Das Bourne Vermächtnis Nach extrem verwirrenden (weil die Story aus den letzten Bourne-Filmen nochmal blitzschnell zusammenfassend, an die ich wenig Erinnerungen hatte) ersten 15 Minuten entwickelt der Film eine gute Dynamik und kann es sich sogar leisten, einen charismatischen Darsteller wie Oscar Isaac innerhalb weniger Minuten wieder zu verheizen. Jeremy Renner ist als Kampfmaschine mit Herz genauso perfekt wie Edward Norton als CIA-Drecksack; Rachel Weisz in der üblichen Rolle als Wissenschaftlerin, die in den Schlamassel hineingezogen wird und sich wacker um den angeschlagenen Helden kümmert. Wir sehen mindestens zwei denkwürdige Actionsequenzen (ein Amoklauf in einem Labor und eine derbe Schießerei in einem Landhaus), aber danach wird es zunehmend beliebiger bis zum Finale mit einer völlig klischeehaften Motorradverfolgungsjagd durch Manila, die man an jeden x-beliebigen Actionfilm dranpappen könnte und die so hektisch geschnitten ist, dass man gar nicht hingucken kann, ohne Kopfschmerzen zu bekommen. Und da man sich am Ende eine weitere Fortsetzung offenhält, ist das ganze Spektakel dann sowieso ziemlich unbefriedigend.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Puuuh. Ich habe den nicht bis zum Ende ausgehalten. Und das, obwohl ich die Darsteller alle toll finde. Aber das ist der erste Bourne, der mich gar nicht gepackt hat.
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
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als west-berliner hatte man damals problemlos ddr-fernsehen empfangen. eine auswahl internationaler filme (selbst vom klassenfeind), selbst einige hollywood-filme schafften es damals in die ddr-kinos und sogar ins staatsfernsehen. vermutlich gefiel dem politbüro die amerika-kritische haltung, die harry belafonte (nicht nur) in diesem film durchscheinen liess. im ddr-fernsehen lief er sogar mehrmals, soweit ich mich erinnere. das erste mal sah ich beat street mit 9 oder 10 jahren, im tagesprogramm, irgendwann so gegen 14 uhr. seitdem habe ich ihn wohl immer wieder gehen, wenn er mal im fernsehen lief. das vorletzte mal ist sicher schon 20 jahre her, aber gestern sah ich ihn nochmal auf kinowelt tv. es ist faszinierend wie viele perspektiven jedes mal dazukommen, wie man diesen film im zusammenhang der kulturgeschichte des hip hops einordnet. natürlich hatte ich als junge von 10 jahren noch nie von wild style gehört, konnte also nicht wissen, dass beat street quasi die verkommerzialisierte version davon war. gerade gestern ist mir aufgefallen, wie hip hop als untergrund-kultur gezeigt wurde, im kontrast zu einer glitzernden hochglanzwelt (in form einer tanztruppe einer offenbar renommierten schule, die mich stark an fame erinnerte). zum schluss werden beide welten miteinander versöhnt, in einer gemeinsamen performance. die handlungen sind äusserst dürftig in diesem film, teilweise wird es sogar recht schmierig. aber die performances der hip hop pioniere der ersten stunde wie rocksteady crew, kool moe dee, grandmaster melle mel, afrika bambaata inmitten von original-schauplätzen, die in der form längst den gentrifizierungen gewichen sind, machen den charme dieses filmes bis heute aus. anders als wild style ist beat street 1984 auf den zug der in den mainstream drängenden hip-hop-kultur aufgesprungen, illustiert aber auch viel der musikrichtungen, die nebenher eine rolle spielten. das sind dann auch die momente, wo beat street dem sonst authentischeren wild style überlegen ist. zum glück muss man sich nicht für einen von beiden entscheiden und kann die schönheiten von beiden filmen geniessen.
die weibliche hauptrolle spielte übrigens die tocher von tommy chong, der vollbärtigen hälfte des kiffer-duos cheech & chong, mal so als fun-fact am rande.
edit: harry belafonte hat den film nur finanziert.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Inside Out Ich habe viel gelacht und war auch sehr gerührt. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich hatte in der ganzen letzten Viertelstunde Wasser in den Augen. Alleine die Vorstellung, dass Bing Bong für immer in dieser Schlucht des Vergessens liegen könnte, macht mich fertig. Der Film hat enorm viel Herz, er ist schlau und hat ein sehr gutes Tempo. Außerdem macht er nicht denselben Fehler wie die ansonsten ja auch tollen Up oder WALL-E, in der zweiten Hälfte abzubauen und zu sehr auf Action zu setzen. Und er hat Amy Poehler! In meiner persönlichen Pixar-Rangliste ist er auf jeden Fall weit vorne (hinter allen drei Toy Story-Filmen und Finding Nemo, vielleicht noch The Incredibles).
