Was die englischen Wörter betrifft, würde ich es schon gendern, wenn sich kein deutsches Wort finden lässt. Das wird ja bereits sehr oft so im allgemeinen Sprachgebrauch so gemacht: Supporterin, Promoterin, Cutterin, Managerin usw. Wenn sie es dennoch nicht tun will, kann sie sich ja aber immer noch darauf berufen, dass es ein englischer Begriff ist, und auf Englisch wird eben nicht gegendert.
Was die Wortstämme angeht habe ich damit sehr oft zu kämpfen weil ich gefühlt jeden Tag einmal das Wort Ärzt*innen schreiben muss, was ja auch nicht gut funktioniert. Ich folge dabei der Logik, die ich auch bei der Grammatik anwende: Es wird das generische Femininum verwendet und das Gendersternchen zeigt alle anderen Geschlechter an. Also „Die Ärzt*in trägt ihre Tasche“. Das ist nicht perfekt, es fällt mir aber auch keine bessere Lösung ein, die nicht völlig den Satz zersprengen würde. Da es ja keine Sprachregeln für diese Art des Gendern gibt, verfolge ich immer in Gedanken die Frage: Welche Form lässt sich mit dem geringsten Irritationsmoment laut vorlesen?
Zitat von fanwander im Beitrag #61"Ich als Kunde*in möchte...."
Ich als Kunde, solange ich noch keine Geschlechtsumwandlung hinter mir habe, was ich auch nicht plane. Ansonsten "Kundinnen und Kunden"; man muß es sich ja nicht unnötig schwermachen.
We don't believe in anything we dont stand for nothing. We got no "V" for victory cause we know things are tougher.
(Iggy Pop/James Williamson: "Beyond The Law")
---------------------------------------------------------------- From the river to shut the fuck up.
Naja, der Duden sagt ja leider nur, dass bei Wörtern, wo sich der Vokal im Wortstamm ändert, nicht abgekürzt wird. Es gibt aber ja keine Langform für das dritte Geschlecht. Wirklich inklusiv ist man mit dieser Regel also leider nicht. Zumal alle Formen mit Stern oder Doppelpunkt ohnehin nicht vom amtlichen Dingsbums abgedeckt seien. Ich bin ja leidenschaftlicher Duden-Dude, aber beim Gendern ist mein Eindruck, dass man da einfach selbst gucken muss, was sinnvoll und logisch erscheint.
... und wie schon öfter angemerkt: es gibt keinen zwang, sondern nur einen drang derjenigen, die sich darüber gedanken machen. dass das einige dann gleich als diktat des links-grün versifften mainstreams ausmachen, sollte eigentlich nur deren problem sein. ist es aber dummerweise nicht, sondern es wird eben oft als argument dafür angeführt, dass andere sichtweisen unterdrückt werden. ungern übernehme ich deren blöde rhetorik, aber hier passt es: kommt damit zurecht, ihr opfer.
Zitat von gnathonemus im Beitrag #71... und wie schon öfter angemerkt: es gibt keinen zwang, sondern nur einen drang derjenigen, die sich darüber gedanken machen. dass das einige dann gleich als diktat des links-grün versifften mainstreams ausmachen, sollte eigentlich nur deren problem sein. ist es aber dummerweise nicht, sondern es wird eben oft als argument dafür angeführt, dass andere sichtweisen unterdrückt werden. ungern übernehme ich deren blöde rhetorik, aber hier passt es: kommt damit zurecht, ihr opfer.
dankeschön, diese sätze möchte ich gerne ins komplette internet copypasten.
Zitat von Quork im Beitrag #67Es wird das generische Femininum verwendet und das Gendersternchen zeigt alle anderen Geschlechter an.
Da wird ein Schuh draus: Man nimmt eine generische Form (im Prinzip egal ob mann oder frau) und macht das Sternchen oder Binnen-I oder was auch immer rein.
