bitte unterstell uns in zukunft nicht mehr, dass wir nicht in der lage sind, eigene gedanken fassen zu können, sondern nur liberales geschwätz nachplappern. sonst werde ich echt sauer.
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #99 Mit Menschen mit Migrationshintergrund habe ich schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht, habe es aber immer geschafft, das als Einzelfälle zu sehen und nicht zu pauschalisieren.
ich denke mal, anteilsmäßig in etwa genauso viel wie mit menschen in prekären verhältnissen ohne migrationshintergrund, oder?
Sicher gibt es auch in den USA schon rein sozial betrachtet eine ganz andere (Start)Basis für schwarze und weiße Bürger.
Eine Untersuchung des Urban Institute von College-Absolventen in den USA hat ergeben, dass schwarze Amerikaner deutlich weniger eigenes Wohneigentum besitzen. Dies liegt zum einen mit daran, dass eigene schwarze Haushalte generell etwas jünger besetzt sind alle weiße.Im Alter unter 35 Jahren gibt es demnach bei den Personen ohne Hochschulabschluss 9 % schwarze, aber stolze 32 % weiße Hausbesitzer. Bei den Collegeabsolventen sind es immerhin 30 % schwarze, aber eben auch 49 % weiße Hausbesitzer.
Die meisten schwarzen Haushalte werden übrigens von Singlefrauen geführt und diese verfügen ja oft über ein geringeres Einkommen als Männer. Da sie zudem noch Alleinverdienende sind, ist es für sie schwierig, Wohneigentum zu erwerben. 44 % weiße Singlefrauen ohne Hochschulabschluss führen einen Haushalt, aber 72 % schwarze Frauen. Mit College-Abschluss sind es 48 % weiße und 61 % schwarze Frauen. Nur 27 % der jungen schwarzen College-Absolventinnen haben dabei Kinder, jedoch sind es 68 % der weißen.
Die Kreditwürdigkeit junger schwarzer College-Absolventen ist in den USA geringer als die von jungen weißen Haushalten ohne Hochschuldiplom. Die Folge sind geringere Möglichkeiten zur Hypothek- bzw. Kreditaufnahme. Zudem haben junge schwarze College-Absolventen zwar letztlich ein höheres Einkommen, aber auch höhere Schulden als etwa weiße Haushalte ohne Hochschuldiplom. Auch dies erschwert die oft nötige Hypothek-Aufnahme.
Schwarze US-Bürger ohne Hochschulabschluss verdienen $ 20.951; weiße hingegen $38.622 Schwarze US-Bürger mit Hochschulabschluss verdienen $ 67.925; weiße hingegen $ 93.529 Schwarze US-Bürger mit Hochschulabschluss haben $ 39.849 Schulden; weiße $ 33.242
In den USA ist zudem der Besitzstand und der Reichtum der Eltern weißer College-Absolventen deutlich höher als der von schwarzen Absolventen. In der Folge werden weiße Absolventen finanziell elternseitig auch viel besser unterstützt. Die Eltern schwarzer College-Absolventen haben ein Vermögen von „nur“ $ 123.927. Die Eltern weißer College-Absolventen haben ein Vermögen von immerhin $ 1.159.312.
Quelle: Urban Institute / 2000 Decennial Census, / 2005, 2010, 2017 American Community Survey / 1999-2017 Panel Study of Income Dynamics. Die angegebenen $-Werte sind Durchschnittswerte.
