Zappa kann man das schwerlich ankreiden, in den Siebzigern war die Diskussion noch nicht dermaßen präsent. Aber warum man heutzutage noch für den Balthasar bei den Sternsingern Mädchen Schuhcreme ins Gesicht schmieren muß, als gäbe es keine schwarzen Kinder in Deutschland, ist schon sehr albern.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Also das Album heißt doch JOE's GARAGE, drum gehe ich eh davon aus, daß die schwarze Farbe im Gesicht Motoröl darstellen soll, oder etwa nicht?
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Nein, das kann man dann eben nicht so oder so sehen, sonst könnte man das auch sagen, wenn ich im Wellnessbereich des Kurhotels mit der Schlammpackung im Gesicht rumlaufe. Wenn es Motoröl darstellen soll (oder ist, trau ich dem noch zu), dann ist es eben kein Blackfacing.
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Dann stellt sich aber die Frage, warum man es dann gleichmäßig im ganzen Gesicht verteilen muß. Was wiederum impliziert, ich wolle darüber ernsthaft diskutieren. Ich sehe es nicht als Blackfacing, eben wegen "Joe's Garage". Aber mittlerweile wirst du genug Leute finden, die genau das tun. "Sheik Yerbouti" könnte man ebenso auch als herabwürdigenden Nahost - Stereotyp sehen. Der Grat zwischen "sinnvol" und "gut gemeint, aber komplett überzogen" ist sehr schmal dieser Tage.
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Es ist X-Facing (und für X kann man dann Black, Yellow, Red , Brown oder White einsetzen), wenn absichtlich Hautfarbe oder ethnische zugeordnete äußerliche Stereotype (z.B. dicke Lippen, schmale Augen, dicke Nasen etc.) übernommen werden, um Personen dieser Gruppe darzustellen. In der Tat ist dabei die Intention irrelevant (es spielt also keine Rolle, ob dies mit einem rassistischen Motiv, als Satire, Comedy oder aus einem künstlerischen Grund passiert). Das ist die Definition. Ob überhaupt, und wenn ja in welchem Rahmen, so etwas sein sollte, ist der Kern der Debatte.
Wenn Zappa also die Absicht hatte, hier einen Menschen mit schwarzer Hautfarbe dazustellen, dann ist es Blackfacing. Falls nicht, ist es irrelevant oder der falsche Begriff für das, was man darin sehen kann oder will. Es ist auch kein Yellowfacing, wenn ich Gelbsucht habe oder in einen Farbeimer falle, wohl aber, wenn ich mir Hasenzähne anstecke, einen Lampenschirm auf den Kopf setze und die Augen zukneife, um einen Asiaten zu imitieren.
Was den "Sheik Yerbouti"-Aspekt betrifft, da ist mit Sicherheit mehr Deutungsspielraum.
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Zitat von Lumich im Beitrag #157Ich glaube hier kommen wir wieder zu dem zurück, was ich vorher schon mal zu erläutern versuchte: Die Aussage, dass es keinen Rassismus Schwarz gegen Weiß gäbe, bezieht sich auf die Begrifflichkeit und sagt dabei nicht aus, dass nur Weiße feindselig oder abschätzig gegenüber Menschen anderer Herkunft und/ oder Hautfarbe denken und handeln könnten. Natürlich gibt es Fremdenfeindlichkeit und jede Form von Intoleranz unter allen Bevölkerungen der Welt, nur nach dieser Definition würde man das nicht „Rassismus“ nennen, da der Begriff ursprünglich entwickelt wurde, um Kolonialismus und Sklaverei moralisch und religionsethisch zu rechtfertigen.
Nur weil Rassismus historisch überwiegend Schwarze traf, heißt das nicht, daß man diesen Begriff nicht auch anderweitig anwenden könnte und sollte. Ist bei Sexismus ja dasselbe. Es gibt auch Sexismus gegen Männer.
Wobei diese abstrakten Begriffe letztlich immer verschleiern, worum es eigentlich geht: um grundlose Menschenfeindlichkeit, die sich eben ein beliebiges Objekt sucht.
Diese ganzen Debatten um diese Begriffe sind hochneurotisch und von einem gewissen Opfernarzißmus geprägt, wenn z.B. eine Margarete Stokowski argumentiert, daß es Rassismus gegen "alte weiße Männer" nicht geben könne, weil sie "strukturell" ja immer nur die bösen Täter waren.
An solchen Argumentationen zeigt sich schön, in was für einem Paralleluniversum viele Geisteswissenschaftler leben. Auf einer abstrakten Ebene werden da Kollektive konstruiert und noch allerlei anderes postmodernes Zeug zusammengefaselt, um individuelle Unrechtserfahrungen wegerklären oder bagetellisieren zu können. Nach dem Motto: Nur wir sind die richtigen Opfer, die Begriffe wie Rassismus oder Sexismus für sich reklamieren können.
