American Sniper Zwiespältig. Warum war Clint Eastwood der Meinung, er müsse diese Geschichte verfilmen? Er zeigt nichts, was ich nicht schon in anderen Filmen oder Serien besser gesehen habe ("The Hurt Locker", "Generation Kill"). Es gibt einige eindrückliche Szenen, unter anderem eine extrem ekelhafte. Inszenieren konnte Eastwood ja immer. Über das wirklich interessante Thema PTSD und Kriegssucht wird dann aber nur weggehuscht, sehr bedauerlich. Bradley Cooper spielt fantastisch, aber seine Rolle ist zu eindimensional gezeichnet. Der pathetische Abspann mit Flaggen, bis der Arzt kommt, macht es auch nicht viel besser. 6/10
Die DDR hatte keine Agenten oder Spione; nein die DDR hatte Kundschafter des Friedens. Als Titel schon mal eine köstliche Replik. Der BND ist wegen einer misslungenen Operation in Not und heuert aus Verzweiflung ein Team alter DDR-Rentner-Agenten an. Hübchen, Gwisdek, Thieme und Glatzeder sollen es richten. Aber natürlich schickt der BND eine junge Agentin mit. Und so entwickelt sich ein sehr amüsantes Szenario: alt gegen jung, West- gegen Ostklischees, analog gegen digital. Obwohl der Film einige Male hart an der Klamotte vorbeischrammt, fühlte ich mich glänzend unterhalten ... und habe lange Zeit im Kino nicht mehr so viel gelacht.
Was, ein neuer Thalheim? Gar nichts von mitbekommen.
Sufat Chol (Sandsturm) Israelischer Film über eine Beduinenfamilie, gefangen in den Zwängen von Tradition und Religion. Freier Wille beziehungsweise die Abwesenheit dessen ist ein ständiges Thema. In einem Nebensatz wird die jüdische Siedlungspolitik kritisiert, sonst geht es ausschließlich um diese Welt der Beduinen, die einem fremd und abweisend vorkommt. Und dabei kann man die Motivationen aller Beteiligten sogar verstehen. Es ist nur diese strukturelle Gewalt, unter der alle leiden, die den Zuschauer so hilflos hinterlässt. Viel findet zwischen den Zeilen statt, man muss durchaus sein Köpfchen einschalten. Ein ganz wichtiges Werk, hervorragend gespielt und inszeniert, aber bitter anzuschauen. Bei der letzten Einstellung lief es mir kalt den Rücken runter. 9/10
Manchester By The Sea Einer der schönsten/traurigsten Filme, die ich seit langem gesehen habe. Ganz ruhig und ganz langsam erzählt Kenneth Lonergan die Story, in der jeder einzige Charakter interessant ist und vor allen Dingen vollkommen authentisch rüberkommt. Es gibt auch keine Bösewichte oder Arschlöcher, sondern ausschließlich empathische Menschen, die aber trotzdem mit unterschiedlichen Hürden des Lebens zu kämpfen haben. Im Mittelpunkt dabei Casey Affleck, der für seine Rolle den Oscar einfach gewinnen muss. Die Szene, in der es zur Aussprache mit seiner Ex kommt (kein Spoiler) ist unglaublich schmerzhaft, aber gerade deswegen auch denkwürdig. Trotz dem Schwermut, der über dem Film und der Handlung lastet, kommt der (schwarze) Humor nicht zu kurz. Es gibt immer wieder Situationen und Dialoge, die verdammt komisch sind. 10/10
Manchester By The Sea muß ich unbedingt noch sehen. Allein schon wg. Michelle Williams.
Hier
Don't Breathe - Fede Alvarez
Wenn auch für mich eine kleine Unstimmigkeit zurückbleibt, war das eine sauspannende Inzenierung. Vor allem die Szenen im "Dunklen" waren clever gelöst. Wäre ein tolles doublefeature mit "Green Room".
Die Unsichtbare Alter Schwede. Bzw. junge Dänin. Das ist einer der psychisch härtesten Filme, die ich jemals gesehen habe. Im Gegensatz zu einem Blenderfest wie "Black Swan" haben wir es hier mit ehrlichen Emotionen zu tun, die sich auf den Zuschauer unmittelbar übertragen. Diese unangenehmen Probenszenen suchen ihresgleichen. Ulricht Noethen (exzellent) möchte man am liebsten selbst eine reinhauen, so gut macht der Film das. Stine Fischer Christensen in der Hauptrolle spielt absolut alles und jeden an die Wand. Zwei kleine Filmpreise hat sie für diese Performance gewonnen, es ist ein Trauerspiel. Der deutsche Filmpreis wäre mal mindestens Pflicht gewesen. Und wenn ich dann beim Blick über den Ozean sehe, dass Bimbsbirnen wie Ryan Gosling für ein bisschen Tanzen und Singen nominiert werden... ach, ich hör lieber auf. Mit dem Schluss bin ich nicht ganz glücklich, und Josefines Mutter ist auch nicht gerade idealbesetzt, aber das sind Marginalien. "Die Unsichtbare" gibt es noch zwei Tage in der Arte-Mediathek, Pflichtprogramm für jeden, der harte, realistische Dramen mag. 9/10
Zitat von Mory im Beitrag #1415Zulu Der Liebste kam heim und wollte kein Doctor Who mit mir schauen, also habe ich ihm die Fernbedienung überlassen & wir landeten bei Zulu. Heftiger Bruch, wenn man vorher mit dem Doktor in Raum & Zeit unterwegs war, daher schwerer Stand bei mir - dennoch hat der Film überzeugt. Eine Kriminalgeschichte, in Südafrika angesiedelt. Zwischen Prachtvillen am Strand und Township-Slums deckt ein schwarzer Captain zusammen mit seinen Kollegen im Zuge von Mordermittlungen eine regelrechte Verschwörung gegen die schwarze Bevölkerung auf - "Project Coast" lässt grüßen. Das ist spannend, mitreißend, verstörend (besonders die erinnerten Erfahrungen des Captains zu Zeiten der Apartheid) und stellenweise wunderschön. (Kapstadt, so scheint mir, ist einen Besuch wert.) Insgesamt ein extrem empfehlenswerter Film, wenn auch das Ende langweilig und vorhersehbar ist.
