Richtig gut fand ich den naturalistischen Look, also den Dreck, das Schmatzen beim Essen - diesen sehr groben Menschen mit ihren alten Gesichtern (es ist ja ein Ü 50-Film!) beim Essen, Rauchen, Trinken zusehen, war recht faszinierend.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
ZitatSie haben es beide nicht leicht. Sowohl das Steinadlerküken, das später auf den Namen Abel getauft werden wird, als auch der Menschenjunge Lukas sind Halbwaisen. Abels Vater starb beim Kampf mit einem Artgenossen. Das Schicksal von Lukas’ Mutter wird im Film „Wie Brüder im Wind“ hingegen lange verschwiegen.
Auch mit den Lebenden ist es nicht einfach. Weil Abel nur der Zweitgeborene im Nest ist, ist er automatisch schlechter gestellt und wird von der Mutter größtenteils ignoriert. Lukas geht es ebenso. Seit dem Tod der Mutter reden er und sein Vater, der Schäfer Keller, kein Wort mehr miteinander. Einen gemeinsamen Verbündeten haben Lukas und Abel allerdings auch: den Förster Danzer (Jean Reno).
Das Schicksal wird die beiden Halbwaisen schließlich zusammenführen. Abels Bruder stößt das noch nicht flugfähige Tier aus dem Nest. Lukas findet den Greifvogel, päppelt ihn heimlich auf und bringt ihm mit Danzers Hilfe alles Notwendige bei.
Nur vier menschliche Darsteller agieren in diesem Melodram. Vor allem Manuel Camacho als Lukas bekommt viel Leinwandzeit, die er nutzt, um sich für größere Aufgaben zu empfehlen. Furchtlos agiert er mit den Tieren, besonders natürlich mit Steinadler Abel, der ihm gefährlich nahe kommen darf. Tobias Moretti als vom Leben gezeichneter Vater zeigt Anflüge von Kinski’scher Mimik, der Groll auf seinen Sohn ist jederzeit spürbar, wenngleich lange nicht zu verstehen. Lediglich Jean Reno als einsamer Förster, der immer zur rechten Zeit erscheint, wirkt fehl am Platz.
Hauptdarsteller in diesem Film, der in den 1960er-Jahren „irgendwo in den Alpen“ spielt, ist sowieso die Natur. Den Kameramännern Otmar Penker (gleichzeitig auch Co-Regisseur) und Oscar Duran sind großartige Panorama-Aufnahmen gelungen. Das gilt auch für die spektakulären Tierszenen. Naturfilmer Penker und sein Team begannen schon drei Jahre vor dem eigentlichen Drehstart mit der Aufzeichnung der Adlerszenen – da befand sich das Drehbuch noch in der Entwicklung. Herausgekommen sind fantastische Bilder. Die Steinadler werden wundervoll in Szene gesetzt, und als einer der Vögel sich auf einen ausgewachsenen Steinbock stürzt und mit ihm einen Felshang hinabpurzelt, stockt dem Zuschauer der Atem. Auch die Locationscouts möchte man am liebsten herzen.
Die Handlung ist allerdings äußert platt geraten. Über Stereotypen kann man bei einem Film, der sich hauptsächlich an ein junges Publikum richtet, hinwegsehen, auch über die klischeebeladene Geschichte. Aber die von Autorin Joanne Reay verfassten Dialoge und besonders die von Jean-Reno-Synchronsprecher Joachim Kerzel mit sonorer Stimme vorgetragene Hintergrundgeschichte triefen nur so vor Poesie-Album-Sprüchen. Gepaart mit dem übertriebenen, Pathos-behafteten Score von Komponistin Sarah Glass ist das leider ein echtes Ärgernis.
3/5
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
THE HATEFUL 8: Machen wir's kurz ... zu viel Geschwätz, zu wenig Handlung.
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Zitat von Der Lokus im Beitrag #620THE HATEFUL 8: Machen wir's kurz ... zu viel Geschwätz, zu wenig Handlung.
Und was ist mit BLUT??? Schießerei??? Messer in Hals???
Das muss man nicht extra erwähnen, ist doch eine Selbstverständlichkeit!
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Eine Enttäuschung. Joy und Sadness hätten den Kontrollraum nie verlassen dürfen. Was danach kam war bald unübersichtlich und zu viel Slapstick. Wo sind die Pixarfilme mit ihrem Sinn für Timing, den tollen kontemplativen Momenten, den Figuren, die einem was geben? Seit "Up" haben die irgendwie den Faden veroren.
Sicario - Denis Villeneuve
Brillant. Der Score, das Sounddesign, Kamera, Stimmung und dazu noch unglaublich spannend, wenn man bedenkt, wie wenig Action/Konfrontation der Film eigentlich bietet. Blade Runner kann kommen. Villeneuve kann das und ist genau der richtige mit seiner Detailversessenheit. Dazu Sounddesign, Kamera, Score, Stimmung...
