Der wilde Schlag meines Herzens (De battre mon cœur s’est arrêté) Genrefilm von Jacques Audiard von 2006, bevor er mit "Un Prophète" und "De rouille et d’os" zwei der besten Filme der Nuller machte (Cannes 2015-Gewinner "Dheepan" war ja nur so lala). An die Vorlage (James Tobacks 70erThriller "Fingers") kann ich mich nur schwach erinnern, aber Hauptdarsteller Romain Duris hetzt ähnlich gequält, nervend und aggressiv durch den Film wie damals Harvey Keitel (er trägt auch dieselben Stiefelchen). Audiard kann Tempo wie kaum ein anderer Regisseur, bei ihm wird keine Sekunde vergeudet, was mir manchmal etwas anstrengend vorkam, weil es eigentlich keine Atempause gab zwischen der Gewalt und den gequälten Pianoszenen. Auf das (naja, quasi) Happy End kann man sich auch wieder verlassen - das hatte ich aus dem Original anders in Erinnerung.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
The Future In anderen Werken (ihrem Debütfilm, ihrem Roman) hat Miranda July die Themen Depression, Beziehungsschwierigkeiten, Einsamkeit besser behandelt, aber auch hier finden sich wieder sehr viele schöne Alltagsdetails und skurrile Kleinigkeiten, die ihre Arbeiten so unnachahmlich machen. Die surreal-phantastische Ebene (Katze, Mond, Zeitsprünge) ist aber leider nicht so gut gelungen, so dass mich dieser Film weniger berührt hat als sonst bei July üblich.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Paranormal Activity 4 Vorab: Ich mag die Paranormal-Activity-Reihe. Filme dieser Art funktionieren bei mir ganz großartig, ich klebe dann regelrecht am Fernseher und versuche, den Geist zu finden - auch & ganz besonders, wenn gerade kein Geist in der Nähe ist. Nachtaufnahmen stiller Häuser mit schlafenden Menschen darin empfinde ich sowieso als unheimlich. Insofern war ich ausgesprochen angenehm gegruselt von den Teilen 1 bis 3, die allesamt mit sehr wenig, aber packender Action glänzen. Und da haben wir auch schon das Problem von Teil 4: Es passiert zu viel, es wird quasi zu viel geliefert. Das nimmt dem Film leider die Spannung, die die Reihe bisher so unheimlich gemacht hat. Dennoch werde ich weiter mit Spannung den Werdegang von Katie & Hunter verfolgen -- will schließlich wissen, wie es weitergeht.
Event Horizon Ich dachte, ich kenne den Film. Ich dachte, es sei nur echt lange her gewesen. Pustekuchen: Ich kannte ihn nicht. Hübsche Überraschung das! Da der King so seine Probleme mit "Event Horizon" hat (er findet ihn allzu eklig), musste ich erst recht herausfinden, ob ich den Film mag. Nun: Ich mag ihn. Aber ich fand ihn weder schockierend, noch eklig, noch besonders unheimlich. Das mag allerdings daran liegen, dass ich mit dem Thema durch "Solaris" einigermaßen vertraut bin - man ziehe die Höllenreise ab & reduziere das Personal, schon hat man Kelvin zusammengekauert und vor Schuldgefühlen fast wahnsinnig gemacht in der Ecke der Raumstation kauern.
Hexenkessel Großartiger Mafiafilm von Scorsese! Der King fand die Erzählweise irritierend bis langweilig, ich habe jede Minute genossen. Oh, die gefährlichen Mafiakiller, wie hübsch sie sich prügeln können, wenn sie nicht gerade Heiligenkomplexen frönen oder die Nachbarin flachlegen. Unterhaltsam, trotz teilweise erschreckender Thematik & expliziter Szenen. (DER SCHLUSS -- das ist doch Hardcore!)
