Interessanter Fall, über den ich schon vor Jahren gestolpert bin und der mir gerade wieder einfiel. Nur zum Thema "schwarzer Rassismus gegen Weiße existiert nicht". Er mag andere Ursachen haben (die ich als Haß Unterdrückter auf ihre realen und vermeintlichen Unterdrücker zumindest noch teilweise nachvollziehen kann), aber wenn er sich dann auf diese Art Bahn bricht, ist das ebenfalls nicht zu rechtfertigen. Und weil hier gerade noch die NOI ins Spiel kommt: deren ernsthaft verbreiteter Schwachsinn vom verrückten Wissenschaftler Jakub, der den "Gwailo", den blonden, blauäugigen weißen Teufel im Reagenzglas zeugte, um die Schwarzen unter seine Fuchtel zu zwingen, ist ebenfalls Dreck. Da ist es mir auch egal, was die NOI alles für die Black Community tut; das tut jede totalitäre Institution, die Leute rekrutieren will. Da die Zebra Killers alle in der NOI waren, kann man da schön 1 und 1 zusammenzählen. Es geht mir hier nicht um ein "die sind aber auch schlimm", um weißen Rassismus zu relativieren, was wiederum meiner Meinung nach unmöglich ist, denn da gibt es nicht einmal etwas, bei dem man einen Ansatzpunkt dafür hätte; weißer Rassismus ist einfach nur grundlos scheiße. Aber es tut mir leid, ich finde idiotische Schwarze genau so schlimm wie idiotische Weiße, idiotische Latinos und idiotische Asiaten. In dem Moment, in dem man grundlos um sein Leben fürchten muß, ist einem der soziale Hintergrund des Täters vermutlich erstmal ziemlich egal.
Ich glaube hier kommen wir wieder zu dem zurück, was ich vorher schon mal zu erläutern versuchte: Die Aussage, dass es keinen Rassismus Schwarz gegen Weiß gäbe, bezieht sich auf die Begrifflichkeit und sagt dabei nicht aus, dass nur Weiße feindselig oder abschätzig gegenüber Menschen anderer Herkunft und/ oder Hautfarbe denken und handeln könnten. Natürlich gibt es Fremdenfeindlichkeit und jede Form von Intoleranz unter allen Bevölkerungen der Welt, nur nach dieser Definition würde man das nicht „Rassismus“ nennen, da der Begriff ursprünglich entwickelt wurde, um Kolonialismus und Sklaverei moralisch und religionsethisch zu rechtfertigen.
Ich hätte in dieser Diskussion diesen erweiterten Rassismus-Begriff nie eingebracht, weil er an dieser Stelle lediglich irritiert, anstatt für Klarheit in der Auseinandersetzung zu sorgen. Ich hoffe aber, dass ab hier klar ist, dass niemand behauptet oder behauptet hat, dass hellhäutige Menschen per se schuldbehaftet oder im Gegensatz zu allen anderen einzig affin für Fremdenfeindlichkeit oder für Unterdrückung von Minderheiten wären.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von Lumich im Beitrag #157Natürlich gibt es Fremdenfeindlichkeit und jede Form von Intoleranz unter allen Bevölkerungen der Welt, nur nach dieser Definition würde man sie nicht „Rassismus“ nennen,
Ich finde dieses Herumkauen auf einzelnen Begriffen manchmal ziemlich anstrengend. Man kann Scheiße auch "mehr oder weniger geformtes Produkt eines Defäktionsvorgangs" nennen, und es bleibt trotzdem Scheiße.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Das Herumkauen auf Begriffen ist oft nötig, damit man weiß, ob man überhaupt über dieselbe Sache spricht. (Hatte letztens eine Diskussion über Manipulation in der Erziehung, die erst Sinn gemacht hat, als wir uns auf eine Definition des Begriffs Manipulation geeinigt haben)
Zitat von Lumich im Beitrag #157Natürlich gibt es Fremdenfeindlichkeit und jede Form von Intoleranz unter allen Bevölkerungen der Welt, nur nach dieser Definition würde man sie nicht „Rassismus“ nennen,
Ich finde dieses Herumkauen auf einzelnen Begriffen manchmal ziemlich anstrengend. Man kann Scheiße auch "mehr oder weniger geformtes Produkt eines Defäktionsvorgangs" nennen, und es bleibt trotzdem Scheiße.