Ein ganz normaler Held Obwohl ich Anfang/Mitte der 90er so viele Filme geschaut habe (man hatte halt Zeit als Schüler) habe ich "Ein ganz normaler Held" von Stephen Frears irgendwie verpasst. Das ist jetzt nicht weltbewegend, aber im Nachhinein etwas schade. Denn wie Dustin Hoffman als kotzbrockiger Langfinger aus Versehen zum Lebensretter von 54 Menschen wird, weil das Flugzeug, in dem sie sitzen, vor Hoffman auf die Straße stürzt, ist sehenswert. Er ist auch die treibende Kraft. Denn obwohl er doch ein echter Unsympath ist, hat man doch Mitleid mit ihm, weil ihm immer zum falschen Moment etwas Schlimmes passiert. Aber alleine die Szene, als er zum abgestürzten Flugzeug watet, den Passagier anflaumt, der die Tür nicht geöffnet bekommt, und sich dann doch nur Sorgen um seine Schuhe macht, ist einfach köstlich gespielt. Und wenn dieser Typ dann merkt, dass die Person, die sich fälschlicherweise als Held ausgibt, tatsächlich vielmehr zum Heldentum taugt als er selbst, dann ist das einfach toll gespielt. 7/10
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Ein Samstagabend-Film für jung und alt, wobei ich das jung für den vollen Filmgenuss bzw. das Filmverständnis so etwa ab 25 ansetzen würde. Völlig unverständlich mal wieder die FSK 0 - Einstufung. Klar, es ist vom Genre her eine Komödie, klar es gibt keine expliziten Sex-und/oder Gewaltszenen, aber das kann doch bei einer Einschätzung nicht alles sein.
Robert de Niro glänzt als Senioren-Praktikant neben Anne Hathaway als Jungunternehmerin in einem stilsicher ausgestattenen Film mit tollem Bild und unaufdringlich gutem Soundtrack. Das große Plus greift der Film in der ersten Hälfte ab, wenn de Niro eben nicht als verständnisloser Alter ins Berufsleben zurückfällt, sondern gentlemanlike sich mit den Vorzügen des old school way of life den Herausforderungen stellt. Toll dass er in der Schar aller Jungspunde rings um ihn herum nicht als der absolute Filmstar herausragt, sondern sich souverän und abgeklärt ins Ensemble einfügt. Im zweiten Teil verlagert sich die Story mehr ins private Feld der Jungunternehmerin, was dem Film etwas den Schwung nimmt, aber dennoch überzeugend rüberkommt. Keine überzogenen Wendungen, kein großer Gefühlskitsch, alles ist gut nachvollziehbar und menschlich. Stärken und Schwächen - jeder hat sie.
Da war Deutschland auch tatsächlich "Vorreiter", in den meisten anderen Ländern ist der ab 12 (oder vergleichbares).
Die Begründung:
ZitatKomödie über einen ehemaligen Geschäftsmann, der sich im Ruhestand so sehr langweilt, dass er ein Senioren-Praktikum als Assistent einer ehrgeizigen jungen Unternehmerin aufnimmt – was anfangs zu einigen Schwierigkeiten führt. Der Film wird von einer positiven Grundstimmung getragen und konzentriert sich auf seine Hauptfiguren, die sympathisch und einfühlsam gezeichnet sind. Die Handlung ist stringent erzählt, sodass bereits sehr junge Zuschauer ihr problemlos folgen können. Konflikte werden mit Humor und letztlich versöhnlich aufgelöst. In Einzelszenen dargestellter Alkoholkonsum wird nicht idealisiert, sondern mit negativen Folgen gezeigt. Der Film richtet sich eindeutig an ein erwachsenes Publikum, doch da die Inszenierung auf der Bild- wie der Tonebene keine irritierenden Szenen aufweist, besteht bereits für Kinder im Vorschulalter nicht das Risiko einer Überforderung.
IMDB schreibt allerdings von einer Massageszene, die eine sexuelle Handlung impliziert.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Zitat von Krautathaus im Beitrag #623Inside Out - Pete Docter
Eine Enttäuschung. Joy und Sadness hätten den Kontrollraum nie verlassen dürfen. Was danach kam war bald unübersichtlich und zu viel Slapstick. Wo sind die Pixarfilme mit ihrem Sinn für Timing, den tollen kontemplativen Momenten, den Figuren, die einem was geben? Seit "Up" haben die irgendwie den Faden veroren.
nunja, up fehlte es auch nicht an slapstick. genau genommen macht slapstick sogar den überwiegenden teil des filmes aus, auch wenn die traurigen und rührenden parts sich vorrangig einprägen. ich mochte inside out. nach den erschreckend flachen cars und planes-filmen kam pixar endlich wieder mit einem richtig originellen plot daher.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Krautathaus im Beitrag #623Inside Out - Pete Docter
Eine Enttäuschung. Joy und Sadness hätten den Kontrollraum nie verlassen dürfen. Was danach kam war bald unübersichtlich und zu viel Slapstick. Wo sind die Pixarfilme mit ihrem Sinn für Timing, den tollen kontemplativen Momenten, den Figuren, die einem was geben? Seit "Up" haben die irgendwie den Faden veroren.
nunja, up fehlte es auch nicht an slapstick. genau genommen macht slapstick sogar den überwiegenden teil des filmes aus, auch wenn die traurigen und rührenden parts sich vorrangig einprägen. ich mochte inside out. nach den erschreckend flachen cars und planes-filmen kam pixar endlich wieder mit einem richtig originellen plot daher.
stimmt, aber auch bei "up" ist der slapstick bereits der teil des films, der ganz offensichtlich für die jüngere zuschauerschaft drangehängt wurde, und dramaturgisch absolut nicht notwendig ist. selbst bei "wall-e" war es schon so, dass der ganze weltraumkrempel der grandiosen exposition nicht im entferntesten das wasser reichen konnte. und bei "inside out" betritt es für mich den bereich leichter ärgernis, schon allein, weil diese ganze inselthematik so unlogisch und voller plotholes ist. hauptsache, es kracht ordentlich, und am schluss ist alles wieder gut! na ja.
ich habe mir "das brandneue testament" angeschaut. es heißt, es wäre ungeheur lustig. weshalb ich mir zunächst sorgen machte, es könne zu albern sein. aber dann wars das gar nicht. eigentlich ist er ziemlich melancholisch, zärtlich. ich würde ihn auf jeden fall weiterempfehlen (auch wenn mich die schauspielerische leistung der ehefrau gottes nicht sonderlich überzeugt hat).