Edge Of Tomorrow Ich war sehr positiv überrascht: für einen Blockbuster ist die Story extrem originell, und trotz des doch recht komplizierten Plots verliert der Film nie an Tempo. Die Action ist stark, die Effekte / Aliens sehenswert, und es gibt auch ausreichend Humor und Selbstironie. Tom Cruise macht souverän sein Ding, Emily Blunt ist absolut großartig als Badass. Das Finale ist allerdings eher unbefriedigend. Trotzdem insgesamt sehr gelungen.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Eden Mia Hansen-Løve, die Regisseurin des wunderbaren Le Père de mes enfants, erzählt (basierend auf den Erlebnissen ihres älteren Bruders Sven) die Geschichte einiger junger Menschen, die Anfang der Neunziger in Paris direkt oder indirekt die französische Housemusik miterlebt oder -geprägt haben, ob als DJs, Musiker oder Clubbesitzer. Über den Zeitraum von 20 Jahren erlebt man hier die aufregende Frühphase der privat organisierten Raves ebenso mit wie die größer und voller werdenden Clubs nach Daft Punk (die meistens nicht in Clubs reingelassen werden, weil sie nicht auf der Gästeliste stehen und die Türsteher ihre Gesichter nicht kennen) und später den langsamen Niedergang (schwindender Erfolg, Drogen). Beziehungen entstehen und gehen in die Brüche, werden kurz wieder aufgenommen. Glücksmomente (meistens im Club) und persönliche Tragödien wechseln sich in kurzen Abständen ab. Ich habe selten einen so leichtfüßig und glaubwürdig erzählten Film über junge Menschen und Musik gesehen. Eine echte Empfehlung auch für Menschen, die mit Garage / Vocal House nicht viel anfangen können.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Richard Linklater hat natürlich zuletzt mit Boyhood die Latte ziemlich hochgehängt, da ist es nur konsequent, diese mal lieber mit dem nächsten Film lieber gleich zu unterlaufen. Das zumindest wird schon nach den ersten zehn Minuten klar, in denen sich entscheidet, ob man den Film mag oder nicht. Geschildert wird das erste Wochenende eines Erstsemestlers am College im Jahr 1980, bevor die Vorlesungen beginnen. Er hat ein Baseballstipendium bekommen und tingelt während dieser drei Tage mit seinem neuen Team, das sowohl aus Frischlingen als auch aus Platzhirschen besteht, durch die Gegend, es wird viel gesoffen, viel Quatsch geredet und es werden Frauen aufgerissen. Einen Handlungsbogen gibt es nicht. Die Figuren sind ziemlich überzeichnet, was durch die zeitgemäße Ausstattung zusätzlich unterstrichen wird (Schnauzbart, enge Turnhosen etc.) und wenig aber dafür umso gezielter charakterisiert. Linklater kriegt es aber auch hier hin, in dieses fast schon platte Szenario dann doch den einen oder anderen Satz unterzubringen, der diese große Welt aufspannt, in die seine Figuren aufbrechen, und auch dieses für Linklater typische Gemisch aus Melancholie und Nostalgie ist wieder da. Kann man anschauen, muss man aber nicht. Gut ist es auf jeden Fall, ein paar Bier dabei zu haben.
Tatsächlich hatte ich bis letzte Woche noch nie von dieser Dokumentation über den Aussteiger-Profi Tomas Broich gehört. Zu Unrecht.
Eine fantastische Doku, die selbst mit über 2h10 min Laufzeit nie zu lang ist. Ein höchst interessanter Einblick in die Zirkuswelt Fußball Bundesliga um die Zeit von 2003 bis 2007. Und das beeindruckende Beispiel eines Mannes, der sich und die Optionen des Lebens ständig hinterfragt und sich am Ende nicht mehr zum Affen machen wollte - sondern sein Leben so führen, wie es für ihn am besten ist. Als Profi in der australischen Liga für Brisbane.
Ich habe jetzt mal mein ausgetüfteltes Anguck-System über den Haufen geworfen (Halb-Anarchie!). Die Liste bleibt bestehen, ich schaue aber jetzt nicht mehr das, was als nächstes ausläuft, sondern einfach von oben herab (wie ich das im richtigen Leben auch mache - Arroganzanfall). Deshalb zwei Klassiker in den letzten beiden Tagen, die bei einer Mischung aus DVD, Sky und Amazon die nach meinem System bestbewerteten Filme waren:
Der Zirkus (USA 1928, von und mit Charles Chaplin) Wie eigentlich immer ein äußerst sehenswerter Film. Ich habe ihn im Schlafzimmer mit der ganzen Familie geguckt und so einige der Slapstick-Szenen haben auch den Großen so richtig zum Lachen gebracht. Chaplin ist wieder mal der Tramp, der wegen eines Missverständnisses vor der Polizei fliehen muss und dabei in einem Zirkus landet, wo er die große Attraktion wird und sich in die Tochter des Direktors verguckt. 8/10
Zwölf Uhr mittags (USA 1958, von Fred Zinnemann, mit Gary Cooper und Grace Kelly) Der Western für Menschen, die keine Western mögen - so heißt es immer. Also eigentlich genau das Richtige für mich, denn ein ausgewiesener Westernfreund bin ich nicht. Vorteilhaft ist die Länge von nur 80 Minuten. Vollkommen ausreichend. Gary Cooper als Nicht-mehr-ganz-Sheriff versucht, Dorfbewohner im Kampf gegen einen aus dem Knast entlassenen Mörder hinter sich zu bringen. Doch am Ende muss er sich allein dem Schurken und seinen drei Mitstreitern stellen. Nun ja, ein Western halt. Was mir aufgefallen ist: Beim Shoot-out zielt Cooper nicht nur einmal auf den Boden und drückt ab... 7/10
Die letzten Sechs in der Playlist: Honeyglaze - Real Deal || Laura Marling - Patterns In Repeat || Nieve Ella - Watch It Ache and Bleed || Dawn Richard & Spencer Zahn - Quiet In a World Full of Noise || Flip Top Head - Up Like a Weather Balloon || Haley Heyndericks - Seed of a Seed
The Neon Demon Merkwürdig. Sehr merkwürdig. Junges Mädel zieht nach LA, um Model zu werden. Freundet sich mit einer lesbischen Visagistin an, deren Avancen sie aber zurückweist. Hat merkwürdig rasch merkwürdig viel Erfolg, was den Neid der Kolleginnen weckt. Wird schon bald vom Ruhm übermannt - Visionen, Albträume, Ängste überrollen sie, schnell zeigt sie eine unnahbare, arrogante Seite. Schließlich Showdown - nicht, wie man ihn erwarten würde.
