tja, das problem mit den oscar bait movies, aber da ist eben "moonlight" ein schlechtes beispiel, weil es schlicht und einfach ein kunstwerk ist, an dem selbst die mumien der academy nicht vorbei kamen (ein gutes wäre "spotlight" - guter film, aber doch bitte nicht der film des jahres 2015). und wenn sie endlich mal von der öffentlichkeit bescheid gestoßen bekommen, dass sie solche filme gefälligst nicht mehr ignorieren sollen, dann ist das doch gut.
Soweit ich weiß, wurde Black Panther 2015 bereits von Marvel angekündigt und ist nun wirklich kein Film, der sich im Oscar-Rennen sehen würde. Was man eher vermuten kann, ist die Tatsache, dass es inzwischen eine deutlich kaufkräftigere schwarze Mittelschicht in der USA gibt, für die es bisher eben wenige auf sie ausgerichtete Produktionen gab. Das hat Disney erkannt und füllt nun eine Marktlücke, die gleichzeitig auch ein Anzeichen von Diskriminierung und Ungleichheit war. Und das macht eben jene Gruppe Menschen glücklich. Das ist doch schön, oder nicht?
blütenweiß, aber mit einer gehörigen portion kapitalismus-kritik:
captain fantastic
ein film, der selbstverständlich keine oscar-nominierung erhalten hat, aber viggo mortensen hätte es endlich mal verdient gehabt, nach all den brillianten leistungen in "eastern promises", "a history of violence", "the road". nun ja, wie auch immer, ein schönes märchen, tolle darsteller, tolle aufnahmen, ein origineller plot, hollywood macht's möglich auch das bisschen subversion, unterhaltsam und familiengerecht zu verpacken.
Ich mag François Ozons Art Geschichten zu erzählen. Bei "Jung & Schön" werden die Motive der handelnden Personen für ihr Verhalten nur sehr locker dargereicht, letztlich bleibt vieles im Trüben. Die Hauptfigur wird auch fast durchgängig sehr distanziert gezeigt, wobei der Film selbst eher intim wirkt. Man sieht die Hauptdarstellerin häufig nackt, dennoch bleibt sie unnahbar und verschlossen. Ozon zeigt jedenfalls sehr geschickt die Verwirrung eines Teenagers beim Erwachsen werden, dem Kennenlernen der eigenen Bedürfnisse und dem Ausloten von Grenzen.
obgleich die berlinale aus verschiedenen gründen seit jahren nahezu spurlos an mir vorbeizieht, war ich nun doch mal zumindest auf der GENRENALE, was daran lag, dass eine liebe kollegin vier jahre lang mit an diesem no-budget-film gewerkelt hat, und ich den nun doch sehen musste (er wurde, soweit ich weiß, in D überhaupt erst einmal aufgeführt). meine erwartungen waren nicht besonders hoch; umso begeisterter kam ich wieder aus dem kino! ein wunderbarer spaß, dem man seine finanzielle beschränkung höchstens bei den locations und sets anmerkt - der rest ist so stimmig und temporeich in szene gesetzt, dass man sich fragt, warum ein wahllos herausgegriffener tatort mit millionen ÖR-geldern umgesetzt werden muss, um dann im vergleich doch fipsig zu wirken. zwei kleingangster in einem dystopischen berlin der allernächsten zukunft finden in einem geklauten auto ein filmskript, in dem exakt das steht, was sie gerade erleben. diese prämisse verspricht gerade bei einem deutschen film eher krampfig-verkopfte hirnficks; es ist daher eine freude zu sehen, mit wieviel spaß und ironie die macher ständig ihre eigenen volten um sich selbst wickeln. allein schon alexander schubert (of heute-show fame) als autor zuzusehen (ein zahnarzt, der nebenbei als hobby skripte schreibt und zunächst keine ahnung hat, was er damit anrichtet), wie er ständig im letzten moment die handlung umwirft, mit einer kreativen durststrecke einen scheinbar unausweichlichen tod verhindert, um sich nachher für die idee seines eigenen ablebens als kreativgott zu feiern, ist mehr als sehenswert. aber auch der rest der besetzung hat ganz offensichtlich riesenspaß an der sache, und selbst gedeon burkhard wächst über sich selbst hinaus. das alles tanzt durch eine bunte zitatensammlung aus tarantino, martial arts und 70er-jahre-superhelden (mathis landwehr als electro-hyperman ist eine irrwitzige kombination aus beidem), fährt kannibalistische polen, blinde auftragskiller mit ankreuzformularen für den gewünschten abknallspruch, einen sich als roboter ausgebenden angsthasen und einen singenden engel auf. und wenn da jetzt der eine oder andere spoiler dabei war, macht das gar nichts, weil die wendungen einfach immer noch mal einen tick irrer sind, als man erwartet. leider aber auch, weil man sie ohnehin vergessen haben wird, wenn das kleinod endlich mal regulär zu sehen sein wird - die herrschaften kämpfen nämlich nach wie vor um einen verleih; und ohne die (damit zum glück gesicherte) dvd-vorfinanzierung wäre es wohl gar nicht erst zur premiere gekommen. also: merken, und dann gucken! und hinterher begeistert trommeln, so wie ich jetzt!