Und diese Blackfacing-Debatte finde ich auch lächerlich. Blackfacing ist nicht per se rassistisch. Und als kritischer und humorvoller Zeitgenosse würde ich als Regisseur sogar ganz bewußt Schauspieler blackfacen (und vielleicht auch Schwarze whitefacen), um diese ganzen lächerlichen Diskurse durch den Kakao zu ziehen.
Die Welt hat wirklich wichtigere Probleme. Und solche Symbolakte wie z.B. Straßenumbenennungen oder Skulpturenvandalismus bringen rein gar nichts hinsichtlich echter Humanität etc.
Ich bringe hier noch mal meine These an, daß Donald Trump dieser gesellschaftlichen Atmosphäre zu einem großen Teil seine Präsidentschaft verdankt, auch wenn ich dafür mächtig gescholten wurde.
Man muß immer gucken, ob etwas wirklich Gutes und Sinnvolles angestrebt wird - oder ob sich nicht ein paar Leute nur produzieren und ihrem Narzißmus frönen. Und da hat sich in den letzten 20 Jahren eben vieles verselbständigt.
Will man Trump oder die AfD verhindern, muß man solchen Leuten Grenzen ziehen. In Berlin soll jetzt allen Ernstes der U-Bahnhof "Onkel Toms Hütte" umbenannt werden bzw. das wird von "Aktivisten" gefordert. Es wird alles immer absurder und esoterischer.
Zitat von Lumich im Beitrag #157Ich glaube hier kommen wir wieder zu dem zurück, was ich vorher schon mal zu erläutern versuchte: Die Aussage, dass es keinen Rassismus Schwarz gegen Weiß gäbe, bezieht sich auf die Begrifflichkeit und sagt dabei nicht aus, dass nur Weiße feindselig oder abschätzig gegenüber Menschen anderer Herkunft und/ oder Hautfarbe denken und handeln könnten. Natürlich gibt es Fremdenfeindlichkeit und jede Form von Intoleranz unter allen Bevölkerungen der Welt, nur nach dieser Definition würde man das nicht „Rassismus“ nennen, da der Begriff ursprünglich entwickelt wurde, um Kolonialismus und Sklaverei moralisch und religionsethisch zu rechtfertigen.
Nur weil Rassismus historisch überwiegend Schwarze traf, heißt das nicht, daß man diesen Begriff nicht auch anderweitig anwenden könnte und sollte. Ist bei Sexismus ja dasselbe. Es gibt auch Sexismus gegen Männer.
BlaBlaSülz (sic!)
Dass Du absolut nichts verstehst, war auch ohne den langen Text ersichtlich. Du tust so, als ob Du Dich auf meinen Text beziehen würdest, bekommst aber keinen einzigen inhaltlichen Bezug auf die Reihe. Das Netz ist voll mit unreflektierten Hass- und Schimpftiraden, gepaart mit Selbstmitleid (Sexismus gegen Männer… werd erstmal einer!), da sollte es nicht schwierig für Dich sein, ein geeignetes Forum zu finden.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Um die Historie bei Zappa nicht zu sehr zu verzerren: das Coverbild von „Joe’s Garage“ (1979) war ursprünglich einmal als Coverbild für „Läther“ (1977) vorgesehen. Das Foto wurde also nicht eigens im Kontext mit „Garage“ oder „Motoröl“ aufgenommen.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #166Zappa kann man das schwerlich ankreiden, in den Siebzigern war die Diskussion noch nicht dermaßen präsent. Aber warum man heutzutage noch für den Balthasar bei den Sternsingern Mädchen Schuhcreme ins Gesicht schmieren muß, als gäbe es keine schwarzen Kinder in Deutschland, ist schon sehr albern.
Grundsätzlich stimme ich dir in Sachen Balthasar und Schuhcreme natürlich zu. Würde man allerdings ein schwarzes Kind neben Merkel positioniert haben, gäbe wohl ebenfalls genug Leute, die auch dann Rassismus ins Spiel brächten. Ohne dieser ganze Rassismuss-Debatte in irgend einer Form die Wichtigkeit und die Notwendigkeit absprechen zu wollen: aber so langsam steigert sich das in diversen Bereichen zu einer ziemlich aufgeheizten Sache. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man olle Filmkamellen, olle Songs, olle Theaterstücke, olle wasweißichnochnichtalles in dieser Debatte rauskramt und sich hitzig über diesen und jenen (gewollten oder ungewollten) Rassismus austauscht. Selbst unser aller Außerfriesischer ist schon im Fokus. Es dürfte im Zusammenhang damit ganz sicher sehr viele mehr oder weniger prominente Leute aus Politik, Sport, Kunst und Wirtschaft geben, die nichts sehnlicher wünschen, als dass so manche alte Bilderchen, Aufnahmen und ähnliches gerne für immer in dicken Schubladen verschlossen blieben.
Wie schon erwähnt finde ich es unerträglich, wenn man in bereits erschienenen Büchern nachträglich herumpfuscht und Begriffe bereinigt. Da wird IMHO ein Faß aufgemacht, das man lieber zuließe, denn damit wird nachträglicher Zensur Tür und Tor geöffnet. Vorworte, die auf den historischen Kontext verweisen, fände ich da sinnvoller. Bei Filmen und Cartoons sehe ich das ähnlich. Habe mir mal "Jud Süß" von Veit Harlan im Internet angeschaut (guter Rat: Kotztüte bereitlegen, der ist teilweise unfaßbar widerlich). Ich würde ihn aber mit entsprechenden Anmerkungen trotzdem Schulklassen vorführen, um zu zeigen, wie solche Greuelpropaganda funktioniert und was damit bezweckt wird. Natürlich wird es immer Idioten geben, die solchen Scheiß ernstnehmen (es gibt ja auch immer noch Leute, die sich auf die "Protokolle der Weisen von Zion" beziehen, obwohl die bewiesenermaßen eine Fälschung eines russischen Antisemiten sind), aber denen ist so oder so nicht mehr zu helfen ... außer notfalls mit ein paar wohlgezielten Hieben auf die Batterie.
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(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
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Es macht einen Unterschied, ob ich im Rahmen einer Schulstunde rassistische Texte exemplarisch heranziehe und bespreche oder ob ich einem Kind Hatschi Bratschi Luftballon vorlese, in dem es darum geht, dass der böse Muselmane weiße Kinder klaut. Da nützt mir dann eine historische Einordnung genau gar nichts. Solche Bücher gehören wenn möglich überarbeitet oder aber direkt auf den Müllhaufen. Bei Literatur für Erwachsene stellt sich meiner Meinung nach die Frage, ob die Reproduktion rassistischer Stereotype in Texten wirklich ein zu schützendes Kulturgut ist. Meiner Meinung nach ist das ganz selten der Fall, zumal das Herausnehmen solcher Stellen oder Wörter oft keinen Einfluss auf die Geschichte hat, der Rassismus also so oder so überflüssig ist und damit weg kann.
Zitat von beth im Beitrag #178Solche Bücher gehören wenn möglich überarbeitet oder aber direkt auf den Müllhaufen.
Davon abgesehen, daß ich meinem Kind solch einen Scheiß nicht vorlesen würde: dann lieber auf den Müllhaufen. Überarbeiten geht aus Prinzip nicht.
Zitat von beth im Beitrag #178Bei Literatur für Erwachsene stellt sich meiner Meinung nach die Frage, ob die Reproduktion rassistischer Stereotype in Texten wirklich ein zu schützendes Kulturgut ist.
Erwachsenen sollte man zumindest zugestehen, selbständig denken zu können; davon abgesehen, daß man mit dieser Denkweise einen Großteil vergangener Literatur überarbeiten und aussortieren müßte. Zumal ich nicht einsehe, welche Instanz mir vorschreiben sollte, was ich zu lesen habe oder nicht.
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Zitat von beth im Beitrag #178Solche Bücher gehören wenn möglich überarbeitet oder aber direkt auf den Müllhaufen.
Davon abgesehen, daß ich meinem Kind solch einen Scheiß nicht vorlesen würde: dann lieber auf den Müllhaufen. Überarbeiten geht aus Prinzip nicht.
Ich hab's geliebt als Kind. Sehr. 30 Jahre später bin ich allerdings entsetzt, dass meine Hippieeltern mir solche Bücher gegeben haben, was aber sehr schön zeigt, wie manche Dinge einfach nicht weitergegeben werden sollten. Mein Kind kennt das Buch nicht.
Zitat von beth im Beitrag #178Bei Literatur für Erwachsene stellt sich meiner Meinung nach die Frage, ob die Reproduktion rassistischer Stereotype in Texten wirklich ein zu schützendes Kulturgut ist.
Erwachsenen sollte man zumindest zugestehen, selbständig denken zu können; davon abgesehen, daß man mit dieser Denkweise einen Großteil vergangener Literatur überarbeiten und aussortieren müßte. Zumal ich nicht einsehe, welche Instanz mir vorschreiben sollte, was ich zu lesen habe oder nicht. [/quote]
Ich verstehe deinen Punkt, möchte aber anfügen, dass es ganz viele Instanzen gibt, die lenken, was wir lesen. Angefangen bei der Auswahl an Nachrichten, die eine Zeitung auswählt bis hin zur Tatsache, dass auch heute noch Frauen unter Männernamen publizieren, um gelesen zu werden. Und dass alle Erwachsenen eigenständig denken können, bezweifle ich zutiefst.