Ich kenne Doctor Who nicht. Deine Beschreibung des Films Zulu kann ich jedoch voll und ganz unterschreiben. Schon der andere Handlungsort macht den Unterschied. Was für traumhafte Strände und was für eine Armut gleich um die Ecke!
Erstaunlich fand ich, was für ein Kerl/Schrank Orlando Bloom geworden ist! Hut ab! Ich hatte ihn noch als den Hämpfling aus dem Herren der Ringe in Erinnerung.
Amüsant fand ich, dass man diesen Film nur nach Registrierung seines Alters bei Prime sehen konnte. FSK 18? Er war nicht brutaler/ekliger als andere Filme (z.B. Sicario) dieses Genres.
Sehr schöner Coming of Age Film. Durch den optischen Sepia-Effekt und New York als Handlungsort kann man sich ein wenig an Woody Allens „Manhatten“ erinnert fühlen. Aber eigentlich musste ich stilistisch eher an die frühen Jim Jarmusch Filme denken. Greta Gerwig spielt eine 27 Jährige, die in New York von einer Karriere als Tänzerin träumt, beruflich und privat aber einige Rückschläge einstecken muss. Gerwig spielt die Rolle der Frances sehr charmant. Ihre Träume und Sehnsüchte werden lebendig und atmosphärisch erzählt. Hat mir sehr gut gefallen
God Help The Girl (Regie: Stuart Murdoch, 2014, gedreht allerdings schon 2012 und die Platte zum Film war schon 2009 erschienen)
Ich mag ja Musical-Filme (solange kein Holzkopf mitspielt). Aber selbst für dieses Genre bleiben die Figuren doch sehr an der Oberfläche. Bei Romanverfilmungen ist es ja klar, dass Teile der STory rausgekürzt werden müssen, aber hier geht es um ein paar Seiten aus einem CD-Booklet, von denen es höchstens die Hälfte in den Film geschafft hat. Die Musik ist aber gut (wenn man Belle And Sebastian mag), die Darstellerinnen hübsch und die Dialoge ok. Als Bonus auf der DVD gibt es die erste halbe Stunde eines B&S-Konzerts aus dem Corn Exchange in Edinburgh anlässlich des Filmstarts (wurde damals wohl live in Kinos in GB und Irland übertargen). Der Bonusinhalt ist aber gar nicht so leicht zu finden: Wenn man im Menü das Konzert anklickt, kommen erst mal vier Minuten lang nur ein paar Standbilder. Also fast ein Hidden Track.
Wenn man die DVD um €4 sieht und Belle-And-Sebastian-Fan ist, kann man also ruhig zugreifen.
da war ja letztens einiger dissenz drüber, wollte ich daher mal wieder schauen. ich kann da weder was langweiliges noch unplausibles erkennen, zumal er ja auf fakten beruht. für mich passt da nach wie vor alles. meisterwerk. ich versteh bis heute nicht, dass scorsese nicht spätestens dafür einen oscar bekommen hat (obwohl er natürlich schon vorher verdient gewesen wäre).
Der Dissenz über den Film beruhte darauf, dass ich ihn im letzten Drittel für extrem unlogisch hielt/halte und dafür ein wenig Kritik einstecken musste. Wahrscheinlich ist das Leben manchmal unlogischer als man es sich vorstellen kann. Der Mafia-Boss war also einfach inkonsequent und hätte die beiden Chaoten viel früher umlegen lassen sollen.
vielleicht solltest du ja mafia-boss werden. oder zumindest mafia-boss-flüsterer ;-) an sich hätte er ja auch ray liotta umlegen müssen, als er wegen der drogengeschichten gefasst wurde und bei ihm um hilfe bettelte.
Die Mafia in Frankreich arte "Alles begann 1929 in Marseille. Simon Sabiani, ein ehrgeiziger Politiker, will ins Rathaus einziehen. Paul Carbone und François Spirito, zwei Mafiabosse, verhalfen ihm zum Sieg und verlangten dafür ihren Anteil an der Macht. So entstand die erste Allianz zwischen der französischen Politik und der Mafia, die sich im Zweiten Weltkrieg fortsetzen sollte."
Augen und Ohren reiben im Dauermodus, und im Grunde hat man keinen Schimmer davon, was sich zwischen Himmel und Hölle abspielt.
Zitat von Tilt im Beitrag #1439Die Mafia in Frankreich arte "Alles begann 1929 in Marseille. Simon Sabiani, ein ehrgeiziger Politiker, will ins Rathaus einziehen. Paul Carbone und François Spirito, zwei Mafiabosse, verhalfen ihm zum Sieg und verlangten dafür ihren Anteil an der Macht. So entstand die erste Allianz zwischen der französischen Politik und der Mafia, die sich im Zweiten Weltkrieg fortsetzen sollte."
Augen und Ohren reiben im Dauermodus, und im Grunde hat man keinen Schimmer davon, was sich zwischen Himmel und Hölle abspielt.
Habe ich gestern rein zufällig auch gesehen. Sehr interessant und erschreckend zugleich. Während die italienische Mafia noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum rannte, kochte die französische bereits lupenreines Heroin.
Es wird höchste Zeit mal wieder French Connection I und II anzuschauen.