"Good taste is the worst vice ever invented" (Edith Sitwell)
Zitat von King Bronkowitz im Beitrag #99Ich engagiere mich seit fast dreißig Jahren gegen Rechts, und zwar im realen Leben, nicht nur unter Nicknamen im Internet, sowie für die Flüchtlingshilfe und Seawatch. Mit Menschen mit Migrationshintergrund habe ich schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht, habe es aber immer geschafft, das als Einzelfälle zu sehen und nicht zu pauschalisieren. Darum versuche ich auch meistens (außer in eindeutigen Fällen) verschiedene Perspektiven zu betrachten, bevor ich mich irgendwo einreihe. Darum war mein Post auch etwas flapsig, weil ich davon ausgegangen bin, daß mich die Leute hier kennen und das irgendwie einzuordnen wissen. Daß halt jemand Neues ums Eck kommt und mir gleich Rassismus auf's Brot schmiert, damit war nicht zu rechnen. Das zeigt aber, wie das im Internet funktioniert. Wenn es blöd läuft, kommt man von der Arbeit heim, macht den Rechner an und hat einen Shitstorm am Hals, gegen den man absolut nichts mehr ausrichten kann, nur weil man sich in einer lauen Minute mißverständlich geäußert hat. Darum habe ich dazu auch bislang nichts geschrieben. Um es kurz zu machen: mir geht es auch um ein gewisses Maß an Eigenverantwortung, und das bezieht sich jetzt nur auf die USA. Mit Sicherheit gibt es ein Rassismusproblem, und viele der heute herrschenden Strukturen sind darauf zurückzuführen. Aber halt nicht alle. Die Black Community hat einige Probleme, die sie halt auch mal selbst angehen muß und die sich nicht immer mit Rassismus entschuldigen lassen, wie diese ganze Gangscheiße, die allgemein verbreitete Misogynie und Homophobie. Ich habe mal einen Bericht über eine vorwiegend von Schwarzen besuchte Schule gesehen (in welcher Stadt weiß ich leider nicht mehr), die von der Community total abgeschirmt wird, um die Gangs rauszuhalten ... und die Schüler dort haben teilweise Top - Abschlüsse. Sowas finde ich sehr gut und bewundernswert. Ich habe - unabhängig von der Hautfarbe! - halt ein generelles Problem damit. jegliche Verantwortung für die eigene Misere entweder dem System oder irgendwelchen anderen (wie hierzulande gerne Geflüchtete als Erklärung dafür herhalten müssen, daß man selbst nichts auf den Schirm kriegt) zuzuschieben. Es gibt einen Track von Ice - T ("Escape From The Killing Fields"), in dem er genau dieses Problem thematisiert, und es bräuchte halt auch einfach mal mehr solche Botschaften, statt nur in den immergleichen Klischees zu erstarren. Und diese beiden Faktoren (Rassismus und manchmal fehlende Eigenverantwortung) ergeben solch ein Ausmaß an Ursache und Wirkung, daß man gar nicht jede Verbindung aufdröseln kann, um nach der eigentlichen Ursache zu suchen.
P.S.: Willkommen im Forum.
Danke euch für die Willkommenswünsche, wenn ich auch sicherlich weiterhin mehr als sich ein wenig über Musik informierende Lesende denn Schreibende dabei sein werde. Auch Beiträge von Dir, King Bronkowitz, lese ich in aller Regel sehr gerne, und ich grüße freundlich zurück! :)
In den USA müssen die Schwarzen also einige ihrer Probleme auch selbst angehen, wie diese Gangscheiße, die allgemein verbreitete Misogynie und Homophobie. Gangscheiße, Misogynie und Homophobie sind also Probleme von Schwarzen. Und die Ursache dafür liegt worin? Die Schwarzen schieben dir zufolge jegliche Verantwortung auf den Rassismus ("jegliche Verantwortung für die eigene Misere...dem System...zuzuschieben"), so wie z.B. Deutsche gerne Geflüchtete für alles verantwortlich machen – aha. Wie sieht das mit Gangscheiße, Misogynie und Homophobie bei den Weißen aus? Das ist dort ein kleineres Problem? Und wenn ja, worin könnten da wiederum die Gründe liegen? Was unterscheidet Schwarze und weiße US-Amerikaner*innen?
"Mit Menschen mit Migrationshintergrund habe ich schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht, habe es aber immer geschafft, das als Einzelfälle zu sehen und nicht zu pauschalisieren." Was genau war dabei die Herausforderung, es „geschafft“ zu haben, nicht zu pauschalisieren? Und was bedeutet hierbei „nicht zu pauschalisieren“? Dass man nicht von Menschen mit Migrationshintergrund spricht, mit denen man schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat, sondern von Einzelfällen?
Mit ein bisschen Glück und viel Zeit vielleicht schon. Allerdings glaube ich, dass es diesem Ziel eher entgegensteht, sein Gegenüber in die Defensive zu treiben. Mir geht das Thema selbst sehr zu Herzen und bin schon oft über meinen eigenen Überschwang gestolpert. Das wollte ich eigentlich nur damit sagen.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Zitat von minos im Beitrag #109 In den USA müssen die Schwarzen also einige ihrer Probleme auch selbst angehen, wie diese Gangscheiße, die allgemein verbreitete Misogynie und Homophobie. Gangscheiße, Misogynie und Homophobie sind also Probleme von Schwarzen. Und die Ursache dafür liegt worin?
Das sind sie auch, genau wie die von Weißen. Nur funktioniert bei Weißen das Regulativ von außen besser, vielleicht auch nur, weil wir es uns leisten können. Ich habe mittlerweile mit manchen Hip Hop - Texten Probleme, auch wenn ich die Musik noch sehr gerne höre. Aber man muß doch zugeben, daß man bei Schwarzen nachsichtiger ist; würden weiße Bands (egal welcher Nationalität) solche teilweise menschenverachtenden und manchmal auch rassistischen Texte bringen, wäre der Aufschrei groß und die Band oder der Künstler wäre gerade von Leuten, die sich gerne als progressiv sehen, geächtet. Und das in 99,9 % der Fälle zurecht.. Bei schwarzen Künstlern sucht man aber immer nach Erklärungen dafür und verweist auf kulturelle Hintergründe und soziale Ungerechtigkeiten, und somit wird diese Haltung kultiviert. Ständig werden somit Klischees reproduziert. Natürlich ist es müßig, als weißer Mitteleuropäer schwarzen Amis erzählen zu wollen, daß sie auch mal ihren Saustall aufräumen sollen, aber eine kritische öffentliche Auseinandersetzung mit strittigen Inhalten findet höchstens in schwarzen Intellektuellenkreisen statt, die sich damit keine Freunde machen. Schwarzer Rassismus Weißen gegenüber ist zwar definitiv nachvollziehbarer, wenn diejenigen, die ihn äußern, nur negative Erfahrungen gemacht haben; aber als weißer männlicher Mitteleuropäer, der sich schon sein Leben lang bemüht, eben kein Arschloch zu sein, nehme ich mir das Recht heraus, Texte, in denen Weiße als "Honky" oder "Blue - Eyed Devils", die man ausrotten muß, bezeichnet werden, trotzdem scheiße zu finden.
Die Ursache dafür liegt worin? Einerseits soll man Minderheiten als absolut gleichberechtigt ansehen (was ich rückhaltlos unterstütze), andererseits stülpt man eine Käseglocke über sie und versucht, Fehlverhalten ihrerseits irgendwie zu rechtfertigen; notfalls sind mittelalte weiße Männer dafür verantwortlich, das paßt offensichtlich immer. Für mich ist ein Schwarzer, der besoffen seine Frau und seine Kinder verprügelt einfach genauso ein Arschloch wie ein Weißer, der das tut. Um das als Fehlverhalten zu erkennen, muß man beim besten Willen nicht privilegiert sein.
Zitat von minos im Beitrag #109Wie sieht das mit Gangscheiße, Misogynie und Homophobie bei den Weißen aus? Das ist dort ein kleineres Problem? Und wenn ja, worin könnten da wiederum die Gründe liegen? Was unterscheidet Schwarze und weiße US-Amerikaner*innen?
Siehe oben. Das impliziert schon latent eine Relativierung. Gangscheiße, Misogynie und Homophobie sind gleichermaßen falsch, egal von wem sie kommen .Um nach eventuellen Unterschieden und Gründen zu suchen ... die gibt es mit Sicherheit, aber das würde jetzt zu weit führen. Ich habe nicht vor, hier einen kompletten Essay abzuliefern. Religion, Patriarchalische Strukturen, ein antiquiertes Männlichkeitsbild ... und auch sozialer Abstieg. Es gibt nämlich auch genug arme Weiße, die sich idiotisch verhalten; der Unterschied ist nur, daß man das Ganze nicht auch als Klassenkampf sieht, sondern (vor allem in linken Kreisen) diesen "dümmlichen White Trash" höchstens verspottet.
Zitat von minos im Beitrag #109Was genau war dabei die Herausforderung, es „geschafft“ zu haben, nicht zu pauschalisieren? Und was bedeutet hierbei „nicht zu pauschalisieren“? Dass man nicht von Menschen mit Migrationshintergrund spricht, mit denen man schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat, sondern von Einzelfällen?
Ich habe "geschafft" geschrieben, weil es mir grad einfiel. Nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, bitte.
Eben das. Es waren Einzelfälle. Arschlöcher, die halt mal nicht weiß und/oder autochthon deutsch waren. Das hat dennoch nicht verhindert, daß ich Schwarze und Leute aus dem Maghreb in meinem Freundes - und Bekanntenkreis habe.
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Ich glaube darauf, dass Hass, Misogynie, Homophobie und vieles mehr grundsätzlich Mist ist, egal von wem, können wir uns alle einigen. Dass ich an jemandem nicht die gleichen Maßstäbe ansetzen kann, der nicht den gleichen Zugang zu formaler Bildung hat, ist eine Sache. Abfeiern muss ich die Ergüsse der jeweiligen benachteiligten Person aber deshalb noch lange nicht. Ich kann eine gewisse Authentizität anerkennen, wenn jemand von seiner Lebenswirklichkeit singt und textet, aber dafür muss ich meine kritische Distanz nicht aufgeben. Ich habe durchaus Musik mit problematischen Inhalten in meiner Sammlung und bin mir dessen stets bewusst. Nun ist Gangsta-Rap nie mein Metier gewesen, und gerade gegenüber dem deutschen Rap, wie er seit den 2000ern immer populärer wurde, habe ich schon oft den gleichen Vorwurf wie Du formuliert, dass man vergleichbare Inhalte einer weißen Band aus dem rechten Spektrum nicht hätte durchgehen lassen. Also ja, Doppelstandards gibt es durchaus, und natürlich ist auch das ein Problem. Das Problem, welches diesem Thread zugrunde liegt, ist aber ein anderes und ein deutlich gravierenderes.
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Am Rande möchte ich mich erwähnen, dass in der sog. Black Music eine bestimmte Ästhetik eine größere Resonanz erzeugt als andere, obgleich es die Alternativen durchaus gibt. Die Medienkonzerne, die über Jahrzehnte die entscheidende Gatekeeper-Funktion inne hatten (und auch heute noch einen gehörigen Einfluss genießen, wenn auch mit deutlichen Einbußen in den letzten 25 Jahren) sind praktisch ausschließlich von Weißen geführt. Dass der Archetyp des Zuhälters sich zu einer Symbolfigur des schnellen Erfolges entwickelt hat, ist sicher nicht allein weißen Medien anzulasten. Eine Verstärkerfunktion würde ich denen aber schon zuschreiben.
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Gangsta Rap fand ich als junger Mann durchaus großartig. Daß ich mit einigen Texten Probleme bekam, sehe ich als Reifungsprozeß. Hörte vor einem Jahr mal wieder die "Efil4zaggin" von N.W.A. und merkte, daß mich einige Textpassagen doch unangenehm berührten. Aber das habe ich als reine, dick aufgetragene Provokation gesehen ... was aber auch wieder zweifelhaft wird, wenn man das frühere Verhältnis von Dr. Dre zu häuslicher Gewalt betrachtet. Bei 5%ern wie den Brand Nubian hat es sich dann aber mit der Provokation. Das sind astreine Faschisten, auch wenn deren erste drei Platten leider sehr großartig sind.
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Zitat von Lumich im Beitrag #116Das Problem, welches diesem Thread zugrunde liegt, ist aber ein anderes und ein deutlich gravierenderes.
Ich weiß, aber wie ich in meinem kontrovers aufgenommenen Post schrieb: für mich ist das ein weitläufiger, miteinander verwobener Problemkomplex, für den es IMHO keine einfachen Lösungen gibt. Auch nicht mit noch so viel gutem Willen. Natürlich ist es gut, gegen Rassismus gegen Schwarze zu sein, und er ist mit Sicherheit der Auslöser für einen Großteil der jetzigen Probleme, aber halt nicht mehr der einzige. Wir befinden uns nicht mehr in den 60er Jahren.
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das problem ist (in den usa) 400 jahre alt. da ist klar, dass es keine einfachen lösungen gibt, aber vielleicht sollte man irgendwann mal damit anfangen, welche zu suchen. und wenn nichts passiert, bedarf es halt auch mal einen weckruf in form von unruhen (und leider auch gewalt).