Wenn man Rassismus im Zusammenhang mit seiner Historie diskutiert, kann diese Unterscheidung durchaus sinnvoll sein. Ein Beispiel dafür wäre das vielfach diskutierte „Blackfacing“, also weisse Männer (ein weibliches Beispiel wäre mir nicht bekannt), die sich aus Spaß an der Verkleidung schwarz schminken, was von POCs mehrheitlich als verletzend und rassistisch angesehen wird. In der Chapelle-Show gibt es einen weißen Nachrichtensprecher, gespielt von Dave Chapelle, hell geschminkt mit hellbrauner Perücke. Jetzt gibt es bestimmt Leute, die fragen, warum das eine rassistisch und deshalb inakzeptabel ist und das andere nicht. Die Frage beantwortet sich eigentlich von selbst: Der weiße Mann, der sich schwarz schminkt, erzeugt ein Bild, dass im kollektiven Gedächtnis von Menschen mit afrodiasporischem Hintergrund untrennbar mit dem Spott der weißen Unterdrücker (Stichwort: Minstrel-Shows) verbunden ist, selbst wenn das dem Verkleideten nicht bewusst sein sollte. Ein weißer Mann, der nie wegen seiner Hautfarbe marginalisiert wurde, ebensowenig wie seine Vorfahren, kann nicht ernsthaft behaupten, dass er sich vom weißgeschminkten Dave Chapelle auch nur ansatzweise in ähnlicher Form verletzt und herabgewürdigt fühlt. U.a. um dieser Asymmetrie gerecht zu werden, wurde der erweiterte Rassismusbegriff entwickelt.
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Ein Beispiel dafür wäre das vielfach diskutierte Blackfacing, also weisse Männer (ein weibliches Beispiel wäre mir nicht bekannt), [/quote]
Mir schon, allerdings weniger im Zusammenhang mit Theater, Film, der schwarze Pit etc., sondern mit Influencerinnen wie Shirin David, die "so tun" als ob sie schwarze Frauen wären und sich auch entsprechend Bräunungszeug draufhauen. Stichwort: Kulturelle Aneignung. (Was ich übrigens sehr lange nicht verstanden habe)
Ja, das ist auch so ein heißes Eisen. Es ist manchmal ein Eiertanz, die Befindlichkeiten ernst zu nehmen und trotzdem nicht unkritisch zu werden, wenn man manchen Entwicklungen nicht mehr folgen kann. Hier werden die Begrifflichkeiten oft sehr unscharf (also auch hier könnten differenziertere Begriffe helfen), wie wenn es um „Political Correctness“ und dessen Bewertung geht oder Schlagwörter wie „Cancel Culture“ - was gehört wirklich dazu, wann wird das problematisch. Oft ist es überhaupt nicht klar, was genau gemeint ist. Die Sehnsucht nach Einfachheit, nach der Sorglosigkeit vergangener Tage (ja, auf wessen Kosten - schon klar) kann ich absolut verstehen. Ich kann mir auch schöneres vorstellen als die Kopfschmerzen, die ich mir regelmäßig gebe, aber ich jammere natürlich auf hohem Niveau.
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Das hier ist ein gutes Beispiel, wie sich die Wahrnehmung verändert hat:
In den 80ern noch ein Kassenhit (und u.a. auch vom ME/SOUNDS abgefeiert) galt das eigentlich als Film, der sich dem Thema "Rassismus" auf komödiantische Weise näherte und auch Vorurteile offenlegen wollte. Der Soundtrack war ebenfalls recht populär. Heute wird er wegen des Blackfacing von C. Thomas Howell als einer der rassistischsten Filme aller Zeiten auf einigen Internetseiten gelistet.