Shape of Water Liebe in Zeiten von Intoleranz. Ein bisschen wie die fabelhafte Welt der Amelie, nur eben düster, nicht jugendfrei und die Welt deutlich weniger fabelhaft. Michael Shannon ist abonniert auf die Rolle des zwanghaften Fieslings und übertrifft sich diesmal selbst. Nahezu jedes Detail in diesem Film erfüllt seinen Zweck - wird irgendwo zumindest nochmal erwähnt. Auf seine Art vielleicht mehr Hollywood als Arthaus, aber bestimmt nicht seicht und gefällig. Meisterhaft.
☟ smog in berlin. nichts wie hin. weil du mich küsst, bin ich kein tourist.
wollte ihn noch anschauen, bevor er aus amazon prime rausfliegt. nicht dass ich es bereue, aber es war mit einer mischung aus faszination und ekel mit der ich den film ... ja, äh ... überdauert habe. allein schon als ich die worte "eddie vedder" in den anfangs-credits ausmachte, wurde mir ganz anders. immerhin: sein geknödel war nicht allzu prominent und daher einigermaßen erträglich. na ja, und dann hab ich seit "himmel über berlin" mit seinem handke-pathos irgendwie eine abneigung gegen poesie (die buchstäbliche) im film - und davon wird am anfang sehr viel gebrauch gemacht. aber es wird besser und das erzählerische rückt in den vordergrund. dass das nicht-linear und auch zwischendurch mit verschiedenen voice-overs passiert tut dem film ob seiner schieren länge (2 1/2 stunden) sehr gut. will heißen: man langweilt sich nicht. trotzdem: von sean penn hätte ich mir doch einen weniger pathetischen scheiß erwartet als dieses idealistisch-verklärende aussteiger-drama. dass das ganze auf tatsächlichen begebenheiten beruht, wie ich erst nachher feststellte, macht's nicht unbedingt besser. prädikat: so mittel.
Wie soll man dieses reale Aussteigerdrama denn sonst verfilmen? Das Genre ist ja durch die zugrunde liegende Geschichte vorgegeben. Den Kritikpunkt verstehe ich deshalb nicht. Oder meinst du, man hätte sich dem Protagonisten kritischer nähern müssen? Da bin ich dann durchaus bei dir.
Enttäuschend und leider weit weg von der Qualität ala "Moon" und auch "Source Code". Selbst die SFX sehen nicht so gut aus, manche Sets nach Babelsberg wo diese auch standen. Alles nicht wichtig, aber die Story ist langweilig, die Beweggründe der Protagonisten ist leider auch nicht nachvollziehbar. Manche wirken wie eine Karikatur. Schade.
Zitat von LFB im Beitrag #2003Wie soll man dieses reale Aussteigerdrama denn sonst verfilmen? Das Genre ist ja durch die zugrunde liegende Geschichte vorgegeben. Den Kritikpunkt verstehe ich deshalb nicht. Oder meinst du, man hätte sich dem Protagonisten kritischer nähern müssen? Da bin ich dann durchaus bei dir.
das wollte ich mit "pathetisch-verklärend" ausdrücken. die story an sich stelle ich nicht in frage, die ist wohl ziemlich akkurat wiedergegeben. aber wie seine weltflucht durch die literaturzitate, die musik und die zum teil gestelzten dialoge und selbstgespräche in den bereich des philosophischen erhoben wird, finde ich doch arg übertrieben. der typ hatte halt - bedingt durch sein verkorkstes elternhaus - einen ziemlichen knacks weg, der vielleicht auch dazu führte, dass er sich gnadenlos selbst überschätzt hat. eigentlich ein wunder, dass er es überhaupt geschafft hat, so lang zu überleben.
Ich habe den ewig nicht gesehen, hatte aber vor allem Probleme mit der unsympathischen, egozentrischen Hauptfigur. Ich glaube nicht, dass Sean Penn wollte, dass Zuschauer sich denken: Tja, selbst schuld, Bursche. Aber genau das ist bei mir passiert.
Den Film müsste ich mir glatt mal wieder geben. Da das Ende doch sehr tragisch ist, würde ich aber nicht behaupten, dass der Film "idealitisch-verklärend" ist. Aber ich glaube, ich weiß ein wenig, worauf du hinaus willst...
Könnte gut sein, dass mir das Pathos heutzutage etwas saurer aufstößt, aber vielleicht wird man auch einfach älter und verliert seine Träume, Hoffnungen und sowas
herrjeh, warum tu ich mir allerweil diesen popcorn-schrott an. wahrscheinlich weil ich den letzten, den ich gesehen habe - "deadpool" - ganz lustig fand. hier bin ich aber wieder auf dem boden der tatsachen gelandet, nämlich dass der meiste superheldenquatsch einfach nix für mich ist. langsam sollte ich es besser wissen. wobei, das deadpool-sequel ...
Der letzte Film von Harry Dean Stanton: Lucky ist ziemlich alt aber fit, lebt allein in einer Kleinstadt in der kalifornischen Provinz und schlurft eigentlich entspannt durch seinen Alltag. Doch dann reißt ihn ein kurzer Moment aus seinem Trott und ihm wird bewusst, dass er irgendwann nicht mehr aufwachen wird. Sehr berührende Meditation über das Alter bzw. die damit einhergehende Bewusstwerdung der eigenen Sterblichkeit. Kleiner, unspektakulärer Film, der mich sehr bewegt hat, obwohl eigentlich nicht viel passiert. Als Stanton "Volver, volver" singt, ist mir schon ordentlich Wasser in die Augen geschossen. Zum Schluss nochmal so eine Rolle, in der er einfach so sein kann, wie er ist bzw. war - so einen Abschied wünscht sich wahrscheinlich jeder Schauspieler.