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Zitat von Reverend im Beitrag #817Inside Out Außerdem macht er nicht denselben Fehler wie die ansonsten ja auch tollen Up oder WALL-E, in der zweiten Hälfte abzubauen und zu sehr auf Action zu setzen.
widerspruch! aber dazu hab ich mich ja schon lang und breit ausgelassen.
debütfilm von kelly reichardt. 1994 erschienen, könnte aber auch ein film aus den 70ern sein. über allem liegt diese schicht aus staub und schmutz. hat mich nie so wirklich gepackt, ist aber für einen reichardt film fast schon ...flott.
Love Ein von tiefer Traurigkeit durchzogener Arthaus-Liebesfilm mit zahlreichen expliziten Sexszenen. So schön das Liebesspiel zweier Menschen im echten Leben sein kann, und so reizvoll es sein kann, schönen Menschen dabei zuzusehen, verliert sich das dann doch mit der fünften, sechsten und siebten Wiederholung. Das ist doch außerdem nicht unbedingt nötig, um die Liebe zweier Menschen zu zeigen. Vermute daher eher, Gaspar Noé ging es, wie in seinen vorherigen Filmen auch, um den Skandalfaktor. Es ist halt schon auch ein Porno mit banalen Dialogen und vielen Tränen, und das ist dann für einen Film von über zwei Stunden ein bisschen dürftig.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
The Lobster Eine Kontrollgesellschaft in undefinierter Zukunft. Empathie existiert nicht. Paarbeziehung ist Pflicht - wer sich mit wem bindet, wird aber nicht über romantische Gefühle ausgelöst, sondern über irgendeine oberflächliche Gemeinsamkeit (Lispeln, eine bestimmte Begabung, Kurzsichtigkeit). Die Gesellschaft ist getrennt zwischen Stadt (Paare) und Wald (Einsame), beide Bereiche sind aber einer Gewaltherrschaft unterzogen und folgen strenger Regulierung. Verwitwete kommen aus der Stadt in ein Hotelsanatorium, um innerhalb einer vorgeschriebenen Frist einen passenden Partner zu finden. Gelingt das nicht, wird man in ein Tier verwandelt.
Visuell erinnert der Film teilweise an Bunuel und Kubrick. Er ist gelegentlich komisch und sehr oft brutal. Tolle Schauspieler in den Haupt- (Colin Farrell, Rachel Weisz) bzw Nebenrollen (Léa Seydoux, John C. Reilly, Ben Whishaw). Hatte vorher noch nie einen Film von Yorgos Lanthimos gesehen. Am Ende war mir wegen der Absurdität und der surrealen Elemente nicht ganz klar, was der Regisseur mir sagen wollte, aber beschäftigen wird mich der Film noch eine Weile. Ein echter Mindfuck.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Vertigo Jede Szene ein Gemälde. Die tolle Musik! Dazu diese absolut irre, tragische Geschichte. Ein schockierender Augenschmaus. Meisterwerk, natürlich.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
The Punk Singer Doku über Kathleen Hanna (Bikini Kill, Le Tigre), der sehr plastisch die aufregende Riot Grrrl-Zeit nahebringt und sich gegen Ende auf Hannas schlechten Gesundheitszustand (eine jahrelang nicht diagnostizierte Borreliose!), der ihr öffentliche Auftritte, eigentlich sogar das Ausüben ihrer Kunst, seit Ewigkeiten quasi unmöglich macht, konzentriert. Sehr rührend zum Ende hin, auch weil man sieht, wie tief ihre Bindung zu Adam Horowitz von den Beastie Boys ist. Hab Bikini Kill anno '96 (zusammen mit Team Dresch) auch mal live im Karlsruher Subway gesehen, das war sehr intensiv.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Eine spanische Groteske. Weil sein Vater und sein Großvater traurige Clowns waren, muss Javier auch einer werden. Dieses Versprechen hat er seinem Vater gegeben, bevor er Ende der 1930er Jahre von faschistischen Truppen im Bürgerkrieg gehenkt wird. Mitte der 70er-Jahre schließt sich Javier einem Zirkus an und verliebt sich in Natalia. Doch die ist mit dem brutalen Sergio liiert - dem lustigen Clown. "Mad Circus" ist eine äußerst brutale, total aberwitzige Liebesgeschichte. Der politische Hintergrund, der am Anfang noch erkennbar war, verschwindet im Laufe des Films komplett. Alles läuft auf das Duell zwischen Javier und Sergio hinaus. Und der pummelige traurige Clown ist zum Äußersten fähig. Es wird bestimmt nicht wenige Menschen geben, diee diesen Film total schrecklich finden. Mir hat er ehrlich gesagt gut gefallen. Kein Meisterwerk, aber dafür umso schräger - und die 18er-Einstufung ist absolut gerechtfertigt. 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed