Katzenmenschen (USA 1942, R: Jacques Tournier, D: Simone Simon, Kent Smith, Tom Conway, Jane Randolph, Jack Holt) Vor einem Panthergehege trifft Oliver auf die zeichnende Irena. Die beiden verlieben sich und heiraten, aber Körperliches gibt es nicht. Denn Serbin Irena glaubt, dass sie sich bei Intimitäten in eine Raubkatze verwandeln wird. Gleiches gilt für den Fall, dass sie eifersüchtig wird - was passiert, als Oliver und seine hübsche Kollegin Alice sich näher kommen. Der Psychiater Dr. Judd versucht der Sache auf den Grund zu gehen. "Katzenmenschen" ist einer der Filme aus der Billig-Horrorfilmsparte RKO - und zwar einer der erfolgreichsten. Tournier drehte in wenigen Wochen mit sehr wenig Budget einen Klassiker, von dem man bis kurz vor Schluss nicht weiß, ob Irena spinnt oder nicht. Auch nach 82 Jahren keine Sekunde langweilig, wenngleich die Wirkung damals vermutlich doch intensiver war als heute. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Ich hatte jetzt das große Glück, den Film zum ersten Mal seit 40 Jahren wieder auf der großen Leinwand (und ohne Werbeunterbrechungen) zu sehen. Und genau da gehört der Film auch hin. Mal abgesehen davon, dass das ohnehin Filmgold ist, wie es schon lange nicht mehr geschaffen wird, ist der Film voller unzähliger, liebevoller Details, die man auf der heimischen Glotze gar nicht wahrnimmt. Zudem wird nur in diesem Rahmen klar, dass die Gremlins echte Persönlichkeiten waren (nachzuprüfen in der Szene, die im Kino spielt). Was ich nicht wusste: Joe Dante hatte zuvor Trailer für Roger Corman geschnitten. Was ich ebenfalls nicht wusste: Die Gremlins wurden von Designer Chris Walas erschaffen, eben jenem Mann, der zwei Jahre später für seine Mitarbeit an Die Fliege den Oscar erhalten sollte. Was ich schon gar nicht wusste: Zum Soundtrack gehört auch ein Titel von Peter Gabriel, den der ehemalige Sänger von Genesis gemeinsam mit Nile Rodgers produziert hat. Was ich nicht einmal geahnt hätte: Für die Voice Effects war u.a. Michael Winslow zuständig. Hab' ich ganz nebenbei also auch noch was gelernt. Spaß hatte ich sowieso.
10/10
Wenn das hier ein Kulturkreis ist, bin ich wohl ein Quadrat.
The Whale (USA 2022, R: Darren Aronofsky, D: Brendan Fraser, Sadie Sink, Hong Chau, Ty Simpkins, Samantha Morton) Schon lange hat mich kein Film mehr so bewegt, so fasziniert, so überwältigt. Brendan Fraser mit einem gewaltigen (sorry) Comeback als Online-Dozent, der sich zu Tode frisst. Ein Kammerspiel, das man auch als Fortsetzung von "Requiem for a Dream" sehen kann. Jede Figur ist auf ihre Art selbstzerstörerisch. Am meisten natürlich Frasers Charlie, der genau weiß, was er da tut. Ein Film über Menschen, denen man sich wünscht, sie hätten nicht erst ein paar Tage vor dem wahrscheinlichen Tod Charlies offen miteinander geredet. Ein Film über Menschen, die vieles aufarbeiten müssten, aber lieber gehasst haben. Ein Meistwerk. 10/10
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Der Club der toten Dichter (USA 1989, R: Peter Weir, D: Robin Williams) Schon so lange nicht mehr gesehen, dass ich ihn noch nicht bewertet hatte. Was soll ich sagen: Am Ende wie immer so gerührt, dass die Augen feucht waren. O Captain, my Captain. 9/10
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Keine Ahnung, was mich geritten hat, aber weil ich sie zufällig bei Netflix gesehen habe, habe ich mir mal diesen Doppelpack nach Romanen von Dan Brown angeschaut.
The Da Vinci Code (USA 2006, R: Ron Howard) Erstaunlich lahm inszenierte Schnitzeljagd auf Basis verschiedener Veschwöhrungstheorien und mit einer ganzen Menge Esoterik-Geschwurdel. Eigentlich mit Top-Besetzung, die aber erstaunlich hölzern agieren und bei denen die Chemie aus meiner Sicht auch nicht stimmt. Dazu eine dünne Story und eine lahme Auflösung. Schwach. 03/10
Illuminati (USA 2009, R: Ron Howard) Die Geschichte wird nach dem gleichen Prinzip wie der Vorgänger erzählt und natürlich kommt auch hier der religiöse Hokuspokus vor, wie schon in The Da Vinci Code. Insgesamt ist das aber deutlich rasanter Inszeniert, auch wenn sich die Rasanz hauptsächlich in halsbrecherischen Autofahrten durch das nächtliche Rom erschöpft. Aber der Bösewicht ist böser und die schauspielerischen Leistungen sind nicht ganz so schlecht wie im ersten Film, auch wenn der weibliche Sidekick zu Tom Hanks hier ebenfalls eher blass bleibt. 05/10
http://www.last.fm/de/user/DerWaechter ehemaliger Influencer * Downtown * Radebrecht * "Die einzige Bevölkerungsgruppe, die man risikolos beleidigen kann, sind die Dummen. Da fühlt sich nie einer angegriffen." (Ronja von Rönne) “The sex and drugs have gone and now it’s just the rock ‘n’ roll” (Shaun Ryder)
The Outrun (D, UK — 2024) Der vierte Film von Nora Fingscheidt, der zweite nach dem großen Erfolg ihres Films "Systemspfenger" erzählt die Geschichte der 29jährigen Rona (hervorragend gespielt von Saoirse Ronan), deren Leben ihr durch ihren Alkoholismus entgleitet. Von ihrem ausschweifenden Partyleben in London flüchtet sie sich in ihre alte Heimat auf den schottischen Orkney-Inseln.
Erzählungen in Rückblenden sind nichts außergewöhnliches, dennoch ist die Herangehensweise in diesem Fall schon bemerkenswert: Die Übergänge zwischen Gegenwart und Rückblende sind bewusst so gestaltet, dass sich die Reihenfolge nicht unmittelbar nachvollziehen lässt. Auch bemerkt man die Übergänge häufig erst auf den zweiten Blick. Damit wird eine gewisse Nähe mit der Protagonistin erzeugt, die in ihrer Gefühlswelt einiges aus der Vergangenheit zu verarbeiten hat.
Die SchauspielerInnen spielen, wie man es vom britischen Kino kennt, allesamt sehr glaubwürdig und unaffektiert. Die Bilder von den Orkney-Inseln, mitsamt der Naturgewalten, sind natürlich ein Geschenk, vor allem für jemanden wie mich, mit Vorliebe für das maritime Nordeuropa.
Einziges Manko für mich ist die etwas plakative Dualität zwischen der problembehafteten Großstadt auf der einen und der rettenden Naturlandschaften auf der anderen Seite, wobei ich es schon akzeptieren kann, dass das in diesem individuellen Fall so funktionieren mag.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Bestenfalls mittelmäßige Actionware mit sprunghafter Handlung und einem ungewohnt schlechten Drehbuch von Shane Black ... die Optik des Films kann dagegen überzeugen. Unterm Strich viel Quatsch, der wenig Spaß macht ...
"Chefs do that." (Charlie)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
aus traurigem anlass (20 jahre ist es her): die wahre geschichte einer familie, die 2004 durch den tsunami bei ihrem weihnachtsurlaub an der thailändischen küste auseinandergerissen wird. alle überleben, die mutter wird aber schwer verletzt. ihr ältester schafft es, sie mithilfe von einheimischen in ein krankenhaus zu bringen. im chaos verlieren sich die beiden aus den augen und die versorgung der verletzten verläuft verständlicherweise nur schleppend, sodass es ihr immer schlechter geht. währenddessen sucht sie der ehemann/vater, der sich mit den beiden kleineren jungs aufs dach des hotels gerettet hat.
wie sie dann zusammenfinden und ins rettende singapur ausgeflogen werden, ist genauso unglaublich, wie die irre naturgewalt, die sie ins unglück gestürzt hat.
, aber es ist tatsächlich fast alles so passiert, außer dass es sich um eine spanische familie handelte und nicht wie hier eine britische und laut aussage der echten mutter ist die größte lüge des films, dass der ball, der eine kleine nebenrolle spielt, gelb und nicht rot war. es zieht einem ob der ereignisse die füße weg und leert die kleenex-box im rekordtempo (so viel geheult hab ich bei einem film schon lange nicht mehr). das liegt neben der tollen inszenierung, den überzeugenden effekten, etc. zu einem großen teil an den schauspielerischen leistungen v.a. von naomi watts (dafür verdientermaßen eine oscar-nominierung) und dem damals 14jährigen tom holland, aber auch ewan mcgregor, die anderen jungs und die nebendarsteller (z.t. echte überlebende der katastrophe) überzeugen. so schlimm das alles war ... großartiger film.
Zitat von Lumich im Beitrag #6831The Outrun (D, UK — 2024) Der vierte Film von Nora Fingscheidt, der zweite nach dem großen Erfolg ihres Films "Systemspfenger" erzählt die Geschichte der 29jährigen Rona (hervorragend gespielt von Saoirse Ronan), deren Leben ihr durch ihren Alkoholismus entgleitet. Von ihrem ausschweifenden Partyleben in London flüchtet sie sich in ihre alte Heimat auf den schottischen Orkney-Inseln.
Basiert auf diesem Buch. Für den Fall, dass du noch nicht genug von der Geschichte hast.
I'm a septic tank half full kind of guy / got a twinkle in my eye / that I've been told is just astigmatism / I've got a s-skip in my step like / the undead half risen
Hamilton Wird in der IMDB auf Platz 128 geführt, obwohl es sich um keinen Film handelt, sondern eine abgefilmte Broadway-Aufführung. Aber sei's drum, ich wusste das ja vorher. "Hamilton" ist jedenfalls ein äußerst sehenswertes Musical, das uns amerikanische Zeitgeschichte lehrt und dabei musikalische Einflüsse von Hiphop bis zum klassischen Showtune verarbeitet. Das wird US-Schulklassen die nächsten 50 Jahre im Unterricht heimsuchen. Ein Wort noch zum diversen Cast: Ich habe ungefähr eine Stunde gebraucht, bis ich mich dran gewöhnt hatte. Die sind technisch allesamt super, keine Frage. Der ganze Aufhänger dieses Musicals ist sicherlich auch, marginalisierte Bevölkerungsgruppen ins große Rampenlicht zu rücken (oder wie Lin-Manuel Miranda das ausdrückt: "America then, as told by America now"), und ich verstehe das, dennoch: für historische Stoffe funktioniert dieser Ansatz nur sehr begrenzt. Trotzdem, eine tolle Show. 8/10
Ein optisch stilvolles B-Movie, das dem Original huldigt, ohne sich selbst zu ernst zu nehmen ... und dem stagnierenden Franchise damit neues Leben einhauchte. Ein solider Samstagabendspaß, der aber angesichts der beteiligten Talente (u.a. Adrian Brody, Laurence Fishburne und Walton Goggins) nicht besonders anspruchsvoll ist.
"Now, let's find a way off this fucking planet." (Royce)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Chungking Express (HK 1994, R: Wong Kar-wai, D: Brigitte Lin, Tony Leung, Faye Wong) Zwei ungewöhnliche Liebesgeschichten zweier Polizisten. Ein wenig entrückt, ein wenig albern, ein wenig viel 90er-Jahre-Coolness - und auch ein wenig dünn. Aber auch pure Poesie. Und dann diese Bilderwucht! Jede Szene ist genial komponiert. Der Einsatz von Licht und Effekten großartig. Faye Wong ist unwiderstehlich. Die Musikuntermalung toll, auch wenn die Häufigkeit, mit der "California Dreaming" präsentiert wird, kurz vor dem Overkill ist. 8/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
Das Leben ist chaotisch, und "The Holdovers" verliert diese Wahrheit nie aus den Augen. Ein großartiges, bittersüßes Werk über das Leben, die Liebe und die Trauer ... verliebt in seine Figuren und unerschütterlich in seinen humanistischen Überzeugungen.
"Believe it or not, Mr. Tully, there was a time when the fire in my loins burned white hot." (Paul Hunham)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)
Ein gelungener Fall von Cross-Casting, würde ich sagen. Dabei spielt Hugh Grant eigentlich exakt so wie immer (dass er auch anders spielen kann, durfte er bisher noch nicht beweisen, soweit ich es verfolgt habe), nur sind diesmal die Vorzeichen vertauscht, und er ist der böse Sadist, der zwei Mormoninnen (gespielt von Sophie Thatcher und Chloe East) in ihrem Glauben prüft, um es mal höflich auszudrücken.
Die erste knappe Stunde erinnert sehr an American Psycho. Man könnte zunächst glauben, der Horror liegt im fortlaufenden Mansplaining, so als ob man gefesselt und geknebelt Richard Dawkins zuhören müsste, wobei die Vorträge schon ganz clever gestaltet sind. Die zweite Hälfte wird dann etwas physischer, betreibt somit eine klassische Horror-Herangehensweise. Die überraschenden Wendungen (ja, selbst absolute Klassiker der Horror-Kunst können trotzdem überraschen, wenn man sie nur richtig platziert) halten es aber über den gesamten Film hinweg interessant.
Alles in allem war es für mich ein gelungener Abend. Für Horror-Fans bedenkenlos empfehlenswert.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
In "Challengers" geht es um Status und Macht. Wer sie hat, und wie er sie ausübt. Wer sie nicht hat und was er tun wird, um sie zu erlangen. Der Film zeigt sich erotisch aufgeladen, rätselhaft und leidenschaftlich ... gespielt von Schauspielern, die auf dem Weg sind, glanzvolle Leinwandstars zu werden. "Challengers" ist ein verführerisches Fest für die Sinne.
"If you don't win tomorrow, I will leave you." (Tashi Donaldson)
Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. (Blaise Pascal)