Stimme deiner Kritik zu. Aufgrund der Lobhudeleien bin ich mit titanischen Erwartungen ins Kino gegangen und habe mich nach dem tollen Einstieg königlich gelangweilt. Dieses Single-Take Gedöns ist zwar eindrucksvoll, bleibt aber nicht mehr als eine nette Spielerei. Wäre der Film ganz konventionell gedreht worden, es hätte kein Hahn danach gekräht.
Marnie Ich hatte den als einen schwächeren Hitchcock in Erinnerung, und das hat sich bestätigt. Allerdings hat er auch sehr viele Vorzüge, allen voran die wunderschöne Optik: satte Farben, traumhaftes Make Up & Kostüme, sowie die typischen Hitchcock-Kameraeinstellungen, die einem auch bei altbackeneren Filmen sofort das Gefühl geben, hier großes Kino zu sehen. Schwachpunkte: der Film ist ca eine halbe Stunde zu lang, Sean Connery kann seine komplexe Rolle nicht überzeugend spielen, und die melodramatischen Szenen (Gewitter!) waren mir dann doch zu überdreht. Und die allzu einfache psychologische Auflösung (man muss sich dem Trauma halt nur einmal stellen), ist aus heutiger Sicht reichlich naiv. Aber wenn man bedenkt, wie andere diese extrem schwierige Story (Kleptomanin mit schwerstem Gewalt- und Sexualtrauma aus der Kindheit) verfilmt hätten, hat Hitchcock in dieser biederen Frühsechziger-Zeit wohl das Beste rausgeholt. Den übelsten Satz allerdings sagt Connery zu seiner Cousine vor der Abreise in die Südsee: "Ich bringe dir einen Wilden als Geschenk mit." Ach, diese herrlichen Zeiten!
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Im Kino zeitlich nicht geschafft, nun also vom heimischen Sofa aus von Blu-ray geschaut. Trailer gesehen und Einiges, auch hier natürlich, gelesen. Erwartungen waren sehr gemischt und so war auch der Film. Das Erste was ich vermisst habe war die Spannung. Irgendwie plätscherte das Ding phasenweise ziemlich vor sich hin. Ein paar Schnitte mehr wären sicher hilfreich gewesen. Titelsong übrigens ganz furchtbar. Den hatte ich vorher noch nie bewusst gehört. Die Visualisierungen im Vorspann fand ich diesmal auch etwas fad. Nuja. Das Dritte was ich nach der teilweise ausbleibenden Spannung vermisst habe waren die attraktiven Bondgirls. Hey, was ist denn da los? Keine Auswahl mehr? Das blonde Püppchen mit dem überwiegend langweiligen Gesichtsausdruck soll doch nicht etwa Bond in den Ruhestand begleiten? Im Phantom Protokoll hatte sie zuvor zwar einen bemerkenswerten Abflug als Profikillerin, aber schauspielerisch war das auch nicht das Gelbe vom Ei, was sie da geboten hatte. Naja, ein paar andere Sachen waren auch nicht so toll, meist lag es daran, dass die Szenen unnötig ausgedehnt wurden und - der britische Humor blieb leider auch weitgehend auf der Strecke. Also, das war für mich der schwächste Craig-Bond. Da fand ich im Endeffekt sogar das Quantum besser. 5/10
Wenn es um "Spectre" geht kann ich dem Mister aber nicht widersprechen. Bei mir war es eher das Gefühl, Seydoux hat sich gedacht: "Ach verdammt, warum habe ich hier unterschrieben? Ich werde ja gar nicht gefordert!"
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
"Mieze" und "Püppchen" sind jetzt für eine erwachsene Frau natürlich Begriffe, die man am Kneipenstammtisch vielleicht gerade noch durchgehen lässt, aber in diesem reifen, gestandenen Forum eher für überwunden halten sollte. Um es mal vorsichtig auszudrücken.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)