Und ja @Lumich : ich bin auch schlicht fürs Nennen beider Formen. Und nein @gnathonemus : das hat nix mit rechts-braun (oder was auch immer) versifft zu tun, sondern damit, dass es von ganz konservativen Sozialwissenschaftlern nachgewiesenermaßen was ausmacht. Unbequem, aber Sachverhalt.
Wie steht ihr eigentlich zum Thema Substantivierung? Das ergibt ja sprachlich auch nicht immer Sinn. Beispiel: Wenn ich im aktuellen ME schmökere bin ich "Lesender", wenn ich das Heft weglege nur / immer noch "Leser".
Zitat von CobraBora im Beitrag #75Wie steht ihr eigentlich zum Thema Substantivierung? Das ergibt ja sprachlich auch nicht immer Sinn. Beispiel: Wenn ich im aktuellen ME schmökere bin ich "Lesender", wenn ich das Heft weglege nur / immer noch "Leser".
So etwas in der Art hat Herr Dr. Patzelt als Argument gegen das Gendern genannt: Es ging dabei um das neutrale „Studierende“ im Gegensatz zu „Student“ oder „Studentin“. Sein Argument dagegen war, dass man nur während der tatsächlichen Tätigkeit ein Studierender wäre, ansonsten aber nicht. Das ist natürlich Quark, weil der oder die Vorsitzende dies auch noch wäre, außerhalb der Geschäftszeiten.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
Ich finde Substantivierungen an sich eine ganz hilfreiche Lösung. Gehäuft stören sie mich aber inzwischen ehrlich gesagt im Lesefluss mehr als ein Gendersternchen oder der noch unauffälligere Doppelpunkt. Und bei den meisten Berufsbezeichnungen hakt es einfach weil da ja meist mehr mitschwingt als eine bloße Tätigkeitsbeschreibung. Die Kochenden sind in den meisten Fällen eben doch keine gelernten Köch:innen. Bei der Arbeit sprechen wir aber inzwischen ganz selbstverständlich von den "Mitarbeitenden" und meinen damit nicht die externen Dienstleister:innen, die auch an Produkten mitarbeiten. Ist also wahrscheinlich doch auch eine Frage von Kontext und Gewohnheit.
Zitat von Quork im Beitrag #77Ist also wahrscheinlich doch auch eine Frage von Kontext und Gewohnheit.
So wird es wohl sein. Der / die "Vorsitzende" ist ein Begriff, der sich schon so weit eingebürgert hat, dass gar nicht mehr auffällt, dass es eigentlich eine Substantivierung ist. Bei neuen Wortschöpfungen ist das natürlich schwieriger, für mich hat es vom Sprachgefühl her meist die Bedeutung, dass jemand etwas in diesem Moment tut. Und der Kochende könnte ja auch vor Wut kochen, das hätte dann mit einer Berufsbezeichnung nichts mehr zu tun.
Und wenn Thomas Müller in den Strafraum zieht, ist er keine hängende Spitze mehr? Abgesehen davon bist du in dem Moment, in dem dich der ME als "lieber Lesender" anspricht, ja tatsächlich immer Lesender, auch im ganz genauen Sinne.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."
Ja klar, weil ich das ja in dem Moment lese. Würde ich aber z.B. bei einer Umfrage gefragt, ob ich ME-Lesender bin, würde mir das seltsam vorkommen. Abgesehen davon: Müsste man das dann nicht auch gendern? Oder funktionieren Substantivierungen generell nur im Plural?
Ich glaube, die Substantivierungen wurden als Alternative für die Bezeichnung von Gruppen vorgesehen. "Studierende" statt "Studenten" - da leitet sich das althergebrachte Wort übrigens auch schon von der Verlaufsform "studens" ab, müsste also auf dieselben Vorbehalte ("Abends in der Kneipe sind das doch keine Studierenden!") treffen.
Zur Frage des zusätzlichen Genderns: "Lesende:r" funktioniert auch, aber da würde ich dann "Leser:in" vorziehen.
"Happy Holidays... is what terrorists say. Merry Christmas, from Avery and Jack."