Trigger warning: Explizite Gewalt, besonders am Ende. Nacktheit. Sex, der unter "pervers" eingeordnet werden muss.
Insgesamt ein sehr schöner Film - Nicolas Winding Refn hat es offensichtlich drauf, schöne Bilder, satte Farben und intelligente Einstellungen zu drehen. Ein Augenschmaus - wozu natürlich auch die hohe Dichte an außergewöhnlich attraktiven Menschen beitragen mag, die man in einem Film über Models erwarten darf. Was der Mann mir damit sagen will, habe ich allerdings nicht wirklich verstanden - was mir zum Glück meist nicht viel ausmacht. Ich verbuche das mal unter "sollte man gesehen haben", kann mir aber kein abschließendes Urteil bilden.
Ich bzw. wir gehen morgen rein, kann's kaum erwarten. Auch wenn "Only God Forgives" nicht viel mehr als tumblr-Ästhetik mit Mama-Komplex war, so vergötter ich die Musik und das Setting, gerade der Score und der Soundtrack haben sich mal wieder bei mir eingebrannt, die Karaoke-Szenen sind für mich perfekt, bestes Mixtape-Futter. Meine Elogen über "Drive" sang ich seit einer sonderbaren September-Nacht 2011 zur Genüge im Vorgänger-Forum, instant Klassiker für mich, auch und besonders durch den Score und die "Italians Do It Better"-Kompanie.
Auf mubi gibt's derzeit übrigens eine Retrospektive. So gut wie alle Filme werden bzw. wurden ins Programm aufgenommen, falls jemand noch etwas nachzuholen hat. Mit den "Pusher"-Filmen komme ich nicht zu 100% klar, aber "Bronson" (!) ist so so gut, "Valhalla Rising" kann ich auch nur jedem empehlen und "Fear X" mochte ich ebenso. Refn ist a douche and a half, aber ich mag ihn einfach.
Witzig, ich mag die "Pusher"-Filme wiederum am liebsten (vor allem den zweiten mit Mikkelsen als Hauptrolle). Valhalla Rising und Drive fand ich (bis auf die letzten 10 Minuten) auch klasse, "Bronson" eher so lala. "Only God Forgives" fand ich auch geil, aber wie und warum, weiß ich nicht.
“Troubled times, kids, we got no time for comedy.” (Phife Dawg)
Elle Fannings Jesse zieht als blutjunges Model nach LA und zieht die Aufmerksamkeit auf sich wie Licht die Motten. Zwischen Eifersucht, Hass, Nötigung, Dekadenz, Perversionen und genug Symbolik für 10 Stunden spielt sich irgendwo ein Film ab, den man mittendrin verlässt um zwischen den Bildern und der Musik Platz zu nehmen und Refn einfach machen zu lassen. Spätestens seit er sich bewusst von der Realität verabschiedet hat und zum Fantasy-Fetish-Filmer mutierte, sollte man stilistisch wissen, was es zu erwarten gibt. Über Drive und OGF stehen ja noch auf dieser Seite ein paar Takte, bleibt zu sagen, dass ich Refns artifizieller sowie durchgestylter Pop-Parallelwelt einfach wahnsinnig gerne zusehe und Cliff Martinez erneut brilliert. Mittendrin wird es unnöig schleppend, aber die letzten 20 Minuten sind brillant. Figuren wie die von Christina Hendricks sind meiner Meinung nach bewusst platt gehalten, hier geht es schließlich nicht um eine gewollte Dekonstruktion oder um einen Kommentar zur Modewelt, sondern vielmehr um die Perversität des Oberflächlichen, welche Refn für seinen Film schlicht als Werkzeug nutzt. Dass sein nächstes Projekt ein Agentenfilm in Tokio sein soll, finde ich grandios.
P.S. Bei einer Szene musste ich - mal wieder - an Louis CK denken. Die Stelle ab 3:28
Zitat von G. Freeman im Beitrag #850Auf mubi gibt's derzeit übrigens eine Retrospektive. So gut wie alle Filme werden bzw. wurden ins Programm aufgenommen, falls jemand noch etwas nachzuholen hat. Mit den "Pusher"-Filmen komme ich nicht zu 100% klar, aber "Bronson" (!) ist so so gut, "Valhalla Rising" kann ich auch nur jedem empehlen und "Fear X" mochte ich ebenso. Refn ist a douche and a half, aber ich mag ihn einfach.
Auch wenn ich John Turturro sehr gerne sehe, "Fear X" fand ich wirklich schwach. Der Film hat auf mich extrem konstruiert und vor allem ziemlich bemüht gewirkt. So genau kann ich mich mittlerweile nicht mehr an den Film erinnern, somit kann ich es im Moment schlecht genauer begründen. Aber ich hatte damals kaum Interesse den bis zum Ende anzusehen. Ansonsten schaffe ich es diese Woche hoffentlich ins Kino zu "The Neon Demon"