den wahnsinn - absolut meisterhaft!
Zitat von Olsen im Beitrag #5420Annette Verstehe aber auch, wenn man mit dem Teil Probleme hat. Positive Begleiterscheinung: Ich bin jetzt neugierig auf weitere Filme von Carax, mit seinem „Pont-Neuf“ damals kam ich nicht so gut klar, war aber auch im falschen Alter. (8/10)
ich fand ihn grauenhaft. v.a. die musik fand ich für sparks-verhältnisse sehr enttäuschend. und das nach "holy motors", mmn carax' bisherigem meisterwerk. unbedingt anschauen!
ach ja, und "pola x" kann ich auch noch empfehlen. außer "pont neuf", mit dem ich damals sehr wohl klar kam, kenne ich sonst nix. sehr umfangreich ist sein werk aber eh nicht.
Ein Film, von dem ich nichts erwartet habe - denn weder die Regisseurin noch die Darsteller*innen sagten mir irgendwas. Immerhin, Hauptdarstellerin Teyana Taylor war mir als RnB-Sängerin ein Begriff. Umso positiver war ich von dem Film überrascht, der sehr unverkünstelt eine tolle Geschichte aus dem Harlem der frühen 90er erzählt, vom schwierigen Foster-Care-System, von den Folgen der Crack-Epidemie der 80er und von der Gentrification und der Armut. Der Film schafft es hervorragend, das Harlem der 90er und 00er-Jahre aufleben zu lassen, fällt nur manchmal zwischenzeitlich auf die Nase wenn etwas holzhammerig immer wieder Zitate von New Yorks Bürgermeistern aus dem Off eingestreut werden, damit auch bloß alle kapieren, was gerade politisch so im Hintergrund los ist. Das macht aus einem eigentlich so unprätentiösen Film ein etwas zu didaktisches Gebilde. Aber das ist dann schnell wieder vergessen, weil der Plot dann doch überzeugt. Über die Plotwendung am Ende kann man streiten, weil sie den bis dahin so tragfähigen Realismus etwas zerdeppert, aber mir hat das eigentlich gut gefallen.
Leider krankt der ansonsten schöne Film etwas an der unsteten schauspielerischen Leistung zweier Hauptdarsteller. Teyana Taylor ist mal sehr gut, mal etwas unglaubwürdig, und dann verhaut der junge Mann, der ihren fast erwachsenen Sohn spielt, leider eine Schlüsselszene am Ende. Das hinterlässt dann etwas enttäuscht, nachdem der Film eigentlich zwei Stunden lang sehr viel richtig machte.
Escape Room Sechs Menschen bekommen eine mysteriöse Einladung in einen ganz besonderen Escape Room. Es winkt viel Geld, also gehen alle hin. Aber so richtig lösbar sind die extrem gefährlichen Räume nicht. Leichter Horrorfilm, der an "Final Destination", "Saw" und stellenweise auch "Hostel" erinnert, aber viel weniger blutig. Unterhaltsam und einfallsreich, viel Tempo, ordentlich produziert. Ich hatte meinen Spaß und freue mich auf den zweiten Teil heute Abend.
Auf Netflix.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
The French Dispatch (D/USA 2021, R: Wes Anderson, D: Bill Murray, Tilda Swinton, Frances McDormand, Jeffrey Wright, Adrien Brody, Benicio Del Toro, Owen Wilson, Léa Seydoux, Timothée Chalamet, Lyna Khoudri, Stephen Park, Mathieu Amalric) Die Idee ist so schwachsinnig wie genial: Irgendwo in Kansas gibt es die Zeitschrift The French Dispatch, die über Kuriositäten aus französischen Kleinstädten berichtet. Als ob das jemanden interessieren würde in Kansas. Anderson hat wieder ein Star-Aufgebot um sich versammelt (dem noch ein paar weitere sehr bekannte Namen angehören) und erzählt eine Episodenkomödie und "berichtet" über eine Studentenrevolte, einen gemeingefährlichen Künstler und die Entführung eines Jungen. Jede Szene ist wie ein Kunstwerk. Aber nicht jede der Geschichten ist großartig. Mir fehlte es dann gerade zum Schluss in diesem Wahnsinn am großen Ganzen. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Secrets & Lies Einer dieser langsam brennenden Filme, die ihr volles Potenzial erst im letzten Drittel ausspielen. Bis dahin dachte ich: Guter Film, ja, doch warum hat der so überragende Bewertungen? Aber dann! Brenda Blethyn hätte für ihre Darstellung den Oscar, für den sie nominiert war, sicher verdient gehabt. Und ich frage mich: Gibt es im englischen Kino eigentlich Nachfolger:innen für Leute wie Mike Leigh und Ken Loach? Hoffentlich. Egal, toller Film, sehr eindrücklich und nachhallend. (9/10)
Birth (GB/F/D/USA 2004, R: Jonathan Glazer, D: Nicole Kidman, Lauren Bacall, Danny Huston, Anne Heche) Die Prämisse finde ich spannend. Anna verliert ihren Ehemann. Zehn Jahre später ist sie kurz davor, eine neue Ehe einzugehen, als ein zehnjähriger Junge auftaucht und behauptet, ihr toter Mann zu sein. Aus anfänglicher Skepsis wird mehr. Jonathan Glazer hat fantastische Musikvideos gedreht ("Rabbit in Your Headlights" von Unkle beispielsweise) und vor "Birth" mit seinem Debütfilm "Sexy Beast" für Furore gesorgt. Der hat mir auch besser gefallen als der hier. Ich weiß nicht, ob es an der Umsetzung haperte, am zu künstlichen Verhalten der Protagonisten, am Minimalspiel von Nicole Kidman - oder sogar, weil der Film bei Prime wie ein pixeliger SD-Film rüberkam. Aber er hat mich dann doch nur selten fasziniert. Immerhin habe ich bis zum Schluss durchgehalten. 5/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Escape Room 2 Wie angekündigt: Wir haben uns auch gleich den zweiten Teil reingezogen. Zwar fand ich den ersten besser, aber rasant und einfallsreich ist auch der Nachfolger. Außerdem nicht dumm angeknüpft und wieder gut produziert. Popcorn-Kino für Fans von Final Destination & Co.
You all want the whole world to be changed so you will be different.
sieh an, der deutsche schulfilm kann also doch mehr als immer noch blödeligere abwandlungen von "die lümmel von der ersten bank". eine idealistische lehrerin (großartig: leonie benesch) - neu an der schule - wird mehr oder weniger widerwillig in die aufklärung einer diebstahlserie hineingezogen, begeht dabei einen fatalen fehler und löst damit eine spirale aus verdächtigungen, verletzungen und intrigen aus, obwohl sie immer wieder versucht zu beschwichtigen, zu vermitteln, alles wieder gut zu machen. ich hab zwar keine ahnung, wie es inzwischen wirklich an deutschen schulen zugeht, aber so wie sich das ganze dilemma entwickelt, kommt es mir doch sehr glaubhaft vor. dabei stellen sich einem viele fragen über schuld, moral, vergebung und die schwächen und verfehlungen innerhalb der institution schule und das macht der film ohne eindeutige wertungen und schuldzuweisungen. alles in allem sehr sehenswert.
lilting (hong khaou, 2014)
nachdem sein freund kai bei einem autounfall ums leben gekommen ist, kümmert sich richard um dessen mutter junn, eine chinesin, die sich nie in die englische gesellschaft integrieren wollte, nur eine vage ahnung von der beziehung ihres sohnes hatte und richard ohnehin nicht mag. er engagiert die dolmetscherin vann, damit sie sich in dem pflegeheim, in dem sie lebt mit ihrem verehrer alan verständigen kann. langsam, wenn auch mit anfänglichem widerwillen, beginnt sich junn zu öffnen ... . hach, was für ein wunderbarer film, bei dem sich herzzerreißende trauer mit herrlich komischen und versöhnlichen momenten und situationen, in denen die fetzen fliegen, abwechseln - toll gespielt, nicht nur von ben wishaw und pei-pei cheng in den hauptrollen. wärmstens empfohlen!
midnight in the garden of good and evil (clint eastwood, 1997)
der schriftsteller john kelso (john cusack) wird von einem gesellschaftsmagazin beauftragt, eine reportage über den reichen lebemann jim williams (kevin spacey), sein hochherrschaftliches anwesen in savannah/georgia, seine parties und seine kunstsammlung zu schreiben. er ist schon im begriff abzureisen, da erschießt williams - scheinbar in notwehr - seinen lover (jude law). doch die staatsanwaltschaft glaubt die story nicht und klagt auf mord. kelso beschließt williams zu helfen und die wharen umstände aufzuklären. was sich mir präsentiert hat, erinnert mich ein bissel an eine melange aus "the great gatsby" und "angel heart", wobei eine der hauptdarstellerinnen, nämlich die stadt savannah und ihre bewohner, ganz großartig getroffen ist. hervorzuheben sind vor allem das auftauchen der flamboyanten lady chablis und der voodoo-zauberin minerva. der krimi-plot lenkt dann fast schon von diesem tollen gesellschaftsportrait ab und bringt auch nicht wirklich spannung. trotzdem unterhaltsam und sogar in seiner epischen länge sehenswert.
über birth hat ja jack gestern schon was geschrieben, mich hat der aber durchaus gepackt. ok, die verhaltensweisen und handlungen der figuren waren nicht immer ganz nachvollziehbar, aber ich fand sowohl das spiel von frau kidman (wie auch ihrem kindlichen counterpart cameron bright), als auch den look sehr ansprechend (ich hab da nix pixeliges bemerkt) und den twist empfand ich als sehr erfrischend, da er überhaupt nicht hingebogen und recht nachvollziehbar wirkte.
murder by numbers (barbet schroeder, 2002)
hmtja, zwei schnöselige jungs (ryan gosling, michael pitt) planen und führen den vermeintlich perfekten mord aus und jemand (sandra bullock) merkt, dass da was faul ist. nein, kein remake von hitchcocks "rope", aber das hätte - herausgehoben aus dem kammerspiel-setting und in die gegenwart versetzt - durchaus potenzial gehabt. aber - der filmtitel spricht leider bände - da kam halt leider nur ein kriminalfilm nach schema f bei raus - vorhersehbar von den ersten szenen an. einziger lichtblick sind die szenen zwischen bzw. das schauspiel von gosling und pitt. schade, von schroeder hatte ich mir mehr erhofft.